(Religiöse) Angst und ihre Schwester, die Furcht sowie eines ihrer grausamen Ventile: die Hexenverfolgung


Seminararbeit, 2006

15 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.0 Einleitung
1.1 Die Angst und ihre Schwester, die Furcht
1.2 Angst als alltägliche Begleiterin im Mittelalter
1.3 Religiöse Angst
1.3.1 Frühmittelalter:
1.3.2 Hoch- und Spätmittelalter – Zeitalter des Teufels

2.0 Grausames Ventil der irrationalen Ängste – Die Hexenverfolgung

3.0 Resümee

4.0 Literaturliste

1.0 Einleitung

Wer kennt sie nicht: furchtlose Heldinnen und Helden der Weltliteratur und Menschheitsgeschichte: angefangen bei Noah mit seiner Arche oder dem kleinen David, der den Philister Goliath mit seiner Steinschleuder besiegt, hinüber zu Jeanne D’Arc und ihrem tragischen Schicksal. Oder vielleicht weiter zu Frodo Baggins und seinen Gefährten, denen ihr Mut und ihre unbesiegbare Freundschaft zueinander den Sieg bescheren oder dem Kleinen Prinzen, der seine Feinde mit Weisheit zu besiegen weiß bis hin zu neuzeitlichen Heldinnen wie Hermione Granger, ohne deren Wissen, Mut und Hilfsbereitschaft die eigentlichen Helden von Hogwarts sich vor lauter Furcht in die Hose machen würden. Wir alle bewundern, verehren, respektieren unsere Heldinnen und Helden, weil sie mit uns (und wenn auch nur scheinbar) eine zutiefst menschliche Schwäche nicht teilen: die Angst. Und selbst wenn sie diese zeigen, sind sie stets imstande, sie zu überwinden und zu einem größeren Zwecke einzusetzen, zum Wohle anderer, auf jeden Fall zum Wohle eines hehren Ziels, das sie ständig vor Augen haben.

Die Überwindung dieser elementaren menschlichen Gefühlsregung der Angst bereitet vielen Menschen große, zum Teil sogar existenzielle Schwierigkeiten. Doch eigentlich ist die Angst eine ständige Begleiterin des Menschen durch seine Geschichte hindurch. Ihre Erscheinungsform und ihre Auslöser liegen an verschiedenen Orten und immer wieder kommt es vor, dass aus machtpolitischen und/oder religiösen Motiven die Angst absichtlich als Werkzeug zur Kontrolle missbraucht wird.

In dieser kurzen Arbeit soll ein Überblick über die Angst und ihre Schwester, die Furcht, mit der sie im Alltagssprachgebrauch oft verwechselt wird, gegeben werden, anschließend folgt ein Kapitel über ein grausames Ventil der Angst, zum Großteil gegenüber Frauen: die Hexenverfolgung.

1.1 Die Angst und ihre Schwester, die Furcht

Schon der Apostel Paulus schreibt im 1. Korintherbrief u.a. davon, dass die Liebe so stark ist, dass sie alles aushält. (1 Kor 13). Bei allen unterschiedlichen Erfahrungen, die wir auf dem Gebiet der Liebe machen, steht doch mit Gewissheit fest, dass sie zu den stärksten Empfindungen gehört, zu denen ein Mensch fähig ist. Eine Empfindung, die sich weder mit irgendwelchen Mitteln herstellen noch mit irgendwelchen anderen Mitteln wieder vertreiben ließe oder für die es eine wirklich rationale Begründung gäbe.

Auf der anderen Seite der Gefühlsskala gibt es wohl nur eine andere Empfindung, für die man Ähnliches sagen könnte, nämlich die Angst. Sie entsteht auf eine nicht selten diffuse Art und Weise, in Verbindung mit bestimmten Tageszeiten, Lichtverhältnissen, Orten. Nicht selten kann es passieren, dass wir vor etwas oder vor jemandem Angst haben, ohne genau begründen zu können, warum. Und selbst wenn uns jemand versucht, diese Angst zu nehmen, indem er uns z.B. mehr über etwas oder jemanden erzählt, verschwindet sie nicht einfach, sondern lässt erst allmählich nach. Wie ihre Verwandte, die Liebe, braucht sie viel Zeit, um wieder das Weite zu suchen, aber nur einen Augenblick, um von uns Besitz zu ergreifen. Vertrauen, wohl das Grundelement von Liebe, baut sich genauso langsam auf wie sich Misstrauen und Vorbehalte, zwei Elemente von Angst, wieder abbauen lassen.

Aber ist es immer Angst, die wir empfinden? Was ist der Unterschied zwischen Angst und Furcht?

Würde man versuchen, die Erklärung für den Unterschied zwischen „Angst“ und „Furcht“ in einen einzigen Satz zu verpacken, so würde dieser wohl ungefähr so lauten: Man kann sich vor dem Mathelehrer fürchten, braucht deshalb aber vor der Mathematik keine Angst zu haben.

In dieser komprimierten Weise zeigt sich schnell der Unterschied zwischen beiden Begriffen:

Angst tritt entweder als Realangst vor „objektiven äußeren Begebenheiten“[1] oder als Binnenangst vor als „bedrohlich empfundenen Instanzen“[2] auf, richtet sich aber niemals auf ein konkretes Objekt.

Ihre Schwester, die Furcht hingegen geht von einem ganz konkreten Objekt aus. Wovor sich jemand fürchtet oder vor was jemand Angst hat, ist individuell verschieden. Denn Angst bzw. auch Furcht sind immer etwas zutiefst Persönliches. Jeder Mensch empfindet, auch wenn er sich über ähnliche Dinge beunruhigt, dieses Gefühl anders hinsichtlich der Intensität bzw. der Existenzialität.

Nicht nur religiöse Hintergründe haben damit zu tun, auch kulturelle Umstände spielen dabei eine Rolle.[3] Solange die Menschen nicht wussten, was bei einer Sonnenfinsternis geschieht oder wenn bei einem Gewitter Blitz und Donner auf die Erde hernieder gehen, waren selbst diese völlig natürlichen Phänomene von großer Angst begleitet. Und selbst in der heutigen Zeit gibt es Menschen, die sich während eines Gewitters nicht vor die Türe trauen, obwohl es allgemein bekannt ist, dass die Blitze mit dem Zorn Gottes eigentlich nichts zu tun haben.

Von vielen Ängsten wurden wir im Vergleich zu unseren Vorfahren befreit, dafür sind neue Ängste an ihre Stelle getreten: Bakterien, neue Krankheiten, Verkehrsunfälle und neuerdings auch Einsamkeit.[4] So sehr wir uns also bemühen, hinter die letzten Geheimnisse des Lebens zu kommen und sie ihres Schreckens zu berauben, so treten doch immer wieder neue Ängste vor bisher nie gekannten Bedrohungen auf. Die beiden Geschwister Angst und Furcht begleiten uns also ständig und wir können sie nicht abschütteln.

Angst hat auch immer einen Doppelaspekt[5]: sie kann uns aktiv zu etwas bewegen, aber auch lähmen. Wer sich seinen eigenen Ängsten stellt, wird Angst mitunter sogar als eine nützliche Warnung bei Gefahren empfinden oder auch als einen Impuls, sie zu überwinden. Wenn wir an einer solchen Schwelle angelangt sind und es uns gelingt, sie zu überschreiten, bedeutet das einen von zahlreichen Entwicklungsschritten in unserem Leben. Jeder dieser Schritte ist aber seinerseits wieder mit Angst behaftet, schließlich wagen wir uns damit in ein Gebiet vor, das Unbekanntes oder noch nicht Erlebtes enthält[6] oder wir befürchten, für etwas Verbotenes bestraft zu werden und sind hin- und her gerissen zwischen der Neugier und dem Bewusstsein, etwas Verbotenes zu tun, für das wir bitter bestraft werden können.

[...]


[1] Aus: Dinzelbacher, Peter: Angst im Mittelalter. Teufels-, Todes- und Gotteserfahrung: Mentalitätsgeschichte und Ikongraphie, Paderborn: Schöningh 1996, 9.

[2] Ebenda.

[3] Vgl.: Riemann, Fritz: Grundformen der Angst. Eine tiefenpsychologische Studie, München: Ernst Reinhardt Verlag 19759, 8.

[4] Ebenda.

[5] Vgl.: Riemann, Grundformen, 9.

[6] Vgl.: Riemann, Grundformen, 9.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
(Religiöse) Angst und ihre Schwester, die Furcht sowie eines ihrer grausamen Ventile: die Hexenverfolgung
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz  (Institut für Religionswissenschaft)
Veranstaltung
Von Lilith zum Vamp
Note
1
Autor
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V134269
ISBN (eBook)
9783640417223
ISBN (Buch)
9783640412761
Dateigröße
400 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Angst, Hexenverfolgung
Arbeit zitieren
Mag. Markus Löhnert (Autor:in), 2006, (Religiöse) Angst und ihre Schwester, die Furcht sowie eines ihrer grausamen Ventile: die Hexenverfolgung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134269

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