Die Bestattungsform der Kremation im Wechsel von Zeit und Gesellschaft


Seminararbeit, 2005

17 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung und Vorbemerkungen
1.1 Begriffsbestimmung
1.2 Auswahl von Aussagen in der Bibel über die Kremation

2 Die historische Entwicklung der Feuerbestattung
2.2. Anfänge der Wiederentdeckung in Europa
2.3 Die Kirche in der Defensive
2.3.1 Die Position der Katholischen Kirche heute
2.3.2 Die Position der Griechisch-Orthodoxen Kirche 2001

3 Liturgische Formulare
3.1 Der Gottesdienst zur Bestattung in der Evangelisch-Lutherischen Kirche
3.1.1 Gottesdienst vor der Einäscherung
3.1.2. Urnenbeisetzung
3.2 Die Liturgie in der Anglikanischen Kirche
3.2.1 Die Beisetzung der Asche als eigene liturgische Feier

4 Schlussbemerkungen

5 Literaturliste

1 Einleitung und Vorbemerkungen

Viele Menschen haben Angst vor dem Tod. Wäre dem nicht so, könnten Filme über Mord und Totschlag, über dramatische Ereignisse innerhalb von Familien oder auch über Untote, die auf Erden wandeln, nicht so einen großen kommerziellen Erfolg verbuchen. Diese Angst vor dem Tod hat meiner Ansicht nach zu einem großen Teil damit zu tun, dass es keine beweisbare Antwort auf die Frage gibt, was denn nach dem Tod kommt. Die Religionen versuchen, den Menschen u.a darauf, eine Antwort zu geben und bieten ihren Gläubigen eine Perspektive an, die über die Lebensspanne, die jeder Mensch auf Erden verbringt, hinausgeht. So sieht auch das Christentum im Tod nach dem irdischen Dasein des Menschen nicht sein Ende, sondern betont, nicht zuletzt in der liturgischen Ausgestaltung der Begräbnisfeiern, den österlichen Aspekt, d.h. die Auferstehung von den Toten. Aber so wie sich der inhaltliche Schwerpunkt der Begräbnisliturgie im Lauf der Zeit verändert hat, sieht sich auch die Kirche mit neuen Bestattungsformen konfrontiert. Die bisher hierzulande am weitesten verbreitete Form der Erdbestattung bekommt immer mehr Konkurrenz durch andere Beisetzungsformen, wie z.B. die Seebestattung, die Weltraumbestattung oder eben auch die Kremation. Die Aufgabe meiner Arbeit soll es sein, die geschichtliche Entwicklung dieser immer beliebteren Bestattungsform aufzuzeigen und in einem zweiten Schritt die Position der römisch-katholischen Kirche darzulegen. Abschließend möchte ich noch kurz die Auseinandersetzung um die Kremation in der griechisch-orthodoxen Kirche darstellen. Bereits bestehende liturgische Formulare in der Anglikanischen und der Evangelisch-Lutherischen Kirche bilden den Abschluss.

Im Übrigen möchte ich drauf hinweisen, dass ich überall, wo es mir zutreffend erschien, eine geschlechtergerechte Schreibweise, im Zweifelsfalle jedoch den männlichen Plural verwende, der aber ggf. selbstverständlich inklusiv zu verstehen ist.

1.1 Begriffsbestimmung

Seinen Ursprung hat das Wort Kremation im lateinischen cremo, -as, are (verbrennen). Unter Kremation versteht man in weiterer Folge die „Beisetzung der Aschenreste (in der Regel) in einer Urne eines zuvor zu diesem Zweck verbrannten Leichnams. Im abendländischen Kulturraum erfolgt die Verbrennung der Leiche in der Regel im Krematorium […]“[1].

1.2 Auswahl von Aussagen in der Bibel über die Kremation

Einige Stellen im Alten Testament sprechen über die Verbrennung von Körpern im Zusammenhang mit Strafe. Hier eine Auswahl:

- Gen 38,24: Verbrennung als Strafe für ein uneheliches Kind.
- Lev 20,14: Verbrennung als Strafe für die Heirat einer jungen Frau und
ihrer Mutter (auch der Mann wird verbrannt!).
- Lev 21,9: Strafe für unzüchtige Priestertöchter, die als Dirnen ihren Vater
entweihen.
- Jos 7,25: Achan, der Sohn Serachs, wird gesteinigt und verbrannt.
- 1 Kön 13,2: Joschija wird Jerobeam, dem ungehorsamen Gottesmann,

verheißen als jemand, der die Höhenpriester auf dem Altar hinschlachten und die Gebeine verbrennen wird.

An anderer Stelle wird selbst den größten Feinden Israels zugestanden, eine Erdbestattung zu erhalten, so z.B. bei Jos 10,26: Josua besiegt alle fünf Kanaaniter-Könige und lässt ihre Körper, nachdem sie bis zum Tagesende am Baum aufgehängt waren, in einer Höhle beisetzen. Oder auch bei Am 2,1: weil Moab die Gebeine des Königs von Edom verbrannte und nicht beisetzte, sendet JHWH Feuer gegen Moab. Auch von Mose ist uns überliefert, dass er begraben wurde, wenngleich niemand sein Grab kennt (Ex 34,6).

2 Die historische Entwicklung der Feuerbestattung

Unsere Bestattungsriten haben sich im Wesentlichen aus der jüdisch-christlichen Überlieferung entwickelt. Christus wurde nach seinem Tod am Kreuz in einem Grab beigesetzt. Daraus entstand im Laufe der Jahrhunderte die bei uns übliche Ehrfurcht vor dem toten menschlichen Körper, auch als Symbol menschlichen Lebens.

Hierzulande ist die häufigste Form der Bestattung immer noch die Erdbestattung. Dies ist schon daraus erkennbar, dass auf allen Friedhöfen, die einen eigenen Sektor für die Beisetzung von Urnen haben, deutlich weniger Menschen beigesetzt sind als im herkömmlichen Abschnitt. Natürlich gibt es auch einige, deren Urnen gemeinsam mit den übrigen Familienmitgliedern in einem Erdgrab beigesetzt sind. Ein Blick auf die Todesanzeigen in den Tageszeitungen zeigt jedoch, dass noch knapp die Mehrheit der Verstorbenen auf herkömmliche Art, also mittels Erdbestattung, beigesetzt wird. Dennoch hat sich die Feuerbestattung, also die Kremation mit anschließender Beisetzung der Urne mit der Asche des bzw. der Verstorbenen, zu einer Bestattungsform heraus gebildet, die kein besonderes Aufsehen mehr erregt.

Dies war aber nicht immer so. Im antiken Raum waren sowohl die Erd- als auch die Feuerbestattung bekannt gewesen.[2] Das Christentum sah hingegen in der Feuerbestattung ein heidnisches Ritual und lehnte es, auch aus dem Glauben an eine leibliche Auferstehung, kategorisch ab. Auch im Zuge der späteren Verehrung der Märtyrergebeine und aus dem daraus entstehenden Reliquienkult verstärkte sich die Ablehnung.[3] Eine weitere Zurückdrängung bis hin zu ihrem vollständigen Verschwinden im 9. Jahrhundert erfuhr die Kremation durch das Verbot bei Todesstrafe durch Karl den Großen im Jahr 785.[4]

Die Feuerbestattung ist aber keineswegs nur ein Phänomen der europäischen Kultur. Aus dem Orient sind uns umfangreiche Rituale für die Leichenverbrennung überliefert.
Außerdem ist sie im Hinduismus, aber auch im Buddhismus die nach wie vor übliche Form der Bestattung.[5]

In Europa hat sich eine breitere Akzeptanz der Feuerbestattung einerseits aus Platzproblemen in den großen Städten, andererseits vor dem Hintergrund der Aufklärung heraus gebildet.[6] Generell handelt es sich aber um eine Bestattungsform, die in vorchristlicher Zeit in Europa durchaus üblich gewesen war und erst später wiederentdeckt wurde.

2.2. Anfänge der Wiederentdeckung in Europa

Historisch gesehen ist der Anfang des Durchbruchs der Feuerbestattung in Europa am Beginn des 19. Jahrhunderts anzusetzen. In Frankreich wurde im Jahre 1800 während der Französischen Revolution die Feuerbestattung zugelassen. 1869 erklärte der Internationale Freimaurerkongress in Neapel die Kremation zu seinem Kampfmittel gegen die Kirche.[7] „Diese kirchenfeindl. Motivierungen der F. im Rahmen einer materialist. Weltanschauung (insbes. im 19. Jh.), die mit der Leugnung der Unsterblichkeit der Seele auch den chr. Glauben v. der Auferstehung der Toten untergraben wollte, führte am Ende des 19. Jh. z. ausdrücklichen Verbot der F. u. der Verweigerung des kirchl. Begräbnisses durch den Apost. Stuhl.“[8] Das erste Krematorium in Europa entstand im Jahre 1976 in Mailand, das erste in Deutschland im Jahre 1978 in Gotha.[9]

Die Philosophen der Aufklärung, z.B. Ludwig Feuerbach, vertraten eine „pragmatisch-rationale Einstellung zum Tod“[10] und betonten stets, dass der Tod das Ende des Lebens sei und damit auch die Grenze unseres Denkens und Vorstellens. „Die Unsterblichkeit, die uns die göttliche Offenbarung verspricht, ist nur eine Maske, hinter welcher der leidige Tod steckt.“[11]

Besondere Befürworter der Feuerbestattung waren auch in den Reihen der Mediziner und Hygieniker zu finden. Es entstanden eigene Vereine, die sich der Feuerbestattung verschrieben hatten und regelmäßig Zeitschriften herausbrachten, zum Beispiel in Berlin die Zeitschrift „Die Flamme“, ab dem Jahre 1889 erschien in Wien die Zeitschrift „Phoenix“. Diese Vereine veranstalteten immer wieder Ausstellungen, in denen sie auch den technischen Fortschritt auf diesem Gebiet präsentierten.[12]

[...]


[1] Aus: Güthoff, Elmar: Feuerbestattung. II. Historisch-theologisch, in: LTHK4 3 (1998) 1266.

[2] Vgl. Fischer, Norbert: Vom Gottesacker zum Krematorium. Eine Sozialgeschichte der Friedhöfe in Deutschland seit dem 18. Jahrhundert. Köln: Böhlau 1996 (=Kulturstudien: Sonderband 17), 8.

[3] Ebd.

[4] Vgl. Güthoff, Feuerbestattung, 1265.

[5] Vgl. Maier, Bernhard: Leichenverbrennung, in: LTHK3 5 (1998) 780.

[6] Vgl. Fischer, Gottesacker, 94f.

[7] Vgl. Güthoff, Feuerbestattung, 1265.

[8] Ebd., 1265f.

[9] Vgl. ebd., 1265.

[10] Aus: Fischer, Gottesacker, 96.

[11] Zitiert nach: ebd., 96.

[12] Vgl. Fischer, Gottesacker, 97.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Bestattungsform der Kremation im Wechsel von Zeit und Gesellschaft
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz
Note
2
Autor
Jahr
2005
Seiten
17
Katalognummer
V134268
ISBN (eBook)
9783640417216
ISBN (Buch)
9783640412815
Dateigröße
414 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kremation, Bestattung, Liturgiewissenschaft, Rituale
Arbeit zitieren
Mag. Markus Löhnert (Autor:in), 2005, Die Bestattungsform der Kremation im Wechsel von Zeit und Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134268

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