Vergleich von Radikalem Konstruktivismus (Systemtheorie) mit der Systemtheorie Niklas Luhmanns


Hausarbeit, 1998

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1 Das Subjekt im Radikalen Konstruktivismus (Systemtheorie)
1.1 Einführung
1.2 Kognition und Entstehung von Information im System
1.3 Beobachtung
1.4 Subjekt/System und Gesellschaft

2 Luhmanns Systemtheorie
2.1 Einführung
2.2 System und Umwelt
2.3 Systemdifferenzierung
2.4 Kommunikation
2.5 Bewußtseinssysteme
2.6 Referenz
2.7 Soziale Systeme

3 Kritische Würdigung und Vergleich von Radikalem Kostruktivismus und Luhmanns Systemtheorie
3.1 Zum Radikalen Konstruktivismus
3.2 Zu Luhmanns Systemtheorie
3.3 Vergleich der Theorien

4 Verwendete Literatur

1 Das Subjekt im Radikalen Konstruktivismus (Systemtheorie)

1.1 Einführung

Der Radikale Konstruktivismus ist eine Weiterentwicklung des Konzeptes von Norbert Wiener. Dessen Kybernetik ist eine Theorie über informatorisch-offene, selbstreflexive Systeme, die einem von außen gesetztem Ziel folgen. Sensoren und Effektoren sorgen für die Verfolgung des Zweckes.

Daraus folgte die Theorie der autopoietischen Systeme, deren einziger Zweck und Struktur die Selbsterhaltung ist. Diese Theorie wurde unter der Zusammenarbeit von Physiologen, Biologen, Mathematikern, Philosophen u.a. aufgestellt. Sie hat folglich biologische, physiologische Grundlagen, vor allem die Kognition, aus denen philosophische, soziologische Gedanken abgeleitet werden (siehe v. Foerster). Aus der Theorie der Kognition bzw. des Erkennens, folglich aus der Beschreibung des Nervensystems und des Gehirns, werden weitere Schlußfolgerungen gezogen. Die Theorie der autopoietischen Systeme basiert auf der naturwissenschaftlichen Analyse des Menschen, auf den die gewonnenen Erkenntnisse wieder angewendet werden.

1.2 Kognition und Entstehung von Information im System

Die Kognition findet durch das Nervensystem und das Gehirn statt. Im Gehirn kommen nur Nervenimpulse von den Sinnen an, die vom Hirn wiederum interpretiert werden müssen. Diese Impulse unterscheiden sich nicht in der Qualität, sondern nur in der Quantität, d.h. in der Anzahl der Impulse pro Zeit. „Da nun die physikalischen Eigenschaften des Reizes - seine Qualität - von der Nervenaktivität nicht enkodiert werden, stellt sich die fundamentale Frage, wie unser Gehirn denn die überwältigende Vielfalt dieser farbenprächtigen Welt hervorzaubern kann,...“ (v. Foerster, 1993b,S. 31).

Diese Nervenimpulse werden rekursiv geordnet, d.h. das geordnete wird wieder geordnet. Dies ist eine Abfolge unendlicher Rekursionen, die ineinander verschachtelt sind. Das geschieht nur für kurze Zeit bis diese erneut geordnet werden. Dieses Ordnen ist die Transformation und Interpretation von Nervenimpulsen in Information, welches sich, wie im Kreis, immer von neuem wiederholt. Deswegen heißen diese Systeme autopoietisch, da sie sich durch eine geschlossene Zirkularität selbsterhalten. Das einzige Ziel, das diese Systeme somit haben, ist die Selbsterhaltung, d.h. zu überleben.

In diesem Konzept existiert für das Hirn keine äußere Realität bzw. deren geordnete Beschreibungen, es ist einzig und allein auf die Sinnesreize angewiesen und kann verschiedene alternative „Realitäten“ schaffen. Durch die Interpretation der Reize zur willkürlichen Konstruktion einer Wirklichkeit besteht die Möglichkeit, die Konstruktion zu steuern, d.h. eine Person ist autonom, kann selbst entscheiden, folglich ist sie selbstverantwortlich.

Der Organismus nimmt seine Umwelt wahr, indem er die Sinneswahrnehmungen in seinem Selbst konstruiert. Damit werden Objekte aus der Umwelt in ihn als Störungen einbezogen. Information entsteht im Organismus durch die Konstruktion und Interpretation der wahrgenommenen Widerstände, d.h. sie ist nicht mit den Störungen gleichzusetzen. Das Eigenverhalten bezüglich der äußeren Widerstände strebt über Rekursivität Stabilität an. Die Störungen oder Objekte sind „...subjektabhängige Fertigkeiten, die gelernt werden müssen und die daher auch durch den kulturellen Kontext beeinflußt werden“ (v. Foerster, 1993b, S.279/ vgl. auch Maturana, 1985). Folglich entsteht im Subjekt/im autopoietischen System die Außenwelt in Form von Information. Die Konstruktion der Umwelt im System ist auch eine Konstruktion von Informationen. In- und Output sind nur Störungen, die interpretiert werden; informatorisch sind die Systeme geschlossen. Je nach Interpretation können diese Systeme anders reagieren, d.h. daß gleicher Input nicht gleicher Output bedeutet. Im Vergleich dazu gibt es auch noch informationsverarbeitende Maschinen (wie Computer). Im Vergleich zu den autopoietischen Systemen sind diese Maschinen informatorisch offen, jede Eingabe hat eine genau zugeordnete Ausgabe.

Das Nervensystem ist genauso rekursiv organisiert, es hat zwei geschlossene Regelkreise, die sich gegenseitig regeln. Diese sind so geregelt, daß die Motorik mit der Sensorik verknüpft ist und beide sich gegenseitig Rückmeldungen geben. In diesen rekursiven Kreislauf greift das Endokrine System selbst mit einer Rekursion ein, das durch Ausschüttung von Hormonen die Aktivität des anderen Teilsystems reguliert.

Dadurch erfolgt die doppelte Schließung des Systems (= operative Geschlossenheit), das keinen wie auch immer gearteten ‘Input’ oder ‘Output’ (weder an Informationen noch an Masse) besitzt. „Das Nervensystem ist so organisiert (bzw. organisiert sich selbst so), daß es eine stabile Realität errechnet. Dieses Postulat fordert ‘Autonomie’, das heißt ‘Selbst-Regelung’, für jeden lebenden Organismus“ (v. Foerster, 1993b, S.47). „..., denn Autonomie bedeutet Verantwortung: Wenn ich selbst der einzige bin, der entscheidet, wie ich handle, dann bin ich für meine Handlungen verantwortlich“ (s.o., S.47).

1.3 Beobachtung

Um sich aber selbst steuern zu können, muß man sich selbst beobachten können. Es wird der Begriff des Beobachters eingeführt, der sich selbst, aber auch andere beobachten kann. Denn Autopoiese ist nichts anderes als die Systemumwelt, also auch die Anderen, zu beobachten und zu interpretieren. Es gibt einen Beobachter der 1. und einen der 2. Ordnung. Ersterer beobachtet andere Systeme, letzterer sich selbst bzw. wie er andere Systeme beobachtet. Heinz v. Foerster (1993a, S.89) zeigt mit Hilfe Gordon Pasks Formulierung, daß der Beobachter 1. Ordnung das Ziel des zu beobachtenden Systems festlegt. Der Beobachter 2. Ordnung bezieht sich in das eigene System mit ein und legt vorher seine eigenen Ziele fest, um zu beobachten. In der 2. Ordnung ist der Beobachter durch die eigene Zielfestlegung autonom geworden. Er kann sich praktisch selbst aussuchen wie und was er beobachten möchte. Mit Selbstreferenz wird hier die Selbstbeobachtung verstanden. Sie ist ein Sonderfall der Beobachtung 2. Ordnung, da diese Form die Beobachtung der Beobachtung von Systemen untereinander, sowie der Beobachtung der Beobachtung des eigenen Systems durch andere enthält.

Als Kybernetik 1. Ordnung werden die Rekursionen des beobachteten Systems genannt, die Kybernetik 2. Ordnung wird als die Rekursionen des beobachtenden Systems gesehen (vgl. v. Foerster, 1993a), S.89).

Das Subjekt im Radikalen Konstrukivismus hat zwar Entscheidungsfreiheit und Verantwortlichkeit, dies aber nur in einem System mit Selbstreferenz. Da das Subjekt sich selbst beobachten kann und somit frei entscheiden, braucht es Anhaltspunkte für diese Auswahlmöglichkeiten. Dies kann eigentlich nur durch Vernunft geschehen. Dies ist die Beobachterebene 2. Ordnung, die innerhalb des autopoietischen Systems liegt, aber trotzdem relativ abgelöst von der Autopoiese-Ebene agiert. Aus diesem Grund kann der Beobachter nur unentscheidbare Fragen, d.h. im Prinzip nur normative, entscheiden, denn die entscheidbaren sind durch den Kontext schon vorgeprägt, wie z.B. durch die Autopoiese. Nach dieser Betrachtungsweise ist die Gesellschaft etwas von den Individuen geschaffenes, die deswegen frei veränderbar ist.

1.4 Subjekt/System und Gesellschaft

Das Subjekt ist aus den oben genannten Gründen autonom und deswegen für alle Entscheidungen verantwortlich. Durch die Konstruktion der Wirklichkeit im Subjekt kommen durch äußere Störungen die anderen Subjekte d.h. die Gesellschaft ins Subjekt hinein. Von Foerster begründet dies mit dem von ihm leicht geänderten Axiom von Maturana: „Alles Gesagte wird zu einen Beobachter gesagt“ (v. Foerster, 1993a, S.85). Daraus folgert er, daß es 1. einen Beobachter gibt, 2. sie über Sprache kommunizieren und 3. es mindestens zwei Beobachter geben muß, die das Kernelement von Gesellschaft sind. Folglich ist das Subjekt nicht alleine, da durch die Störungen von außen die anderen, also die Gesellschaft integriert wird. Die Gesellschaft ist hier der Bereich zwischen den Subjekten, dem konsensuellen Bereich. In dieser Sphäre wird das Gesellschaftliche durch die Subjekte ausgehandelt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Vergleich von Radikalem Konstruktivismus (Systemtheorie) mit der Systemtheorie Niklas Luhmanns
Hochschule
Technische Universität Darmstadt  (Soziologie)
Note
2,0
Autor
Jahr
1998
Seiten
17
Katalognummer
V134182
ISBN (eBook)
9783640417032
ISBN (Buch)
9783640412655
Dateigröße
476 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vergleich, Radikalem, Konstruktivismus, Systemtheorie, Niklas, Luhmanns
Arbeit zitieren
Andreas Brand (Autor:in), 1998, Vergleich von Radikalem Konstruktivismus (Systemtheorie) mit der Systemtheorie Niklas Luhmanns, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134182

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