Corporate Governance und die Bankenkrise


Term Paper (Advanced seminar), 2009

23 Pages, Grade: 1,7


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einführung

2. Charakteristika der Corporate Governance
2.1 Begriff und Wesen
2.2 Externe Corporate-Governance-Perspektive
2.2.1 Shareholder-Ansatz
2.2.2 Stakeholder-Ansatz
2.3 Interne Corporate-Governance-Perspektive
2.4 Besonderheiten der Corporate Governance bei Banken

3. Die Rolle der Corporate Governance in der Bankenkrise
3.1 Fehlgeleitete Anreizsysteme
3.2 Mangelnde Transparenz auf dem Verbriefungsmarkt
3.3 Publizitätsdefizite in der Rechnungslegung
3.4 Versagen von internen und externen Aufsichtsstrukturen

4. Konsequenzen für die Corporate Governance aus der Bankenkrise
4.1 Entwicklungen in der Rechnungslegung
4.2 Reformbedarf in der internen und externen Bankenaufsicht
4.2.1 Bankenpass für Aufsichtsratsmitglieder
4.2.2 Modifikationen von Basel II

5. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Entwicklung der Märkte für verbriefte Kredite in Mrd. US-Dollar

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einführung

Es besteht eine weitgehende Einigkeit darüber, dass die Banken durch Fehlspekulationen am US-Hypothekenmarkt, insbesondere im Subprime-Bereich, eine weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelöst haben. Mit dem Ziel der Ertragssteigerung verbrieften Kreditinstitute über Zweckgesellschaften Hypothekenkredite am Kapitalmarkt (vgl. Baetge 2008, S. 1001). Durch die hohen Ausfallquoten im Subprime-Bereich mussten Banken Milliarden-Verluste aus diesen Verbriefungstransaktionen hinnehmen, worunter die Kreditvergabe an die Realwirtschaft nachhaltig leidet.

Vor dem Hintergrund der durch Missmanagement in Banken ausgelösten Finanzkrise lässt sich gleichzeitig ohne Zweifel konstatieren, dass die Diskussion über zweckmäßige Formen der Leitung und Überwachung von Unternehmen in den letzten Jahren unter dem Stichwort Corporate Governance sowohl national wie auch international einen bislang noch nie dagewesenen Stellenwert erlangt hat (vgl. v. Werder 2008, S. 3). Die Gründe hierfür sind vielschichtig: Einerseits ist das Motiv für die verstärkte Diskussion in den diversen Unternehmenszusammenbrüchen und Bilanzskandalen zu finden. Andererseits ist die verstärkte Governance-Bewegung in der Globalisierung der Wirtschaft und der Liberalisierung der Kapitalmärkte begründet (vgl. v. Werder 2008, S.1). Ziel dieser Bewegung war bzw. ist es, das verspielte Vertrauen der Investoren durch effiziente und transparente Unternehmensführung wiederzugewinnen (vgl. v. Werder 2008, S.1). In Anbetracht der aktuellen Diskussion hinsichtlich der Corporate Governance und der traditionell institutionalisierten Bankenaufsicht lässt sich die Frage stellen, warum diese implementierten Governance-Instrumente die Krise nicht verhindern oder vorhersehen konnten.

Ausgehend von dieser Fragestellung untersucht die vorliegende Seminararbeit die Rolle der Corporate Governance in Form von ausgewählten Instrumenten im Vorfeld der Krise. Die Frage, inwieweit das Versagen der Corporate Governance im Bankensektor die Krise erst möglich oder beschleunigt hat und welche Konsequenzen für eine zukünftige verstärkte Governance daraus gezogen werden können, soll daher als zentraler Gegenstand dieser wissenschaftlichen Abhandlung beantwortet werden.

Dazu erfolgt im ersten Teil der Seminararbeit neben den Ausführungen über die theoretischen Grundlagen der Corporate Governance als interne und externe Verständnisperspektive auch eine Darstellung über die besonderen aufsichtsrechtlichen Regelungen im Bankensektor. Im zweiten Teil der Ausfertigung werden einzelne Versagenstatbestände hinsichtlich der Rechnungslegung, der Anreizsysteme, der fehlenden Markt- und Aufsichtstransparenz als Corporate-Governance-Instrumenten untersucht. Aufgrund der Limitation in der Seminararbeit werden nur kapitalmarktorientierte Banken fokussiert, wobei die Besonderheiten von öffentlichen Kreditinstituten (z.B. Sparkassen) nicht näher untersucht werden. Des Weiteren wird die Rolle der internen Revision als unabhängige Kontrollinstanz in einer Bank aufgrund der vorgegebenen Begrenzung nicht näher beleuchtet. Im anschließenden dritten Abschnitt der Seminararbeit werden mögliche Konsequenzen aus den Versagungstatbeständen der einzelnen Governance-Instrumente vorgestellt. Hierbei werden neben den Änderungen in der Rechnungslegung auch die aktuellen Diskussionen hinsichtlich der Veränderung in der internen und externen Bankenaufsicht analysiert. Die Seminararbeit schließt im vierten Abschnitt mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick über die Zukunft der Corporate-Governance-Instrumente im Bankensektor.

2. Charakteristika der Corporate Governance

2.1. Begriff und Wesen

Der angelsächsische Terminus „Corporate Governance“ hat seit Mitte der 1990er Jahre verstärkt Eingang in die deutsche Fachdiskussion gefunden (vgl. v. Werder 2008, S.1). Ursprünglich stammt der Begriff der Corporate Governance aus einer Veröffentlichung von Berle/Means aus dem Jahr 1932 (vgl. Benz et. al. 2007, S.381f.). Corporate Governance kann in einer vereinfachten Darstellung als rechtlicher und faktischer Ordnungsrahmen für die Leitung und Überwachung eines Unternehmens beschrieben werden (vgl. Böckli 1999, S. 2f.). Diese Beschreibung deckt sich mit der Definition, welche im Jahr 1992 vom Cadbury Committee in seinem Report unter Punkt 2.5 erschienen ist: „Corporate Governance is the system by which companies are directed and controlled.“

Eine wörtliche Übersetzung des Terminus „Corporate Governance“ ist nicht ohne Weiteres möglich, dennoch weist der Begriff weitgehende Überschneidungen mit dem deutschen Begriff Unternehmensverfassung auf (vgl. Kübler 1994, S. 141f.). Während sich die Unternehmensverfassung primär nur mit internen Strukturen befasst, beschäftigt sich die Corporate Governance zusätzlich mit dem Umfeld eines Unternehmens (vgl. v. Werder 2008, S.1f.). Somit kann zwischen einer internen und externen Governance-Perspektive unterschieden werden (vgl. Walsh/Seward 1990, S.422). Die Innensicht der Corporate Governance kann mit dem deutschen Begriff Unternehmensverfassung gleichgesetzt werden und beschäftigt sich neben der Kompetenzregelung im Unternehmen auch mit dem Zusammenspiel zwischen Vorstand, Aufsichtsrat und Hauptversammlung. Die Außensicht der Corporate Governance hebt sich vom deutschen Begriff der Unternehmensverfassung ab und bezieht sich zusätzlich auf das Verhältnis der Unternehmensführung zu den wesentlichen Bezugsgruppen des Unternehmens (Stakeholder), wobei die Anteilseigner (Shareholder) in dem Kreis der Stakeholder eine besondere Rolle spielen (v. Werder 2008, S.2).

In der aktuellen Governance-Diskussion werden höchst vielschichtige und verschiedenartige Fragestellungen verfolgt, wodurch der Begriff der Corporate Governance eine vielfältige Begriffsdefinition erhält (vgl. v. Werder 2008, S.2). Doch aus allen Ansätzen wird deutlich, dass die Kontrollstrukturen ein zentrales Thema der Corporate Governance sind, indem die Kontrolle innerhalb des Unternehmens wie auch die Kontrolle der Beziehung zu seinem Umfeld bei gleichzeitiger größtmöglicher Ausgestaltung der dafür notwendigen Strukturen bzw. Systemen sichergestellt werden sollen (vgl. Küting 2008, S. 1582).

2.2 Externe Corporate-Governance-Perspektive

Aus dem vorangegangenen Abschnitt ist deutlich geworden, dass die Corporate Governance nicht einheitlich definiert werden kann. Vielmehr muss von zwei Verständnisperspektiven einer internen und externen Corporate Governance ausgegangen werden. Diese bereits kurz vorgestellten Verständnisperspektiven sollen nun in den beiden folgenden Abschnitten genauer untersucht werden.

Die externe Verständnisperspektive der Corporate Governance richtet sich an die Adressaten der Governance und stellt die ökonomisch-interaktive Interpretation aus einer kapitalmarktorientierten Sichtweise auf die Außenbeziehung des Unternehmens mit den Kapitalgebern (Stake- und Shareholdern) ab (vgl. Lattemann et. al. 2007, S. 12). Unternehmen können als Vertragsnetzwerke interpretiert werden, in denen eine Bündelung von Beiträgen von verschiedenen Akteuren bzw. Bezugsgruppen zur arbeitsteiligen Wertschöpfung unter Leitung eines Managements erfolgt (vgl. Alchian/Demsetz 1972, S. 793). Die Beziehungen der Bezugsgruppen werden in expliziten oder implizierten Verträgen geregelt. Diese Vertragsbeziehungen werden nur unvollständig geregelt, da sich diese mehrheitlich auf zukunftsorientierte Transaktionen beziehen und somit nicht alle Entwicklungsperspektiven berücksichtigen können (vgl. Hart 1988, S. 123). Weiterhin bilden Informationsasymmetrien zwischen dem Unternehmen und der Bezugsgruppe eine besondere Form der unvollständigen Verträge ab. Das Management verfügt in aller Regel über mehr Informationen über das Unternehmensgeschehen als die Bezugsgruppe. Als Ausgleichsinstrument zwischen diesen Informationsasymmetrien dient unter anderem der Jahresabschluss eines Unternehmens. Je nachdem auf welche Bezugsgruppe sich die Governance-Probleme beziehen, wird zwischen einem Shareholder- und einem Stakeholder-Konzept unterschieden (vgl. v. Werder 2008, S.5f.).

2.2.1 Shareholder-Ansatz

Der klassische Corporate-Governance-Ansatz bezieht sich auf das Verhältnis des Managements zum Anteilseigner, das durch die Principal-Agent-Beziehung1 modelliert wird (vgl. Mayer 1998, S.145). In der auf Informationsasymmetrien aufbauenden Agency-Problematik fungieren die Anteilseigner als Prinzipale, die das Management als Agenten beauftragen, in ihrem Interesse den Shareholder-Value2 des Unternehmens zu steigern. Für beide Bezugsgruppen gelten hierbei strikte Verhaltensprämissen. Während dem Anteilseigner eine Risikoneutralität und das Ziel der Maximierung der Kapitalrendite (Shareholder-Value-Ansatz) zugesprochen werden, verhält sich das Management risikoavers und streng opportunistisch (vgl. v. Werder 2008, S. 6). Das Management kann aufgrund seiner weitreichenden Verfügungsrechte und Informationsvorsprünge bei einer nicht funktionierenden Governance-Vorkehrung (in Form von Kontroll- und Anreizsystemen) sein Eigeninteresse verfolgen und so das Unternehmensvermögen zum Nachteil der Anteilseigner verschwenden (vgl. v. Werder 2008, S.6).

In jüngster Zeit hat die wissenschaftliche Governance-Diskussion zunehmend Kritik an dieser Theorie geäußert. Hierbei wird insbesondere das bilaterale Anteilseigner-Management-Verhältnis kritisiert, da die Governance-Problematiken der übrigen Bezugsgruppen ausgeklammert werden. Als Lösungsansatz für diese einseitige Governance-Betrachtung soll der Stakeholder-Ansatz dienen.

2.2.2 Stakeholder-Ansatz

Im Gegensatz zu der eingeschränkten Shareholder-Perspektive bezieht der Stakeholder-Ansatz neben den Interessen der Aktionäre auch Belange anderer Bezugsgruppen des Unternehmens, wie Arbeitnehmer, Lieferanten etc., explizit in die Governance-Überlegung mit ein (vgl. Gerum 2007, S. 25ff.). Die theoretische Begründung liegt darin, dass die Anteilseigner nicht die einzige Bezugsgruppe sind, welche den Risiken von unvollständigen Verträgen ausgeliefert ist. Zu denken ist hier beispielsweise an eine Bank als Fremdkapitalgeber, diese ist ebenso wie die Anteilseigner durch opportunistische Verhaltensweisen des Managements und der daraus resultierenden Verschwendung von Unternehmensvermögen betroffen.

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Details

Title
Corporate Governance und die Bankenkrise
College
University of Potsdam  (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät)
Course
Corporate Governance
Grade
1,7
Author
Year
2009
Pages
23
Catalog Number
V134130
ISBN (eBook)
9783640611430
ISBN (Book)
9783640611737
File size
633 KB
Language
German
Keywords
Corporate, Governance, Bankenkrise
Quote paper
Chris Mudrack (Author), 2009, Corporate Governance und die Bankenkrise, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/134130

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Title: Corporate Governance und die Bankenkrise



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