Enge Beziehungen: Zufriedenheit, Verpflichtungen und Auflösung
Seminararbeit 2000 9 Seiten
Leseprobe
1. Einleitung
1.1 Enge Beziehungen: Zufriedenheit, Verpflichtung, Auflösung
In folgender Ausarbeitung möchte ich mich mit engen Beziehungen genauer mit Zufriedenheit, Verpflichtung und Auflösung in bzw. von engen Beziehungen beschäftigen.
Zuerst befasse ich mich mit Zufriedenheit in engen Beziehungen. Dabei geht es um die Frage, warum sich manche Beziehungen zu einer harmonischen und glücklichen andere wiederum zu konflikthaften und eher unglücklichen Beziehungen entwickeln.
Darüber hinaus beschäftige ich mich mit der Frage, unter welchen Umständen und
in welchem Umfang sich die Partner in Beziehungen einander verpflichtet fühlen
und welche Bedingungen die Stabilität von Beziehungen beeinflussen können.
Im letzten Teil befasse ich mit der Beendigung bzw. der Auflösung von engen
Beziehungen. Insbesondere geht es dabei um die eventuellen Folgen, die sich im
Falle einer Scheidung, für die Betreffenden ergeben können.
2. Hauptteil
2.1 Glückliche vs. unglückliche Paare oder: Wodurch unterscheiden sich glückliche
von unglücklichen Paaren?
Nicht alle Beziehungen verlaufen in ihrer Entwicklung gleich. Einige entwickeln
sich zu einer harmonischen und glücklich verlaufenden Beziehung, in dem sich
eine wechselseitige und das Verhältnis vertiefende Partnerschaft herausbildet.
Andere dagegen entwickeln sich zu einer konfliktreichen und mit Problemen
belasteten Beziehung. (vgl. Buunk. In: Stroebe 1996, S. 386)
Aber was sind die Ursachen für solch unterschiedliche Verläufe von Beziehungen?
Eine Ursache scheint darin zu liegen, wie die Paare miteinander kommunizieren.
Beziehungen verlaufen beispielsweise glücklicher, wenn sich die Partner um eine
offene und lösungsorientierte Kommunikation bemühen. Dabei sind Paare umso
glücklicher, desto eher sich die Partner ihre Gedanken offen mitteilen, sich ihre
Gefühle eröffnen, sich Zuneigung und Verständnis zeigen, dem anderen zeigen,
wie sehr sie mit ihm oder ihr empfinden und um so mehr sie in der Lage sind, die
Perspektive des Partners einzunehmen. (vgl. Buunk. In: Stroebe 1996, S. 386 f.)
Bei Paaren, die weniger glücklich miteinander sind, konnte man folgende Eigen-
schaften feststellen: Konfliktvermeidung, indem sie problematische Themen z. B.
nicht ansprechen oder bestehende Konflikte nur indirekt zu Sprache bringen, be-
sänftigen, d. h. sie Unterschiede ignorieren oder verdecken, destruktive Kommuni-
kation, d. h. sich die Partner gegenseitig kritisieren, sich uneinig sind, sich be-
schweren und sarkastische Bemerkungen machen (s. Noller und Fitzpatrick 1990;
Schaap et al. 1988), weiter stellte man bei diesen Paaren eine sogenannte negative
Reziprozität fest, d. h. die Betreffenden eine negative Bemerkung des Partners mit
einer negativen Bemerkung erwidern (Levenson und Gottman 1985). (vgl. Buunk.
In: Stroebe 1996, S. 387)
Eine weitere Ursache scheint in der Art, wie Paare Beziehungsprobleme erklären,
zu liegen. Demnach neigen weniger glückliche Paare nach der sogenannten Attri-
butionstheorie eher zu dysfunktionalen Attributionen, d.h. sie neigen dazu, die
Schuld für ihre Beziehungsprobleme beim Partner zu suchen und das problembezo-
gene Verhalten des Partners und der eigenen Person als global und stabil zu be-
trachten. Folglich bewerten Personen in glücklichen Beziehungen das Verhalten
des Partners positiver als ihr eigenes Verhalten (Thompson und Kelley 1981). (vgl.
Buunk. In: Stroebe 1996, S. 387)
2.2 Zufriedenheit in Beziehungen oder: Was beeinflusst die Zufriedenheit in engen
Beziehungen?
Die Zufriedenheit in engen Beziehungen wird laut der sozialen Austauschtheorie von Thibaut und Kelley (1959) vom sogenannten Vergleichsniveau abhängig gemacht. Demnach determinieren Vergleiche mit dem Partner die Zufriedenheit in Partnerschaften. (vgl. Buunk. In: Stroebe 1996, S. 388)
Untersuchungen ergaben, dass Partner, die unverhältnismäßig wenig Vorteile aus einer Beziehung ziehen, als sie glauben zu verdienen, unzufriedener bzw. unglücklicher sind als diejenigen, die mehr oder sogar zu viel aus einer Beziehung profitieren. (vgl. Buunk. In Stroebe 1996, S. 388)
Personen, die innerhalb einer Beziehung weitaus mehr profitieren, können allerdings auch genau aus diesem Grund Schuldgefühle gegenüber ihrem Partner entwickeln, wenn sie glauben, unverdient in dieser Beziehung profitiert zu haben. (vgl. Buunk. In: Stroebe 1996, S. 388)
Laut der Equitytheorie versuchen Menschen generell dieses Ungleichgewicht in ihren Beziehungen auszugleichen. Dabei sollen besonders Frauen zu ungewöhnlichen Methoden greifen, um dieses Ungleichgewicht auszugleichen. Laut Untersuchungen von Prins et al. (1992) gehen Frauen in unausgeglichenen Beziehungen weit häufiger neben ihrer bestehenden Beziehung eine weitere sexuelle Beziehung ein. (vgl. Buunk. In: Stroebe 1996, S. 388 f.)
Jedoch sei anzumerken, dass Equity zwar ein wichtiger Faktor für die Zufriedenheit in intimen Beziehungen ist, sie allerdings nicht überzubewerten ist und sich daraus auch nicht zwingend die zukünftige Qualität einer Beziehung vorhersagen lässt. (vgl. Buunk. In: Stroebe 1996, S. 389)
Forschungen aus neuerer Zeit z. B. ergaben, dass das Ausmaß der erfahrenen Belohnungen ein besserer Prädiktor für die Zufriedenheit in engen Beziehungen ist. Dabei wird es z. B. als wichtiger empfunden, zu fühlen, dass der Partner uns dadurch belohnt, indem er uns zeigt, dass er uns liebt und uns Status, Informationen und sexuelle Befriedigung gibt. (vgl. Buunk. In: Stroebe 1996, S. 389)
2.3 Verpflichtung oder: Was beeinflusst die Stabilität enger Beziehungen?
Zur Beantwortung dieser Frage schlug Rusbult (1983) ein sogenanntes Investiti-
onsmodell vor, um zu klären, was Personen motiviert ihre Beziehung aufrechtzuer-
halten. Demnach bezieht sich die Verpflichtung auf die Neigung eines Partners, ei-
ne Beziehung zu erhalten und sich psychologisch an sie gebunden zu fühlen. Er
geht davon aus, dass die Verpflichtung einer Beziehung gegenüber um so größer
ist, desto größer die Zufriedenheit in dieser Beziehung ist. (vgl. Buunk. In: Stroebe
1996, S. 390)
Darüber hinaus wirkt sich in Anlehnung an die Austauschtheorie (Thibaut und
Kelley 1959) ein weiterer Faktor auf die Verpflichtung in Beziehungen aus, und
zwar die Qualität der Alternativen, die sich gegenüber dem Verbleib in einer
Beziehung bieten. Möglichkeiten solcher Alternativen beziehen sich auf die beste
Alternative, die man sich zur bestehenden Beziehung vorstellen kann, den Anreiz
alleine zu sein, die Verfügbarbeit interessanter Möglichkeiten zusätzlich zur
bestehenden Beziehung und die tatsächliche Gegenwart eines alternativen Partners.
(vgl. Buunk. In: Stroebe 1996, S. 390)
Eine weitere Determinante der Verpflichtung in engen Beziehungen ist die Größe
der Investition, welche anhand des sogenannten Investitionsmodells beschrieben
wird. Dieses Modell bezieht sich auf die verschiedene Art und Weise, auf die sich
Individuen an einen Partner binden können. Sie können z. B. gemeinsame Freund-
schaften entwickeln, gemeinsame Erinnerungen aufbauen, sich mit Aktivitäten,
Hobbies und Eigentümern beschäftigen, die Bestandteil der Beziehung sind. (vgl.
Buunk. In: Stroebe 1996, S. 391)
Trotz der immer wieder belegten Plausibilität des Investitionsmodells weist es al-
lerdings auch begründete Grenzen auf. Beispielhaft wäre zu nennen, dass die drei
Determinanten Zufriedenheit, Alternativen und Investition für Verpflichtung nicht
unabhängig voneinander sind. Dabei können Veränderungen einer Determinante
wiederum zu Veränderungen einer anderen führen. Darüber hinaus berücksichtigt
das Investitionsmodell kaum individuelle Unterschiede in der Bereitschaft, sich ei-
nem Partner gegenüber zu verpflichten (Shaver et al 1988). (vgl. Buunk. In: Stro-
ebe 1996, S. 391)
2.4 Die Folgen des Abbruchs einer Beziehung
Insbesondere eine Scheidung kann für die Betroffenen ernsthafte gesundheitliche
Folgen bedeuten. Dabei hat man festgestellt, dass der körperliche und geistige Ge-
sundheitszustand von Geschiedenen weitaus schlechter war als der von Verheira-
teten, Verwitweten oder etwa von nie Verheirateten. (vgl. Buunk. In: Stroebe 1996,
S. 392)
Geschiedene durchlaufen nach der Scheidung einen komplexen und manchmal
recht schwierigen Anpassungsprozess. Dazu gehören u. a. folgende Erfahrungen:
die Geschiedenen müssen für gewöhnlich einen Trauerprozess durchlaufen und
sind nun mit dem Alleinsein konfrontiert, was u. a. beträchtliche Anpassungen
erfordert. Dabei ist es für die Betroffenen oft schwierig, Kontakte zu bekannten
Ehepaaren aufrechtzuerhalten. Folglich sind sie gezwungen, neue Kontakte zu
suchen und daraus neue Beziehungen aufzubauen. (vgl. Buunk. In: Stroebe 1996, S.
392)
[...]
Details
- Seiten
- 9
- Jahr
- 2000
- ISBN (eBook)
- 9783638190688
- Dateigröße
- 461 KB
- Sprache
- Deutsch
- Katalognummer
- v13399
- Institution / Hochschule
- Technische Universität Chemnitz – Psychologie
- Note
- 1,7
- Schlagworte
- Enge Beziehungen Zufriedenheit Verpflichtungen Auflösung Proseminar Prosoziales Verhalten