A Week To Get Crazy

Filmkritiken


Seminararbeit, 2005

12 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


A week to get crazy:

Auf der Reise zu Wein, Weib und zu sich selbst.

( „Sideways“, Alexander Payne, USA 2004 )

Als Abschied vom Junggesellendasein schenkt Miles (Paul Giamatti) seinem alten Freund Jack ( Thomas Haden Church) eine einwöchige Reise durch die Weinberge Kaliforniens.

Dabei möchte er dem zukünftigen Bräutigam eine gute Zeit bereiten: mit Golfen und Weindegustieren, beim Rumhängen am Pool und Dinieren in feinen Restaurants.

Gemeinsam fahren sie an einem Samstag in das Santa Barbara County. Während der Reben - Reise prallen ihre Lebenseinstellungen aufeinander. Die alten College - Freunde können kaum unterschiedlicher sein. Miles ist ein introvertierter, depressiver Möchtegern- Schriftsteller und passionierter Weinkenner, der seit zwei Jahren immer noch seiner Ex- Frau nachtrauert. Genussvoll versinkt er in eine tiefe Melancholie über sein vergeudetes Leben. Ein wenig Zitrone, etwas Erdbeere, Passionsfrucht, ein Hauch Spargel und ein kleines bisschen Edamer versüßen seine Lebensfrust.

Jack dagegen ist ein extrovertierter Pragmatiker, mittelmäßiger TV- Darsteller und ein notorischer Schürzenjäger, der kurz vor dem Altar steht. Er trinkt alles, was ihm vorgesetzt wird, und er nimmt die Frauen, wie sie kommen. Er ist permanent in Flirtlaune.

Während Miles eine Woche lang ein paar leckerere Tröpfchen Wein verköstigen möchte und die malerische Landschaft zu genießen, sich zu entspannen und ein wenig Golf zu spielen vorhat, wünscht sich hingegen sein Freund Jack nichts Andere als „ die Sau raus zu lassen“ und „flachgelegt zu werden“.

Die College- Freunden ziehen von Weingut zu Weingut, trinken Syrah, Pinot Noir, Cabernet und Chardonnay und versuchen dabei einwenig Lebensmut zu schöpfen. Im Buellton treffen sie auf Maya (Virginia Madsen) und Stephanie (Sandra Oh) und die Reise wird abenteuerlicher als geplant. Jack beginnt mit Stephanie, Weingastronomin und allein erziehenden Mutter, eine heftige Sexualbeziehung. Die Affäre bringt ihm dazu, seine Hochzeitspläne noch einmal zu überdenken, die er vorsorglich gegenüber Steph verschwiegen hat. Als die Wahrheit herauskommt, kriegt Jack eine auf die Nase.

Zwischen Miles und der Kellnerin Maya deutet sich eine fragile Bande an, die sich auf die gemeinsame Passion für den Wein und die Kunst bezieht. Allerdings stehen der glücklichen Vereinigung einige Hindernisse im Wege, vor allem Miles selbst. Von Versagensängsten und melancholischer Schwermut gebremst, geht es ihm wie einem Spritzwein, der mit der Zeit der Stagnation langsam fade zu werden droht.

Die Leichtigkeit einer Urlaubsromanze wird sich für Miles, der voller Vorbehalte schwer an seinen früheren Verletzungen trägt, und Jack, den Stephanie als Playboy entlarvt, nicht einstellen. Als der Termin der Abreise näher rückt, wird es ihnen klar, dass sie nicht in ihre eingefahrenen Bahnen zurückkehren werden.

Jack und Miles mögen völlig unterschiedlich sein, dennoch haben sie etwas Gemeinsames: die Midlife Crisis. Beide sind gefangen in den Lebenswegen der Vergangenheit, haben sich auf den Nebenstraßen verloren und sind auf der Suche nach einem Ortsschild, das Glück anzeigt.

„Sideways“ ist das bittersüße Portrait zweier charmanten Looser.

Witz, Bitterkeit und Alltagsfrust werden von Alexander Payne zu einem rührenden, amüsanten und nachdenklich stimmenden Kinoereignis verwoben. Somit bleibt der Regisseur seinem unverwechselbaren Stil den er mit „Citizen Ruth“ , „Election“ und vor allem mit „About Schmidt“ eingeschlagen hat, treu.

Der unterschwellige, schwarze Humor wird anhand der konträren Charakterkonstellation zwischen Miles und Jack angetrieben.

Im Laufe der Handlung wechseln die beiden oppositionellen Charaktere die Seiten. Zu Beginn des Road- Movies erscheint Miles als Verlierer. Er hat eine miserable Wohnung, keinen anständigen Job und ein scheußliches Auto. Jack dagegen hat eine hübsche Verlobte, ein schickes Haus und er sieht gut aus. Im Laufe der Reise merkt der Zuschauer, dass Jack derjenige ist, dessen Leben unerfüllt ist. Diese Wendung in der Handlung verleiht der Komödie eine gewisse Tragik.

Ohne Zweifel ist „Sideways“ ein gelungener Film mit einem hervorragenden Schauspielensemble, beeindruckenden Bildern aus Kalifornien, feiner Musik, und würzigen und bewegenden Szenen. Dennoch kommt in den Film nicht viel Spannung auf. Das Drehbuch stellt zwar eine kompatible Mixtur aus Weinlyrik und Versagerepos, nur die Menge ist nicht ganz richtig dosiert. Der emanzipierte formale Gestaltungsstil könnte etwas mehr Kolorit und Pep vertragen, denn man isst ja auch mit den Augen. Immerhin ein Film für Feinschmecker!

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
A Week To Get Crazy
Untertitel
Filmkritiken
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Institut für Theaterwissenschaft)
Veranstaltung
Praxis der Filmkritik
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
12
Katalognummer
V133869
ISBN (eBook)
9783640415939
ISBN (Buch)
9783640408542
Dateigröße
385 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Im Rahmen dieser Seminararbeit wurden pflichtgemäß drei Filmkritiken verfasst.
Schlagworte
Die fetten Jahren sind vorbei, Sideways 2004, The Aviator, Martin, Scorsese, Hans Weingartner, Alexander Payne, Filmkritik
Arbeit zitieren
Petia Ganeva (Autor:in), 2005, A Week To Get Crazy , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133869

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Titel: A Week To Get Crazy



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