Richard Wagners Instrumentalmusik am Beispiel des Siegfried-Idylls aus musikdidaktischer Perspektive


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Musiktheater im Musikunterricht

3. Die Ring-Thematik
3.1. Herr der Ringe
3.2. Musikhistorische Bedeutung

4. Siegfried-Thematik

5. Wagners Instrumentalmusik

6. Siegfried-Idyll
6.1. Bedeutung der Motive des Siegfried-Idylls in der Oper
6.3. Opernmaterial oder Material für die Oper?
6.4. Bedeutungen der Zuordnungen Idyll - Oper
6.5. Persönlichkeit vermarkten
6.6. Volksmusik in der Kunstmusik
6.7. Unzuverlässigkeit des Internets

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Werner-Jensen stellt fest, dass sich die Oper wachsender Beliebtheit erfreut und dass sogar der Anteil der jugendlichen Besucher von Opern wächst[1]. Dem steht die eigene Erfahrung gegenüber, dass in Sinfoniekonzerten das Publikum immer mehr zu altern scheint. Hier finden sich zunehmend nur noch Publikumsbesucher jenseits der 60. Um hier der musikpädagogischen Utopie näherzukommen, im Musikunterricht anspruchsvolle Musikliebhaber heranzubilden, scheint der Orchestersatz in der Oper als musikpädagogisches Objekt ideal zu sein, um Anknüpfungspunkte zwischen diesen beiden Welten zu finden. Wagners Musik scheint hierfür in besonderem Maße geeignet zu sein, da Jugendliche meiner Erfahrung nach seiner monumentalen Klangsprache intuitiv eher zugeneigt sind als beispielsweise der Klangsprache des Orchestersatzes einer komischen Oper. Dafür spricht auch beispielsweise der Erfolg der slowenischen Musikgruppe Laibach, die in ihren Stücken Wagner, Bruckner, Schostakowitsch und Prokofjew verarbeiten. So haben diese im einem Wagner nachempfundenen Gesamtkunstwerk „Volkswagner“ in einer Klanginstallation auch eine opulente Adaption des Siegfried-Idylls vorgenommen[2], welche sich jedoch aufgrund des rechtslastigen ideologischen Hintergrund der Musikgruppe schlecht zur Thematisierung in der Schule eignet.

Zur Thematik des Siegfried-Idylls im Speziellen habe ich mich für eine deduktive Vorgehensweise entschieden und möchte vom Allgemeinen zum Speziellen vorgehen, das heißt, dass ich zunächst allgemeine Gedanken zur Thematisierung von Oper bzw. Musikdrama im Musikunterricht äußern werde. Dann werde ich zur Ring-Thematik übergehen und Wagners Instrumentalmusik im Allgemeinen thematisieren, bevor ich die Oper „Siegfried“ und das „Siegfried-Idyll“ unter verschiedenen Aspekten betrachten möchte.

2. Musiktheater im Musikunterricht

Allgemein lässt sich die Thematisierung von Opern im Musikunterricht zunächst vor allem dadurch begründen, dass diese Gattung ein sehr wesentliches Merkmal der Kultur- und Kunstgeschichte unseres Kulturkreises darstellt. Gleichzeitig ist die Oper als Institution auch ein soziologisch bedeutender Faktor und so wäre es ein wesentliches pädagogisches Anliegen, diese Kunstform mit ihren spezifischen ihr anlastenden Vorurteilen und damit verbundenen persönlichen Vorbehalten Schülern näher zu bringen und sozusagen zu entschärfen. Die Oper verdient es von ihrer Stellung als elitäre Veranstaltung für ein hohes und vor allem reiches Bildungsbürgertum heruntergeholt zu werden und einer noch breiteren Masse zugänglich gemacht zu werden.

Aber Berührungsängste bestehen nicht nur aufgrund der sozialen Stellung der Institution als Veranstaltungsort, sondern in gleichem Maße aufgrund der Tatsache, dass es sich hierbei überhaupt um „klassische“ Musik handelt. Und hier kann gerade die Behandlung der Instrumentalmusik innerhalb der Oper vielleicht helfen, ebendiese Berührungsängste zu vermeiden.

Die Thematisierung von Musiktheater im Musikunterricht an allgemeinbildenden Schulen sollte meines Erachtens wenn irgend möglich auch mit einem Opernbesuch zusammenhängen. Die Faszination der Oper lässt sich wenn überhaupt nur durch einen direkten Erlebniszugang vermitteln. Hier besteht natürlich die Schwierigkeit, dass der Spielplan des nächstgelegenen Opernhauses nicht immer das hergibt, was für den Musikunterricht wünschenswert wäre. So ist beispielsweise nicht davon auszugehen, dass Wagners „Siegfried“ irgendwann auf einem ganz bestimmten konkreten Spielplan erscheint. Hier muss der Musiklehrer flexibel sein und zur Mitte einer Spielsaison die Opern der kommenden Saison in Erfahrung bringen und daraufhin mögliche Unterrichtsvorhaben abstimmen. Für das Thema dieser Hausarbeit sei einfach mal davon auszugehen, dass – wie auch in unserem Seminar die Möglichkeit besteht, eine Aufführung des „Siegfrieds“ zu besuchen. Hier geht es ja auch eher prinzipiell um mögliche Herangehensweisen, wie eine bestimmte Thematik vorbereitet und erarbeitet werden kann, was hoffentlich auf andere Opern in etwa übertragbar ist. In einem wesentlichen Punkt ist die Siegfried-Thematik jedoch nicht auf andere Opern übertragbar. Aufgrund der Länge dieser Oper eignet sich „Siegfried“ nicht für untere Klassenstufen. Ich würde frühestens ab Klasse 10 einen Besuch dieser Oper für sinnvoll erachten, da jüngere Kinder und Jugendliche von ihrer Konzentration sicher stark überfordert wären. Dennoch kann man auch mit jüngeren Kindern Einzelaspekte des Siegfrieds und speziell des „Siegfried-Idylls“ behandeln. Für einen Opernbesuch generell, der vielleicht ab der Klasse 7 sinnvoll wäre, wäre eine andere Oper in einem anderen Unterrichtsvorhaben notwendig, wobei auch anhand des „Siegfrieds“ generelle Aspekte von Musiktheater vorbereitend auf eine andere leichter zugängliche Oper behandelt werden können.

Auf grundsätzlich wichtige Aspekte bei einer Unterrichtseinheit Musiktheater, die auf einen Opernbesuch abzielt, wie Inszenierung einer konkreten Aufführung (z. B. Schauplatz, Requisiten, Bewegungsabläufe, Gestik und Mimik, Kostüme, Geräusche, Effekte), die verschiedenen Berufszweige und ihr organisatorisches Zusammenwirken, finanzielle Problematik oder Architektur möchte ich nicht näher eingehen, da diese Aspekte für ein Instrumentalwerk wie das „Siegfried-Idyll“ letztlich weniger entscheidend sind.[3]

3. Die Ring-Thematik

Wenn im Musikunterricht das Siegfried-Idyll behandelt werden soll, so muss man letztlich auch die Oper „Siegfried“ erwähnen und somit kommt man meines Erachtens letztlich auch nicht um zumindest eine Erwähnung der Tetralogie des gesamten „Rings“ herum. So gehört es meines Erachtens auch zu einem Minimum an musikhistorischer Allgemeinbildung, dass man zumindestens weiß, dass es den „Ring“ von Wagner überhaupt gibt. Dazu gehört auch, dass jeder Schüler nach der Pflichtschulzeit weiß, dass in Bayreuth jährlich im Festspielhaus die Wagnerfestspiele stattfinden.

Die Grundzüge der Ringthematik sollten, wenn der Zeitrahmen es zulässt, zumindest umrissen werden: Einem Zwerg gelingt, es den Rheintöchtern das Rheingold zu rauben, indem er für immer der Liebe entsagt. Aus diesem schmiedet er einen „magischen“ Ring, der seinem Besitzer die Macht der Welt verleiht. Der Göttervater Wotan wiederum entwendet ihm gewaltsam das Gold, um die Riesen zu bezahlen, die ihm die Götterburg Walhall (oder Walhalla) gebaut haben, er ihnen aber nicht wie versprochen seine Tochter, die Göttin Freia geben möchte, weil die Götter nur durch sie ewig jung bleiben können. Der Zwerg verflucht aus Zorn über das entwendete Gold den Ring, sodass niemand der ihn besitzt glücklich werden kann. Die Riesen geben sich nicht mit dem Gold zufrieden, sondern wollen auch den Ring. Die Göttermutter Erda rät Wotan, den Ring wegzugeben. Einer der Riesen – Fafner – reißt den Ring und die Macht an sich und erschlägt seinen Bruder. Da Wotan in seiner Funktion als Göttervater seine Beschlüsse nicht zurücknehmen kann (sie sind in seinen Speer eingeritzt), kann er das Unheil, das von dem Ring ausgeht und die Macht der Götter bedroht, nicht abwenden und hofft, dass das Menschen aus freiem Willen für ihn tun. Deshalb zeugt er die Menschen-Zwillinge Sigmund und Sieglinde, deren Sohn Siegfried das Gold von Fafner zurückerobern soll. Die Zwillingstochter Sieglinde wird jedoch geraubt und muss jemanden heiraten, den sie nicht liebt. Auf der Hochzeit kommt Wotan als Mensch verkleidet und stößt ein Schwert in einen Stamm, das niemand herausziehen kann, da es nur Siegmund nutzen kann. Als dieser zufällig ins Haus kommt, zieht er das Schwert und flieht mit der geliebten Sieglinde. Aber Wotan kann, weil er als Gott seinen Gesetzen zu seinem Unglück treu bleiben muss, den Ehebruch Sieglindes nicht dulden und lässt Siegmund im Kampf mit Sieglindes Mann umkommen, indem er selbst eingreift und mit seinem Speer das Schwert zerstört. Die Gesandte Wotans – die Walkürentochter Brünnhilde, die die Geliebte des Enkels Siegfried werden soll – wollte Siegmunds Tod (entgegen Wotans Auftrag, ihn im Kampf umkommen zu lassen) verhindern, was ihr nicht gelang. Für ihre Ungehorsamkeit wird sie einen Schlaf versetzt, aus dem sie nur ein furchtloser Mann wecken kann, der die Feuer durchschreitet, die sie umgeben. Sieglinde stirbt bei der Geburt Siegfrieds. Er wächst bei dem Bruder des Zwergs, der das Gold gestohlen hat auf – einem Zwerg, der den Ring ebenfalls haben will. Siegfried schmiedet das kaputte Schwert seines Vaters wieder zusammen, mit dem er den zu einem Lindwurm (einem Drachen) verwandelten Riesen tötete. Durch das versehentlich geleckte Drachenblut versteht er mit einem Mal die Sprache der Vögel im Wald, die ihm vor dem Zwerg warnen, sodass er den Zwerg statt der Zwerg ihn umbringt und so den Ring behalten kann. Anschließend befreit er die Walküre Brünnhilde aus ihrem Schlaf, die erste Frau die er in seinem Leben sieht. Durch seine Liebe wird sie zu einem Menschen. Aber nun will Hagen ihm den Ring streitig machen. Er ist der Sohn des Zwerges, der das Gold gestohlen hat und er schafft es durch einen Zaubertrunk, dass Siegfried Brünnhilde vergisst und sich in seine Halbschwester verliebt, während sein Halbbruder ausgerechnet mit Siegfrieds Hilfe wiederum Brünnhilde gegen ihren Willen zur Frau nimmt. Sie ist über Siegfrieds Vertrauensbruch, für den er wegen des Zaubertrunks jedoch nichts konnte, entsetzt und hilft deshalb Hagen, Siegfried zu töten, indem sie ihm seine empfindliche Stelle am Rücken verrät. Als Hagen den Ring von Siegfrieds toten Finger nehmen will, streckt sich unheimlicherweise sein Arm in die Höhe. Brünnhilde erkennt seine Unschuld und will ihm in den Tod folgen, nimmt den Ring und reitet in einen brennenden Scheiterhaufen, wodurch auch die Götterburg Walhalla in Flammen aufgeht. Die Macht der Götter ist vorüber, der Rhein tritt über die Ufer und das Gold kommt zurück zu den Rheintöchtern, die damit nur spielen und keine Macht ausüben.

Wenn man den Ring nur als Anknüpfungspunkt für eine weitergehende Behandlung eines Wagner-Stückes wie das Siegfried-Idyll nutzen will, würde es ausreichen, diese Rahmenhandlung je nach Altersstufe unterschiedlich formuliert, den Schülern in Form einer interessanten Geschichte zu lesen zu geben. Dies erforderte jedoch einen großen Aufwand, Formulierungsgeschick und Kreativität, damit auf diese Weise auch tatsächlich Interesse für eine weitergehende Behandlung geweckt wird.

Möglich wären auch vier kurze Schülerreferate zu den Opern, die durch gute, nicht zu lange Texte sorgfältig vorbereitet werden müssten, damit der Lerneffekt in den meist weniger gut gehaltenen Schülerreferaten (im Vergleich mit einer Darstellung durch den Lehrer) auch durch das erfahrungsgemäß gesteigerte Interesse an den Referenten erhalten bleibt.

Im Zusammenhang mit der Übersicht über die Ring-Thematik sollte auf jeden Fall zumindest auch erwähnt werden, dass Wagner den Stoff aus verschiedenen germanischen und nordischen Sagen (vor allem der Edda) zusammengestellt hat.

[...]


[1] Werner-Jensen, 1981, S.7.

[2] http://www.youtube.com/watch?v=y7ijM8PFaV4&feature=related

[3] siehe hierzu Kapitel 3 aus Werner-Jensen, 1981.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Richard Wagners Instrumentalmusik am Beispiel des Siegfried-Idylls aus musikdidaktischer Perspektive
Hochschule
Hochschule für Musik Detmold
Veranstaltung
Musiktheater im Unterricht
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
20
Katalognummer
V133733
ISBN (eBook)
9783640455218
ISBN (Buch)
9783640737642
Dateigröße
386 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kommentar des Professors: Sehr weit gefasste Thematik und wenig detailreich zum Idyll, was aber in Ordnung sei. Fast jedes Kapitel könnte eigentlich eine eigene Arbeit werden. Sprachlich sehr schön. Einige kleinere sprachliche Fehler, Internetangaben müssten mit Zugriffsdatum versehen werden. Bei Literaturangaben kein Komma zwischen Autor und Jahreszahl.
Schlagworte
Wagner, Siegfried, Richard Wagner, Siegfried-Idyll, Musikpädagogik, Musikdidaktik, Instrumentalmusik, Musikdrama, Oper
Arbeit zitieren
Lorenz Lassek (Autor:in), 2009, Richard Wagners Instrumentalmusik am Beispiel des Siegfried-Idylls aus musikdidaktischer Perspektive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133733

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