Psychopathologische Aspekte des Narzissmus bei James M. Barries’ „Peter Pan“


Hausarbeit, 2008

15 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1.Biografie von James M. Barrie
2.2.Vorstellung der Deutungshypothese Narzissmus
2.3.Narzissmus im Kontext mit dem Kinderbuch „Peter Pan“

3. Fazit15
3.1.Gründe für den Erfolg des Kinderbuchs

1. Einleitung

In dieser Hausarbeit werde ich mich mit dem Kinderbuch „Peter Pan“ beschäftigen. Der Schwerpunkt wird hierbei auf der Psyche des Autors James M. Barrie liegen. Anhand seiner Biografie werde ich festmachen, wie stark der Roman von Barries’ Leben inspiriert ist. Zwei Kapitel werde ich genauer analysieren, welche mir Rückschlüsse auf die psychische Verfassung des Autors erlauben werden. Die Kapitel heißen „ Der Schatten“ und „ Komm mit, Komm mit“. Darüber hinaus möchte ich auf die narzisstische Persönlichkeitsstörung eingehen, die ich beim Autor vermute. Ich werde zentrale Symptome dieser Krankheit besprechen und sie in den Kontext anderer Krankheiten einordnen. Am Schluss werde ich erläutern, warum Peter Pan im Vergleich zu anderen phantastischen Geschichten so erfolgreich ist.

2. Hauptteil

2.1 Biografie

James Matthew Barrie wird am 9. Mai 1860 in Kirriemuir, Schottland als Kind des Webers David Barrie und Margaret Ogilvy geboren. Als sein älterer Bruder David tödlich verunglückt bekommt seine Mutter Depressionen. Fortan fühlt sich James für seine Mutter verantwortlich. Er zieht sogar die alten Kleider seines Bruders an, nur um seine Mutter aufzuheitern. Dies tut er wahrscheinlich, weil er seinen großen Bruder zu ersetzen versucht. David ist der erklärte Liebling der Mutter gewesen. James kann sich noch so anstrengen, er wird bestenfalls für seine Rolle als David geliebt. Ich gehe davon, dass die Mutter große Schuld und Minderwertigkeit empfindet, da sie selbst hilfsbedürftig ist. Diese Minderwertigkeit überträgt sich natürlich auch auf die Kinder. Er lernt schnell die Bedürfnisse seiner Mutter über seine eigenen zu stellen, um ihren Verlustschmerz zu mildern. Er tauscht seine Gefühle gegen die Liebe seiner Mutter. James bekommt das Gefühl, nur wegen seiner Leistung geliebt zu werden und nicht um seiner selbst willen. Diese Erkenntnis erzeugt Wut und Hass, die er aber für die Familienharmonie verleugnet. Er wächst zudem in einem Frauenhaushalt auf. Sechs von seinen neun Geschwistern sind weiblich. Neben seiner Mutter ein weiterer Grund für seine abweisende Haltung gegenüber Frauen.

James macht 1882 an der University of Edinburgh seinen Abschluss und arbeitet anschließend als Journalist. 1885 zieht er mittellos nach London um als unabhängiger Autor zu arbeiten. Er gelangt jedoch erst 1888 mit "Auld Licht Idylls" zu einem gewissen Ruhm. Sein Elternhaus liefert hier eine plausible Erklärung. Der Manipulation der Mutter entflohen weiß er zuerst nichts mit der neuen Freiheit anzufangen. Die indoktrinierten Angst und Schuldgefühle sich von der Mutter getrennt zu haben wirken noch. Einen Beweis für diese These ist der Fakt, dass seine späteren Werke immer wieder lobend seine Mutter erwähnen. Er vertraut seinen Fähigkeiten nicht genug und fühlt sich immer noch primär anderen verpflichtet, anstatt für sich selbst einzustehen. James heiratet 1894 die Schauspielerin Mary Ansell; die Ehe endet 1909 kinderlos in einer Scheidung.

James ist zudem ein Kind seiner Zeit.Die gesellschaftlichen Werte und Normen des schottischen 19.Jahrhundert hinterlassen ebenfalls Spuren in seiner Persönlichkeit. Nachweisbar ist dies durch die Religiosität, Sexualethik und die Bildung. Die Religionsgemeinschaften dieser Zeit empfinden tiefe moralische Verantwortung der Gesellschaft gegenüber. Der methodistische Weslayanismus predigt und missioniert im In und Ausland. Ihr Einfluss ist so stark, dass sie 1854 für ein Jahr ein Gesetz aufrechterhalten, welches den Ausschank von Alkohol in Wirtshäusern verbietet. Es wird deutlich wie wichtig es zu der Zeit gewesen ist den moralischen Vorstellungen zu genügen. Den Sonntag heiligen, häufige Bibellektüre und das gemeinsame Gebet in der Familie sind Rituale, die großes Ansehen versprechen. Jegliche individuellen Bedürfnisse nach Sex, Glücksspiel oder Alkohol werden durch Sparsamkeit, harte Arbeit und Anständigkeit geleugnet. Diese Entwicklung hat ebenfalls geistliche Gründe. Die Bevölkerung versucht sich durch diesen Verzicht ein milderes Urteil beim Jüngsten Gericht zu erarbeiten. Es ist vor diesem Wissenshintergrund natürlich, dass James eine verschlossene, verklemmte Persönlichkeit entwickelt. Die damalige Gesellschaftsordnung fördert ebenfalls eine pervertierte Sexualität. Nach kirchlicher Vorstellung ist jedes Vergnügen sündhaft. Individualität gefährdet die Karriere des Einzelnen oder wirkt sich negativ auf die gesamte Wirtschaft aus. Die sexuellen Bedürfnisse unterminieren schließlich das brave Bild von ehelicher Treue und Anstand. Geschlechtskrankheiten infolge häufiger Bordellbesuche sind die Folge. Es prägt sich eine chauvinistische Sexualethik, die den Sex kategorisiert und kontrolliert. Um sich in dieser Gesellschaft anzupassen wird auch in der Bildung eine bestimmte Fähigkeit besonders geschätzt und gefördert. Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin sind Zeichen von Stärke und machen einen Gentleman aus.

Zwischen 1860 –80 wird dieses Ideal des „Stiff upper lip“ in den Schulen eingeführt. Es besagt, dass man sich möglichst sachlich und analytisch verhalten sollte. Jegliche ausufernde Emotion sollte zu Gunsten religiöser und ethischer Richtlinien unterdrückt werden. Der Name des Ideals offenbart das Dilemma des jungen James. „Stiff upper lip“1 bedeutet auf Deutsch „eine steife Oberlippe“. Es zeigt prägnant welche innere Spannung er gefühlt haben muss.

2.2 Vorstellung der Deutungshypothese Narzissmus

Im Leben von James M. Barrie sprechen viele Anzeichen für eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. Das Wort bezieht sich auf das griechische Nárkissos. Nárkissos war ein griechische Gott, der sogar sogar die Liebe der Nymphe Echo verschmähte. Der Rachegott Nemesis bestrafte ihn hierfür. Nárkissos verliebte sich daraufhin unsterblich in sein eigenes Spiegelbild. Sigmund Freud unterscheidet zwischen dem primären und dem sekundären Narzissmus. Der primäre Narzissmus ist existenziell notwendig. Im frühkindlichen Stadium (6-18 Monate) erlebt sich das Kind als Einheit mit der Mutter. Das Kind ist sich selbst das Sexualobjekt, bezieht die mütterliche Liebe also auf sich und seine Mutter. Später lernt das Kind zu abstrahieren. Es lernt eine Subjekt - Objekt- Beziehung herzustellen. Sekundärer Narzissmus kann entstehen, wenn in dieser Frühphase die Liebe verwehrt wird. Deshalb sind beim sekundären Narzissmus diese Beziehungen auch nicht von Dauer. Bei einer vermuteten Kränkung zieht das Individuum seine Liebe vom Objekt ab und nimmt sich selbst zum Objekt. Jede Kritik wird vom Erkrankten als die totale Entwertung seiner Person gesehen. Es kompensiert diese vermeintlichen Erniedrigungen durch Geld, Macht oder beruflichen Erfolg. Durch diese Güter versucht es seinen Selbstwert zu steigern, aber auch Aufmerksamkeit und Bewunderung zu gewinnen, die ebenfalls seinen Selbstwert steigern sollen. Die geringe Kritikfähigkeit steht im genauen Gegensatz zu den Omnipotenzgefühlen des Erkrankten. Das Gefühlsleben bleibt oberflächlich und unbefriedigend. Deshalb wechseln sich innere Leere und hektische Betriebsamkeit ab. Das diagnostische und statistische Handbuch psychischer Störungen auch DSM 4 genannt, teilt Persönlichkeitsstörungen in drei Gruppen ein.

[...]


1 „Stiff upper Lip“ (unerschütterliche Haltung/Haltung bewahren) kennzeichnet die Neigung des Briten, dass er es nicht gewohnt ist, in der Öffentlichkeit große Gefühle zu zeigen, http://www.vnr.de/selbsttests/Umgangsformen-in-Gro%C3%9Fbritannien/?frage=4&antwort=15080

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Details

Titel
Psychopathologische Aspekte des Narzissmus bei James M. Barries’ „Peter Pan“
Hochschule
Universität Bielefeld  (Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Kinder und Jugendliteratur
Note
2,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
15
Katalognummer
V133597
ISBN (eBook)
9783640405718
ISBN (Buch)
9783640405794
Dateigröße
460 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Psychopathologische, Aspekte, Narzissmus, James, Barries’, Pan“
Arbeit zitieren
Alexander Schmieding (Autor:in), 2008, Psychopathologische Aspekte des Narzissmus bei James M. Barries’ „Peter Pan“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133597

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