Ernst Cassirers Philosophie der Kultur

Der Mensch seine Natur und Kultur


Seminararbeit, 2008

18 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Ernst Cassirer – Erkenntnistheoretiker, Kulturphilosoph, Kulturanthropologe

Die Antike und die Entstehung der exakten Wissenschaft

Sprache und Symbol als neue Erkenntnisform

Das Problem der Objektivität und die neue Aufgabe der Philosophie

Das Wesen des Menschen

Symbolische Formen

Literaturverzeichnis

Einleitung

Ausgehend von der umgangssprachlichen Praxis bei der Verwendung vonKulturals Begriff erkennt man, dass es sich um einen vagen, vielseitig einsetzbaren und ambigen Begriff handelt dessen Denotationsmenge möglicherweise alles dem kreativen menschlichen Geist vorstellbare einschließt.

Kultur im grammatischen Singular kann beispielsweise als die grundlegende kollektive Funktion menschlicher Lebensgestaltung verstanden werden, aber auch als der Prozess und Resultat einer spezifischen Formtätigkeit, wie dem Verfassen einer Seminararbeit über Kultur. Historisch gesehen spricht man auch vom Plural der Kulturen, wie etwas die des Orients und des Abendlandes. Auch wenn es scheint als hätten wir es mit unterschiedlichen Kulturbegriffen zu tun haben, lässt sich der Kulturbegriff hier zurückführen auf das Tun und Wirken der Menschen. Kultur ist der„Inbegriff der von Menschen produzierten und reproduzierten menschlichen Lebenswelt.“[1]Diese Lebensumwelt ist in ihrer ursprünglichen Form immer dieNaturund somit verhält sich ein Naturbegriff gleichsam als Kontrast und Bedingung zum Kulturbegriff. Land muss da sein um es als Acker zu kultivieren.

„Alles ist Natur – alles ist Kultur. Alles ist Natur, weil auch das, was Kultur genannt wird, aus der Natur erwächst und zum Inbegriff tatsächlichen Geschehens wird. Alles ist Kultur, weil auch das, was Natur genannt wird, gerade darin, dass es genannt wird, auf die Leistung des Menschen verweist, der die so genannte Natur als solche auf einen Begriff bringt, zum Kulturgegenstand mach, gerade weil etwas zum Gegenstand machen eine Form von Kulturleistung ist.“[2]

Die Frage ob doch alles Natur sei, weil doch alle Kultur aus ihr entspringt, oder doch alles Kultur ist, da der erwachsene Mensch nicht anders kann, als mit jeder Wahrnehmung alles in ein bereits Symbol geprägtes Sinnkontinuum zu überführen, lässt sich nicht ohne eine grundlegende Ausarbeitung menschlicher Wesencharakteristik und seiner Wirklichkeitsauffassung klären. Gerade wenn die Natur als ein vom Menschen verarbeitbarer Stoff angesehen wird,„zeigt sich im Begriff der Kultur ein anthropologisches Motiv.“[3]

Die Kultur ist die Welt des Menschen, die Natur als solche ist nicht fassbar, da jede Erfassung bereits Kultivierung ist. Das Verhältnis des Menschen zur Natur kann in diesem Sinne nur vermittelt der Reflexionsfähigkeit des Menschen erarbeitet werden.

Ernst Cassirer – Erkenntnistheoretiker, Kulturphilosoph, Kulturanthropologe

Der 1874 im polnischen Breslau geborene Sohn des jüdischen Kaufmanns Eduard Cassirer und seiner Frau Eugenie Cassirer studierte zunächst unter anderem Philosophie and der Universität Berlin, bevor er sich 1896 der Marburger Schule des Neukantianismus anschloss. Er promovierte bei Paul Natrop über Descartes' Kritik der mathematischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnis.

Berühmt wurde er vor allem über sein dreibändiges WerkPhilosophie der symbolischen Formen(I - Die Sprache 1923; II- Das mythische Denken 1925; III- Phänomenologie der Erkenntnis 1929)mit welchen er maßgeblich an der Formung eines neuen „Genres“ der Philosophie mitwirkte, der Kulturphilosophie. Wo sich bis dahin die Aufmerksamkeit der Philosophie auf die wissenschaftliche Erkenntnis richtete, kamen mit Cassirers Philosophie dersymbolischen Formenunter anderem, den Mythos, die Sprache und die Wissenschaft in den Vordergrund. In ihnen sah Cassirer die kulturelle„Aktivität des menschlichen Geistes bekundet.“[4]Er entfaltet seine Philosophie in einer Grenzbeziehung zu den Geistes-Wissenschaften, wie der Linguistik, Psychologie, sowie den klassischen Naturwissenschaften, der Physik und Mathematik. „An die Stelle der früheren Erkenntnistheorie tritt eine symbolische Bedeutungstheorie kultureller Objektivationen.“[5]

In seinem 1939 erschienenen Aufsatz„Naturalistische und humanistische Begründung der Kulturphilosophie“schreibt Cassirer:

"Von all den einzelnen Gebieten, die wir innerhalb des systematischen Ganzen der Philosophie zu unterscheiden pflegen, bildet die Kulturphilosophie vielleicht das fragwürdigste und das am meisten umstrittene Gebiet. Selbst ihr Begriff ist nicht scharf umgrenzt und eindeutig festgelegt. Hier fehlt es nicht nur an festen und anerkannten Lösungen der Grundprobleme, es fehlt vielmehr an der Verständigung darüber, was sich innerhalb dieses Kreises mit Sinn und mit Recht fragen lässt. Diese Unsicherheit hängt damit zusammen, dass die Kulturphilosophie die jüngste und den philosophischen Disziplinen ist und dass sie nicht gleich ihnen auf eine gesicherte Tradition, auf eine jahrhunderte lange Entwicklung zurückblicken kann."[6]

Das Problem der Kulturphilosophie liegt in ihrer Vieldeutigkeit. In Hinblick auf die Anti-Metaphysische Epoche der Philosophie, wird das traditionell metaphysische Problem der Wirklichkeitsauffassung, mit dem aufkommenden Kulturbegriff erneut aktuell. Gleichzeitig etabliert sich mit der Erarbeitung des Kulturbegriffs„das strukturale Oppositionspaar Natur und Kultur.“[7]

Der BegriffKulturphilosophiekann einerseits im Sinne der Bestimmung eines abgrenzbaren Gegenstandsbereichs, der Kultur verstanden werden und als solche Kulturwissenschaft„als spezielle Wissenschaftstheorie für die Erforschung der kulturellen Welt gelten.“[8]Andererseits kann sie als zentrales Moment der Philosophie angesehen werden, wenn die Philosophie den Anspruch erhebt die"höchste Vollendung und Movens der Kultur"[9]zu sein. Kulturphilosophie würde aus dieser Sicht alle möglichen Themen der Philosophie mit einschließen. Gleichzeitig muss aber, wie bereits erwähnt, eine genaue Bestimmung des Menschen und seines Wirklichkeitsbegriffs vorausgesetzt werden. "Denn, was Welt oder Wirklichkeit immer sein mag, soweit der Mensch davon spricht und sie thematisiert, ist es eine so oder so vom Menschen geformte Welt."[10]

Cassirer veröffentlicht 1942 sein WerkZurLogik der Kulturwissenschaften, Fünf Studien.[11]

In der ersten Studie, mit dem TitelDer Gegenstand der Kulturwissenschafterarbeitet Cassirer seinen Kulturbegriff, indem er ihn gegen die Natur und die naturwissenschaftlichen Methoden stellt und zur neuen Aufgabe der Philosophie erklärt. Zwei Jahre später erscheint ein weiteres WerkÜber den Menschen[12], mit dem UntertitelEinführung in eine Philosophie der Kultur. Es beinhaltet ein populär-wissenschaftliche Darstellung und Erläuterung seiner Anschauungen, die Cassirer vormals in derPhilosophie der symbolischen Formenentwickelt hat.

Anhand der folgenden Zusammenfassung beider Werke wird aufgezeigt auf welche Weise Cassirer zum Kulturbegriff gelangt. Ausgehend von einer historischen Betrachtung zur Entwicklung des Erkenntnisbegriffes über das Problem der Objektivität zwischen der Philosophie und den Naturwissenschaften, bis hin zur Bestimmung des Wesen des Menschen alsanimal symbolicumund der Entwicklung menschlicher Kultur aus densymbolischen Formen.


[...]

[1]Herbert Schnädelbach, „Kultur“, in: Ekkhard Martens / Herbert Schnädelbach (Hg.), Philosophie. Ein Grundkurs, Bd.2, Reinbeck 1991, S.517.

[2]Ernst Wolfgang Orth, Von der Erkenntnistheorie zur Kulturphilosophie, Studien zur Ernst Cassirers Philosophie der symbolischen Formen, Könighausen & Neumann, 1996, S. 194-195 – Im folgenden Orth, 1996

[3]Ebd. S.195

[4]Heinz Paetzold, Ernst Cassirer zur Einführung, Junius Verlag, 2000, S.8 – Im folgenden Paetzold, 2000

[5]Ebd. S.19

[6]Zitat von Ernst Cassirer in : Orth, 1996, S 192

[7]Orth, 1996 S. 194

[8]Ebd. S.193

[9]Ebd.

[10]Ebd. S.195

[11]Ernst Cassirer, Zur Logik der Kulturwissenschaften Fünf Studien, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1961 – Erstmals erschienen in: Göteborgs Högskolas Arsskrift XLVIII, 1942 – Im folgenden: Cassirer LK, 1961

[12]Ernst Cassirer, Versuch über den Menschen, Einführung in eine Philosophie der Kultur, Meiner Verlag Hamburg, 1996 – Erstmals erschienen als: An Essay on Man. An Introduction to a Philosophy of human Culture, Yale University Press, New Haven, 1944 – Im folgenden: Cassirer VM, 1996

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Ernst Cassirers Philosophie der Kultur
Untertitel
Der Mensch seine Natur und Kultur
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (FB7 - Philosophie)
Veranstaltung
Der Begriff der Kultur
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
18
Katalognummer
V133399
ISBN (eBook)
9783640402892
ISBN (Buch)
9783640403363
Dateigröße
428 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ernst Cassierer, Kultur, Philosophie, Seminararbeit, Natur, Kulturphilosophie, symbolischen Formen, Wesen des Menschen, Visco, Uexküll, Aachen, Hellen Keller, Anthropologie, Animal Symbolicum, Problem der Objektivität, Mythos, Religion, Sprache, Entstehung der exakten Wissenschaft, RWTH
Arbeit zitieren
Michael Kowalczyk (Autor:in), 2008, Ernst Cassirers Philosophie der Kultur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133399

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