Die Reichsinsignien


Seminararbeit, 2002

13 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was versteht man unter mittelalterlichen Reichsinsignien ?

3. Bedeutung der Reichsinsignien zur Herrschaftslegitimation
3.1 Überweisung und Benutzung der Reichsinsignien
3.2 Rechtliche Bedeutung

4. Zusammenfassung

5. Buchrezension

6. Literaturverzeichnis
6.1 Quellen
6.2 Sekundärliteratur

1. Einleitung

Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit den deutschen Reichsinsignien und ihrer Bedeutung für das Mittealter im Einzugsgebiet Mitteleuropas. Besonders weil das Seminar sich schließlich mit den Grundzügen der Verfassungsgeschichte im Mittelalter befaßt, scheint es mir wichtiger die Hintergründe der Legitimation der Herrschaft durch die Verleihung der Reichsinsignien zu untersuchen, als mich auf eine bloße kunsthistorische Beschreibung der verschiedenen Objekte zu versteifen. Essenziell ist doch die Frage, ob die Reichsinsignien wirklich ihrem Ruf gerecht werden und als unerläßlich für die weltliche Krönung und zur Representation dieses Ranges anzusehen sind oder, ob sie mehr ideelen Charakter hatten und andere Faktoren eine weitaus größere Rolle spielten. Das hier vor allem auch eine Unterscheidung zwischen den, in den drei erhaltenen Quellengattungen; erhaltene Realien, zeitgenössische Bilddarstellungen und schriftliche Bezeugungen; stattfinden muss, ist offensichtlich, da es doch bei deren Auswertung zu unterschiedlichen Ergebnissen durch verschiedene methodische Zugriffe kommen kann. So kann ein Bild eines Königs mit den Reichsinsignien noch nichts über ihren tatsächlichen Stellenwert zur Zeit der Königskrönung aussagen. Die Hauptfrage die es demnach zu klären gilt ist: Welche Bedeutung hatten die mittelalterlichen Reichsinsignien im Bezug auf das zeremonielle Handeln und das politische Denken, sowie, welche Wirkung erzielten sie als Herrschaftszeichen der deutschen Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches?

2. Was versteht man unter mittelalterlichen Reichsinsignien ?

Mit dem Begriff der Reichsinsignien, oder auch Reichskleinodien, bezeichnet man den bedeutendsten Kronschatz des Mittelalters, des Heiligen Römischen Reiches. Mit diesen Reichsinsignien sollte das Reich selbst symbolisiert werden und wurden daher im Mittelalter gelegentlich als daz riche bezeichnet oder lateinisch regnum, imperium.[1] Im Hochmittelalter variieren die Bezeichnungen für den eigentlichen Insignienschatz zwischen Ausdrücken wie: insignia imparialia, regalia insignia, imperialis celsitudinis, insignia imperialis capellae quae regalia dicuntur und anderen.[2] Da man daraus ablesen kann, daß es vornehmlich um eine Bezeichnung in Beziehung auf die Besitzzugehörigkeit geht (kaiserliche oder königliche Insignien) wird ersichtlich, daß der Reichsbegriff erst im Spätmittelalter in stärkerem Zusammenhang mit den Insignien tritt. Die Insignien lassen sich anhand der in diesem Maße nicht vorhandenen Struktur eines Reiches im Früh- bzw.- Hochmittelalter auch nicht an das Reich gebunden präzisieren, sondern vielmehr als ein Symbol eines monarchischen Amtsträgers.[3] Weiterhin wird nicht speziell zwischen kaiserlichen oder königlichen Insignien unterschieden, sondern es dienten je nach Funktion die selben Gegenstände zur Darstellung beider Würden.[4]

Die Reichskleinodien werden allgemein in vier Gruppen unterteilt:[5]

1. Die Insignien welche die Reichskrone, das Reichsschwert (Maritiusschwert), den Reichsapfel, das Szepter[6] und das Zeremonienschwert umfassen, sowie in einer isolierten Stellung das Aspergile.
2. Die Krönungsgewänder, vergleichbar mit dem bischöflichen Ornat, bestehen aus der Alba, dem Cingulum, der Dalmatika, dem Mantel, den Strümpfen, Schuhen, Handschuhen und Schwertgurt, außerdem die Adlerdalmatika von einem Ornat aus dem 14.Jahrhundert und die Stola, die in ihrer Form der byzantinischen Herrscherbinde entspricht.
3. Die Reliquiare und Reliquien, bestehend aus Reichskreuz und Heiliger Lanze, sowie Kreuzpartikel, die ursprünglich darin aufbewahrt wurden. Weiterhin als Reliquiare der Zahn Johannes des Täufers und dem Armbein der heiligen Kunigunde (respektive der heiligen Anna), die Glieder der Ketten des Apostel Paulus und Johannes Evangelista von deren Gefangenschaft, das Gewandstück des Evangelisten Johannes und das Reliquiar mit dem Span der Krippe Christi, zwei Reliquienmonstranzen mit einem Stück vom Tischtuch des letzten Abendmahls und das Schürztuch Christi von der Fußwaschung.
4. Die gefundenen Objekte des Aachener Münsterschatzes im Grab Kaiser Karls des Großen, die da wären, das Reichsevangeliar, der Säbel Karls des Großen und die Stephansbursa.

Zu den Krönungsgewändern und – insignien gehörten noch, die verlorengegangen Gegenstände wie das Umreale, die Armspangen und die Sporen, sowie Kleinstgegenstände die selbst nicht mehr bei den Krönungen verwendet wurden.[7]

Die Reichsinsignien welche heute in der Wiener Schatzkammer des kunsthistorischen Museums liegen, stellen, wie schon an der vorangegangenen Darstellung ersichtlich, ein Ensemble von unterschiedlichen Objekten von jeweils unterschiedlicher Herkunft und Entstehungszeit dar. Die Zusammensetzung der heutigen Wiener Reichsinsignien steht seit dem Hochmittelalter fest, dementsprechend müssen die vorherigen Kleinodien welche für frühere Zeremonien benutzt wurden, nicht erhalten geblieben sein. Außerdem waren die Reichsinsignien zu Ihrer Zeit nicht die einzigen dieser Art die Existierten, denn kam es zum Beispiel bei den Doppelwahlen von 1198 und 1314 zu parallel verlaufenden Zeremonien der Königskrönung, müssen zwei oder mehrere konkurierende Sätze von Kleinodien existiert haben. Die Reichsinsignien befanden sich somit in einer sogenannten Insignienkonkurrenz welche sich durch das Mittelalter zieht.[8] So wie bei allen bekanten mittelalterlichen Schätzen handelt es sich bei den Reichskleinodien um einen Bestand von Objekten, welcher im Laufe der Zeit, hier von vorkarolingischer Zeit bis ins 16. Jahrhundert, aus verschiedenen Teilen Deutschlands und Italiens stammen.[9]

[...]


[1] Erler, Adalbert:Reichsinsignien, Reichskleinodien, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte(HRG),hg. von Erler Adalbert; Kauffmann, Ekkehardt, Berlin, 1990, Spalte 638 ff.; Pleticha, Heinrich: Des Reiches Glanz, Freiburg, 1989, S. 11.

[2] Petersohn, Jürgen: Die Reichsinsignien im Herrscherzeremoniell und Herrschaftsdenken des Mittelalters, in : Die Reichskleinodien.Herrschaftszeichen des Heiligen Römischen Reiches, hg. von Becker, Hans-Jürgen, Göppingen, 1997, S.165.

[3] Vgl. Erler: Reichsinsignien, HRG, Sp 638 f.; Petersohn: Reichsinsignien im Herrscherzeremoniell, S. 165.

[4] Petersohn, Reichsinsignien im Herrscherzeremoniell, S. 165.

[5] Fillitz, Hermann: Die Reichskleinodien, in: Krönungen. Könige in Aachen-Geschichte und Mythos, hg. von Kramp, Mario, Mainz, 2000, S.141 f.; eine detaillierte Darstellung mit einzelner Beschreibung der Gegenstaende findet sich bei: Fillitz, Hermann: Die Insignien und Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches, Wien, 1954, S. 50 ff.

[6] andere Darstellungen sprechen von einem Zepter

[7] Pleticha :Reiches Glanz, S.237.; Engel, Hans-Ulrich: Straße nach Europa, Hamburg, 1962, S. 89.

[8] Petersohn: Reichsinsignien im Herrscherzeremoniell, S.163, Petersohn, Jürgen: : „Echte“ und „Falsche“ Insignien im deutschen Krönungsbrauch des Mittelalters?. Kritik eines Forschungsstereotyps, Stuttgart, 1993 (=Sitzungsberichte der wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe - Universität Frankfurt am Main, Bd. XXX, Nr. 3), S. 87(23) ff.

[9] Vgl. Fillitz: Reichskleinodien,in: Krönungen, S. 142 ; Petersohn,Jürgen: Die Reichsinsignien im Krönungsbrauch und Herrscherzeremoniell des Mittelalters, in: Krönungen. Könige in Aachen-Geschichte und Mythos, hg. von Kramp, Mario, Mainz, 2000, S. 152.; Petersohn: Reichsinsignien im Herrscherzeremoniell, S.166.

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Details

Titel
Die Reichsinsignien
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Mittelalterliche Geschichte)
Veranstaltung
Grundzüge der mittelalterlichen Verfassungsgeschichte
Note
2
Autor
Jahr
2002
Seiten
13
Katalognummer
V13332
ISBN (eBook)
9783638190176
Dateigröße
488 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Reichsinsignien, Grundzüge, Verfassungsgeschichte
Arbeit zitieren
Jan Richter (Autor:in), 2002, Die Reichsinsignien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13332

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