Die Zeitformen Präsens, Präteritum und Perfekt im Unterricht der Klasse 3 und 4

Prüfungslehrprobe zur Zweiten Staatsprüfung


Unterrichtsentwurf, 2009

48 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Analyse der Lernbedingungen
1.1 Die Situation der Klasse
1.2 Fachliche und methodische Voraussetzungen
1.3 Organisatorische Voraussetzungen

2. Sachorientierung

3. Didaktische Überlegungen/Lernperspektiven/Methoden
3.1 Didaktische Überlegungen
3.2 Lernperspektiven
3.3 Methoden und Medien

4. Literaturverzeichnis

Anhang
- Einordnung der Stunde in die Unterrichtseinheit
- Tabellarischer Unterrichtsverlauf

1. Analyse der Lernbedingungen

1.1 Die Situation der Klasse

Die Klasse 3a der Schule an der Weschnitz besuchen derzeit 24 Schülerinnen und Schüler[1]. Für alle ist Deutsch die Erstsprache. Somit ist nicht mit Verständigungsproblemen zu rechnen. Die Schüler der 3a sind meist motiviert und verfügen über eine gut entwickelte soziale Kompetenz. Diese äußert sich in einer fairen Behandlung der Schüler untereinander und der Unterstützung von weniger leistungsstarken durch leistungsstärkere Schüler. Im Allgemeinen sind die Kinder sehr lebhaft. So kann es vorkommen, dass sich Schüler unaufgefordert im Plenum äußern. Dazu neigen vor allem Marvin K. und Tim-Robin. Deshalb ist es notwendig, den Kindern die betreffenden Klassenregeln immer wieder erneut ins Bewusstsein zu rufen und auf deren Einhaltung konsequent zu achten.

1.2 Fachliche und methodische Voraussetzungen

Alle Schüler der Klasse sind weitgehend in der Lage, das Präsens, das Präteritum und das Perfekt mit schwachen Verben richtig zu bilden. Mit starken Verben haben sie diesbezüglich teilweise noch Schwierigkeiten. So kommt es immer wieder vor, dass sie starke Verben schwach konjugieren (lügen – er *lügte – er hat *gelügt). Beim Bilden des Perfekts kommen solche Normverstöße seltener vor als beim Bilden des Präteritums. Im Unterricht haben sich die Schüler bislang ein Repertoire an starken Verben, mit denen sie alle drei Zeitformen richtig bilden können, erarbeitet. Es gibt allerdings bedeutende Unterschiede, was die Größe dieses Repertoires angeht, da einige Schüler bereits vor Beginn der Unterrichtseinheit ein vergleichsweise großes Repertoire hatten (Leonie, Marvin K., Lars, Niklas B., Julia, Amelie) und andere ein recht kleines (Natalie, Niklas F., Philip, Andreas, Marvin W.). Allen Schülern ist der Unterschied zwischen starken und schwachen Verben bewusst. Auch sie sind in der Lage, die Vergangenheitsformen starker Verben nachzuschlagen. Einige müssen daran allerdings gesondert erinnert werden und benötigen viel Zeit dafür (Luca, Franziska, Niklas F., Philip, Natalie, Andreas, Marvin W.). Andere schlagen bereits sehr selbständig nach. Die für die Stunde relevanten Lernspiele kennen die Kinder bislang nur bezogen auf zwei Zeitformen. Die Gegenüberstellung aller drei Zeitformen ist neu für sie.[2] Stumme Impulse und das Arbeiten an einer Lerntheke sind den Schülern vertraut. Die Fähigkeit zur Selbstkontrolle ist bereits ausgebildet, jedoch immer noch im Aufbau begriffen. Mache Schüler, v.a. Ina, Natalie und Marvin W., müssen teilweise gesondert daran erinnert werden. Auch kommt es öfters vor, dass Schüler bei der Selbstkontrolle Fehler übersehen. Philip hat teilweise Schwierigkeiten sowohl schriftliche als auch mündliche Arbeitsaufträge zu verstehen. In vielen Fällen ist er bereits in der Lage, sich bei Mitschülern Hilfe zu holen. Manchmal benötigt er jedoch noch Hilfe seitens des Lehrers.

1.3 Organisatorische Voraussetzungen

Der Klassenraum der 3a ist etwas klein. Allerdings besteht die Möglichkeit zusätzlich den Flur zu nutzen. Die Schüler der 3a sitzen an Gruppentischen und verfügen über alle für die Unterrichtsstunde notwendigen Materialien.

2. Sachorientierung

Verben (Tuwörter, Zeitwörter) zeigen die Zeit eines Zustands, eines Vorgangs oder einer Tätigkeit an.[3] Nach ihrer Grundbedeutung unterscheidet man demnach Zustands-, Vorgangs- und Tätigkeitsverben (Markus ist krank. Ich konnte nicht einschlafen. Der Fahrer wollte abbiegen).[4] Ferner wird zwischen Vollverben (sagen, wandern etc.), Hilfsverben (haben, sein, werden) und Modalverben (können, wollen etc.) unterschieden. Erstere sind alle Verben, die allein im Satz vorkommen können. Hilfsverben hingegen kommen zusammen mit einem Vollverb vor und dienen dazu, das Perfekt zu bilden (s.u.).[5] „Modalverben drücken in Verbindung mit einem Vollverb im Infinitiv aus, dass etwas möglich, notwendig, gewollt, erlaubt oder gefordert ist (Können wir uns morgen treffen?).“[6] Verben stehen entweder in der Grundform oder in der Personalform. Erstere ist die traditionell auf - en endende Infinitivform (sag en).[7] Diese kann manchmal auch auf -ern oder -eln enden (füttern, betteln).[8] Die Personalform stimmt in Person und Zahl (Numerus) mit dem Subjekt überein. Gleichzeitig gibt sie auch Auskunft über die Zeit (Tempus).[9] So gibt die Personalform „schliefst“ u.a. folgende Auskunft: 2. Person, Singular, Präteritum. Im Hinblick auf diese Kategorieklassen verändern Verben ihre Form (Flexion).[10] Das Präsens wird aus dem Wortstamm des Verbs und den Personalendungen gebildet (ich spiel-e, du spiel-st, er/sie/es spiel-t, wir spiel-en, ihr spiel-t, sie spiel-en). Endet der Wortstamm auf -d- oder -t- wird in der 2. und 3. Person Singular und in der 2. Person Plural ein -e- zwischen Wortstamm und Endung eingeschoben (du reit- e st, er/sie/es reit- e t, ihr reit- e t). Im Präsens spielt die Unterscheidung von starken und schwachen Verben eine geringe Rolle, da der Wortstamm in dieser Zeitform in der Regel unverändert bleibt. Manche Vokale können allerdings zu Umlauten werden (schl a fen - du schl ä fst,). In seltenen Fällen kommt es vor, dass sich der Wortstamm stärker verändert (essen – du isst, sein – du bist).[11] Menzel spricht in diesem Zusammenhang von verschiedenen Graden der Unregelmäßigkeit. Das Hilfsverb „sein“ bezeichnet er als unregelmäßigstes Verb überhaupt.[12] Schwache Verben bilden das Präteritum mit einem silbeneinleitenden t-Suffix (ich lach- t e, du lach- t est, er/sie/es lach- t e, wir lach- t en, ihr lach- t et, sie lach- t en).[13] Endet der Wortstamm auf -d- oder -t- wird ein -e- zwischen Wortstamm und Endung eingefügt (ich red- e te, du red- e test, er/sie/es red- e te, wir red- e ten, ihr red- e tet, sie red- e ten).[14] Bei starken Verben hingegen wird das Präteritum durch eine Veränderung des Wortstammes gekennzeichnet.[15] Deshalb sind hier in der 1. und 3. Person Singular keine Endungen vorhanden (f a hr-en, ich f u hr, du f u hr-st, er/sie/es f u hr, wir f u hr-en, ihr f u hr-t, sie f u hr-en). Endet der Wortstamm auf -d- oder -t- wird auch hier ein -e- zwischen den Wortstamm und die Endung eingefügt, allerdings ausschließlich in der 2. Person Singular und Plural (du ritt- e st, ihr ritt- e t).[16] Das Perfekt wird mit den Präsensformen der Hilfsverben „sein“ und „haben“ und dem Partizip II gebildet. Die meisten Verben (alle transitiven) bilden das Perfekt mit „haben“, intransitive Verben bilden es teils mit „haben“, teils mit „sein“.[17] Erstere können sich auf ein Akkusativobjekt beziehen (Ich habe eine Zigarette geraucht). Alle übrigen Verben zählen zu den intransitiven (Er ist nach Köln gefahren. Wir haben in Köln gewohnt).[18] Bei schwachen Verben wird das Partizip II mit der Vorsilbe ge- und der Endung - t gebildet (sagen – er hat ge-sag-t). Bei den starken Verben wird es hingegen meist mit der Endung -en gebildet. Selten findet sich jedoch auch hier die Endung -t (reiten – er ist ge-ritt-en, brennen – es hat ge-brann-t). Im Gegensatz zum Präteritum verändert sich beim Partizip II der Wortstamm starker Verben nicht immer (reiten – geritten, schlafen – geschlafen).[19]

3. Didaktische Überlegungen/Lernperspektiven/Methoden

3.1 Didaktische Überlegungen

Das Unterrichtsthema „Bildung der Zeitformen Präsens, Präteritum und Perfekt“ ist im Rahmenplan dem Handlungsbereich „Sprache untersuchen und richtig schreiben“ zuzuordnen. Die Zeitformen sind zwar nicht explizit genannt, dafür aber das Bilden verschiedener Verbformen, welches das Bilden der Zeitformen einschließt.[20] Wichtige Ziele dieses Handlungsbereichs sind das Entwickeln von Sprachbewusstheit und das Gewinnen von Einsicht in die Strukturen der Sprache.[21] Beides wird durch die Behandlung des Themas gefördert. Exemplarisch werden die Kinder dabei auf morphologische Besonderheiten von Sprache aufmerksam. Dies stellt ein weiteres im Rahmenplan genanntes Ziel dar.[22] Sie machen beispielsweise die Erfahrung, dass bei schwachen Verben der Wortstamm immer gleich bleibt (s. Kap. 2). Das morphematische Prinzip wird im Rahmenplan als eines von drei Grundprinzipien genannt, die es auf dem Weg zur Orthographie besonders zu verstärken gilt.[23] Somit wird durch die Behandlung des Themas der geplanten Stunde auch die Rechtschreibkompetenz der Kinder gefördert. Zur Teilhabe an einer literaten Gesellschaft sind sowohl Sprachgefühl als auch das Beherrschen der Rechtschreibung wichtige Voraussetzungen. Ferner wird in der weiteren Schullaufbahn explizites grammatisches Wissen vorausgesetzt. Menzel kritisiert, dass Übungen zur Bildung der richtigen Verbformen im Unterricht der Grundschule meist zu kurz kommen. Er fordert deshalb das wiederholte Üben des Bildens der Zeitformen v.a. mit starken Verben.[24] Einige Schüler der Klasse 3a verwenden beim Schreiben zunehmend das Präteritum. An dieser Stelle sind insbesondere Marvin K., Leonie, Lars, Amelie, Julia und Niklas B. zu nennen. Das Perfekt verwenden alle Schüler natürlich, v.a. in der mündlichen Sprache, sehr häufig. Bei der Verwendung der beiden Vergangenheitsformen kommt es des Öfteren zu Normverstößen, wie sie in Kap. 1.2 beschrieben sind. Der Rahmenplan fordert solche Verstöße zum Ausgangspunkt von Unterricht zu machen, da sie Auslöser für methasprachliches Aufmerken sind sowie Denken und Lernen aktivieren. [25] Dementsprechend können sie als Ausgangspunkt der geplanten Unterrichtseinheit dienen. Der Unterrichtsinhalt der Stunde ermöglicht es den Kindern, die für sie relevanten Zeitformen zunehmend korrekter zu erkennen und zu bilden. Dies verhilft ihnen zu sichererem Sprachhandeln und zu besserem Textverstehen.[26] Ferner ist das Erlernen der Bildung des Präteritums wichtig, „um geschriebene Texte von strukturellen Wiederholungszwängen (durch die Hilfsverben sein und haben)[27] zu befreien und zu einer distanzierenden Sprache zu gelangen.[28] Alternativ hätte anstelle des Perfekts oder des Präteritums auch das Futur 1 behandelt werden können. Darauf wurde allerdings verzichtet, da sowohl Kinder als auch Erwachsene auf die Zukunft meist mit dem Präsens referieren (Morgen fahren wir zu Opa. Später haben wir eine Konferenz). Das Futur 1 besitzt demnach für die Kinder weniger Relevanz als die beiden anderen Zeitformen. Es wäre auch möglich gewesen, in geplanter Unterrichtsstunde zusätzlich die Unterschiede im Gebrauch der verschiedenen Zeitformen zu thematisieren. Dadurch würde die Stunde allerdings kognitiv überladen. Deshalb wird der primäre Unterschied im Gebrauch des Präsens und des Präteritums in der vorangehenden Sequenz thematisiert. Eine vereinfachte Gegenüberstellung des Gebrauchs von Präteritum und Perfekt ist Gegenstand der nachfolgenden Sequenz. Im Sinne einer didaktischen Reduktion beschränke ich mich weitgehend auf Verbformen, deren Endungen im Präteritum bezüglich derselben Person gleich bleiben. Dies ist bei den meisten schwachen und starken Verben der Fall (s. Kap. 2). Auf die Bildung bestimmter Personalformen mit Wortstämmen, die auf -t- oder -d- enden wird deshalb verzichtet (ihr arbeitetet, ihr rittet). Solche Verbformen würden die Kinder zu diesem Zeitpunkt noch verwirren. Die beiden sehr unregelmäßigen Verben „sein“ und „haben“ werden sich allerdings in den Übungen der Stunde wiederfinden, zumal mit ihnen das Perfekt gebildet wird (s. Kap. 2).

3.2 Lernperspektiven

Stundenziel:

Die Schüler sind in der Lage, die Zeitformen Präsens, Präteritum und Perfekt zu erkennen und zu bilden sowie selbständig an der Lerntheke zu arbeiten.

Teilziele:

Die Schüler sind in der Lage,…

- die Zeitformen zu erkennen und zu bilden.
- selbständig zu arbeiten.
- über ihren Lernprozess zu reflektieren.

[...]


[1] Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden nur die männliche Form verwendet.

[2] In vorliegendem Entwurf referieren die Ausdrücke „Zeitformen“ und „alle Zeitformen“ ausschließlich auf die drei für die geplante Stunde relevanten Zeitformen (Präsens, Präteritum, Perfekt).

[3] Vgl. Sczyrba 1994, S. 44

[4] Vgl. Hoberg & Hoberg 2006, S. 6

[5] Vgl. Duden 2006, S. 395 & S. 469

[6] Hoberg & Hoberg 2006, S. 6

[7] Vgl. Duden 2006, S. 395

[8] Vgl. Sczyrba 1994, S. 45

[9] Vgl. Hoberg & Hoberg 2006, S. 8

[10] Vgl. Duden 2006, S. 395

[11] Vgl. Ebd. S. 443

[12] Vgl. Menzel 2004, S. 24

[13] Vgl. Hoberg & Hoberg 2006, S. 7

[14] Vgl. Duden 2006, S. 442

[15] Vgl. Hoberg & Hoberg 2006, S. 7

[16] Vgl. Duden 2006, S. 442

[17] Vgl. Hoberg & Hoberg 2006, S. 9

[18] Vgl. http://www.teachsam.de/deutsch/d_lingu/synt/wort/Verb/verb_6_3.htm (27.03.09)

[19] Vgl. Hoberg & Hoberg 2006, S. 7

[20] Vgl. Rahmenplan S. 118

[21] Vgl. Rahmenplan S. 115

[22] Vgl. Ebd.

[23] Vgl. Rahmenplan, S. 113

[24] Vgl. Menzel 2004, S. 24f.

[25] Vgl. Rahmenplan S. 112

[26] Vgl. Menzel 2004, S. 6

[27] Vgl. Sachorientierung (Bildung des Perfekts)

[28] Menzel 2004, S. 12

Ende der Leseprobe aus 48 Seiten

Details

Titel
Die Zeitformen Präsens, Präteritum und Perfekt im Unterricht der Klasse 3 und 4
Untertitel
Prüfungslehrprobe zur Zweiten Staatsprüfung
Note
1
Autor
Jahr
2009
Seiten
48
Katalognummer
V133312
ISBN (eBook)
9783640482764
ISBN (Buch)
9783640482924
Dateigröße
933 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unterrichtseinheit, Zeitformen, Präsens, Präteritum, Perfekt, Zweiten, Staatsprüfung)
Arbeit zitieren
Jochen Bender (Autor:in), 2009, Die Zeitformen Präsens, Präteritum und Perfekt im Unterricht der Klasse 3 und 4, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133312

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