Platons Höhlengleichnis


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung
1.1 Platons Philosophie
1.2 Platons Werk
1.3 Bedeutung des Höhlengleichnisses

2. Höhlengleichnis in der Politeia
2.1 Einbettung des Höhlengleichnisses in den Textzusammenhang
2.2 Inhalt des Höhlengleichnisses
2.2.1 Erstes Stadium: Lage der Menschen in der Höhle
2.2.2 Zweites Stadium: „Befreiung“ innerhalb der Höhle
2.2.3 Drittes Stadium: Die eigentliche Befreiung zum ursprünglichen Licht
2.2.4 Viertes Stadium: Rückstieg des Freien in die Höhle

3. Deutung und Interpretation
3.1 Lage der Menschen
3.2 Befreiung innerhalb der Höhle
3.3 Die eigentliche Befreiung
3.4 Der Rückstieg
3.5 Zusammenfassung: Kernpunkte des Gleichnisses

4. Folgen des Höhlengleichnisses
4.1 Bildungsbegriff
4.2 Philosophenkönige

5. Fußnoten

6. Quellen

1. Einleitung

Der britische Philosoph Alfred North Whitehead[1] drückt in einem berühmten Zitat aus seinem Hauptwerk „Process and Reality“ die Bedeutung Platons folgendermaßen aus:

„Die sicherste allgemeine Charakterisierung der philosophischen Tradition Europas lautet, daß sie aus einer Reihe von Fußnoten zu Platon besteht.“[2]

Eine Betrachtung der Platonischen Philosophie scheint also lohnenswert.

1.1 Platons Philosophie

Zunächst einmal eine kurze Skizze von Platons Philosophie:

Bei Platon beginnt die Suche nach dem Wissen, was ein Gegenstand „in Wahrheit“ ist. Dieses Wissen soll ein höheres Wissen sein, als alles durch Erfahrung erkennbare Wissen, es soll mehr als ein empirisches Wissen sein. Das heißt, es ist von der Erfahrung und der Zeit unabhängig ein absolut für immer gültiges Wissen.

Platon ist der erste der zwischen verschiedenen Qualitäten der Erkenntnisstufen unterscheidet. Es gibt die bessere und die schlechtere Erkenntnis, die zweite basiert auf der empirischen Wahrnehmung. Auch die bessere Erkenntnis soll vom Menschen, besonders dem Philosophen, gewonnen werden können, jedoch nicht mit den Sinnesorganen. Mit ihr lässt sich das höhere Wissen erlangen.

Hier kommt Platons Ontologie ins Spiel. Er vertritt den Standpunkt, dass es zwei Arten des Seienden gibt, das „uneigentlich Seiende“ und das „eigentlich Seiende“. Das uneigentlich Seiende ist durch die Sinne wahrnehmbar, dadurch empirisch und dadurch vergänglich. Das eigentlich Seiende ist unvergänglich und unveränderlich. Er nennt es auch die Ideen, die hinter den Dingen stehen. Das uneigentlich Seiende ist der „Tisch“, das eigentlich Seiende die „Idee Tisch“, die darüber steht.

Die beiden Seienden stehen nicht nebeneinander sondern in einer Hierarchie. Das nicht durch die Sinne wahrnehmbare Seiende, die Ideenwelt, ist der Bereich von dem das wahre Wissen möglich ist.[3] Es soll sich um ein Wissen vom Ganzen handeln, und muss somit den Bereich des Sichtbaren überschreiten.

Dieses Denken Platons kann als dualistisch bezeichnet werden, es gibt nicht nur die sinnlich wahrnehmbare Welt sondern auch ein von ihr transzendiertes Sein, die Ideen.

Was ein Gegenstand in Wahrheit ist, kann also erkannt werden in dem man das transzendierende Sein, die Ideen, erkennt. Wahres Wissen kann man nur über das höhere Sein erlangen und zwar mit der besseren Erkenntnis.

Für diese philosophischen Grundzüge und Überzeugungen Platons ist das Höhlengleichnis ein geeignetes Beispiel.

Das Höhlengleichnis „illustriert Platons Ontologie, die eine Folge von hierarchisch geordneten, sukzessive an Seiendheit, Wahrheit und Vollkommenheit zunehmenden Seinsschichten unterscheidet. Es gibt eine anschauliche Darstellung des gnoseologischen Prozesses wachsender, von Seinsschicht zu Seinsschicht emporsteigender Erkenntnis“.[4]

1.2 Platons Werk

Platons philosophisches Werk ist fast ausschließlich in Dialogform überliefert. Seine philosophische Lehre vertritt dabei immer Sokrates, er selbst kommt nicht zu Wort. Dass aber „diese Texte tatsächlich stattgefundene Dialoge zwischen Platons Lehrer Sokrates und verschiedenen Gesprächspartnern darstellen sollen, so dass darin eigentlich nur die Lehre des Sokrates erscheint und Platon nur ein getreuer Protokollant gewesen ist, kann ausgeschlossen werden. Dafür ist unabhängig von den Dialogtexten zu viel über Platon und Sokrates bekannt.“[5]

Warum wählt Platon diese Form zur Präsentation seiner Philosophie? Die Dialogform kann als Ausdruck von Platons Bewusstsein gewertet werden, dass die Vermittlung philosophischen Wissens schwierig ist. Durch sie versucht er seine Philosophie dem Leser als drittem Dialogpartner, nicht als Dozent, zu erklären. Durch diese Art zu schreiben und zu denken veranlasst er den Leser zum Mitdenken.[6]

Die Politeia, in der das Höhlengleichnis im siebten Buch genannt wird. kann als Platons Hauptwerk gesehen werden. In ihr stellt er sein Bild eines idealen Staates dar.

1.3 Bedeutung des Höhlengleichnisses

Der wohl bekannteste Abschnitt der Politeia ist das Höhlengleichnis. Es ist in Dialogform zwischen Sokrates und Glaukon, Platons Bruder, geschrieben.

Platon möchte am Höhlengleichnis „den Unterschied klar machen, in dem sich unsere Natur befindet, wenn sie im Besitze der vollen Bildung ist und andererseits wenn sie derselben ermangelt“[7]. Dieser Unterschied ist der zwischen der höheren Erkenntnis der Ideen, und der niedrigeren Erkenntnis der Sinnendinge. Das Höhlengleichnis veranschaulicht also, wie in 1.1 bereits angedeutet, Platons Erkenntnistheorie und Ontologie.

Das Höhlengleichnis verschafft auch ein Sinnbild der Ethik, die als handlungsorientierte und einstellungsbildende Wissenschaft lehrt, dass die Verwendung aller Dinge, Handlungen, Einstellungen und Tugenden nur dann zu einem guten Ergebnis und zu einem glücklichen Leben und einem gerechten Gemeinwesen führen kann, wenn sie durch die dazugehörende Erkenntnis des Guten geleitet wird. Es schildert die Wege und die Schwierigkeiten der Erziehung, die als Seelenbildung zu verstehen ist, und all ihre Kräfte gegen die falschen Meinungen und gewohnten bequemen Lebensweisen richten muss.[8]

„Im Höhlengleichnis steckt Platons ganze Weltanschauung, seine Auffassung vom Wesen des Menschen und dessen Bestimmung, schon im Leben über unsere Welt hinaus und zu Erkenntnis des höchsten Guten [...] zu gelangen.“[9]

Das Höhlengleichnis ist heute so aktuell wie vor beinahe zweieinhalb Tausend Jahren, als es Platon aufschrieb. Darin liegt die Faszination. Ein so alter Text hat immer noch so eine große Bedeutung.

In der Politeia folgt direkt auf das Gleichnis (514a-517a) Platons eigene Deutung des Höhlengleichnisses (517a-518b). Die beiden Folgerungen, den Begriff der Bildung (518b-519b) und die Forderung nach Philosophenkönigen (519b-521b) werden direkt danach angehängt.

2. Höhlengleichnis in der Politeia

2.1 Einbettung des Höhlengleichnisses in den Textzusammenhang

Das Thema der Politeia ist der Aufbau eines idealen Staates.

Platon argumentiert wie folgt. Ein idealer Staat muss gerecht sein. Gerecht ist ein Staat dann, wenn der Herrscher die Grundsätze der Vernunft anwendet und nach dem Guten strebt. „Nur wenn sich philosophische Einsicht und politische Macht [...] vermählen, können die Menschen von ihrem Elend erlöst werden. Daher muss es die erste Aufgabe des Philosophen sein, die hoffnungsvollen philosophischen Naturen vor der sittlichen Korruption zu bewahren, sie zu wahrem Philosophentum zu erziehen und (sie damit) für die schwierige politische Aufgabe bereitzumachen.“[10]

Denn da nur Philosophen die Vernunft kennen und die Idee des Guten - das einzig wahre Ziel - anstreben, sind sie die idealen Herrscher. Dafür muss der Philosoph das Gute „geschaut“ haben, bzw. mit der höheren Erkenntnis das Gute erkannt haben.

Im Dialog zwischen Sokrates und Glaukon erläutert Platon, was er unter der Idee des Guten versteht. Auf die Frage Glaukons, was die Idee des Guten sei, führt Platon das Sonnengleichnis an.

Hier unterteilt er die Wahrnehmung, bzw. die Erkenntnis, in einen denkbaren und einen sichtbaren Bereich ein.

Das Sonnengleichnis besagt: Was die Sonne im sichtbaren Bereich sei, sei die Idee des Guten im Denkbaren.

Um im Sichtbaren Wahrnehmung zu ermöglichen braucht der Sehende nicht nur Sehkraft und etwas „Gesehenes“, sondern auch Licht, um die Sicht überhaupt erst zu ermöglichen. Dieses Licht spendet die Sonne, sie ist somit die Ursache des Sehens und Gesehenwerdens.

Platon meint nun, dass es im denkbaren Bereich mit der Idee des Guten analog verhält. Die Idee des Guten spendet das Licht der Wahrheit und des Seienden und ermöglicht so das Erkennen der Wahrheit. Das was durch das Licht der Wahrheit, das von der Idee des Guten ausgeht, „angestrahlt“ wird, erscheint in seiner ganzen Wahrheit.

Der Vergleich des Sonnengleichnisses lautet also folgendermaßen: So wie im Bereich des Sichtbaren das Gesehene, Gegenstände, nur mithilfe des Lichts der Sonne erkannt werden können, kann die Wahrheit und Erkenntnis im Bereich des Denkbaren - des eigentlich Seinenden - nur mithilfe des Licht des Guten erkannt werden.

[...]


[1]. Alfred North Whitehead, geboren 15.2.1861, gestorben 30.12.1947

[2]. zitiert nach Wikipedia: Alfred North Whitehead, 29.6.2009

[3]. vgl. Römpp, Platon, Seite 10

[4]. Kersting, Platons Staat, Seite 227

[5]. Römpp, Platon, Seite 13

[6]. vgl Martens, Platon, Seite 8

[7]. zitiert nach Maslankowski, Platons Höhlengleichnis, Seite 5

[8]. vgl. Kersting, Platons Staat, Seite 227

[9]. Maslankowski, Platons Höhlengleichnis, Seite 10

[10]. Kersting, Platons Staat, Seite 4

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Platons Höhlengleichnis
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Philosophisches Institut)
Veranstaltung
Platon, Politeia
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
19
Katalognummer
V133225
ISBN (eBook)
9783640399093
ISBN (Buch)
9783640398591
Dateigröße
455 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Platons, Höhlengleichnis
Arbeit zitieren
Ruth Flocke (Autor:in), 2009, Platons Höhlengleichnis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133225

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