Geistiger Entwicklungsbogen von Dietrich Bonhoeffer


Hausarbeit, 1999

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der Lebensweg Dietrich Bonhoeffers I (die frühen Jahre)
2.1 Herkunft Dietrich Bonhoeffers
2.2 Erste Entwicklung Bonhoeffers
2.3 Spätere Entwicklung Bonhoeffers

3 Der Lebensweg Dietrich Bonhoeffers II (Die Zeit des Widerstandes)
3.1 Die erste Zeit des Widerstandes
3.2 Die Zeit des Umbruchs
3.3 Die Finkenwaldseminare
3.4 Die letzte Zeit des Widerstandes
3.5 Inhaftierung und Tod Dietrich Bonhoeffers

4 Der geistige Entwicklungsbogen von Dietrich Bonhoeffer

5 Geistige Ansätze Bonhoeffers zu einer neuen Theologie
5.1 Dietrich Bonhoeffers Theorien zum religionslosen Christentum (religiös interpretiert)
5.2 Dietrich Bonhoeffers Theorien vom religionslosen Christentum (weltlich interpretiert)
5.3 Allgemeine Religionskritik bei Dietrich Bonhoeffer

6 Schlusswort

7 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Dietrich Bonhoeffer sprach sich gegen die Dogmatisierung des nationalsozialistischen Regimes aus. Er richtete seine Bemühungen auf den Versuch, „seine“ evangelische Kirche, doch vor allem seine Ansichten vom Glauben, gegen den Naziterror aufrechtzuerhalten und weiter zu vermitteln. In der nachfolgenden Arbeit soll zunächst ein kurzer Überblick über die biographischen Daten Bonhoeffers, von der Kindheit bis zum Studium, gegeben werden. Darüber hinaus werden wichtige Stationen seines Lebens aufgezeigt. Hierzu zählen unter anderem: seine Auslandsaufenthalte, die Bekennende Kirche, die Finkenwaldseminare, seine Inhaftierung und schließlich sein gewaltsamer Tod durch Erhängen. Danach soll ein Augenmerk auf seine geistige Entwicklung während seines Lebens gelegt werden. Zuletzt werden einige Ansätze seiner neuen Interpretation der Theologie diskutiert.

2 Der Lebensweg Dietrich Bonhoeffers I (die frühen Jahre)

2.1 Herkunft Dietrich Bonhoeffers

Am 4.Februar 1906 wurde Dietrich Bonhoeffer als sechstes von acht Geschwistern in Breslau geboren. Sein Vater, Karl Bonhoeffer, stammte aus einem alten württembergischen Geschlecht. Pfarrer und hohe Staatsbeamte zählten zu seinen Vorfahren. Der Vater selbst war Professor für Psychiatrie und Neurologie und wurde noch vor Ausbruch des ersten Weltkrieges, auf den sehr angesehenen Lehrstuhl dieses Fachs berufen. Seine Mutter, Paula Bonhoeffer, geborene von Hase, stammte aus einer preußischen Adelsfamilie. Ihre Vorfahren waren teilweise Hofbeamte oder hatten an preußischen Universitäten Lehrstühle inne. Seine Mutter selbst, hatte als eine der ersten Frauen in Preußen ihr Lehrerinnenexamen absolviert. Dies ermöglichte es ihr ihre Kinder, in den ersten Schuljahren selbst, zu unterrichten.

Die Erziehung der Kinder im Hause Bonhoeffer war streng und gerecht, aber auch liebevoll, wie es dem autoritären Stil der damaligen Zeit entsprach. Das Leben der Bonhoeffers war typisch für den Lebensstil und die Lebensart des aufgeklärten, konservativ-liberalen Bürgertums der damaligen Zeit. So durften die Kinder beispielsweise am Tisch nur dann reden, wenn sie dazu aufgefordert wurden. Das Zimmer des Vaters war für die Kinder ein absolutes Sperrgebiet. Die Erziehung war nicht kirchlich, aber religiös. Die Mutter sorgte dafür, dass die Kinder Kirchenlieder und Bibelverse lernten, die ihr persönlich sehr gefielen. Unterstützt wurde sie dabei von sorgfältig ausgesuchten Erzieherinnen. Außerdem gehörte zur Erziehungskonzeption auch die Förderung der musischen Begabung. So war Bonhoeffer zum Beispiel bereits sehr früh ein ausgezeichneter Klavierspieler. Durch ein Ferienhaus im Harz lernten die Kinder der Großfamilie Bonhoeffer, Freiheit und Naturverbundenheit kennen und schätzen. Das „Heimathaus“ war groß und stand vielfältigen Gästen offen. Onkel, Cousinen, Kollegen und Studenten des Vaters, Freunde und Freundinnen aus der Nachbarschaft, Verehrer, Bräute und Verlobte der älteren Geschwister waren oft zu Gast. Kurzum, Dietrich Bonhoeffer wuchs in einem für vielfältige Begegnungen und Einflüsse offenem Elternhaus auf.[1]

2.2 Erste Entwicklung Bonhoeffers

In den ersten Schuljahren wurde Bonhoeffer von seiner Mutter unterrichtet. Dies wäre sicherlich auch ohne den Ausbruch des 1.Weltkrieges im August 1914 der Fall gewesen. In dieser Zeit las er mit Begeisterung Geschichten von Pathos und Ehre, in denen Menschen für eine angeblich gute Sache, ihr Leben opferten. Die Beschäftigung mit dem Tod wurde für ihn zeitweise zu einem Dauerthema. In dieser Zeit der Todessehnsucht wünschte er sich nichts sehnlicher als früh zu sterben und einen schönen frommen Tod zu finden. Diese kindliche Vision verblasste allerdings mehr und mehr als seine großen Brüder 1917 in die Armee eingezogen wurden. 1918 verstarb sein Bruder Walter in Folge einer schweren Verwundung. Von dessen Tod und dem großen Schmerz der Mutter war der damals Zwölfjährige tief beeindruckt. Es ist anzunehmen dass die Kriegserlebnisse zu seinem Entschluss, Pfarrer und Theologe zu werden beigetragen haben. Später besuchte er das Gymnasium in Berlin-Grunewald. Dort versuchte er seine Phantasie und Emotionalität in den Ausdrucksformen von Musik und Religion auszuleben. Obwohl er der wissenschaftlichen Linie seines Vaters treu bleiben wollte, entschied er sich schon früh für ein Studium der Theologie. Auf diesem Wege versuchte er sich von der dogmatischen Welt des Vaters abzusetzen, in der Absicht etwas Eigenes zu sein. Doch auch gegenüber dem großen Geschwisterkreis wollte er seine Eigenständigkeit unter Beweis stellen.

1923 begann er sein Studium in Tübingen. Dort wohnte er im Haus seiner Großmutter. Er studierte, wie es seine bildungsbürgerliche Herkunft mit sich brachte, in welcher der Wissenschaft und Kultur eine zentrale Rolle zukamen, Religionsgeschichte, Kirchengeschichte und Philosophie. Während einer Studienreise nach Rom kamen wichtige Dinge zusammen, die für Dietrich bislang getrennt waren: Kirche und Glaube, Lehre und Leben. Er erfuhr, dass Kirche universell sein kann, ohne mit dem persönlichen Glauben zu kollidieren und trotzdem in eine verbindliche Ordnung passend. Später lernte er die „dialektische Theologie“ vonKarl Barthkennen, die anschließend sein gesamtes Denken prägte. In ihrer Essenz sagte diese aus, dass die Kirche zu viele gesellschaftliche Kompromisse eingegangen sei, um von allen anerkannt zu werden. Dennoch bezeichnete er den liberalen Theologen Adolf von Harnack als seinen Lehrer. Bonhoeffers Dissertation zu Thema „Sanctorum Communio – eine dogmatische Untersuchung der Soziologie in der Kirche“ stellte seine erste größere theologische Arbeit dar. Mit dieser, dem Kirchenverständnis gewidmeten Arbeit, erwarb er den Doktortitel. Im Frühjahr 1928 absolvierte er ein Lehrvikariat in Barcelona. Dort erlitt er den unvermeidlichen Praxisschock, als ihm bewusst wurde, dass Gemeindearbeit in den seltensten Fällen etwas mit theologischer Diskussion und geistigem Leben zu tun hat. Sie ist meist nur eine Pflege der Geselligkeit. 1930 habilitierte er sich mit seiner Arbeit „Akt und Sein – Transzendentalphilosophie und Ontologie in der systematischen Theologie“.[2]

2.3 Spätere Entwicklung Bonhoeffers

Mit vierundzwanzig Jahren war Dietrich Bonhoeffer der jüngste Privatdozent für Theologie. Da er jedoch für die Ordination als Pfarrer zu jung war, das Mindestalter lag bei 25 Jahren, bekam er ein Stipendium für das „Union Theological Seminary in New York. Seinem ersten Eindruck nach wurde dort keine richtige Theologie praktiziert. Später allerdings lebte er dann diese Theologie des „Social Gospel“ selbst. Zu diesem Zeitpunkt trat er erstmals über seinen „bildungsbürgerlichen Tellerrand“ hinaus. Er traf auf Menschen, die ein soziales und politisches Christentum verkörperten. Sein Dozent Reinhold Niebuhr empfahl ihm schwarze amerikanische Literatur, von der Bonhoeffer tief beeindruckt war. Die Freundschaft zu einem schwarzen Mitstudenten aus Harlem (Frank Fisher), veranlasste ihn Kirchen im nahegelegenen New Yorker Ghetto zu besuchen. Begeistert sah er wie in den dortigen schwarzen Gemeinden ganzheitlich (ohne Trennung von Geist, Körper und Gefühl) gebetet, gesungen und gerufen wurde. Die Freundschaft mit dem französischen Mitstudenten Jean Lassare brachte Bonhoeffer dem theologischen Pazifismus näher. Seiner Meinung nach ist dem Vorbild Jesu zu folgen und christliche Gemeinschaft über alle Grenzen hinweg zu leben.

Im Wintersemester 1931/32 nahm er seine Lehrtätigkeit an der Universität Berlin auf. Dort fiel er auf, weil er nicht deutsch-national dachte und auf Verbindungsuniformen verzichtete. An der Hochschule galt er als Pazifist und Sozialist. Es entstand ein „Bonhoefferkreis“ in dem nicht nur theologisiert wurde. Man wandte sich auch weltlicheren Dingen, wie zum Beispiel der Rassentrennung in den USA zu. Er begann innerhalb des „Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen“ im „Rat für praktisches Christentum“ mitzuarbeiten.. Diese Organisation lernte er als Mitglied einer deutschen Jugenddelegation kennen. Sein Ruf als politischer und kirchlicher Außenseiter wurde hierdurch gefestigt. Für sich selbst hob er die Trennung von Evangelium und Politik auf.[3]

3 Der Lebensweg Dietrich Bonhoeffers II (Die Zeit des Widerstandes)

3.1 Die erste Zeit des Widerstandes

Am 30.Januar 1933 kam Hitler an die Macht. Als Bonhoeffer Anfang Februar 1933 einen Rundfunkvortrag mit dem Titel „Der Führer und der einzelne in der jungen Generation“ hielt, hatte er damit eine zutreffende Beschreibung der Massenhysterie und der damit einhergehenden kollektiven Flucht aus der Verantwortung hin in den Führerkult geliefert. Da der Vortrag bereits zu diesem Zeitpunkt eine große politische Brisanz hatte, wurde er von der Sendeleitung kurzerhand abgeschaltet. Nachdem er sich darüber beschwert hatte, dass seine Rede an einer zu Missdeutungen anfälligen Stelle einfach abgeschaltet worden war, wurde der Vortrag in einer deutschen Tageszeitung ungekürzt veröffentlicht. Als am 27. Februar 1933 der Berliner Reichstag brannte, wurde als angebliche Reaktion darauf, eine Notverordnung zum Schutze von Volk und Staat veröffentlicht. Die evangelische Kirche wertete dies nicht als Terror, sondern als Wiederherstellung der Ordnung und Rettung „aus schwerster Gefahr“. Als Bonhoeffer einige Wochen später die Kirche in einem Vortrag aufforderte, politischen Widerstand zu leisten, verließen fast alle Zuhörer den Saal. Mit dieser Einstellung blieb er in der evangelischen Kirche völlig allein. Am deutlichsten zeigte sich dies bei einer Gruppe mit dem Namen „Deutsche Christen“ die sogar versuchte Christentum und Nationalsozialismus zu verbinden. In deren Grundsatzprogramm fanden sich Begriffe wie: „Artgemäßes Christentum, deutscher Luthergeist oder heldische Frömmigkeit“; ganz nach dem dogmatischen Denken der Regierung. Am 23. Juli 1933 fanden in der evangelischen Kirche Kirchenwahlen statt, wobei 70% der Stimmen auf die „Deutschen Christen“ entfielen, die damit alle kirchlichen Schlüsselpositionen besetzten. Bonhoeffer hielt dies für eine „Kapitulation der Kirche vor der Politik. Die einzige Alternative war die Vereinigung „Evangelium und Kirche“, die sich gegen eine Gleichschaltung von Christentum und Nationalsozialismus aussprach. Sie hatte jedoch keinerlei Chance, da sich die Reichsregierung massiv in den Wahlkampf einmischte. Beispielsweise wurden Flugblätter, die Dietrich Bonhoeffer und sein Freund Franz Hildebrand für ihre Vereinigung druckten, kurzerhand beschlagnahmt. Der staatliche Arierparagraph wurde bekanntgegeben, und die Kirche übernahm ihn in ihre theologische Ordnung. Das neue Kirchengesetz lautete: “Wer nichtarischer Abstammung oder mit einer Person nichtarischer Abstammung verheiratet ist, darf nicht als Geistlicher und Beamter der allgemeinen kirchlichen Verwaltung berufen werden.“. Daraufhin leiteten Dietrich Bonhoeffer und sein Freund Franz Hildenbrand sowie Martin Niemöller, der den Pfarrernotbund gegen den Arierparagraphen gründete, eine Flugblattaktion ein, die sich gegen die „braunen“ Beschlüsse richtete. Zwar unterzeichneten 2000 Pfarrer diesen Aufruf, allerdings ohne Erfolg. Auch Bonhoeffers Aufruf zu einem Pfarrerstreik, d.h. zu einer Niederlegung des Pfarreramtes, blieb ohne Erfolg.[4]

[...]


[1]Rainer Mayer Peter Zimmerling:“Dietrich Bonhoeffer heute“ , S.14-15, Gießen 2.Aufl.1993 Renate Wind:“Dem Rad in die Speichen fallen“, S.9-15, Weinheim 2.Aufl.1991

[2]Renate Wind, S.15-40 Eberhard Bethge:“Bonhoeffer“ ,S.10-28, Hamburg 1976

[3]Christian Gremmels/Hans Pfeifer:“Theologie und Biographie“, S.36-42, München 1983 Renate Wind, S.40-60

[4] Ebd., S.60-70

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Geistiger Entwicklungsbogen von Dietrich Bonhoeffer
Hochschule
Hochschule Ludwigshafen am Rhein  (Lehrstuhl für Sozialethik)
Veranstaltung
Anstößige Anstöße – Querdenker der Geistesgeschichte
Note
1,0
Autor
Jahr
1999
Seiten
18
Katalognummer
V133207
ISBN (eBook)
9783640397594
ISBN (Buch)
9783640397990
Dateigröße
459 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geistiger, Entwicklungsbogen, Diedrich, Bonhöffer
Arbeit zitieren
Diplom Sozialpädagoge Alexander Bauer (Autor:in), 1999, Geistiger Entwicklungsbogen von Dietrich Bonhoeffer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133207

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