Zu Anthony Giddens: "Die Frage der sozialen Ungleichheit"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Der dritte Weg in der Politik

3. Der Links-Rechts-Gegensatz

4. Institutionen und Strategien
4.1 Markt, Staat und Regierung
4.2 Wirtschaftspolitik

5. Soziale Ungleichheit
5.1 Probleme des sozialen Ausgleichs
5.2 Die Reform des Sozialstaats

6. Globalisierung
6.1 Weltwirtschaft und Ökologie
6.2 Staatliche Kontrolle der Konzerne
6.3 Kriege und globale Demokratie

7. Schlussbetrachtungen

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der britische Soziologe Anthony Giddens (geb. am 18.01.1938) lehrte nach seinem Studium an den Universitäten Leicester und Cambridge. Seit 1985 steht er den britischen Fach-Verlagen Polity Press Ltd. und Blackwell-Polity Ltd. vor. Seit 1989 ist er Direktor des Londoner Centre for Social Research. Seit 1979 ist er außerdem Direktor der London School of Economics and Political Science. Der Berater von Tony Blair gilt als Koryphäe auf dem Gebiet der sozial-politischen Fragen von Globalisierung und sozialer Ungleichheit und ist einer der bekanntesten Verfechter des so genannten „dritten Weges in der Politik“, der eine politische Richtung beschreibt, die zwischen traditioneller Sozialdemokratie und Konservatismus liegt.[1]

In seinem 1998 erschienen Buch „Der dritte Weg“ beschreibt er die mit dieser politischen Richtung verbundenen sozial-ökonomischen Strategien. Sein 2001 erstmals in deutscher Sprache erschienenes Werk „Die Frage der sozialen Ungleichheit“, mit dem sich diese Hausarbeit befasst, sieht Giddens als eine Fortsetzung von „Der dritte Weg“. Sein Ziel war es, mit der Fortsetzung näher auf die im Vorgänger aufgeführten Themenbereiche einzugehen.

Diese Hausarbeit wird der argumentativen und dramaturgischen Struktur von Giddens „Die Frage der sozialen Ungleichheit“ folgen.

Zuerst wird der dritte Weg erläutert. Daran anschließend wird näher auf den alten Links-Rechts-Gegensatz eingegangen, um die Notwendigkeit des dritten Weges zu untermauern.

Dieser Faden wird in Kapitel 4 aufgenommen. Im Bereich der Institutionen und Strategien führt Giddens den Leser weiter auf dem dritten Weg und sucht Lösungen zur Reorganisierung der Beziehungen zwischen den Märkten und dem Staat. Hier weist er auch auf die neuen Gegebenheiten auf den Arbeitsmärkten und den daraus resultierenden wirtschaftspolitischen Veränderungen hin.

Die zentrale Frage der sozialen Ungleichheit, die Grundlage des zu untersuchenden Werkes ist, wird in Kapitel 5 behandelt. Wie ist der dritte Weg in der Lage, soziale Gerechtigkeit herzustellen, und wie kann und muss der Sozialstaat reformiert werden, um soziale Gleichheit zu erhalten?

Im letzten Kapitel seines Buches, dessen inhaltliche Bedeutung auch den Schluss dieser Arbeit darstellt, widmet sich Giddens den Problemen und Möglichkeiten der Globalisierung. Hier werden ökologische Aspekte auf die Makroebene der Weltwirtschaft transponiert. Wachsende Macht der Konzerne muss stärker staatlicher Kontrolle unterworfen, ethnische und ideologische Kriege und Konflikte im Rahmen einer globalen Demokratie verhindert werden.

Diese Arbeit wird die Thesen Giddens’ näher beleuchten und anhand von Beispielen ihren Bezug und ihr Verhältnis zur gegenwärtigen politischen Realität untersuchen.

Vorweg muss gesagt werden, dass „Die Frage der sozialen Ungleichheit“ vor den Anschlägen in den USA am 11. September 2001 erschien. Die Umwälzungen in der Weltpolitik als Reaktionen auf den Terror konnten demnach von Giddens in diesem Buch nicht berücksichtigt werden. Der Verfasser dieser Arbeit muss und wird den Text unter Beachtung der geo-politischen Veränderungen interpretieren.

2. Der dritte Weg in der Politik

Giddens’ Buch „Der dritte Weg“ kam kurz nach dem Höhepunkt der Asienkrise auf den Markt. Als eine Folge dieser Krise hat sich das politische Gewicht der Rechten verringert. Zur Zeit des Erscheinens von „Die Frage der sozialen Ungleichheit“ war der Konservatismus fast überall auf dem Rückzug. Das Erstarken der Politik des dritten Weges erfolgte teilweise in Reaktion, hat sie in gewissem Maß aber auch mitverursacht.[2] Nach 09/11 kehrte sich diese Tendenz um. Die Rechte und ihre neo-konservativen Konzepte verdrängte die Politik des dritten Weges und stellte somit auch die Frage nach sozialer Gleichheit und Gerechtigkeit ins Abseits. So genannte „Patrioten“, i.d.R. Nationalisten, Wirtschaftsbosse und Militärs, übernahmen das Ruder der Weltmacht USA, um von dort aus einen konservativen Siegeszug durch die Weltpolitik zu beginnen. Selbst der traditionsreiche britische Labourism unter Tony Blair wurde Opfer und schließlich selbst Täter des sozial-politischen Kahlschlags.

Dabei ist der dritte Weg gerade in diesen Zeiten eine vernünftige Alternative – vielleicht die beste. Zur Begrifflichkeit sagt Giddens: „Der Begriff ‚dritter Weg’ ist natürlich nicht neu. Er wurde in der Vergangenheit bereits von verschiedenen politischen Gruppen gebraucht, auch von rechtsextremen. Die Sozialdemokraten verwendeten ihn am häufigsten. Während der Zeit des kalten Krieges betrachteten viele eine sozial ausgerichtete Demokratie selbst als dritten Weg, der sich einerseits vom amerikanischen Marktliberalismus und andererseits dem Sowjetkommunismus unterschied.“[3] Eine etwas exaktere Einordnung findet Klaus Lang: „Der ‚dritte Weg’ steht für den Weg einer Politik links von der Mitte. Die ‚Neue Mitte’ steht für die Bestimmung des gesellschaftlichen Subjekts, das Träger dieser Politik sein soll – und doch auch ihr Nutznießer! Heute – so scheint es zumindest – ist die soziale Marktwirtschaft des rheinischen Kapitalismus selbst der dritte Weg zwischen ‚Kapitalismus pur’ und dem angeblich etatistisch-bürokratischen Sozialismus der alten Sozialdemokratie.“[4]

Der dritte Weg und ihre prominenten Vertreter wie z.B. auch Giddens, zog natürlich vehemente Kritik an – vornehmlich aus dem konservativen Lager. Die meisten rechten Kritiker halten die Ideen des dritten Weges laut Giddens „für ein Gebräu aus längst bekannten Ideen und Maßnahmen“.[5]

In seinem vorliegenden Buch beleuchtet Giddens aber vor allem die Kritik der politischen Linken. Dabei übt er keine Kritik an den linken Kritikern, sondern überlässt es dem Leser selbst, deren Positionen aufzunehmen, zu erörtern und zu bewerten. Autoren wie Jeff Faux bespricht Giddens mit einer bemerkenswert nüchternen Didaktik. Allein die von Faux verwendeten und von Giddens recht neutral formulierten Schlagwörter, z.B. ‚wachsende Ablehnung der Globalisierung’, minimale Rolle des Staates’ oder ‚Untergrabung des dritten Weges durch den dritten Weg selbst’[6] zeugen von Giddens’ Ablehnung gegenüber Faux.

3. Der Links-Rechts-Gegensatz

Der politische Antagonismus der Linken und der Rechten ist alles andere als neu. Er ist wesentlich älter als der kalte Krieg, doch wurde er während dieser Periode zu einem globalen Phänomen, das bis heute in allen Konsequenzen nachwirkt. Giddens sagt dazu: „Wir sollten die Vorstellung überwinden, der Links-Rechts-Gegensatz sei die einzige Grenzscheide in der Politik. Links und rechts werden sicherlich nicht verschwinden, aber die Unterscheidung ist heutzutage weniger zwingend als früher.“[7] Er bezieht sich hierbei weniger auf politisch gegensätzliche Machtsysteme wie z.B. USA vs. China, sondern eher auf die politischen Grundwerte beider Richtungen und ihre Auswirkungen z.B. auf die jeweilige Sozial-, Arbeits-, Wirtschafts- und Bildungspolitik. Allerdings sind nach dem 11. September die Grenzen zwischen (internationaler) Machtpolitik und den o.g. Grundwerten fließend, wobei die machtpolitisch militärischen und wirtschaftlichen Tendenzen vor allem in den USA zur dominierenden Kraft geworden sind.

Für Giddens muss vor allem die Linke Konsequenzen aus den Erfahrungen der späten achtziger und neunziger Jahre ziehen. Der Abschied von alten Positionen ist erforderlich, um eine neue Positionierung unter den neuen Umständen zu finden.[8] Dies ist für ihn die Kreuzung, an der die Sozialdemokratie auf den dritten Weg abbiegen muss. Das einfache Konzept der Linken, dass Kapitalismus und Märkte Hauptursache für soziale Probleme seien, ist nicht mehr haltbar. Eine Differenzierung und Neuausrichtung ist nötig, denn auch Staaten und Regierungen verursachen soziale Probleme.[9]

Gerade die Linke muss sich nach Giddens’ Ansicht mit offenen Märkten anfreunden, mit Unternehmen, die eine große Rolle bei der Schaffung von Wohlstand spielen und mit Privatvermögen, dass ursächlich ist für Sozialinvestitionen.[10] Der politische und wirtschaftliche Zusammenbruch der UdSSR soll hier als Beispiel angeführt werden. Die Regulierung der Märkte, fehlendes Privatvermögen und die allein auf Planerfüllung ausgerichtete Wirtschaft führten im globalen Rüstungswettlauf zur wirtschaftlichen Katastrophe und schließlich zum Zusammenbruch des ganzen Systems. Das sozialistisch/kommunistische Konzept hatte auf der ganzen Linie versagt.

[...]


[1] Zur Biographie: http://www.kfunigraz.ac.at/sozwww/agsoe/lexikon/klassiker/giddens/18bio.htm, Aufruf am 02.03.2004

[2] vgl.: Giddens, Anthony: Die Frage der sozialen Ungleichheit, S. 7

[3] ebd. S. 9

[4] Lang, Klaus in: Ein dritter Weg in das dritte Jahrtausend, S. 8

[5] Vgl. Giddens, Anthony: a.a.O., S. 15

[6] Ebd. S. 19

[7] Ebd. S. 47

[8] Vgl. ebd. S. 37

[9] Vgl. ebd. S. 37

[10] Vgl. ebd. S. 43

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Zu Anthony Giddens: "Die Frage der sozialen Ungleichheit"
Hochschule
Universität Hamburg  (Institut für Politikwissenschaft)
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
19
Katalognummer
V133168
ISBN (eBook)
9783640396788
ISBN (Buch)
9783640397044
Dateigröße
419 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Anthony, Giddens, Frage, Ungleichheit
Arbeit zitieren
Stefan Siebigke (Autor:in), 2004, Zu Anthony Giddens: "Die Frage der sozialen Ungleichheit", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/133168

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Zu Anthony Giddens: "Die Frage der sozialen Ungleichheit"



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden