Die Farbenlehren von Newton und Goethe. Psychologie der Wahrnehmung: die Wirkung von Farben auf den Menschen


Hausarbeit, 2003

36 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Die Farbenlehre von Newton
1.1 Biographie
1.2 Darstellung des Farbensystems

2 Die Farbenlehre von Goethe
2.1 Biographie
2.2 Goethes Weg zur Farbenlehre
2.3 Die Farbenlehre
2.4 Die Unterschiede zwischen den Farbenlehren Newtons und Goethes

3 Die Wirkung von Farben auf den Menschen
3.1 Gelb
3.2 Orange
3.3 Rot
3.4 Violett
3.5 Blau
3.6 Grün
3.7 Zusammenfassung

4 Die Wahrnehmung

5 Das Sehen
5.1 Die Sinnes-Rezeptoren für das Sehen
5.2 Die Kodierung von Reizeigenschaften an den Rezeptoren

6 Soziale Wahrnehmung

Zusammenfassung

Schluß

Literatur

Einleitung

Wie wirken Farben auf den Menschen? Kommen verschiedene Autoren, die sich mit der Wirkung von Farben auf den Menschen auseinandersetzen, zu ähnlichen Ergebnissen?

Dies sind die zentralen Fragen, welche meiner schriftlichen Ausarbeitung zugrunde liegen. Ihr schließen sich weitere Fragestellungen an. So ist es z. B. sehr interessant, warum gerade Goethe als Schriftsteller einen großen Teil seines Lebens der Erforschung der Farben gewidmet hat und worin die Unterschiede zwischen der Farbenlehre von Goethe und der von Newton bestehen.

Ebenfalls möchte ich mehr darüber erfahren, wie der Mensch etwas wahrnimmt und durch welche Faktoren die Wahrnehmung beeinflußt werden kann.

In einem ersten Schritt werde ich, mit kurzem Blick in die Biographie, die Farbensysteme von Goethe und Newton beschreiben. Auch die Beweggründe Goethes, die Farbenlehre zu schreiben, werde ich hier darstellen. Abschließend fasse ich die Unterschiede dieser beiden Farbensysteme zusammen.

Im mittleren Teil der Arbeit stelle ich die Ergebnisse von drei Autoren bzw. Autorenteams über die Wirkung der einzelnen Farben vor und suche nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Die bearbeiteten Veröffentlichungen sind: die Farbenlehre von Goethe, der Farbpyramidentest von Heiss/Halder und die Schrift “Mensch und Farbe” des Psychologen H. Frieling.

Im letzten Teil der Arbeit beschreibe ich zuerst allgemein die Wahrnehmung des Menschen, danach im speziellen die Funktion der Augen und die Weiterverarbeitung der auf das Auge einwirkenden Reize.

Zum Abschluß widme ich mich der sozialen Wahrnehmung und führe Beispiele für die Möglichkeit der Beeinflussung der menschlichen Wahrnehmung an.

1 Die Farbenlehre von Newton

1.1 Biographie

Isaac Newton wurde am 25. Dezember 1672 ( vorgregorianischer Datierung ) in Woolsthorpe, England, geboren, ein Jahr nach Galileis Tod. Im Jahre 1661, nachdem er die Dorfschule und eine weiterführende Schule durchlaufen hatte, begann er sein Studium am Trinity College von Cambridge, wo er unter anderem Geometrie, Arithmetik und Optik studierte. Bereits 1669 wurde Newton Professor für Mathematik in Cambridge. Im Jahre 1699 wurde er Münzminister, 1703 Parlamentsmitglied und Präsident der Royal Society of London. Newtons größte Errungenschaften sind die Infinitesimalrechnung, das Gravitationsgesetz und die Entdeckung des Farbspektrums. Mit 85 Jahren starb er am 20. März 1727 ( julianischer Kalender ) ( vgl. Martin...: 20 f ).

1.2 Darstellung des Farbensystems

Der Farbkreis von Newton besteht aus den folgenden sieben Farben: Rot ( p ) – Orange ( q ) – Gelb ( r ) – Grün ( s ) – Cyanblau ( t ) – Ultramarinblau ( v ) und Violettblau ( x ).

Schwarz und Weiß sind in seinem Farbenkreis nicht enthalten, ebenso verzichtet er auf die Einordnung nach Hell- und Dunkelwerten. Die freie Kreismitte wird dem Weißen zugeordnet, um zu symbolisieren, daß die Summe aller angeführten Farben weißes Licht ergibt. Nach Newtons Lehre sind Farben also nicht Modifikationen des weißen Lichts, sondern seine ursprünglichen Bestandteile.

Weißes Licht besteht aus den sieben Farbkomponenten des Farbkreises, den sogenannten Spektralfarben. Um die Spektralfarben sichtbar zu machen, leitet man einen Lichtstrahl durch ein Prisma. Das Licht wird durch das Prisma gebrochen und auf einer hinter dem Prisma liegenden weißen Fläche erscheint dann das Farbspektrum, dessen Komponenten die Spektralfarben sind.

In Newtons Vorstellung setzt sich das Licht aus Korpuskeln ( winzige Partikel ) zusammen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Newtons Farbkreis ( aus: Stromer 1998: 34 )

2 Die Farbenlehre von Goethe

2.1 Biographie

Johann Wolfgang von Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren, als Sohn wohlhabender bürgerlicher Eltern. Er studierte Jura. Zwischen 1771 und 1775 begann er zahlreiche seiner Dichtungen und arbeitete weniger als Rechtsanwalt. Berühmt wurde er 1773 mit seinem Drama “Götz von Berlichingen”. Im Jahre 1775 kam er nach Weimar, wo die ersten 10 Jahre von politischen Tätigkeiten im weimarischen Staatsdienst geprägt waren. 1776 erfolgte die Ernennung zum Geheimen Legationsrat, ab 1779 stand die Bergbaukommission und die Kriegs- und Wegebaukommission unter seiner Leitung als Geheimem Rat. Goethe befand sich in einem ständigen Konflikt zwischen Kunst und Politik. Während seiner Reise nach Italien 1786-88 beschloß er, sich von den Staatsgeschäften entbinden zu lassen und arbeitete an der Herausgabe seiner ersten, achtbändigen Werkausgabe. Am 22. März 1832 starb Goethe in Weimar ( vgl. Balzer u. a. 1990 : 231 f ).

2.2 Goethes Weg zur Farbenlehre

In den “Materialien zur Geschichte der Farbenlehre” setzt Goethe sich mit den Farbenlehren einer großen Zahl von Philosophen und Forschern seit der griechischen Antike bis zu seiner Gegenwart auseinander. Hier veröffentlichte er auch eine Schilderung seiner Beweggründe, sich selbst mit physikalischen und insbesondere chromatischen Untersuchungen zu beschäftigen ( vgl. Martin 1979 : 39 ).

In seinem Text “Konfession des Verfassers” aus dem Jahre 1810 erklärt Goethe folgendes: Er fühle sich von seinen Zeitgenossen als Dichter freundlich anerkannt. Sein eigenes Verhältnis zur Dichtkunst beschreibt er jedoch als “...ein eignes wundersames..., das bloß praktisch war...” ( vgl. Ott 1979 : 239 ). Er trage einen Gegenstand, ein Muster oder einen Vorgänger, von welchem er sich angezogen fühle, so lange in seinem Inneren, bis daraus etwas entstanden sei, was er dann instinktartig und aus dem Stegreif niederschreibe.

Er vermißte an den Lehrstühlen und in Büchern brauchbare Inhalte, was sowohl die Konzeption und Komposition als auch die Technik des rhythmischen und prosaischen Stils betraf, und geriet deshalb seiner Meinung nach selbst leicht auf falsche Wege.

Aus diesem Grunde wendete er sich an die bildende Kunst. Sie war für ihn ein Ort außerhalb der Dichtkunst, in dessen Erforschung er die Möglichkeit sah, die daraus resultierenden Erkenntnisse auf seine schriftstellerische Arbeit anwenden zu können und das, was ihn “...in der Nähe verwirrte, aus einer gewissen Entfernung übersehen und beurteilen...” ( vgl. Ott 1979 : 239 ) zu können.

Goethe, seit seiner Kindheit mit Malern bekannt, fühlte einen starken Drang, das, was ihm in der Realität erschien, bildlich darzustellen. Er betonte, daß er keine “natürliche” Anlage zur bildenden Kunst besäße und sich gerade deshalb mit den Gesetzen und Regeln dieser Kunstrichtung beschäftigte ( vgl. Ott 1979 : 240 ). In häufigen Gesprächen mit Kunstschaffenden konnte Goethe sich über die Stellung und Form der Elemente eines Gemäldes Klarheit verschaffen. Jedoch gab es ein Element, für dessen Verwendung es keine einheitlichen Regeln zu geben schien, und das war die Farbgebung. Vielmehr schien die Färbung der Elemente eines Gemäldes durch Faktoren wie Zufall, Geschmack, Gewohnheit oder Vorurteil zu entstehen. Zwar tauschten sich die Kunstschaffenden über Erscheinungen wie kalte und warme Farben oder die Harmonie der Farben aus. Goethe jedoch bemängelte das Fehlen von gemeinsamen Grundsätzen und Kausalität ( vgl. Martin 1979: 40 ).

Sehr interessant ist für mich der Gedanke, daß Goethe sich aus der Auseinandersetzung mit der bildenden Kunst erhoffte, zu Erkenntnissen zu gelangen, welche er dann wiederum auf die Dichtkunst anwenden könne. Er spricht in diesem Zusammenhang von der Verwandtschaft der Künste. Heutzutage ist es ganz selbstverständlich, daß die verschiedenen Künste, wie z. B. die bildende Kunst, darstellende Kunst, die Musik und auch die Literatur, dem Bereich der Kunst zugeordnet werden, doch zu Goethes Zeit war diese Sichtweise noch nicht allgemein anerkannt.

In der ästhetischen Wissenschaft war kaum mehr vorzufinden, als einige empirische Regeln und so konnte Goethe von hier aus keine Förderung erfahren. Erst später wurde von der fortgeschrittenen Philosophie die Verwandtschaft der Künste thematisiert ( vgl. Ott u.a. 1979 : 239 f ).

Auf welche Weise wollte Goethe nun seine Erkenntnisse aus der bildenden Kunst auf die Dichtkunst übertragen? Um dies zu verstehen, ist es hilfreich, sich zu vergegenwärtigen, was Goethe an der schriftstellerischen Arbeit vermißte. Er suchte nach Regeln für die Komposition und Konzeption, und ebenso für die Technik des rhythmischen und prosaischen Stils. Am Beispiel der Komposition eines Gemäldes ist die Möglichkeit der Übertragung leicht zu erklären. An welcher Stelle des Gemäldes sollen die Personen und Gegenstände, Landschaften usw. in Erscheinung treten? Welche Farben ordne ich diesen Elementen zu? Soll der Charakter einer Person noch durch eine bestimmte Farbgebung, z. B. der Kleidung, unterstrichen werden? Welche Elemente ordne ich dem Hintergrund, welche dem Vordergrund zu? Ist die Komposition jetzt ausgewogen?

Überlegungen dieser Art können auf eine schriftstellerische Arbeit, z. B. einen Roman, übertragen werden. So kann ich reflektieren, ob evtl. der Charakter einer Person noch weiter ausgearbeitet werden sollte oder ob dadurch eine andere Person zu weit abgedrängt werden könnte. Ich kann mir auch Klarheit darüber verschaffen, in welcher Umgebung und wann die verschiedenen Personen in Aktion treten sollen, um dem, was ich vermitteln will, möglichst starke Ausdruckskraft zu geben. Auch kann ich so natürlich die Ausgewogenheit meines Romans durchdenken.

Bei diesem Prozeß schaffe ich mir ein inneres Bild der verschiedenen Sequenzen meines Romans. Eine andere Möglichkeit wäre, diesen Prozeß nach außen zu bringen und sichtbar zu machen, indem ich z. B. Zeichnungen anfertige, welche ich bearbeiten kann, bis ich das Ergebnis als gelungen empfinde.

Nun zurück zu Goethe. Seine Beschäftigung mit den Regeln der bildenden Kunst war für ihn Reflexionsfläche für seine Gedanken über seine schriftstellerische Arbeit. Er erhoffte sich Erkenntnisse aus dieser Auseinandersetzung, die er auf die Dichtkunst anwenden konnte.

Die Handlung eines Romans lebt in der inneren Einbildungskraft, bei einem Kunstwerk jedoch kann die äußere Erscheinung wahrgenommen werden. Und dies ist eben ein entscheidender Vorteil bei der Betrachtung eines Gemäldes. Es existiert in der Realität, und die betrachtende Person hat somit die Möglichkeit, sich mit anderen Betrachtenden direkt darüber auszutauschen.

Diese Herangehensweise ist bei einem Roman erschwert, da jeder Mensch sich seine eigene Vorstellung der Handlung in inneren Bildern erschafft, welche zuweilen etwas mehr, in manchen Fällen auch etwas weniger, von der Vorstellungswelt einer anderen Person abweichen wird.

Einen letzten Gedankengang möchte ich noch anmerken: Goethe wandte sich aufgrund seiner Unzufriedenheit durch das Fehlen von Regeln und Gesetzmäßigkeiten für die Schriftstellerei den Regeln der bildenden Kunst zu. Hier stieß er wiederum auf einen Bereich, den der Farbe, in welchem er erneut mit der Unzufriedenheit über die Regellosigkeit konfrontiert wird. Allerdings war es ihm nun möglich, sich eigene Regeln zu schaffen, welche er daraufhin in der Literatur zur Anwendung bringen wollte.

Wozu nun dieser Prozeß? Offenbar hatte er bei der Erforschung der Gesetzmäßigkeiten in der bildenden Kunst die nötige Distanz, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen, während er, wie er selbst betonte, durch seine Nähe, die er zu seiner schriftstellerischen Arbeit empfand, in Verwirrung geraten konnte.

2.3 Die Farbenlehre

Goethe entwickelt sein Farbsystem aus dem elementaren Gegensatz von Hell und Dunkel. Das Gelb ist für ihn am ehesten mit der Helligkeit, dem Licht, vergleichbar, und das Blau mit der Dunkelheit, der Finsternis, am meisten verwandt. Dies sind die beiden Gegenpole, zwischen denen er alle übrigen Farben gruppiert.

In seinem Farbenkreis ordnet er das Ausgangspaar Gelb und Blau zusammen mit Purpur zum Dreieck an. Das Purpur ist die höchste Steigerung der von Gelb nach Blau führenden Farbenreihe. Dem Purpur stellt er das Grün gegenüber, welches durch die Mischung von Gelb und Blau entsteht. Er vervollständigt den Kreis durch das Gelbrot ( Orange ) auf der aufsteigenden Seite und durch das Blaurot ( Violett ) auf der absteigenden Seite.

Der vom Gelb zum Rot laufende Teil des Farbenkreises ist die Plusseite, die Fortsetzung zum Blau hin die Minusseite. Die Farben der Plusseite stimmen nach Goethe allgemein regsam, lebhaft und strebend. Die Farben der Minusseite bewirken eine unruhige, weiche und sehnende Empfindung ( vgl. Stromer 1998 : 53 ff ).

Goethes Farbenlehre besteht aus drei Teilen:

1. Didaktischer Teil: Entwurf einer Farbenlehre
2. Polemischer Teil: Enthüllung der Theorie Newtons
3. Historischer Teil: Materialien zur Geschichte der Farbenlehre

[...]

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Die Farbenlehren von Newton und Goethe. Psychologie der Wahrnehmung: die Wirkung von Farben auf den Menschen
Hochschule
Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
36
Katalognummer
V13308
ISBN (eBook)
9783638189965
Dateigröße
605 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wirkung, Farben, Menschen, Berücksichtigung, Farbenlehren, Newtons, Goethes, Psychologie, Wahrnehmung
Arbeit zitieren
Tania Süllentrup (Autor:in), 2003, Die Farbenlehren von Newton und Goethe. Psychologie der Wahrnehmung: die Wirkung von Farben auf den Menschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13308

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