Erziehung und Bildung der Frau im Nationalsozialismus


Diplomarbeit, 2003

112 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


1.1 Vorstellung des Themas und Ziele der Arbeit

Hitler sagte einmal, dass die Mutter die wichtigste Person im nationalsozialistischen Staat sei. Zum Schicksal dieser guten und aufopferungsvollen Mutter gehörten ihr Ehemann, ihre Kinder und das familiäre Heim.

Soviel zum nationalsozialistischen Bild der Mütter. Zwangsläufig drängt sich der logische Gedanke auf, dass zwar jede Mutter eine Frau aber nicht jede Frau zwangsweise eine Mutter ist. Wenn die Mutter die wichtigste Person in nationalsozialistischen Staat war, wie wichtig waren dann die übrigen Frauen und was für Betätigungsfelder standen ihnen offen?

Die Antwort auf eine solche Frage liefert die nationalsozialistische Ideologie in Bezug zur Frauenrolle in recht einfacher Weise. Hitler, der im Grunde genommen die Verkörperung dieser Weltanschauung war, schreibt dazu in seinem Werk Mein Kampf: „ Das Ziel der weiblichen Erziehung hat unverrückbar die kommende Mutter zu sein[1].

Jede Frau hat also Mutter zu werden und aus diesem Muttersein ergeben sich dann die damit verbundenen Tätigkeiten. Mit einer weiblichen Partizipation am Erwerbsleben, zumindest mit einer dauerhaften, kann laut diesem Ziel nicht gerechnet werden.

Aber diese Aussage Hitlers beinhaltet neben der Aufgabe der Frau auch gleichzeitig das Mittel, mit dem dieses Ziel verwirklicht werden soll, nämlich mit Erziehung, was zum Thema dem sich diese Arbeit widmet überleitet. Das Ziel dieser Erziehung und Bildung war eindeutig. Trotzdem ist es interessant zu wissen, wie die Nationalsozialisten dieses Ziel mit ihren Bildungs- und Erziehungsinhalten und Methoden erreichen wollten.

Denn dieses Frauenbild stellte einen klaren Rückschritt zu der Frauenbewegung und den rechtlichen Reformen der Weimarer Republik dar, die zwar keine umfassende Gleichberechtigung der Frauen bewirkten aber erste bedeutende Schritte einleiteten. Zudem war das Selbstbewusstsein vieler Frauen nach dem Ersten Weltkrieg stark gestiegen, da diese mit der berechtigten Gewissheit leben konnten, vom Staat gebraucht zu werden.

Dieses rückschrittliche Denken der Nationalsozialisten dürfte die breite Mehrheit der Frauen nicht geteilt haben. Und doch gab es in den NS-Frauenorganisationen viele freiwillige Mitglieder und Führerinnen, die Hitler begeistert zujubelten und bereitwillig seine Pädagogik vermittelten. Dem Mann, der sie mit seiner Frauenrolle zurück ins 19. Jahrhundert beförderte.

Dieser weiblichen Erziehung, die Hitler in seinem Werk nennt, muss etwas perfides angehaftet haben. Eine Erziehung, die viele Mädchen und junge Frauen sich freiwillig in eine frauenfeindliche Rolle drängen ließen. Ferner noch eine Erziehung, die speziell weiblich war.

Ziel dieser Arbeit soll es sein, wesentliche Elemente dieser weiblichen Bildung und Erziehung vorzustellen. Dabei ist davon auszugehen, dass bei den Begriffspaaren Erziehung und Bildung wohl eher das Übergewicht auf den Begriff der Erziehung zu legen ist. Da anzunehmen ist, dass es mit der Bildung im Nationalsozialismus nicht weit her war und in diesem Bereich mehr zerstört wurde und nicht geschaffen. Erziehung unter streng funktionalen Gesichtspunkten wird bei der Wissensvermittlung im NS-Staat die gängige Praxis gewesen sein. So soll mit dieser Arbeit auch der Versuch unternommen werden, zu beantworten ob es Bildung im Nationalsozialismus überhaupt gegeben hat.

Ebenso soll das konkrete Frauenbild der Nationalsozialisten vorgestellt werden, da dieses die Grundlage einer jeden Erziehungskonzeption ist. Ferner soll untersucht werden, ob sich ein Wandel des Frauenbildes vollzogen hat, da dieses spätestens nach Kriegsausbruch nicht mehr in der Realität aufrechterhalten werden konnte.

1.2 Relevanz des Themas für die Gegenwart

Auf den ersten Blick erscheint dieses Thema, in Bezug auf heutige Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland, weniger aktuell. Die Frauen sind vollkommen gleichberechtigt und dürfen neuerdings in allen Verwendungsbereichen der Streitkräfte Dienst tun, was in der Bundesrepublik als die letzte männliche Bastion galt. Auch wird ihre Rolle als Mutter nicht so überbewertet und von staatlicher und wirtschaftlicher Seite ist die Arbeitskraft der Frauen erwünscht und sogar gefordert.

Aber darf die weibliche Rolle der Mutter, gerade in heutigen Zeiten, so aus den Augen verloren werden? Reden nicht gerade heutige Politiker über dringend notwendige Ganztagskinderbetreuungsprogramme? Durch die schwache Wirtschaft, die zurückgehenden Geburten, die sich in absehbarer Zeit drastisch wieder auf die Wirtschaft und die Gesamtbevölkerung auswirken werden, sind die Frauen unseres Landes in zweierlei Hinsicht gefordert. Als Mütter, die dennoch am Erwerbsleben teilhaben. Die Bundesrepublik Deutschland kann auf Kinder, aber auch auf die Arbeitskraft der Frauen, nicht verzichten und steht vor dem familienpolitischen Problem, beides miteinander zu vereinbaren.

Die Nationalsozialisten hatten rein objektiv betrachtet das selbe Problem. Es ist selbstverständlich, dass hierbei die vollkommen unterschiedlichen Voraussetzungen berücksichtigt werden müssen, nämlich die eines faschistischen und eines sozialen und demokratischen Staates. Trotzdem bleibt es bei der Tatsache, dass das Dritte Reich aus Hegemonialgründen auf große Geburtenjahrgänge angewiesen war und später aus wirtschaftlichen Gründen auf weibliche Arbeitskräfte. Dieser Zustand musste propagandistisch gelöst werden, da sonst ein zu krasser Gegensatz zu dem nationalsozialistischen Frauenbild entstanden wäre.

Der Unterschied zur heutigen Zeit liegt zum einen in dem frauenfeindlichen Ideengut der Nationalsozialisten. Zum anderen, dass die Mütter wieder zu Arbeiterinnen gemacht werden mussten, wohingegen die heutige Politik überlegt, wie weiblichen Arbeitskräften gleichzeitig das Kinderkriegen ermöglicht wird.

Aus diesem Grund kann von einer Umkehrung des weiblichen Selbstverständnisses geredet werden.

In der Weimarer Republik drängten die Frauen zwar ins Erwerbsleben, verloren die Familie aber nicht aus den Augen. Im Nationalsozialismus wurde versucht die Frauen aus dem Erwerbsleben zurück in ihre Familien zu drängen. Aber auch hier waren, wie später noch beschrieben wird, viele verheiratete Frauen mit Kindern erwerbstätig, die aus dem Arbeitsleben ausscheiden sollten.

Trotz dem Bedürfnis zu arbeiten lag für die Frauen die Selbstverständlichkeit vor, eine Familie zu gründen.

In unserer heutigen Zeit, der Singlegesellschaft, steht die Karriere und Selbstverwirklichung an oberster Stelle der Prioritätenliste vieler junger Menschen, Männern wie Frauen gleichermaßen. Kinder aufziehen wird als karrierehemmend, benachteiligend, zusätzliche Belastung und Einschränkung der persönlichen Freiheit empfunden. Die daraus resultierende Quote von mittlerweile noch 2,3 Kindern pro Haushalt wird dazu führen, dass im Jahr 2050 rund 100 Erwerbstätige 78 Rentner mit versorgen müssen. Die Bevölkerung wird sich dann halbiert haben.[2] Die Problemlösung, die von einem Journalisten vorgestellt wurde:

„...Junge Menschen müssen wieder Kinder haben wollen. Und die Gesellschaft muss den Frauen spürbar dabei helfen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Kindern wird die Schlüsselfrage werden. Darauf muss es auch in Deutschland sehr bald eine überzeugende Antwort geben[3].“

Hierbei muss die Politik den jungen Menschen, nicht nur den Frauen, überzeugend vor Augen führen, dass unser Staat auf Kinder angewiesen ist. Jungen Paaren muss die Möglichkeit geboten werden Kinder zu haben, ohne dass daraus berufliche Nachteile entstehen und beide Elternteile einen Beruf ausüben können.

Dieses Bewusstsein in den jüngeren Generationen zu wecken, könnte vielleicht auch Bestandteil der Pädagogik werden.

An dieser Stelle soll auf keinen Fall eine Renaissance der frauenverachtenden NS-Erziehung heraufbeschworen werden, die gegenwärtigen Mädchen und jungen Frauen einredet sie taugen nur als Gebärmaschinen.

Vielmehr könnte es eine Aufgabe von Bildung und Schule sein, beiden Geschlechtern, die doppelte Verantwortung der Frauen für unsere Gesellschaft vor Augen zu führen. Die Bundesrepublik Deutschland ist auf Mütter und berufstätige Frauen angewiesen. Damit dies aber glaubhaft geschehen kann muss, wie bereits erwähnt, die Politik ein ausgeklügeltes und reformiertes System der Familien- und Kinderbetreuung verwirklichen.

Die Erinnerung der weiblichen Erziehung im Nationalsozialismus kann hierbei als Mahnung verstanden werden. Mit Begriffen, wie dem Vaterland als Mutter einen Ehrendienst leisten und dem Führer ein Kind schenken, wurde den Frauen keine Verantwortung übertragen, sondern vielmehr eine Entmündigung und Festlegung auf eine Funktion angetan.

Dieses Thema besitzt für heutige Verhältnisse insofern Relevanz, da in unserer heutigen Gesellschaft die Notwendigkeit berufstätiger Mütter besteht. Dieses Bewusstsein aber nicht durch die Fehler frauenfeindlicher Erziehung geschaffen werden darf.

1.3 Methodische Arbeitsweise und Literaturlage

Da es sich bei diesem Thema um ein historisches handelt, zu dem erwartungsgemäß einiges an Literaturmaterial vorhanden sein sollte, verzichtet diese Arbeit auf empirische Arbeitsweisen. Die methodische Arbeitsweise beschränkt sich auf eingehende Literaturrecherche von Monographien und Quellen, die sich mit diesem Thema auseinandergesetzt haben. Empirische Methoden wie Befragungen oder das Verteilen von Fragebögen bot sich für dieses Thema nicht an, da um ein befriedigendes Datenmaterial zusammenzubekommen, viele Zeitzeugen notwendig gewesen wären. Diese sind entweder zu großen Teilen verstorben oder wären durch einen nicht im Verhältnis zum Erfolg stehenden Arbeitsaufwand ausfindig zu machen gewesen. Aus diesen Gründen soll diese Arbeit sich auf das Auswerten von Textmaterial beschränken.

Zur Literaturlage ist zu sagen, dass das Dritte Reich einen regelrechten Männerkult und Männlichkeitswahn um sich herum aufgebaut hatte[4]. Der Mann als politischer Soldat, arbeitender Soldat und in sonstigen wichtigen Tätigkeiten, die ihm zufallen sollten. Die simple Aufgabe der Frau wurde zwar durch Propaganda immer glorifiziert aber bei dem Versuch zu dem nationalsozialistischen Frauenbild und der Konzeption der Frauenerziehung, bestimmte Sichtweisen und Theorien zu erhalten, stößt der Betrachter unweigerlich immer auf das Gesetz: Frau gleich Mutter.

Dass die Realität der geschlechtsspezifischen Aufgabenverteilung im Dritten Reich eine andere war, war auch oftmals Bestandteil der mir vorliegenden Literatur. Dabei war es nicht schwer Werke ausfindig zu machen, die sich speziell mit dem BDM und der Frau im Berufsleben des Dritten Reichs beschäftigten.

Schwerer war es konkrete Werke über die NS-Frauenschaft/Das deutsche Frauenwerk zu finden. Als Grund hierfür könnte die Komplexität dieser Organisationen angenommen werden, da sich diese doch recht große Organisation in zahlreichen Institutionen manifestierte. Zum anderen ist aus dieser Zeit viel verloren gegangen oder bewusst vernichtet worden. Um ergänzende Informationen über die NS-Frauenschaft zu erhalten, war eine Recherche im Bundesarchiv in Berlin erforderlich. So konnten einige Originalquellen in diese Arbeit miteinfließen.

1.4 Kurze Vorstellung der Arbeit

Der Hauptteil der vorliegenden Arbeit, beschäftigt sich in den Kapiteln 2-4 hauptsächlich mit der Entwicklung der Frauenbildung in Deutschland und der nationalsozialistischen Ideologie speziell auf die Frauen bezogen.

Kapitel 2 stellt diese Entwicklung in der Weimarer Republik dar, um ein gewisses Vorverständnis zu schaffen.

Kapitel 3 hat die Nationalsozialistische Ideologie und das damit verbundene Frauenbild zum Gegenstand.

Letztendlich ist es die Aufgabe von Kapitel 4 die nationalsozialistische Erziehung von dem humanistischen Erziehungs- und Bildungsidealen abzugrenzen.

Die Kapitel 5 und 6 befassen sich speziell mit den einzelnen Organisationen und Institutionen der nationalsozialistischen Frauenbildung, sowie deren Einsatz im Krieg.

So stellt das 5. Kapitel bei weitem das umfangreichste dieser Arbeit dar. Hier wird auf die zahlreichen schulischen und außerschulischen Institutionen eingegangen. Wohingegen die vorigen Kapitel sich eher mit den Grundlagen und der Theorie, der nationalsozialistischen Erziehung, auseinandersetzen geht das 5. Kapitel auf die Erziehungspraxis bestimmter Schulungssysteme ein, wie beispielsweise der des BDM.

Das letzte Kapitel vor der Schlussbetrachtung, das 6. Kapitel, soll versuchen festzustellen, in wie weit sich ein Wandel des nationalsozialistischen Frauenbildes in den extremen Bedingungen des Krieges vollzogen hat.

2.1 Das Entstehen der Frauenbewegung und die Gründung des Bundes Deutscher Frauenvereine

Die Frauen in Deutschland waren lange Zeit das benachteiligte Geschlecht in vielerlei Hinsicht. Rechtlich, beruflich und gesellschaftlich waren sie schlechter gestellt als Männer. Ab 1848 wurden die Missstände der Ungleichberechtigung immer offensichtlicher und zugleich auch immer unerträglicher[5].

Die an diesem Datum einsetzende Revolution in Deutschland, die größtenteils durch demokratische und soziale Bewegungen getragen wurde, machte auch mehrere Frauen auf ihre besondere gesellschaftliche Stellung in Deutschland aufmerksam. Es stellte sich nun die Frage, warum das politische Volk, fast ausschließlich Männer, sich vom Staat emanzipieren durfte, die Frauen sich aber nicht von den Ungerechtigkeiten einer von Männern dominierten Gesellschaft emanzipieren dürfen?[6]

Zu dieser Zeit erstarkte eine erste Generation der Frauenbewegung in Deutschland, deren Vordenker unter anderem Loise Otto-Peters, Alice Schmidt und Henriette Goldschmidt waren. Bemerkenswerter Weise waren diese Personen übereinstimmend der Meinung, dass die Selbständigkeit und Mündigkeit der Frau in Deutschland nur zur erreichen ist, wenn den Frauen das Recht auf Arbeit und Bildung zugestanden wird. Ein Recht auf Bildung wurde, in diesem Zusammenhang, mit dem Recht der freien Entfaltung der Persönlichkeit gleichgesetzt. Eine Bildung und Weiterbildung der Frauen wurde sogar als Grundlage der Gleichberechtigung angesehen, da diese Frauen für Berufe eine entsprechende Qualifikation verschaffte[7]. Ein eigenständiges Erwerbsleben mit einem geregelten Einkommen, wäre auch der erste Schritt von der wirtschaftlichen Abhängigkeit vom Mann loszukommen.

Wie später noch aufgezeigt wird, war die Erwerbsarbeit fast ausschließlich Männern vorbehalten und so waren die Frauen schon allein aus ökonomischen Gründen von den Männern abhängig.

Zwar war die Zahl der damals arbeitenden Frauen relativ hoch, jedoch waren dies zumeist Frauen aus dem Proletariat, die unter sehr harten Bedingungen für wenig Lohn arbeiteten. Mutterschutzgesetze gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht[8].

Gut bezahlte Berufe für die eine höhere Qualifikation notwendig war, waren in der Regel Männerdomänen[9].

Junge Frauen aus gesellschaftlich höher gestellten Familien waren sogar von jeglicher Art der körperlichen Arbeit und der Erwerbstätigkeit ausgeschlossen. Sie durften zwar sogenannte höhere Töchterschulen besuchen, was ihnen aber dennoch keine konkurrenzfähige Bildung verschaffte. Zum einen endete der Unterricht nach dem 14. Lebensjahr und zum anderen beschränkte sich der Unterrichtsstoff auf eher humanistische und musische Inhalte. Junge Frauen aus sozial besser gestellten Familien mussten praktisch auf einen Heiratsantrag warten, da eine ökonomische Absicherung mit zunehmenden Alter immer bedeutsamer wurde. Je länger eine Frau aus guten Verhältnissen unverheiratet blieb, desto länger belastete sie auch ihre Familie finanziell. Auch waren unverheiratete Frauen in der Gesellschaft wenig angesehen. Ehen wurden daher teilweise aus rein zweckmäßigen Gründen geschlossen[10]. Auch hier wird wieder deutlich, wie die Frauen von der Wirtschaftskraft der Männer abhängig waren.

Die Frauenbewegung der damaligen Zeit erlebte 1865 einen Aufwind, als Louise Otto- Peters und ein gewisser Hauptmann a. D. Korn zu einer ersten Frauenkonferenz einluden, zu der 120 Frauen erschienen. Im Rahmen dieser Konferenz wurde der Allgemeine Deutsche Frauenverein gegründet, dessen Zielsetzung es war, Frauen Zugang zur höheren Bildung zu erkämpfen und das uneingeschränkte Recht auf Erwerbsarbeit zu verschaffen. Mit der Gründung dieses Vereins begann in Deutschland die organisierte Frauenbewegung[11]. Mit der Erkenntnis, dass Erwerbsarbeit eine elementare Voraussetzung für Selbständigkeit ist, wurden nach 1865 zahlreiche andere Vereine gegründet, die sich für eine Erwerbsarbeit der Frauen einsetzten.

Im Laufe der Jahre nahm die Zahl der Frauenvereine immer mehr zu. Es gab unter anderem einen Deutschen Frauenverein, der sich für die Zulassung der Frauen an einem Universitätsstudium einsetzte. Des weiteren auch Vereine, die sich für eine Gleichberechtigung der Geschlechter in der Ausbildung einsetzten, und zwar von der Elementarschule begonnen[12].

Gegen Ende des 19 Jhr. Hatten sich zahlreiche Frauenvereine gebildet, die alle für sich alleine standen. Zwar konnte der eine oder andere Teilerfolge erringen, aber durchschlagende Erfolge konnte keiner dieser Vereine vorweisen.

Um die Frauenbewegung in Deutschland besser zu organisieren wurde im März 1894 der Bund Deutscher Frauenverbände gegründet. Begeistert von der Idee einer umfassenden Dachorganisation der Frauenvereinigung, schlossen sich diesem Bund auch viele Vereine an. Mit der Gründung dieses Dachverbandes begann in Deutschland ein neuer Abschnitt der Frauenbewegung, da sich dieser mehr und mehr einer umfassenderen Zielsetzung der Frauenbewegung insgesamt widmen konnte[13].

2.2 Der Erste Weltkrieg und seine Folgen für die Situation der Frauen

Trotz der immer stärker werdenden Frauenbewegung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wurden die ersten Gesetze zur Verbesserung der Situation der Frauen erst in der Weimarer Republik verabschiedet.

Wie bereits erwähnt, besaßen die Frauen nur einen sehr eingeschränkten Spielraum, um sich beruflich und gesellschaftlich verwirklichen zu können.

Bis zum Ersten Weltkrieg galt in der Gesellschaft eine patriarchale Unterordnung von Frau und Kind unter die Autorität des Mannes als Ehegatte und Familienvater[14], um es mit den Worten einer konservativen und als sittlich angesehenen Lebenseinstellung auszudrücken.

Die traditionellen weiblichen Tätigkeiten, die den Frauen von der Gesellschaft zugewiesen wurden, waren das Gebären von Kindern, die Kindererziehung und die Haushaltsführung[15].

Angesprochen wurde auch schon, dass trotz der eingeschränkten Möglichkeiten viele Frauen aus sozial schwächeren Familien arbeiten mussten. Da ihnen aber aus mangelnden Weiterbildungsmöglichkeiten eine gewisse Grundqualifikation für höhere Berufe fehlte, waren dies teilweise auch typisch „weibliche“ Arbeiten.

So waren vor dem Ersten Weltkrieg die meisten berufstätigen Frauen in Bereichen vorzufinden, die stark an die Tätigkeiten der Haushaltsführung angelehnt waren. Darunter fallen die drei Hauptbereiche der Textilverarbeitung, der Nahrungs- und Genussmittelverarbeitung und der Reinigung[16].

Vereinzelt waren einige Frauen auch in anderen Bereichen tätig. Nur beschränkten sich solche Tätigkeiten auf Familienbetriebe, in denen die Arbeitskraft der ganzen Familie notwendig war, um das Überleben des familiären Betriebes gewährleisten zu können. In erster Linie ist hier die Landwirtschaft und das Gaststättengewerbe zu nennen. Auch hierbei handelt es sich um Bereiche in denen keine besonders große Qualifikation Voraussetzung ist. Auch kam es vor, dass Frauen in Handwerksbetrieben arbeiteten, nur war dies eher die Ausnahme[17].

Im Bereich des öffentlichen Lebens standen den Frauen noch weniger Optionen zur Verfügung. Im Grunde genommen stellte ein Engagement im Wohlfahrtswesen die einzige Möglichkeit für eine Frau dar, am öffentlichen Leben aktiv teil zu nehmen[18].

Diejenigen Frauen, die aus irgendwelchen Gründen alleinstehend waren und für sich selbst sorgen mussten, hatten eher selten die Möglichkeit in einem familiären Betrieb unterzukommen. Hierfür gab es den für das weibliche Geschlecht vorbehaltenen Beruf der Krankenschwester.

Auch wenn einige wenige Bereiche fast ausschließlich reine Frauenberufe waren, so war vor Ausbrechen des Ersten Weltkrieges eine berufstätige Frau keine Selbstverständlichkeit und Arbeiten im Sinne von Erwerbstätigkeit „Männersache“.

Weiterbildung für Frauen war zwar eine vehemente Forderung des Bundes Deutscher Frauenvereine, aber bis 1914 eher belächelt, da die Notwendigkeit gar nicht gesehen wurde Frauen durch eine bessere Qualifikation einen Einstieg in das Berufsleben zu ermöglichen, geschweige denn eine gesetzliche Grundlage für die Frauenarbeit zu schaffen.

Ab Ausbruch des Ersten Weltkriegs erlebte die Welt einen ersten von der Rüstungsindustrie abhängigen Materialkrieg. Die Nachfrage an Soldaten aber zugleich auch an Arbeitskräften war in allen kriegführenden Ländern sehr hoch. Um dieses Problem in Deutschland lösen zu können besannen sich die Behörden auf eine lange Zeit nahezu unausgeschöpfte Quelle von Arbeitskräften, den Frauen[19].

War es früher der Fall, dass viele Branchen sich weigerten Frauen zu beschäftigen, so waren während des Krieges eben diese von den arbeitenden Frauen abhängig geworden. Als Beispiel lässt sich hier die Sprengstofffabrikation anführen, in der zwei Fünftel aller Beschäftigten Frauen waren. In der Metallverarbeitung betrug der Anteil der weiblichen Arbeiter 1917 beinahe ein Drittel[20]. Dennoch wurden Frauen in der Industrie nicht als gleichberechtigt angesehen. Die Löhne von weiblichen Arbeitskräften lagen bis zu einem Drittel unter dem der männlichen Arbeiter.

Ein weiteres Problem machte sich in der mangelnden Berufsbildung der Frauen bemerkbar. Zwar leisteten Frauen einen beträchtlichen Beitrag zur Rüstungsindustrie und übertrafen teilweise sogar ihre männlichen Kollegen in der Produktivität, aber dennoch machte sich eine mangelnde Qualifikation und ein Mangel an Berufserfahrung bemerkbar. Leitende Tätigkeiten, für die eine höhere Qualifikation von Nöten waren, mussten nach wie vor durch Männer besetzt werden[21].

Anhand dieser Tatsache kamen das erste mal Gedanken einer beruflichen Bildung und Weiterbildung für Frauen in Regierungskreisen auf.

Der Erste Weltkrieg ermöglichte es den Frauen ein neues Selbstvertrauen zu gewinnen. Mit fortdauerndem Krieg war es der Gesellschaft vor Augen geführt worden, dass ohne die Arbeitskraft der Frau der vollständige Zusammenbruch Deutschlands das Resultat gewesen wäre.

2.3 Abstrakte Gleichberechtigung: Die rechtliche Stellung der Frauen im Kaiserreich und der Weimarer Republik

Der Kampf der Frauen um Gleichberechtigung, seit Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins 1865, war durch den bedeutenden Umstand erschwert, dass Frauen im Kaiserreich politisch gesehen in vielen Bereichen rechtlos waren.

In Preußen und Bayern besaßen Frauen kein Versammlungsrecht. Politische Vereine durften keine Frauen als Mitglieder aufnehmen. Das Rechtssystem dieser Zeit war auch für die ökonomische Abhängigkeit der Frau vom Mann verantwortlich, da die Frau nicht selbst über ihr eigenes Vermögen und eigenen Verdienst entscheiden durfte, sondern der Ehemann.[22] Das Recht auf Arbeit und Bildung gab es für Frauen nicht. Zwar wurde das prinzipielle Recht der Frauen auf Arbeit 1894 von der SPD anerkannt aber praktisch am Ende des Krieges bedeutungslos, da der Prozess der Demobilisierung vorsah, zurückkehrende Soldaten wieder in das Berufsleben einzugliedern. Um dies gewährleisten zu können, wurden viele Frauen in den ersten Friedenstagen entlassen[23].

Trotz dieser Maßnahmen konnten die Frauen aus der Arbeitswelt nicht vollständig zurückgedrängt werden. Nach 1918 war der Anteil der arbeitenden Frauen höher als noch vor 1914. Auch waren einige Frauen in höhere Positionen aufgerückt. Dennoch wurden die Frauen, in Krisenzeiten, als erste von Arbeitslosigkeit bedroht[24].

1919 besserte sich die rechtliche Stellung der Frau, mit in Kraft treten der Weimarer Verfassung, zumindest auf dem Papier. Im Artikel 119 wird die Gleichberechtigung der Frau mit dem Mann anerkannt. Somit hatten die Frauen theoretisch die gleichen Rechte und Pflichten wie die männlichen Staatsbürger, was auch das aktive und passive Wahlrecht miteinschloss, welches von der Frauenbewegung 1918 hart erkämpft wurde. Nur sah das in der Realität ganz anders aus, da in vielen Belangen, was das Alltagsleben der Frau anging, immer noch das Bürgerliche Gesetzbuch von 1900 mit all seinen Einschränkungen für das weibliche Geschlecht seine Gültigkeit hatte.[25] So waren die Frauen Verfassungsrechtlich gleichberechtigt, was die Alltagsgesetzgebung betraf nicht. So wurden Frauen auch immer noch mit bis zu 45 % weniger Lohn bezahlt als ihre männlichen Kollegen.[26]

Trotz all der, zu diesem Zeitpunkt immer noch bestehenden, Ungerechtigkeiten kann gesagt werden, dass sich die Situation der Frauen im Verlauf der Weimarer Republik besserte. Schon durch das 1919 erlassene Mutterschaftsgesetz, dass Frauen Arbeits- und Kündigungsschutz während der Schwangerschaft gewährleistete.[27]

Auch die Tatsache, dass Frauen laut Verfassung gleichberechtigt waren kann als ein wesentlicher Erfolg angesehen werden, obwohl diese Gleichberechtigung besonders im Berufswesen teilweise auf der Strecke blieb. Jedoch änderte sich diese Situation Mitte der 20er Jahre zum Positiven, als auch die Angestelltenberufe für Frauen aufgrund des technischen Fortschritts offen standen. Durch strikte Arbeitsteilung wurde das Tätigkeitsfeld eines Angestellten stark vereinfacht, was eine kurze Anlernphase zur Folge hatte. Somit konnte ein großer Zustrom von Frauen zu diesen Angestelltenberufen verzeichnet werden. Gerade für junge Frauen stellte dies immense berufliche und wirtschaftliche Möglichkeiten dar[28].

Abschließend lässt sich sagen, dass in der Weimarer Republik trotz aller Probleme und Diskriminierung die Frau aus dem Arbeitsprozess praktisch bis 1933 nicht mehr wegzudenken war[29].

2.4 Die Volksbildung in der Weimarer Republik

Mit der Geburtsstunde der Demokratie bekam auch die Erwachsenenbildung eine neue rechtliche Identität. So heißt es im Artikel 148 der Weimarer Verfassung, dass das Volksbildungswesen, sowie die Volkshochschulen durch das Reich, die Länder und die Gemeinden gefördert werden sollen[30]. Dennoch wurden die Volkshochschulen dieser Zeit keiner staatlichen Lenkung unterworfen und galten als selbständig, was Organisation, Personal und Lehrangebot anbelangte.

Allgemein kann festgestellt werden, dass die problematische wirtschaftliche Situation, von der die Weimarer Republik fast immer bedroht war sich auch sehr stark auf die Volksbildung dieser Zeit auswirkte. Zum einen waren Erwachsenenbildungseinrichtungen bemüht sich möglichst viel Autonomie zu bewahren, waren aber gleichzeitig oft darauf angewiesen, sich den äußeren Gegebenheiten anzupassen um die im Staat so knapp vorhandenen Gelder zu bekommen[31].

Die Entwicklung der Weimarer Erwachsenenbildung kann in vier Phasen eingeteilt werden:

1.Phase: Rapider institutioneller Auf – und Ausbau und Herausarbeitung wesentlicher theoretischer Grundlagen, in der Zeit zwischen 1918-23.
2.Phase: Das Einsetzen der politisch – ökonomischen Krise und ihre Auswirkung auf die Erwachsenenbildung, im Zeitraum 1923/24.
3.Phase: Darauf folgt eine Zeit der Neuorientierung. Es wird von der sogenannten pragmatischen Wende gesprochen, die in der Zeit von 1925-30 stattfand.
4.Phase: In dieser letzten Phase setzt der Niedergang der demokratischen Erwachsenenbildung ein, bis die Nationalsozialisten letztendlich die Macht ergreifen und vorschreiben wie Volksbildung zu sein hat. Dieser Untergang der demokratischen Volksbildung vollzog sich in den letzten Jahren der Republik zwischen 1930-33[32].

In der ersten Phase, der Anfangszeit von Weimar, war der Gedanke vorherrschend, mit Hilfe der Erwachsenenbildung zum Aufbau einer demokratischen und auf Chancengleichheit beruhenden Gesellschaft einen wesentlichen Beitrag zu leisten. Hier entwickelte sich der Gedanke von der Eigenständigkeit der Erwachsenenbildung.

In der zweiten Phase wurde die Erwachsenenbildung, mit einsetzender Inflation 1923, direkt beeinflusst, was ein abwenden der Arbeiterschaft von der bürgerlichen Volksbildung verursachte. Die Ernüchterung der Arbeiterschaft kam deshalb zustande, weil die Volksbildung im Prozess der Gesellschaftsveränderung, vor dem Hintergrund der zahlreichen Krisen dieser Zeit, eher eine geringfügige Rolle einnahm. Die Inhalte der Erwachsenenbildung wurden einfach nicht den umwälzenden Gegebenheiten gerecht[33].

Da die neue Richtung offensichtlich nicht im Stande war alle Gesellschaftsschichten anzusprechen, vollzog sich die pragmatische Wende in der Art, dass Pragmatismus und Systematik die Spontaneität ablöste. In dieser dritten Phase wurden die Lerninhalte sachorientierter und den Gegebenheiten des Lebens angepasst. So wurde anfangs die berufliche Weiterbildung und fachbezogene Berufsbildung abgelehnt, aber unter dem Hintergrund der wachsenden Arbeitslosigkeit ein wichtiger Bestandteil der Weimarer Erwachsenenbildung. In dieser Zeit löste der Begriff Weiterbildung mehr und mehr den Begriff der Volksbildung ab, da die Erwachsenenbildung nun als quartärer Bildungsbereich verstanden wurde.[34]

In der letzten Phase zwischen 1930-33 gewannen die Nationalsozialisten immer mehr an Macht in Deutschland, was es absehbar machte, dass diese ihr offensichtliches Totalitarismusdenken auch in der Erwachsenenbildung durchsetzen würden. Diese Endphase der demokratischen Erwachsenenbildung ist, wie es charakteristisch für diese Zeit war, zum einen durch Anpassen an das neu heraufziehende Regime und Widerstand dagegen geprägt.

Profaschistische und konservative Bauernschulen wandten sich sehr schnell dem Nationalsozialismus zu, wohingegen bürgerliche und demokratisch – liberale Einrichtungen den Nationalsozialismus radikal ablehnten. Die Widerständler wurden dann ab 1933 auch sehr rasch aus ihren Ämtern entfernt. Dies mag auch der Grund dafür gewesen sein, warum sich auch viele Gegner des Nationalsozialismus passiv verhalten hatten. Einige aus Existenzgründen aber wiederum andere um stillen Widerstand mit ihren Bildungsinhalten zu leisten und dabei äußerlich den Schein ihrer Treue zum neuen Regime zeigten.

2.5 Die Frauenvolksbildung in der Weimarer Republik

Hatte es sich die Erwachsenenbildung, in der neuen demokratischen Ordnung, selbst zur Aufgabe gemacht den Bürger auf seine Rechte und Pflichten und der damit verbundenen Aufgabe in einer Demokratie vorzubereiten, so stellte sie für die Frauen noch eine weitere Möglichkeit dar. Für die Männer der jungen Demokratie war es nichts neues erwerbstätig zu sein, und sich dementsprechend weiterzubilden. Über die Frauen sind jedoch während und nach dem Ersten Weltkrieg erhebliche Umwälzungen hereingebrochen, die ihnen in der Gesellschaft eine vollkommen neue Rolle zugeordnet haben.

Vor dem Krieg lag eine klare Zukunft vor den jungen Frauen, welche den meisten einen Platz als Mutter, Haus- und Ehefrau zudachte. Diese klare Zukunft verschwamm mit der sich immer weiter entwickelnden Frauenbewegung und den Gleichheitsgrundsätzen der Weimarer Demokratie. Nun standen den Frauen fast genauso viele Wege offen wie den Männern, da diese Zugang zur Berufswelt hatten und somit in der Lage waren für sich selbst zu sorgen[35].

Da auf diese Weise das alte „Ideal“ der Frau immer mehr abgelöst wurde, fühlten sich auch viele Frauen verunsichert, weswegen es die Aufgabe der Erwachsenenbildung war, speziell Frauen auf ihren neuen Platz in der Gesellschaft vorzubereiten[36].

Grundsätzlich hatten die Frauen in der demokratischen Neuorganisation der Erwachsenenbildung einen als selbstverständlich empfundenen festen Platz, was sowohl Mitarbeit und Teilnahme an Erwachsenenbildungsstätten betraf.

So gab es an den Volkshochschulen in der Weimarer Republik zahlreiche Angebote, die explizit als Frauenbildung verstanden wurden[37]. Die Volkshochschulen, besonders die Abendvolkshochschulen, konnten bei einer Teilnehmererhebung 1925/26 einen 50%igen Anteil verzeichnen. Größtenteils setzte sich dieses weibliche Klientel aus Angestellten und Beamtinnen zusammen[38]. Dennoch wurde die Frauenbildung an den Abendvolkshochschulen zunächst nicht sonderlich ernst genommen, und als eher periphere Angelegenheit der Weiterbildung angesehen.

Neben den Abendvolkshochschulen, die den größten Anteil an den Institutionen der Erwachsenenbildung ausmachten, gab es weitere Einrichtungen, die sich speziell der Frauenbildung widmeten. In den ländlichen Gebieten waren die Heimvolkshochschulen anzutreffen, von denen es 1927 insgesamt 52 gab. Diese Art der Volkshochschule stellte insofern ein Heim dar, da die Teilnehmer mehrere Wochen zusammen lebten, lernten und arbeiteten. Der Großteil dieser Heimvolkshochschulen bot gemischtgeschlechtliche Kurse an. Zwölf dieser Heime führten Kurse durch, die nur für Männer bestimmt waren. Auf der anderen Seite gab es aber auch fünf dieser Heimvolkshochschulen, die nur Kurse durchführten, die ausschließlich Frauen vorbehalten waren[39].

Dies verdeutlicht, dass auch im Rahmen der Heimvolkshochschulbildung Frauenbildung durchaus üblich war und die Frau in der Weiterbildung allgemein eine konstante Größe darstellte.

Die Mütterschulen stellten eine weitere Form der Volksbildung dar, die den Frauen vorbehalten war. Die erste Mütterschule wurde 1917 von Luise Lampert in Stuttgart vor dem Hintergrund der hohen Kindersterblichkeit und den zahlreichen Erziehungsfehlern dieser Zeit gegründet[40]. Hier wurde Mütter- und Familienbildung betrieben, die Mütter und werdende Mütter auf ihre Erziehungsaufgaben vorbereiten sollten.

In der Weimarer Republik erfährt die Mütterschule eine Ausweitung ihrer Aufgabe, da mit dem Erlass des Reichs - Jugendwohlfahrtsgesetz 1922, eine einheitliche Regelung für die Jugendhilfe geschaffen wurde. Auf diese Art besaß die Schule auch einen Wohlfahrtscharakter. Somit besaß die Mütterbildung auch staatsbürgerliche Bildung, da der Frau eine verantwortliche Stellung für die Gesellschaft zugeschrieben wurde, nämlich sich auch für die Kinder und die Jugend einzusetzen[41].

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Frau in der Weiterbildung in der Weimarer Republik etwas selbstverständliches geworden war. Zwar wurden die Angebote für Frauen anfangs belächelt, konnten sich mit der Zeit jedoch zu einem ernst zunehmenden Weiterbildungsfaktor entwickeln. Auch die Tatsache, dass zahlreiche Dozenten an den Volkshochschulen Frauen waren, lässt erkennen, dass die Weiterbildung nicht nur von Frauen wahrgenommen wurde, sondern auch aktiv mitgestaltet wurde.

2.6 Resümee

Wenn auch die ersten Erfolge der Frauenbewegung im Kaiserreich in ihren Anfängen bescheiden blieben, so erlangten die Frauen spätestens mit Einsetzen der neuen Demokratie ein gewisses Maß an Gleichberechtigung in beruflicher, rechtlicher und öffentlicher Hinsicht. Es ist wichtig diese Erfolge der Frauenemanzipation im Gedächtnis zu behalten, wenn im folgenden der Nationalsozialismus mit seinem Frauenbild in den Vordergrund rückt. Erst die Erfolge für das weibliche Geschlecht in der Weimarer Republik, lassen den krassen Rückschritt der Frauenemanzipation im Dritten Reich um so deutlicher werden.

3.1 Die Ideologie des Nationalsozialismus

Der Nationalsozialismus als faschistische Bewegung in Deutschland besaß nur wenig eigene und neue Elemente. Das politische Grundkonzept war dem Vorbild des italienischen Urfaschismus von Benito Mussolini entnommen. So auch die innerparteiliche Organisation, zum Beispiel kann die SA als deutsches Gegenstück zu den sogenannten Squadren angesehen werden, den faschistischen Sturmtruppen Mussolinis.

Ein richtiges politisches Konzept konnte der Nationalsozialismus nicht aufweisen. Wie so viele faschistische Systeme in dieser wirren Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war die Antihaltung das auserkorene Programm der Nationalsozialisten. Er war antiliberal, antimarxistisch, antidemokratisch und auch in Teilen antibürgerlich eingestellt. Auch der Aspekt des Totalitarismus ist kennzeichnend für den Nationalsozialismus, so wie die Skrupellosigkeit seiner Parteiführer. Unbedingter Gehorsam und das Bewerten von Terror und Einschüchterung als legitimes Mittel waren die Resultate einer solchen politischen Gesinnung[42].

Dieser deutsche Faschismus bekam mit der Weltanschauung Adolf Hitlers noch einige Ideologische Aspekte, die ihn aus der Gesamtheit aller europäischen Faschismen dieser Zeit heraustreten ließen und ihm seine eigene Grausamkeit verliehen.

Hitlers ideologische Grundlage selbst ist wiederum keine Neuheit, sondern ein Sammelsurium aller möglichen Ideologien und Entwicklungen des 19. Jahrhunderts. Nationalismus, Imperialismus, Antisemitismus, Sozialdarwinismus und rassenbiologische Ideen wurden von Hitler aufgenommen und zusammen zu der nationalsozialistischen Ideologie verwoben. Die finalen Ziele des Nationalsozialismus lassen sich in zwei Hauptideen darstellen. Zum einen die Eroberung neuen Lebensraumes im Osten und zweitens die vollständige Vernichtung des Judentums. Beide Zielsetzungen lassen sich laut Hitler nur durch Krieg erreichen. Dieser war auch nach seiner Machtübernahme von Anfang an Ziel aller deutschen Außenpolitik[43].

[...]


[1] Hitler, Adolf: Mein Kampf. 241. /245. Auflage. Berlin 1937. S. 460

[2] Vgl. Möller, Johann Michael: Kinder sind die Zukunft. In: DIE WELT Nr. 131-23. Vom 07. Juni 2003. Titelblatt

[3] ebenda. Titelblatt

[4] Vgl. Steinhaus, Hubert. Hitlers Pädagogische Maximen. Frankfurt a. M. 1981. S. 173

[5] Vgl. Wischermann, Ulla: Frauenpublizistik im Vormärz und in der Revolution von 1848. In: Kleinau, Elke; Opitz, Claudia (Hrsg.) : Geschichte der Mädchen und Frauenbildung. Band 2. Frankfurt a. M. 1996. S. 19

[6] Vgl. Nave-Herz, Rosemarie: Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland. Hannover 1997. S. 11

[7] Vgl. ebenda .S. 12

[8] Vgl. Winkler, Dörte: Frauenarbeit im „Dritten Reich“. Hamburg 1977. S. 14

[9] Vgl. ebenda. S 13-14

[10] Vgl. Nave-Herz, Rosemarie. Hannover 1997. S. 13

[11] Vgl. ebenda. S. 15

[12] Vgl. Otto. Loise: Ein Bericht aus dem Jahr 1866. Frauenerwerbsarbeit um die Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Conrad, Anne; Michalik Kerstin (Hrsg.): Quellen zur Geschichte der Frauenbildung. Band 3. Neuzeit. Stuttgart. 1999. S. 33

[13] Vgl. Nave-Herz, Rosemarie. Hannover 1997. S. 16

[14] Vgl. Winkler, Dörte. Hamburg 1977. S. 13.

[15] Vgl. Allgemeine deutsche Realencyklopädie (Hrsg.): „Frauen“. Ein Artikel von 1865. In: Conrad, Anne (Hrsg.). Stuttgart. 1999. S. 33 16 Vgl. Klinksiek, Dorothee: Die Frau im NS-Staat. Stuttgart 1982. S. 14.

[17] Vgl. Winkler, Dörte. Hamburg 1977. S. 15

[18] Vgl. Frevert, Ute: Frauen-Geschichte. Zwischen Bürgerlicher Verbesserung und Neuer Weiblichkeit. Band 286. Frankfurt a. M. 1986. S. 69-70

[19] Vgl. Winkler, Dörte. Hamburg 1977. S. 16

[20] Vgl. Klinksiek, Dorothee. Stuttgart 1982. S. 15.

[21] Vgl. Winkler, Dörte. Hamburg 1977. S. 17

[22] Vgl. Nave-Herz, Rosemarie. Hannover 1997. S. 18

[23] Vgl. Winkler, Dörte. Hamburg 1977. S. 18

[24] Vgl. Klinksiek, Dorothee. Stuttgart 1982. S. 16

[25] Vgl. Eggemann, Maike: Die Frau in der Volksbildung 1919-1933. Frankfurt a. M. 1997. S. 32

[26] Vgl. Winkler, Dörte. Hamburg 1977. S. 19

[27] Vgl. Klinksiek, Dorothee. Stuttgart 1982. S. 17

[28] Vgl. Winkler, Dörte. Hamburg 1977. S. 21

[29] Vgl. Klinksiek, Dorothee. 1982. S. 16

[30] Vgl. Eggemann, Maike. Frankfurt a. M. 1997. S74

[31] Vgl. Wolgast, Günther: Zeittafel zur Geschichte der Erwachsenenbildung. Berlin 1996. S. 48

[32] Vgl. Olbrich, Josef: Geschichte der Erwachsenenbildung in Deutschland. Opladen 2001. S. 213

[33] Vgl. Flittner, Andreas: Wissenschaft und Volksbildung im Nationalsozialismus. In: Deutsches Geistesleben und Nationalsozialismus. Tobingen 1965. S. 232

[34] Vgl. Olbrich, Josef. Opladen 2001.. S.215

[35] Vgl. Dannemann, Geesche: Von Frauenbildung zu Frauenschulung im Nationalsozialismus. Oldenburg 1994. S. 28

[36] Vgl. ebenda. S. 28

[37] Vgl. Eggemann, Maike. Frankfurt a. M. 1997.

S.111

[38] Vgl. ebenda. S.78

[39] Vgl. ebenda. S.81

[40] Vgl. Schymroch, Hildegard: Von der Mütterschule zur Familienbildungsstätte. Freiburg 1989. S. 11

[41] Vgl. ebenda. S. 23

[42] Vgl. Thamer, Hans-Ulrich: Die nationalsozialistische Bewegung in der Weimarer Republik. In: Informationen zur politischen Bildung. Band 251 München 1996. S. 6

[43] Vgl. Thamer, Hans-Ulrich. München 1996. S. 14

Ende der Leseprobe aus 112 Seiten

Details

Titel
Erziehung und Bildung der Frau im Nationalsozialismus
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
112
Katalognummer
V132684
ISBN (eBook)
9783640389452
ISBN (Buch)
9783640389766
Dateigröße
786 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nationalsozialismus, Frauenrolle, Frau, Erziehung, Bildung, BDM
Arbeit zitieren
Nico Goldhahn (Autor:in), 2003, Erziehung und Bildung der Frau im Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132684

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