Beschaffung und Betrieb von Informatikmitteln in den Hauptschulen des Bezirks Tulln/Donau

Eine Ist-Stand Analyse


Masterarbeit, 2007

113 Seiten, Note: Sehr gut


Leseprobe


Inhalt

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemaufriss
1.2 Darstellung der Forschungsfragen
1.3 Abgrenzung

2 IT-Einsatz in der Schule
2.1 Bestandteile von Schul-IT
2.1.1 Unterschiede zwischen Schul- und Unternehmenscomputern
2.2 Der Lebenszyklus von Informatikmitteln
2.3 Aufteilung in pädagogische und technische Systembetreuung
2.4 Die Akteure in Niederösterreich
2.4.1 Schulerhalter
2.4.2 IT-Kustodinnen und IT-Kustoden
2.4.3 IT-Betreuerinnen und IT-Betreuer
2.5 Unterschätzte Bedeutung des Informatikmittelbetriebs in Schulen
2.5.1 Darstellung der Problematik
2.5.2 Historische Ursachen
2.5.3 Untersuchungen
2.5.4 Gründe
2.5.5 Folgen
2.6 Finanzielle Aspekte
2.6.1 Total Cost of Ownership (TCO)
2.6.2 TCO im Schulbetrieb

3 Erhebungen in den Gemeinden und Hauptschulen des Bezirks Tulln
3.1 Gegenstand der Untersuchung
3.2 Bemerkungen zur Methodik
3.3 Untersuchungsergebnisse - Kosten schulischer Informationstechnik am Beispiel der HS St. Andrä-Wördern
3.3.1 Charakteristika der Schule
3.3.2 Charakteristika des Schulerhalters
3.3.3 Budgetierte Mittel
3.3.4 Kosten der schulischen Informationstechnik
3.3.5 Diskussion der Ergebnisse
3.4 Untersuchungsergebnisse - Schulerhalter
3.4.1 Bedeutung und kommunale Mittel für Schul-IT
3.4.2 IT-Ausstattung und Systembetreuung nach Konzept
3.4.3 Finanzierungsformen
3.4.4 Unterstützung der Schulen durch politische Entscheidungsträger
3.4.5 Entscheidungsprozesse
3.4.6 Einsatz der für IT zur Verfügung stehenden Mittel
3.5 Untersuchungsergebnisse – IT-Kustoden
3.5.1 Die IT-Ausstattung der untersuchten Schulen
3.5.2 Die Situation in den Hauptschulen mit Informatik-Schwerpunkt
3.5.3 Planung, Finanzierung und Beschaffung der Medienausstattung
3.5.4 Systembetreuung
3.5.5 Die Situation der IT-Kustodinnen und IT-Kustoden
3.6 Analyse der Ergebnisse bezüglich der gestellten Forschungsfragen
3.6.1 Umfang und Adäquatheit der Schul-IT
3.6.2 Angemessenheit der finanziellen Mittel für Schul-IT
3.6.3 Bedeutung einer guten schulischen IT-Ausstattung aus Sicht der Schulerhalter
3.6.4 Unterschiede zwischen Regel- und Informatikhauptschulen
3.6.5 Planung der Entwicklung der Medienausstattung
3.6.6 Ablauf von Beschaffungsprozessen
3.6.7 Pädagogische und technische Systembetreuung
3.6.8 Anerkennung der Leistung der IT-Kustodinnen und IT-Kustoden
3.7 Zusammenfassung

4 Problembereiche und Lösungsansätze
4.1 Langfristige Planung der schulischen Medienentwicklung
4.1.1 Problem
4.1.2 Lösungsansatz
4.2 Beschaffung von Schul-IT
4.2.1 Problem
4.2.2 Lösungsansätze auf schulischer Ebene
4.2.3 Lösungsansätze auf regionaler Ebene
4.3 Finanzierung des Betriebs schulischer Informatikmittel
4.3.1 Problem
4.3.2 Lösungsansätze auf schulischer Ebene
4.3.3 Lösungsansätze auf regionaler Ebene
4.4 Informatikhauptschulen
4.4.1 Problem
4.4.2 Lösungsansatz

5 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Lebenszyklus von Informatikmitteln

Abbildung 2: Detaillierte Darstellung des Lebenszyklus von Informatikmitteln

Abbildung 3: Kostenaufteilung bei Unternehmenscomputern 1995 nach Gartner

Abbildung 4: Das Gesamtbudget der Hauptschule St. Andrä-Wördern

Abbildung 5: Budgetierte Mittel auf den betroffenen Konten

Abbildung 6: Gesamtausgaben für schulische Informatikmittel

Abbildung 7: Kosten für schulische Informatikmittel bezüglich der verbrauchten Mittel – Durchschnitt der Jahre 2002-2006

Abbildung 8: Ausgaben für schulische Informatikmittel (kategorisiert)

Abbildung 9: Ausgaben für schulische Informatikmittel: 2002 - 2006

Abbildung 10: Finanzierungsformen für Beschaffung und Betrieb der schulischen Informatikmittel

Abbildung 11: Unterstützung der Schulen durch politische Entscheidungsträger bezüglich verbesserter Medienausstattung und professioneller IT-Wartung

Abbildung 12: Unterstützung politischer Entscheidungsträger von Entwicklungen länger-fristiger Konzepte und Kooperationen mit anderen Schulerhaltern

Abbildung 13: Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel für schulische Informatikmittel und Folgekosten

Abbildung 14: Rechner und User (Lehrer/innen und Schüler/innen) in den untersuchten Hauptschulen

Abbildung 15: User/Rechner und Rechner/Klasse in den untersuchten Hauptschulen

Abbildung 16: Rechner/Klasse kategorisiert nach Moser & Scheuble (2002)

Abbildung 17: Alter der Schul-Computer kategorisiert nach Moser & Scheuble (2002)

Abbildung 18: Homogenität der schulischen Informatikmittel: Anzahl unterschiedlicher (Computer-) Hardwarekonfigurationen

Abbildung 19: Wocheneinheiten Informatik von der 5. bis zur 8. Schulstufe (ohne Textverarbeitung/Maschineschreiben)

Abbildung 20: User/Rechner kategorisiert nach Informatikschwerpunkt

Abbildung 21: Gibt es auf Seiten der Schule bzw. des Schulerhalters eine längerfristige Planung (> 1 Jahr) für die Entwicklung der Medienausstattung der Schule?

Abbildung 22: Wird die Aufstellung, Installation und zusätzliche Wartung bei der Neuanschaffung schulischer Informatikmittel eingeplant?

Abbildung 23: Geschätzter Aufwand für die pädagogische Systembetreuung in den untersuchten Hauptschulen

Abbildung 24: Geschätzter Aufwand für die durch den IT-Kustoden geleistete technische Systembetreuung in den untersuchten Hauptschulen (exkl. von externen Dienstleistern erbrachten Leistungen)

Abbildung 25: Bewertung der den IT-Kustoden gewährten Stundenentlastung für die Systembetreuung

Abbildung 26: Zusammenhang zwischen Funktionsdauer und Motivation der IT-Kustodinnen und IT-Kustoden

Abbildung 27: Phasen und Schritte bei der Erstellung eines Medienentwicklungsplans

Abbildung 28: Organisation der Wartung der schulischen Informatikmittel - bis zu 50 Computer

Abbildung 29: Organisation der Wartung der schulischen Informatikmittel - 50 bis 150 Computer

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Unterschiede Schul- und Unternehmenscomputer

Tabelle 2: Aufgaben der pädagogischen Systembetreuung gemäß GI-Empfehlungen

Tabelle 3: Aufgaben der technischen Systembetreuung gemäß GI-Empfehlungen

Tabelle 4: Zuständigkeiten und Aufgabenteilungen – IT-Kustodinnen und IT-Kustoden

Tabelle 5: Zuständigkeiten und Aufgabenteilungen – IT-Betreuer/innen

Tabelle 6: Vor-/Nachteile des TCO-Modells nach Stolpmann/Fischer

Tabelle 7: Die Hauptschulen des Bezirks Tulln/Donau

Tabelle 8: Die Hauptschulgemeinde St. Andrä-Wördern

Tabelle 9: Angemessenheit der zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel in Schulnoten

Tabelle 10: Anerkennung der Leistung der IT-Kustodinnen und IT-Kustoden und dessen/deren Motivation

Tabelle 11: Umfang der Schul-IT in den Hauptschulen des Bezirks Tulln

Vorwort

Ich habe mich in dieser Arbeit bemüht, geschlechtsneutrale Formulierungen zu verwenden. Aus Gründen besserer Lesbarkeit habe ich mich jedoch von Fall zu Fall für die Verwendung der männlichen Form entschieden, wobei selbstverständlich auch die weiblichen Personen mit eingeschlossen sind. Sollte das in manchen Textabschnitten nicht gelungen sein, so mögen das die Leser/innen nicht als mangelnde Achtung gegenüber der Gleichrangigkeit der Frau auffassen.

Danksagungen

Ich möchte mich für die Unterstützung von Herrn BSI Martin Seidl und den Schuleiter/innen des Bezirks bedanken, ohne deren Hilfe diese Arbeit wohl nicht durchführbar gewesen wäre. Weiters gilt mein besonderer Dank den IT-Kustodinnen und IT-Kustoden der Hauptschulen, die sich ausnahmslos für die Interviews Zeit nahmen und meine Fragen geduldig beantworteten, und Herrn Obersekretär Peter Ohnewas und Frau Sonja Herden von der Marktgemeinde St. Andrä-Wördern, die mir Einblick in die Buchhaltung der Hauptschulgemeinde gewährten und mir jede Unterstützung zuteil werden ließen. Auf Seiten der Schulerhalter darf ich mich bei Herrn Mag. Christian Buresch (Sieghartskirchen), Herrn Josef Bennersdorfer (Kirchberg/Wag.), Frau Astrid Pillmayer (St. Andrä-Wördern) und Frau Mag. Susanne Schimek (Tulln) für die Gewährung von Interviewterminen bedanken. Last but not least möchte ich noch in dieser Form meinem Masterthesen-Betreuer Herrn Gerhard Schwed, MAS, meinen Dank aussprechen, der mir dieses Thema vorgeschlagen und mich in jedweder Weise unterstützt hat.

1 Einleitung

Seit der Entwicklung erster Computer hat sich die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) rasant verbreitet und immer mehr unserer Lebensbereiche erfasst. Laut Statistik Austria besitzen aktuell (2007) 73% der privaten Haushalte einen Computer und 60% haben Zugang zum Internet. 87% der 16- bis 24-Jährigen nutzen das Internet, während der Prozentsatz bei den 65- bis 74-Jährigen auch schon bei immerhin 23% liegt.[1] Noch viel stärker ist die Durchdringung im Wirtschaftsleben: Laut Bundeskanzleramt (2007) verwenden 95% der österreichischen Unternehmen mit mehr als 9 Beschäftigten das Internet.[2] Erste Bereiche des öffentlichen Lebens sind schon jetzt ohne IKT nur mehr schwer zugänglich.

Diese Entwicklung macht natürlich nicht vor den Schulen halt, wobei vor allem 3 Gründe für den Einsatz von IKT im Unterricht sprechen:[3]

- Kulturtechnik: Der Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologie ist heute zur vierten Kulturtechnik geworden.
- Medienkompetenz: Eine wichtige Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben in der Informationsgesellschaft, deren Vermittlung in der Schule absolut notwendig ist.
- Didaktischer Mehrwert: IKT bietet neue didaktische Möglichkeiten und fördert den Lernerfolg.

1.1 Problemaufriss

Computer wurden in Schulen schon sehr früh eingesetzt (so dauerte es nur kurze Zeit, bis nach dem Erscheinen der ersten IBM-PCs Exemplare in Schulen auftauchten), und in der Folge nahm der Einsatz von IT im schulischen Umfeld stetig zu. Vor allem aber die Einführung des Internets an den Schulen ab 1998 (im Jahr 2000 verfügten 63% der österreichischen Schulen über einen Internetzugang, 3 Jahre später (2003) waren es schon 99%)[4] führte zu einer Explosion bezüglich Umfang und Komplexität (durch die notwendige Vernetzung) der Schul-IT. Damit wurden aber die Grenzen der Leistungsfähigkeit und –bereitschaft der Lehrpersonen, die bis dahin die schulischen Computernetzwerke ohne Abgeltung installiert und betreut hatten, erreicht. Andrea Brönnert beschrieb die Situation 2001 mit den Worten: Sie „versuchen, elf Löcher mit zehn Fingern zu schließen.“[5]

Zudem waren und sind die meisten schulischen und öffentlichen IT-Initiativen bis heute reine Beschaffungsmaßnahmen, bei denen der Betrieb kaum berücksichtigt und budgetiert wird.[6] Dies führt unweigerlich zu Problemen beim Unterhalt, Geräte funktionieren nicht mehr ordnungsgemäß, was wiederum als Folge nicht gerade die Akzeptanz bei den Lehrpersonen fördert.

Erst seit 1998 gibt es dazu im deutschsprachigen Raum erste Veröffentlichungen (z.B. Grepper, Döbeli, Zehnder und Moser in der Schweiz, Kubicek, Breiter und die Gesellschaft für Informatik e.V. in Deutschland und Bruck, Geser und Stangl in Österreich), doch trotz diverser Initiativen in deutschen (z.B. Baden-Württemberg) und österreichischen (z.B. Vorarlberg) Bundesländern bleibt die Problematik in den meisten Schulen nach wie vor ungelöst. Ungünstigerweise kommt noch dazu, dass sich seit dem PISA-Schock die Aufmerksamkeit weg von technischen zu pädagogischen Problemen hin verlagert hat.[7]

1.2 Darstellung der Forschungsfragen

Ziel dieser Masterthese ist es, den momentanen Ist-Stand bezüglich Beschaffung und Wartung schulischer Informatikmittel an den Hauptschulen des Bezirks Tulln/Donau, ausgehend von folgenden Fragestellungen, zu untersuchen:

- In welchem Umfang sind die Hauptschulen des Bezirks mit Informatikmitteln ausgestattet, und wie adäquat sind diese zu betrachten?
- Werden von den Schulerhaltern ausreichend finanzielle Mittel für Beschaffung und Betrieb der Schul-IT bereitgestellt?
- Welche Bedeutung messen Schulerhalter einer guten Ausstattung ihrer Schulen mit Informatikmitteln bei?
- Gibt es Unterschiede zwischen Hauptschulen mit und ohne Informatikschwerpunkt hinsichtlich Ausstattung mit Schul-IT, Umfang des Informatikunterrichts und finanzieller Unterstützung durch den Schulerhalter?
- Gibt es eine längerfristige Planung der Entwicklung der Medienausstattung auf Seiten der Schule und der Schulerhalter?
- Wie laufen Beschaffungsprozesse von Schul-IT in den untersuchten Hauptschulen ab?
- Durch wen und in welchem Umfang werden pädagogische und technische Systembetreuung an den Hauptschulen geleistet?
- Wird die Leistung der IT-Kustoden entsprechend anerkannt und honoriert?
- Die Kosten schulischer IT sollen exemplarisch am Beispiel der HS St. Andrä-Wördern untersucht werden.

1.3 Abgrenzung

Diese Arbeit konzentriert sich auf Beschaffung und Betrieb schulischer Informatikmittel in den Hauptschulen und Hauptschulgemeinden des Bezirks Tulln (Niederösterreich), ausgeklammert bleibt die Situation an den Bundesschulen (AHS uä.) wegen grundlegender Unterschiede vor allem hinsichtlich der Schulerhaltung. Nicht behandelt wird weiters die Nutzung der IT an den Schulen, ausgenommen sie hat Auswirkungen auf Beschaffung und Betrieb.

2 IT-Einsatz in der Schule

2.1 Bestandteile von Schul-IT

Als Grundlage dieser Arbeit möchte ich zuerst ein gemeinsames Verständnis über die Bestandteile eines typischen Schul-Netzwerkes schaffen.

Laut Große gehören dazu unbestritten „Hardware-Komponenten der Computer einschließlich der peripheren Geräte, wie Monitor, Maus, Drucker, sowie die Software-Komponenten (Betriebssysteme, betriebsnahe Software, Anwendungssoftware) zur Schul-IT. Des Weiteren sind die aktiven Netzwerkkomponenten wie Switches, Router oder Firewall-Appliances ebenfalls Schul-IT-Bestandteile.“[8] Datenprojektoren (Beamer) haben durch den Preisverfall in den letzten Jahren verstärkt Verbreitung in den Schulen gefunden und sind durch ihr Haupteinsatzgebiet, der Projektion von Bildschirminhalten, ebenfalls der Schul-IT zuzurechnen.

Räumlich gesehen sind die Schüler-PCs in Hauptschulen, mit Ausnahme vereinzelter Geräte in Klassen, durchgehend in Informatik- oder EDV-Sälen organisiert, wo üblicherweise neben einem Lehrer-PC (+ Datenprojektor) 10 bis 20 Schüler-Geräte aufgestellt sind. Server wurden früher aufgrund des geringen Umfangs der Schul-IT und fehlenden adäquaten Räumlichkeiten oft in Informatik-Sälen (teilweise als Lehrergeräte) aufgestellt - heute geht der Trend eindeutig zu separaten EDV-Technik-Räumen.

Schwieriger ist die Einordnung des passiven Datennetzes (Verkabelung), wobei einige Gründe dafür sprechen, diese als Gebäudeausstattung anzusehen[9]:

- Die netzwerkmäßige Verkabelung von Schulgebäuden erfolgt zeitlich meist im Zuge von Umbauten oder Generalsanierungen und damit unabhängig von der viel kurzlebigeren restlichen Computerausstattung.
- Die Arbeiten werden heute meist durch das mit den Elektroinstallationen beauftragte Unternehmen durchgeführt, welches allerdings nur in den seltensten Fällen auch für IT-Ausstattung zur Verfügung steht. Aus diesem Grund werden, der Erfahrung des Autors nach, Datennetz und IT-Ausstattung üblicherweise getrennt ausgeschrieben.

Eine Sonderstellung nimmt das sogenannte Verwaltungsnetz ein, welches in den Pflichtschulen (die über kein Sekretariat verfügen) üblicherweise aus ein bis zwei PCs in der Direktion und im Lehrerzimmer besteht und für administrative Tätigkeiten (Schul- und Schülerverwaltung, Inventar usw.) vorgesehen ist. „Trennen Sie das Verwaltungsnetz vom Schulnetz!“[10] fordern die Schweizer IT-Experten Grepper und Döbeli, um den unerlaubten Zugriff auf sensible Lehrer- und Schülerdaten oder Zeugnisse zu verhindern. Dies wird allerdings in vielen Schulen aus Kostengründen, Unkenntnis und/oder fehlendem technischen Knowhow nur bruchstückhaft umgesetzt.

Die Telekommunikationstechnik ist trotz zunehmender Verschmelzung (z.B. VOIP) aktuell nicht zur Schul-IT hinzuzurechnen, da bis dato keine Anforderung zur Integration der TK-Anlagen und Telefone in die IT-Konzepte besteht. Selbstverständlich sind trotzdem Schnittstellen für den Internetzugang über ADSL, xDSL uä. erforderlich.[11]

2.1.1 Unterschiede zwischen Schul- und Unternehmenscomputern

Obwohl vielfach Beschaffungs- und Wartungskonzepte aus der Wirtschaft in die Schule übernommen werden, kann man Schul- und Unternehmens-Computer nicht 1:1 vergleichen, da sich die Anforderungen ua. in folgenden bedeutenden Punkten unterscheiden:

- Anzahl Benutzer/innen pro Computer:

In der Wirtschaft steht jedem/jeder Mitarbeiter/in üblicherweise ein eigenes Gerät zur Verfügung, an dessen Funktionsfähigkeit er/sie ein vitales Interesse hat. In der Schule werden Computer allerdings durch viele unterschiedliche User genutzt, wodurch eine geringe Identifikation mit dem Gerät einhergeht.

- Anzahl Computer pro Benutzer/in:

In Unternehmen arbeiten Benutzer/innen üblicherweise immer am gleichen Computer, auf dem auch die persönlichen Einstellungen gespeichert werden können. In Schulen ist dies fundamental anders, da die Schüler/innen je nach Informatiksaal und Gruppenzusammensetzung immer wieder auf unterschiedlichen Geräten arbeiten, was wiederum eine komplizierte, zentrale Speicherung der persönlichen Einstellungen notwendig macht.

- Benutzer/innenverwaltung:

Im Schulwesen herrscht eine dauernde Fluktuation von abgehenden Absolventen und neueinsteigenden Kindern, die von kaum einem Unternehmen erreicht wird. Bei individuellen Benutzerkonten bedingt dies einen weit größeren Aufwand an Administration als im Wirtschaftsleben.

- Zahl der Anwendungen:

Computer in der Wirtschaft werden in der Regel für bestimmte Aufgaben eingesetzt, die meist nur eine geringe Anzahl an Software-Applikationen benötigen. Im Schulwesen finden sich aber auf Computern neben Büro-Suiten auch eine Vielzahl weiterer Anwendungen, wie Grafik- und Multimediaprogramme, CAD, pädagogische Lernsoftware, usw. . Durchschnittlich sind mehr als doppelt so viele Anwendungen installiert wie auf Unternehmensrechnern.

- Benutzungsdauer:

Computer in Schulen werden bis zum Austausch üblicherweise 5-6 Jahre eingesetzt, während dies in Firmen durchschnittlich schon nach 3 Jahren geschieht (siehe Kapitel 2.2).[12]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Unterschiede Schul- und Unternehmenscomputer[13]

2.2 Der Lebenszyklus von Informatikmitteln

Im Allgemeinen wird der Lebenszyklus von Informatikmitteln in folgende Abschnitte unterteilt:

- Beschaffung
- Nutzung/Betrieb
- Ablösung

In die Phase Beschaffung fällt die „Planung und Bereitstellung von geeigneten Informatikmitteln“, während unter Nutzung der „produktive Einsatz von Informatikmitteln durch Anwender/innen“ zu verstehen ist.[14] Der Zeitabschnitt Betrieb beinhaltet alle Tätigkeiten, die durch die Nutzung an zusätzlichen Aufwand in Form von Wartung, Reparaturen und Support anfallen. Die Phase der Ablösung definiert sich als „Außerbetriebnahme von Informatikmitteln mit dem Ziel der Entsorgung oder Zweitnutzung.“[15]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Lebenszyklus von Informatikmitteln[16]

Döbeli präzisierte dieses Modell in seiner Dissertation „Konzepte und Wirkungszusammenhänge bei Beschaffung und Betrieb von Informatikmitteln an Schulen“ in Anlehnung an Zehnder. Durch die zeitliche Limitierung und besondere Stellung im Lebenszyklus definiert er die Beschaffungsphase im Sinne Zehnders als Projekt („Ein Projekt ist ein zeitlich begrenztes Entwicklungsvorhaben zum Lösen von Problemen innerhalb eines vorgegebenen Zielsystems. Es umfasst die Gesamtheit der für die Problemlösung notwendigen Entwicklungsarbeiten.“)[17] und unterscheidet die Projektphasen:

- Projektumriss,
- Konzept,
- Realisierung,
- Systemtest und
- Einführung.

Für die Betriebsphase lässt sich im Schulbereich eine Unterteilung in:

- Wartung (Sicherstellung der Funktionsfähigkeit der Informatikmittel),
- Support (Unterstützung von Anwender/innen bei Problemen bei der Nutzung von Informatikmitteln) und
- Anwender/innen-Weiterbildung (Förderung der Kenntnisse und Fähigkeiten von Anwender/innen zur Nutzung von Informatikmitteln) durchführen[18].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Detaillierte Darstellung des Lebenszyklus von Informatikmitteln[19]

Wartung und Support werden in den niederösterreichischen Hauptschulen durch externe Dienstleister, die IT-Kustodinnen und IT-Kustoden der Schulen und die IT-Betreuer/innen der allgemeinbildenden Pflichtschulen des Landesschulrates für Niederösterreich geleistet (siehe Kapitel 2.3 Akteure in Niederösterreich). Die informationstechnologische Anwender/innen-Weiterbildung wurde bis Sommer 2007 vom Pädagogischen Institut (PI) Niederösterreich und den Bezirkslehrerarbeitsgemeinschaften (BLAG) geleistet. Ab Herbst 2007 wird dies von der neugegründeten Pädagogischen Hochschule (PH) Niederösterreich übernommen.

Benutzungsdauer schulischer Informatikmittel:

Grepper und Döbeli gehen für schulische Informatikmittel von einer Benutzungsdauer von 5-6 Jahren aus.[20] Der Grund dafür liegt darin, dass Schulen nicht die neuesten Features, sondern dauerhafte Konzepte vermitteln sollen, wozu nicht die aktuellste (und teure!) Technik notwendig ist; die meisten eingesetzten Applikationen, wie Bürosoftware (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation ...) und auch Lernsoftware, laufen auch problemlos auf älteren Systemen. Spezialanwendungen wie fortgeschrittene Bildbearbeitung, Videoschnitt, uä., die schnellere Prozessoren, leistungsfähigere Grafikkarten und mehr RAM benötigen, werden hauptsächlich auf einzelnen Geräten eingesetzt. Weitere Gründe, die gegen einen schnelleren Wechsel sprechen, sind der damit verbundenen große Aufwand und die hohen Kosten, wobei neben den Anschaffungskosten Aufstellung und Installation nicht vergessen werden dürfen.

2.3 Aufteilung in pädagogische und technische Systembetreuung

In der Literatur findet man immer wieder die Zweiteilung der anfallenden Wartungs- und Supportaufgaben in eine pädagogische und technische Systembetreuung. Diese Einteilung ist das Produkt historischer Entwicklungen, da in der Vergangenheit Konzepte zum Betrieb von Informatikmitteln meist von Lehrpersonen anhand folgender impliziter Frage-stellungen verfasst wurden:

- Was kann eine Lehrperson selber übernehmen? aber auch: Worüber will ich als Lehrperson die Verantwortung nicht abgeben? → Pädagogische Systembetreuung
- Für welche Aufgaben sind zusätzliche technische Kenntnisse notwendig? → Technische Systembetreuung[21]

Die Bedeutung der pädagogischen Systembetreuung liegt vor allem darin, dass ihre Aufgaben an der wichtigen Schnittstelle zwischen Pädagogik und Technik liegen. Diese Funktion wird üblicherweise von einer Lehrperson (die dafür eine Ermäßigung der Lehrverpflichtung erhält) neben ihrer Unterrichtstätigkeit wahrgenommen, was hohe pädagogische Kompetenz, Erfahrung und solide technische Kenntnisse erfordert.

Zu den Aufgaben zählen unter anderem die Betreuung und Beratung der Lehrer/innen und Schüler/innen beim Einsatz schulischer Informatikmittel und die Konzeption der Schul-IT nach pädagogischen Gesichtspunkten, was natürlich eine intensive Mitwirkung bei Hard- und Softwareanschaffungen nach sich zieht. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Erstellung von Vorgaben für das die technische Systembetreuung durchführende nichtpädagogische Personal, wozu Anleitung und Kontrolle der anfallenden Arbeiten zählen.

AUFGABEN DER PÄDAGOGISCHEN SYSTEMBETREUUNG:

- Schulung und Fortbildung von Lehrerinnen und Lehrern
- Beratung, Unterstützung und Betreuung von Schülerinnen und Schülern
- Konzeptionelle Beratung von Schulleitung und Schulträgern
- Unterstützung von Unterricht
- Eigene Fortbildung
- Planung und Auswahl von Hard- und Software-Anschaffungen
- Anleitung und Kontrolle der technischen Systembetreuung

Tabelle 2: Aufgaben der pädagogischen Systembetreuung gemäß GI-Empfehlungen[22]

In den Bereich der technischen Systembetreuung fallen unter anderem Aufgaben wie die Installation von Betriebssystemen und Anwendungssoftware, die regelmäßige Wartung der Schul-IT und die Behebung hardware- und softwaremäßiger Fehler nach Anforderung durch die pädagogische Systembetreuung (Second-Level-Support). Dies erfordert hohe technische Kompetenz und sollte von speziell ausgebildetem technischen Personal geleistet werden. Der Einsatz von Lehrpersonen in dieser Funktion ist als ungünstig zu beurteilen, da der zeitliche Umfang stark schwankt (kann bei zeitintensiven Reparaturen einen Unterrichtsentfall nach sich ziehen) und diese dafür nicht ausgebildet sind. Weiters sind Netzwerke heute hochkomplex, technisch anspruchsvoll und einem starken Sabotagedruck von innen (durch Schüler/innen) und außen (Hacker uä.) ausgesetzt. Um die Funktionstüchtigkeit zu gewährleisten, sind deshalb intensive Aus-, Fort- und Weiterbildungen des Personals erforderlich. Trotzdem nehmen aus Gründen der Kostenersparnis oder purem Engagement noch immer viele Lehrpersonen auch Aufgaben der technischen Systembetreuung wahr.

[...]


[1] vgl. Statistik Austria, 2007, http://www.digitales.oesterreich.gv.at/site/cob__23292/5236/
default.aspx

[2] vgl. Bundeskanzleramt Österreich, 2007, http://www.bundeskanzleramt.at/site/ cob__9064/4544/
default.aspx#1

[3] nach Döbeli, 2005, S. 14

[4] vgl. bm:bukk, 2003, S. 2

[5] Brönnert, 2001, http://www.bibb.de/de/limpact13034.htm

[6] vgl. Döbeli, 2005, S. 17

[7] vgl. Döbeli, 2005, S. 17

[8] Gödecke & Große et al., 2005, S. 18

[9] vgl. Gödecke & Große et al., 2005, S. 18f

[10] Grepper & Döbeli, 2001, S. 8

[11] vgl. Gödecke & Große et al., 2005, S. 19

[12] vgl. Grepper & Döbeli, 2001, S. 38

[13] nach Grepper & Döbeli, 2001, S.39

[14] nach Döbeli, 2005, S. 51

[15] Döbeli, 2005, S. 52

[16] Döbeli, 2005, S. 51

[17] Zehnder zit. nach Döbeli, 2005, S. 52

[18] nach Döbeli, 2005, S. 54

[19] Döbeli in Anlehnung an Zehnder 2001, 2005, S. 53

[20] vgl. Grepper & Döbeli, 2001, S.16f

[21] Döbeli, 2005, S. 63

[22] GI, 2001, gekürzt nach Döbeli, 2005, S. 62

Ende der Leseprobe aus 113 Seiten

Details

Titel
Beschaffung und Betrieb von Informatikmitteln in den Hauptschulen des Bezirks Tulln/Donau
Untertitel
Eine Ist-Stand Analyse
Hochschule
Donau-Universität Krems - Universität für Weiterbildung  (Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien)
Note
Sehr gut
Autor
Jahr
2007
Seiten
113
Katalognummer
V132267
ISBN (eBook)
9783640377428
ISBN (Buch)
9783640377800
Dateigröße
1172 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Educational Technology, Beschaffung und Betrieb von Informatikmitteln
Arbeit zitieren
MSc Wolfgang Biebl (Autor:in), 2007, Beschaffung und Betrieb von Informatikmitteln in den Hauptschulen des Bezirks Tulln/Donau, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132267

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