Das AGIL-Schema

Ist das AGIL-Schema auf das bundesdeutsche Parteiensystem anwendbar und ist eine Anwendung sinnvoll?


Hausarbeit, 2009

12 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kurzbiographie Talcott Parsons

3. Definition System

4. Das AGIL-Schema
4.1. Adaption
4.2. Goal-Attainment
4.3. Integration
4.4. Latente Strukturerhaltung

5. Das Parteiensystem
5.1. Struktur des Parteiensystems der Bundesrepublik
5.2. Funktionen des Parteiensystems im AGIL-Schema
5.3. Anwendung auf das bundesdeutsche Parteiensystem

6. Schlussfolgerung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„A social system is a mode of organization of action elements relative to the persistence or ordered processes of change of the interactive patterns of a pluralitiy of individual actors“ (Parsons 1991:15). Das AGIL-Schema ist ein systemtheoretisches Modell, welches Talcott Parsons entwickelt hat, um den Aufbau von Systemen und deren Erhaltung zu beschreiben. Zunächst hatte Parsons das Schema als Grundlage einer Handlungstheorie entworfen, übertrug dieses später dann auf soziale Systeme. Parsons hat bis zuletzt an diesem Schema festgehalten. Es ist denkbar, dass das AGIL-Schema auf jedes Systems angewendet werden und dessen Aufbau und die Entwicklung erklärt werden kann.

Ich möchte in dieser Hausarbeit herausarbeiten, ob die Anwendung des Schemas auch auf das bundesdeutsche Parteiensystem möglich ist und, ob eine Anwendung sinnvoll ist, um den Wandel des Parteiensystem in den letzten 10 Jahren zu erklären. Dabei werde ich zunächst eine allgemeine Definition vorstellen und im folgenden das AGIL­Schema erläutern, wie Parsons es entwickelt hatte mit seinen vier Funktionen. Danach werde ich das Parteiensystem allgemein definieren und versuchen die Funktionen des AGIL-Schemas auf das Parteiensystem zu übertragen und eine sinnvolle Zuordnung zu finden. Wenn dies gelungen ist soll es auf die Entwicklung des Parteiensystems, wie sie sich in den letzten Jahren in der Bundesrepublik vollzogen hatte, angewendet werden. Ich versuche dann Erklärungsansätze für diese Entwicklung mittels des AGIL-Schemas zu finden. In meiner Schlussfolgerung möchte ich letztlich auch auf die Frage eingehen, ob diese Anwendung sinnvoll ist.

Da das AGIL-Schema eine Entwicklung von Talcott Parsons ist, der einer der führenden Soziologen ist, und heute immer noch diskutiert und angewendet wird, möchte ich hier zunächst Parsons in einer kurzen Biographie vorstellen.

2. Kurzbiographie Talcott Parsons

Talcott Parsons ist amerikanischer Soziologe, der am 13.12.1902 in Colorado Springs, Colorado, USA geboren wurde. Er studierte von 1920 bis 1924 am Amherst College in Massachussettes zunächst Biologie um Arzt zu werden, wechselte dann aber zu den Wirtschaftswissenschaften. Von 1924 bis 1925 ging er nach London um dort an der School of Economics and Political Science Nationalökonomie zu studieren. Danach ging er nach Deutschland, Baden-Württemberg, und studierte bis 1927 an der Uni­versität Heidelberg Nationalökonomie. Dort machte er 1927 seine Dissertation „Capitalism“ in recent German literature: Sombart and Max Weber. Von 1927 bis 1973 machte er Karriere an der Harvard University in Cambridge, Massachusettes. Dort wurde er 1944 „Full Professor of Sociology“. 1937 entstand sein Hauptwerk „The structure of social Action“. 1946 gründete Parsons das „Department of Social Re­lations“. Schließlich wurde er 1973 emeritiert. Am 8.5.1979 starb Talcott Parsons in München, Bayern während einer Deutschlandreise anlässlich des 50. Jahrestags seiner Promotion in Heidelberg.

3. Definition System

Ein System ist grundsätzlich über zwei Merkmale zu definieren. Erstens die Abgrenzbarkeit zu seiner Umwelt. Erst wenn es sich von seiner Umwelt abgrenzt wird es unterscheidbar und identifizierbar. Zweitens die Interdependenz seiner Teile. Die einzelnen Systembestandteile beeinflussen sich gegenseitig. „Ein System lässt sich deshalb allgemein definieren als eine Menge von Elementen, zwischen denen wechselseitige Beziehungen bestehen und das seiner Umwelt gegenüber abgegrenzt ist“ (Schreyer/Schwarzmeier 2000:36).

4. Das AGIL-Schema

Damit ein System überhaupt entstehen kann, müssen laut Parsons zunächst vier Grundfunktionen erfüllt sein. Parsons nennt diese Funktionen Adaption (Anpassung), Goal-Attainment (Zielerreichung), Integration und Latent patter-maintenance (latente Strukturerhaltung). Parsons hat diese Grundfunktionen erhalten indem er zwei Dimensionen überkreuzt hat, die für die Systembildung im Allgemeinen gelten und sich aus der Definition von Systemen ableiten lassen. Es handelt sich hierbei um die räum­liche und zeitliche Dimension. Durch einen Strukturaufbau kann sich das System abgrenzen und bleibt somit stabil. „Durch diese Abgrenzung entsteht eine intern-extern Dimension, die es erlaubt, Prozesse einem System selbst, seiner Umwelt, sowie intern oder extern motivierten input-output Beziehungen zuzuordnen“ (Staubmann 2007:157). Hinzu kommt die zeitliche Dimension, die aus der instrumentellen und konsum- atorischen Komponente besteht. Die konsumatorischen Systemkomponenten beziehen sich auf die Ziele, die erreicht werden sollen, die wiederum durch den Einsatz von bestimmten Mitteln erreicht werden können, was die instruementelle System­komponente ausmacht. Parsons überkreuzte diese beiden Dimensionen und entwickelte damit die vier Grundfunktion, diejedes System erfüllen muss, um Bestand zu haben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(vgl. Staubmann 2007:157)

Diese Systembildung stellt Parsons am Handlungssystem dar. Um jedoch die AGIL­Funktionen wahrnehmen zu können, muss das Handlungssystem spezifische Sub­systeme herausbilden, die die jeweiligen Funktionen erfüllen. Die Subsysteme des Handlungssystems benennt Parsons als das Verhaltenssystem, das Persönlichkeits­system, das kulturelle System und das soziale System. Für jedes Subsystem gilt wiederum auch, dass es jede der vier Funktionen gleichzeitig und permanent erfüllen muss.

4.1. Adaption

Die Adaptionsfunktion beinhaltet die Fähigkeit eines Systems auf die sich verändernden äußeren Bedingungen zu reagieren und sich diesen Bedingungen anzupassen. Diese Funktion wird von Komponenten erfüllt, die zwischen dem System und seiner Umwelt vermitteln. Als Beispiel kann man hier die industrielle Revolution betrachten. Auch das soziale System musste sich an den industriellen Fortschritt anpassen, um weiter funktionieren zu können. Parsons hat die Adaptionsfunktion dem Verhaltenssystem zugeordnet.

4.2. Goal-Attainment

Die Goal-Attainment-Funktion ist die Fähigkeit des Systems Ziele zu definieren und durchzusetzen. Es geht hierbei um erlernte Muster, die als Kontrolle für seelische An­triebskräfte (Motivation) von Personen im Handlungssystem entwickelt werden (vgl. Staubmann 2007:158). Die Zielerreichung ist laut Parsons eine Funktion des Persön­lichkeitssystems

4.3. Integration

Die Integrationsfunktion ist die Fähigkeit Kohäsion und Inklusion herzustellen. Sie muss die Einheit des Systems herstellen, welches aus einer Vielzahl von verschiedenen Komponenten besteht. Wie bereits erwähnt braucht ein System die Abgrenzung zu seiner Umwelt, um stabil zu bleiben. Dies kann es indem es sich selbst differenziert und diese ausdifferenzierten Teile untereinander anpasst. Die Elemente des Systems müssen dauerhaft und kooperativ zusammenwirken. Dies geschieht durch die soziale Rolle. In diesen Rollen wird festgelegt, wer welche Aufgaben aufgrund einer bestimmten Po­sition zu übernehmen hat. Beispiel können hier die Berufsrollen in einem Betrieb sein (vgl. Staubmann 2007:158). Parsons ordnet die Integrationsfunktion dem sozialen System zu.

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Das AGIL-Schema
Untertitel
Ist das AGIL-Schema auf das bundesdeutsche Parteiensystem anwendbar und ist eine Anwendung sinnvoll?
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Note
1,3
Jahr
2009
Seiten
12
Katalognummer
V131896
ISBN (eBook)
9783640415014
ISBN (Buch)
9783640413744
Dateigröße
458 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
AGIL-Schema, Parteiensystem, Anwendung
Arbeit zitieren
Anonym, 2009, Das AGIL-Schema , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131896

Kommentare

  • Gast am 28.10.2012

    Empfehlenswert für den theoretischen Teil, hier kann man aber selber gut mit Sekundärliteratur das AGIL-Schema erläutern.

    Die Einleitung ist schlecht. Der Autor hat den Anspruch, die Veränderung der letzten 10 Jahre zu beleuchten, geht jedoch bis 1980 zurück.

    Es fehlen Quellenangaben zu Behauptungen im Abschnitt zum Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland.

    Die Funktionsweisen des Parteiensystems gemäß dem AGIL-Schema sind hingegen wiederum sehr gut ausgearbeitet, es fehlen jedoch Quellenangaben und eine Begründung, warum überhaupt diese spezifischen vier Funktionen des dt. Parteiensystems. Beispielsweise Adaption würde durch Partizipation und Transmission erfüllt. Hier fehlt jede Erläuterung der Begrifflichkeit "Transmission". Bei der Integrationsfunktion übernimmt der Autor kurzerhand aus anderen Systemtheorien die Aggregationsfunktion der Parteien, ohne hier die genaue Funktionsweise näher zu beleuchten. Das ist mangelhaft.

    Der Anwendungsteil ist viel zu kurz geraten mit nur einer knappen Seite und ohne eine einzige weitere Quellenangabe.

    In dem Fazit finden sich neben Rechtschreibfehlern ein äußerst ungünstiger Schlusssatz. "Das AGIL-Schema kann daher sicherlich auf jedes System angewendet werden, aber es gibt auch sinnvollere Ansätze für die Erklärung bestimmter Systeme".
    Dieser Satz wirkt inkompetent. Welche Ansätze (Easton z.B.) und welche Systeme?

    Insgesamt hätte ich der Arbeit keine 1,3 sondern eher eine 2,0 oder schlechter gegeben. Für einen schnellen Überblick ist sie jedoch brauchbar.

Blick ins Buch
Titel: Das AGIL-Schema



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