Die Legitimität der von Machiavelli dargestellten Machtausübung


Hausarbeit, 2004

12 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Gliederung:

1. Einleitung

2. Das Wesen der Macht bei Machiavelli und ihre Legitimation

3. Historisches Umfeld

4. Begriffsklärung

5. Geschichtsbild

6. Der Herrscher als uomo virtuoso nach Machiavellis Vorstellung

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis:

1. Einleitung

Im Jahr 1513 beendete Niccolo Machiavelli sein Werk „Il Principe“ und begründete damit eine viel diskutierte neue politische Theorie. Nach der klassischen Staatstheorie, wie Aristoteles und auch Thomas von Aquin sie als sittliche Bestimmung der Menschen als Bürger sahen und die menschliche Gemeinschaft als Endziel des Lebens definierten, die auch noch in der Renaissance ihre Bedeutung hatte, stand Machiavelli für das politische Denken der frühen Neuzeit. Hier ging es nunmehr um die Bewältigung von Krisen und Machiavelli stellte so auch im Principe „…die realhistorischen Möglichkeiten der Rettung Italiens aus Korruption, Zersplitterung und Fremdherrschaft.“[1] dar.

Die Staatskunst sah er nicht in moralisch vertretbaren Handlungen gegenüber den Bürgern sondern unter Berücksichtigung politischer Prozesse, die eigene Gesetze hatten. Dadurch stand die politische Theorie nicht mehr auf ethischer und theologischer Basis, vielmehr ergab sich eine Theorie von Macht- und Herrschaftstechniken, die sich als Wissenschaft etablierte. Machiavelli brachte sich dadurch den Vorwurf ein, Machthabern zu unmoralischem Verhalten zu ermutigen und ohne Rücksicht auf die Belange der Bevölkerung das Staatswesen und die eigene Macht zu erhalten. In dieser Arbeit wird im Folgenden untersucht, ob dieser Vorwurf gerechtfertigt ist. Zunächst wird das Wesen der Macht, wie es bei Machiavelli erscheint, diskutiert und ihre Legitimation geprüft.

2. Das Wesen der Macht bei Machiavelli und ihre Legitimation

Die von Machiavelli im Principe gegebenen Empfehlungen zur Erhaltung der Macht standen im Gegensatz zu geltenden moralischen Normen. Eine Rechtfertigung sah er in dem unmoralischen Verhalten der Menschen ihrerseits, wobei er kein Ausschmücken der schlechten Natur des Menschen betrieb, sie jedoch schilderte.[2] Dies begründete er mit seinem Hang zum Realismus, der Darstellung von Fakten und nicht eines utopischen, erwünschten Zustandes.[3] Hierbei wurde sein Menschenbild deutlich, auf das im Folgenden noch genauer eingegangen wird, und die Subordination der Moral unter Bedürfnisse zur Erlangung machtpolitischer Effizienz.

Der Fürst musste nach Machiavelli Respekt beim Volk genießen und seine Macht sichern, indem er sich politische Psychologie zunutze machte und sich nicht an moralischen Werten orientierte. Dabei stand stets die politische Notwendigkeit im Blickpunkt, die vorrangig vor moralischem und rücksichtsvollem Verhalten war.

Da diese Theorie allein „...dem Interesse der Sicherung der Macht um ihrer selbst Willen...“[4] dient, kann Machiavellis Politikbegriff auf die kurze Formel der „...Gesamtheit der Techniken für die Aufrichtung und Erhaltung staatlicher Macht um jeden Preis...“[5] gebracht werden. Aufgrund der Skrupellosigkeit der Menschen ging Machiavelli davon aus, dass alle Mittel zur Machtsicherung vom Fürsten ergriffen werden durften und eine Ordnung durch die Macht des Fürsten sichergestellt werden musste. Der Skrupellosigkeit, die Machiavelli bei allen Menschen sah, durfte sich der Fürst nach seiner Auffassung im Sinne der Macht selbst bedienen.[6]

Diese Theorie des Machthandelns brachte Machiavelli viele Vorwürfe ein, aber ist es richtig, seine Theorie auf diese negative Sicht zu reduzieren? Seine Fürsprecher sind der Überzeugung, dass auch nicht moralisches Handeln gerechtfertigt ist, wenn das Gemeinwohl zu wahren ist, während sich die Welt als unfriedlich erweist.

Nach Meyer ist politisches Handeln neben Ausübung von Macht stets um Rechtfertigung bemüht, um für die geschaffenen Regelungen Verbindlichkeit und Gefolgschaft bei den Betroffenen zu erlangen. Dabei bergen die Gründe des Handelns die Legitimität und lassen das Handeln rechtfertigen, während die Betroffenen entsprechenden Legitimitätsglauben aufbringen müssen und zugleich die bestehende Ordnung das Handeln zulässt.[7] Diese Legitimation findet sich auch bei Machiavelli, wie im Folgenden ersichtlich wird. Dabei muss zunächst auf das Zeitgeschehen bei Entstehung des Werkes eingegangen werden

3. Historisches Umfeld

Zur Zeit der Geburt Machiavellis im Jahr 1469 war Florenz, seine Heimatstadt, durch Manufakturen, Handel und Banken reich geworden. Der Florenz regierende Lorenzo von Medici entstammte der einflussreichen Kaufmannsfamilie der Medici, die das zu der Zeit größte europäische Bank- und Handelshaus gegründet haben. Nach Auflösung der mittelalterlichen Ordnungsstrukturen mit Feudalismus und privatisierten politischen und rechtlichen Verhältnissen entstanden unter Mitwirkung des Binnen- und Fernhandels sowie der Entstehung und Ausweitung des Bankennetzes frühkapitalistische Strukturen. Es bildete sich eine neue Form der Unterschicht mit den in die Städte drängenden Tagelöhnern, den von den ehemaligen Feudalherren freigesetzten Landarbeitern; unter Auflösung der feudalistischen Strukturen fiel das soziale Sicherungssystem weg, dies führte zu sozialen Krisen und neuen Ordnungsbedürfnissen. Den sozialen Integrationsproblemen musste mit neuen Rechtsstrukturen und politischer Integration begegnet werden. Es bildeten sich neue Strukturen von Politik und Staat: vordem dezentrale Rechte wie Gewalt wurden aus der Gesellschaft und den persönlichen Beziehungen, die zuvor zwischen Feudalherr und Leibeigenem bestanden, herausgenommen, Politik und Staat wurden säkularisiert.[8] Es entstand eine entpolitisierte Gesellschaft mit darüber stehendem Staat, der das Macht- und Gewaltmonopol innehatte. Vor allem für die früheren Feudalherren war dies aufgrund ihrer Entmachtung durch die neue Ordnungspolitik ein einschneidender Vorgang.

[...]


[1] Machiavelli, Niccolo: Il Principe, Nachwort, Stuttgart: Reclam, 1986, S. 238.

[2] Vgl. Machiavelli, Niccolo: Il Principe, Stuttgart: Reclam, 1986, S. 129.

[3] Vgl. Faul, Erwin: Der moderne Machiavellismus, Köln/Berlin: Kiepenheuer + Witsch, 1961, S. 32.

[4] Meyer, Thomas: Was ist Politik?, 2., überarb. und erw. Aufl., Opladen: Leske + Budrich, 2003, S. 57.

[5] Ebenda.

[6] Vgl. Machiavelli, Niccolo: Il Principe, Stuttgart: Reclam, 1986, S. 119.

[7] Vgl. Meyer, Thomas: Was ist Politik?, 2., überarb. und erw. Aufl., Opladen: Leske + Budrich, 2003, S. 129.

[8] Vgl. König, René: Niccolo Machiavelli, Erlenbach-Zürich: Eugen Rentsch Verlag AG, 1941, S. 103.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Die Legitimität der von Machiavelli dargestellten Machtausübung
Hochschule
Universität Hamburg  (Politisches Institut)
Veranstaltung
Theoriekurs Machiavelli
Note
2
Autor
Jahr
2004
Seiten
12
Katalognummer
V131822
ISBN (eBook)
9783640376087
ISBN (Buch)
9783640376292
Dateigröße
408 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Legitimität, Machiavelli, Machtausübung
Arbeit zitieren
Martina Schroeder (Autor:in), 2004, Die Legitimität der von Machiavelli dargestellten Machtausübung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131822

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