Museumspädagogik – Ein heterogener Wissenschaftsbereich


Hausarbeit, 2008

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einführende Worte

2 Museumspädagogik – Ein Definitionsversuch

3 Museumspädagogik – Ein historischer Abriss

4 Museumspädagogik – Ein heterogenes Arbeitsfeld

5 Was hat ein Museum zu leisten?

6 Personale Vermittlung vs. Mediale Vermittlung

7 Das museumspädagogische Methodenrepertoire
7.1 Führungen
7.2 Unterricht im Museum
7.3 Ästhetisch-praktische Kurse
7.4 Ferienkurse
7.5 Weitere Vermittlungsmethoden

8 Moderne Technik im Dienste der Museumspädagogik

9 Museumspädagogische Differenzierungen
9.1 a) Kinder- und Jugendpädagogik
9.2 b) Kindermuseen – Spielplätze für Kinder?
9.3 c) Ansätze amerikanischer Kunstpädagogik
9.4 a) Erwachsenenpädagogik vs. Erwachsenenbildung
9.5 b) Erwachsenenpädagogik
9.6 c) Erwachsenenbildung

10 Fazit

11 Bibliographie

1 Einführende Worte

Die vorliegende Arbeit möchte einen komplexen Einblick in das Gebiet der Museumspädagogik bieten, einem der Forschung bereits seit Jahrzehnten bekannten jedoch immer noch recht unberührten wissenschaftlichen Feld. Im Zentrum soll zum einen die Fortentwicklung der jungen Wissenschaft stehen, die sich sowohl konzeptionell als auch unter medialen Aspekten nachvollziehen lässt. Zum anderen steht eine umfassende Betrachtung der museumspädagogischen Ausprägungen, vor allem im Bereich der Kinder- und Jugendpädagogik, im Vordergrund. Ferner soll anhand einer Vielzahl bereits vorhandener bzw. denkbarer Chancen und Möglichkeiten die gegenwärtige Bedeutung der Museumspädagogik bestätigt sowie für die künftige Fortentwicklung hervorgehoben werden. In diesem Zusammenhang werden die bestehenden Schwierigkeiten, Widersprüche sowie die allgemein herrschende Unstimmigkeit über Qualifikation, Ausbildung sowie Tätigkeitsanspruch einer noch in den Kinderschuhen steckenden Wissenschaft allerdings nicht verschwiegen. Denn das Konglomerat all dieser Faktoren soll in seiner Gesamtheit, ob positiv oder negativ belegt, der Diskussion, über Vor- und Nachteile sowie über Bedeutung und Daseinsberechtigung, zu einem diskutablen Fundament mit möglichst breit angelegtem Spektrum verhelfen.

2 Museumspädagogik – Ein Definitionsversuch

Die Museumspädagogik wird als eine Grenzwissenschaft bezeichnet, welche sowohl Gebiete der Museologie als auch der Erziehungswissenschaft berührt. Im besonderen Maße sind hier die Bereiche der Allgemeinen Pädagogik, der Schulpädagogik, der Erwachsenenpädagogik sowie der Spiel- und Theaterpädagogik aufzuführen. Weiterhin können die spezifischen Kommunikationsformen einerseits in Öffentlichkeitsarbeit und andererseits in museumspädagogische Vermittlungsprozesse untergliedert werden.[1] Heutzutage muss Museumspädagogik demnach als eine interdisziplinäre Wissenschaft mit heterogener Aufgabenstellung charakterisiert werden.

„Museumspädagogik als Vermittlungstätigkeit beginnt, sobald ein Museum der Öffentlichkeit zugänglich ist.“[2] Die Zielsetzung beruht darin, das Museum als solches konzeptionell, thematisch und mit Hilfe eines umfangreichen Medieninstrumentariums so zu gestalten, dass alle Bevölkerungsgruppen einen Zugang finden. Dabei gilt es jedoch jeweils die zielgruppenspezifischen Interessen zu berücksichtigen, um die Kulturbarriere gegenüber der Institution schließlich abbauen zu können.[3]

Während die Museumsdidaktik der Vermittlung von Wissensinhalten dient, aber auch für die Auswahl dieser Inhalte verantwortlich ist, beabsichtigt die Museumspädagogik explizit eine mit diesem Wissen verbundene persönlichkeitsfördernde Wirkung.[4] Indem also das Museum das Erleben von Kunst grundlegend verändert, wird es zu einem wichtigen Untersuchungsgegenstand der Kunstpsychologie.[5]

3 Museumspädagogik – Ein historischer Abriss

Der Begriff der „Museumspädagogik“ hat in den 1920er Jahren seinen Ausgang. Breits 1903 hatte Alfred Lichtwark, als damaliger Direktor der Hamburger Kunsthalle, in einer programmatischen Rede die Öffnung des Museums für die breiten Schichten sowie die Abkehr von elitärem Denken zugunsten von allgemeinen Bildungsinteressen gefordert. Nach dem 2. Weltkrieg sollte „ein Lernort aus dem Museum werden, der Musentempel soll der Vergangenheit angehören.“ Dieser Lernort ist in erster Linie zunächst nicht explizit für Kinder ausgerichtet.[6]

Den Beginn der Museumspädagogik in Deutschland markiert die Einrichtung von entsprechenden Planstellen. Die in den 60er Jahren beginnende Institutionalisierung der museumspädagogischen Praxis ist als Ausdruck für ein neu entwickeltes Aufgabenverständnis der Museen zu werten. Im Zuge der Bildungsreformdiskussion und nach dem Wiederaufbau der vom Krieg und Nationalsozialismus zerstörten Museen sowie deren Sammlungen trat neben Sammeln, Forschen und Bewahren als vierte Aufgabe der Museen das Ausstellen bzw. Vermitteln wieder gleichberechtigt hinzu.[7]

Ende der 70er Jahre sind es dann zwei Begriffe, die im Zusammenhang mit der Bildungsarbeit von Museen in Erscheinung treten. Zum einen ist es der Begriff der „Museumspädagogik“ (Die Lehre von der Erziehung durch das Museum), zum anderen handelt es sich um die „Museumsdidaktik“ (Die Lehre von der Vermittlung der Museumsinhalte). Neu hinzugekommene Begrifflichkeiten, die das Feld der Museumsarbeit künftig spezifizieren sollen, sind global auf Kultur sowie Bildung ausgerichtet. Es handelt sich um die Ansätze der „Kulturpädagogik“ (Erziehungswissenschaftlicher Kontext) sowie des „Kulturmanagements“ (Wissenschaftlich-Unternehmerischer Kontext)[8], welche als zentrale Bestandteile einer modernen und zeitgemäßen Auseinandersetzung Eingang in die museumspädagogische Arbeit gefunden haben.

In den 70er Jahren orientierten sich die Qualifikationsanforderungen für Museumspädagogen hauptsächlich an der Schulpädagogik. 1974 wurde vom Ausschuss „Museumspädagogik“ (Arbeitsgemeinschaft der Museen in Nordrhein-Westfalen) der „Entwurf einer Ausbildungsordnung für Museumspädagogen“ vorgelegt. Dieser bezog nun neben der üblichen Orientierung an der Schulpädagogik andere Zweige der Erziehungswissenschaft, beispielsweise Erwachsenenbildung oder Medienpädagogik, mit ein. 1981 erfolgte eine Zäsur in den Bildungsreformbestrebungen, welche aufgrund der wirtschaftlichen Rezession Mitte der 70er Jahre sich in der Museumspädagogik niederschlug.[9] Es wurde sogar davor gewarnt, „den Beruf des Museumspädagogen zu wählen, da zum einen die Stellen rar und zudem mit jungen Kollegen besetzt seien. Da weiter davon ausgegangen werden müsste, dass weder eine Ausbildungsordnung existiert noch ein allgemein anerkanntes Berufsbild des Museumspädagogen, legte man lediglich eine Orientierungshilfe für den trotz allem angestrebten Beruf vor.“[10]

Die Erwartungen an eine erziehungswissenschaftliche Ausbildung des museumspädagogischen Berufsfeldes sind allerdings in einem nicht mehr realisierbaren Ausmaß angesetzt: „Das grundlegende Problem für die Ausbildung zum Museumspädagogen besteht darin, dass sich im Hinblick auf die praktischen Anforderungen an den Museumspädagogen zwei unterschiedliche Ausbildungswege miteinander verknüpfen müssen: eine museumsrelevante Fachwissenschaft – z.B. Kunstgeschichte, Archäologie, Ethnologie, Zoologie – mit den Erziehungswissenschaften – z.B. Kommunikationswissenschaft, Pädagogik, Psychologie, Soziologie.“[11]

Die Meisten Museumspädagogen sind beruflich gesehen Quereinsteiger. Dem liegt vor allem zugrunde, dass der Pädagogik als Wissenschaft im Wertesystem der Museen und Kunstvereine gegenüber der Fachwissenschaft eine ausgesprochen untergeordnete Rolle zukommt.[12] Die Charakterisierung der Beschäftigungslage im museumspädagogischen Arbeitsfeld der 70er Jahre ist gegenwärtig noch gültig: „Zeitlich befristete Modellprojekte, ABM-Verträge, Beschäftigte auf freier Mitarbeiterbasis prägen nach wie vor das Bild. Die Systematisierung museumspädagogischer Erfahrung wird somit verhindert und auch die gering entwickelte museumspädagogische Forschung ist für die Theorieentwicklung nicht förderlich.“[13] Einige weitere Punkte zeigen deutlich auf, welche Faktoren für eine effektive Fortentwicklung im Bereich der museumspädagogischen Arbeit zu wenig ausgeprägt sind, fehlen oder gar kontraproduktiv wirken:

1. Unter Museumsfachleuten herrscht ein mangelnder Konsens über die grundsätzlichen Ziele der Museumspädagogik.
2. Der Museumspädagogik mangelt es an einer ausreichend fachwissenschaftlichen Basis und theoretischen Fundierung.
3. Adäquate Grundlagen in der beruflichen Vorbereitung für die Museumspädagogik sind nicht bereitgestellt worden.
4. Die personelle Ausstattung im museumspädagogischen Arbeitsbereich entspricht im Allgemeinen nicht der Mannigfaltigkeit und den Anforderungen pädagogischer Dienste.
5. Die mangelnde Anerkennung, die sich in kaum vorhandenen Karrierechancen oder Kontaktmöglichkeiten mit museumpolitisch Verantwortlichen wiederspiegelt.
6. Die diffusen oder widersprüchlichen und zum Teil kontraproduktiv wirkenden Vorstellungen und Erwartungen bezüglich der Museumspädagogik.
7. Die fehlende Qualifikation der Museumspädagogen in Fragen der Besucherforschung und der Öffentlichkeitsarbeit, die als notwendig erachtet werden.[14]

Ein gänzlich fehlendes Qualifikationsprofil, mangelnde berufliche Anerkennung und ein theoretisches Defizit sind, vollkommen unabhängig von dem Land und seinen bildungspolitischen Rahmenbedingungen, gemeinsame Merkmale des Berufszweiges. Für dieses offensichtlich internationale museumspädagogische Dilemma kann neben den erwähnten Gründen als eine der Hauptursachen vor allem auch die mangelnde pädagogische sowie wissenschaftliche Ausbildung genannt werden.[15]

4 Museumspädagogik – Ein heterogenes Arbeitsfeld

Die Definition des Deutschen Kulturrates[16]: „Museumspädagogische Arbeit umfasst sowohl die Gestaltung von Ausstellungen als auch die Kommunikation mit Besuchern in den Museumssammlungen. Ausstellungen können durch die Themenwahl, die Art der Zusammenstellung und Präsentation des Materials, durch zusätzliche Medien wie Graphiken, Texte, Fotos, Film beim Publikum Interesse für die Themen des Museums wecken. Thematische Führungen, Museumsgespräche, Spielaktionen, kreative Kurse im künstlerischen und handwerklichen Bereich sind personale Vermittlungsangebote, die den Besucher zu einer eigenständigen, aktiven Nutzung des Museums animieren sollen“.

[...]


[1] Vgl. TRIPPS 1990, Was ist Museumspädagogik?, S.5

[2] HÜMMER 1980, Darstellung der gegenwärtigen Situation der Museumspädagogik, S.27

[3] Vgl. ROHMEDER 1972a, Das Dürer-Studio, S.317f

[4] Vgl. HERLES 1996, Das Museum und die Dinge, S.38

[5] Vgl. SCHUSTER 2006, Psychologie im Kunstraum, S.16

[6] Vgl. ROTH 1992, Museum zwischen Wissenschaft und Politik, S.21-24

[7] Vgl. NUISSL 1987a, Besucher im Museum – ratlos?, S.15

[8] Vgl. AMELN-HAFFKE 2006, Kinder und Kunstmuseen, S.104f

[9] Vgl. NOSCHKA-ROOS 1994, Besucherforschung und Didaktik, S.26f

[10] NOSCHKA-ROOS 1994, S.26 / Punkt 5 „Empfehlung zur Ausbildung“, ICOM/CECA-Arbeitsgemeinschaft

[11] NOSCHKA-ROOS 1994, S.27 / Punkt 6 „Empfehlung zur Ausbildung“, ICOM/CECA-Arbeitsgemeinschaft

[12] Vgl. NUISSL 1987a, Besucher im Museum – ratlos?, S.17

[13] NOSCHKA-ROOS 1994, Besucherforschung und Didaktik, S.32

[14] Vgl. NOSCHKA-ROOS 1994, Besucherforschung und Didaktik, S.34f

[15] Vgl. NUISSL 1987c, Bildung im Museum, S.212

[16] DEUTSCHER KULTURRAT 1988, Museumspädagogik, S.121

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Museumspädagogik – Ein heterogener Wissenschaftsbereich
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  (Fachbereich 09 – Germanistik und Kunstwissenschaften)
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
21
Katalognummer
V131558
ISBN (eBook)
9783640372744
ISBN (Buch)
9783656525745
Dateigröße
518 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Museumspädagogik, Museum, Pädagogik, Wissenschaft, Heterogen, Geschichte, Arbeitsfeld, Vermittlung, Personale Vermittlung, Mediale Vermittlung, Personal, Medien, Führung, Unterricht, Kurse, Moderne Technik, Kinderpädagogik, Kinder, Jugendpädagogik, Jugend, Jugendliche, Kindermuseum, Spielplatz, Kunstpädagogik, Amerikanisch, Amerika, Erwachsenenpädagogik, Erwachsene, Erwachsenenbildung, Bildung, Schweiz
Arbeit zitieren
Annemarie Binkowski (Autor:in), 2008, Museumspädagogik – Ein heterogener Wissenschaftsbereich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131558

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