Die Gedichte vom Rosengarten zu Worms

Die Dietrichgestalt


Hausarbeit, 2004

21 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Hauptteil

1) Die Beschreibung der Dietrichgestalt
1.1 Dietrichs Ruf
1.2 Dietrichs Attribute

2) Im Vordergrund stehende Figurenkonstellationen
2.1 Die Beziehung zwischen Dietrich und Hildebrand
2.2 Dietrichs Beziehung zu Kriemhilt

3) Die Rollenfunktion Dietrichs
3.1 Die Entwicklung während der Kampfszenen
3.2 Die Kampfszene zwischen Dietrich und Siegfried

Schluss

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die im Folgenden behandelte Fassung A der Gedichte des Rosengartens zu Worms ist ungefähr 50 Jahre jünger als das Nibelungenlied.

Im Gedicht findet ein Vergleich zwischen Helden statt, bei dem im Verlauf der Arbeit insbesondere der Kampf zwischen Siegfried und Dietrich im Blickpunkt stehen wird.

Die einzelnen Kapitel befassen sich mit der genauen Beschreibung Dietrichs von Bern, zu dessen Epen der Rosengarten zählt.

Hier gilt zu beachten, dass die gewählten Begriffe, die die Dietrichgestalt beschreiben, mit Vorsicht auf ihren mittelalterliche Kontext zu verwenden sind.

Dietrichs Ruf bezieht sich sowohl auf sein Ehrverhalten, als auch auf die untersuchten Attribute seiner Figur im Epos, die im Zusammenhang mit ihm auftauchen.

Man spricht demnach zufolge von Merkmalen, die bei der Beschreibung verwendet werden und zur Funktion der Gestalt führen sollen.

Um dies zu erreichen ist es nötig, die wichtigsten Figurenkonstellationen zu Dietrich zu untersuchen, was im Folgenden die zwischen Hildebrand-, bzw. Kriemhilt und Dietrich sein müssen.

In der Bearbeitung verwende ich die Begriffe `Rolle der Dietrichgestalt´, bzw. `- der Person Dietrichs´, ebenso wie `Rolle´ in Bezug auf die Beschreibung der Attribute, um den Ruf, bzw. das Ehrverhalten zu erklären.

Hierbei steht die Entwicklung in der Kampfszene, in welcher Siegfried gegen Dietrich kämpft im Mittelpunkt.

Die Arbeit soll einen Umriss der Dietrichgestalt ergeben, wobei der neuzeitliche Begriff der Charakterisierung nicht verwendet wird. Wie auch im Beispiel Nibelungenlied sind die psychologischen Begriffe eher mit Verhalten zu tauschen.

1) Die Beschreibung der Dietrichgestalt

Dietrich von Bern hat in der HOLZ-Übersetzung des Rosengartengedichts schon zu Beginn der ersten Strophen einen vorauseilenden Ruf. Dietrich ist in Worms bekannt und Kriemhilt sucht ihn als Gegner aus.

Im gesamten Gedicht wird Dietrichs Auftreten in Rückblicken in die Vergangenheit ebenso wie sein aktuelles Handeln an prägnanten Stellen umschrieben. Seine Attribute, die der Verfasser des Textes die Gegenspieler oder einen Verbündeten Dietrichs erwähnen lässt, werden wiederholt.

1.1 Dietrichs Ruf

Kriemhilts Motivation Dietrich eine Nachricht zukommen zu lassen ist, ihn mit

Siegfried zu messen und einen Vergleich zu arrangieren. Sie hat über Dietrich gehört,

dass er Heldentaten begangen habe, die denen Siegfrieds ebenbürtig sein könnten.

Dô wart ir von dem Berner wunders vil geseit.

si gedâhte ir manege liste, diu keiserlîche meit,

wie si ze samene braehte die zwêne küenen man,

durch daz man saehe, von welhem daz beste würde getân.1

Zu Beginn des Rosengartens taucht die Zeile „ wunders vil geseit “ im Zusammenhang mit Siegfrieds erster Erwähnung auf. Dem Verfasser, wie auch dem Publikum ist der Nibelungenstoff, bzw. das Lied bekannt. Es verwendet zu Beginn einleitend die gleiche Zeile2 und ist „ein Stück Rezeptionsgeschichte des >Nibelungenliedes<.“3

Dies bedeutet, dass die Heldentaten Siegfrieds im Nibelungenlied, bzw. Rosengarten nicht mehr erwähnt werden müssen, weil sie dem Publikum bekannt sind, genauso wenig wie die Taten Dietrichs im Rosengarten ausführlich angesprochen werden. Ich sehe an dieser Stelle eine Parallele, da es wichtig ist klar zu machen, das sowohl der Held auf Wormser Seite, der von Siegfried verkörpert wird, als auch Dietrich von Bern eine dem Publikum bekannte Vorgeschichte hat. Dies bekräftigt die Funktion ihrer Rollen. Wenn Kriemhilt die Recken aufzählt, die sie von Wormser Seite aus stellen will, wird demzufolge Siegfried als prächtigster an letzter Stelle genannt.

[...] der zwelfte heizet Sîvrit, ein] helt von Niderlant, der strîtet nâch grôzen êren mit] sîner vrîen hant. (Holz 9, 3-4)

Dass es bekannte Geschichten über Dietrich und seine Recken gibt, bestätigt die

Strophe, in der Walther sagt, dass er zwölf Gegner für Kriemhilts Kämpfer kennt.

[...] her Dietrîch von Berne und sîne dienestman,

die hânt bî unsern zîten daz beste ie getân. (Holz 12, 3-4)

Diese Legenden und das Wissen über den Berner lassen den auserwählten Boten, den Herzog Sabin von Brabant (Holz 34) gegen eine Belohnung seine Aufgabe erfüllen.

[...] gebet ir mir ze wîbe daz schoene megedîn,

iuwer bote wollte ich werden gein Berne in daz lant,

nâch den Wülfingen würd ich von iu gesant. (Holz 16, 2-4)

Sowohl Kriemhilt als auch ihre Boten nehmen den vorauseilenden Ruf Dietrichs ernst. Wenn letztere vor Bern lagern, nehmen die ausgesandten Wormser ihren möglichen Tod in Kauf.

[...] sol ich hie ze Berne verliesen mînen lîp.

ich mache tûsent witewen, die noch sint ritters wîp. (Holz 26, 3-4)

Sie stehen in voller Rüstung zum Kampf bereit, mit der Möglichkeit zu sterben und erwägen sogar den ehrenvollen Tod durch Dietrich.

Wenn die Berner Kämpfer letztendlich in Worms erscheinen, kann Kriemhilt unter den 60.000 Recken nur Dietrich erkennen.

[...] `sît willekomen, [ herre ] von Berne ein vürste lobesam

und alle dise herren, der ich niht genennen kan.

Ich hoere sît dîner kintheit vil singen unde sagen,

du habest bî dînen zîten der recken vil erslagen.

des vröuwet sich mîn gemüete,´ sprach diu künegîn,

`daz ir under den vürsten müget der tiurste sîn.´

(Holz 184, 2 – 185, 4)

Kriemhilt fasst die weiter nicht ausführlich beschriebene Vergangenheit Dietrichs zusammen. Der Zuhörer weiß an dieser Stelle, von welchen Heldentaten Kriemhilt spricht.

KLAUS VON SEE schreibt: „b e w u n d e r t u n d v e r e h r t ist Dietrich in der Heldensage, ein reifer, mannhafter König, der um sein verlorenes Reich kämpft, von dessen Tod man aber nichts weiß aus dem einfachen Grund, weil sein „Bett-Tod“ der Heldensage nicht gestaltungsfähig erschien;“4 Dietrichs Ruf wird im Rosengarten nicht nur von den bekannte Geschichten über ihn aufgebaut. Für den Adressaten des Gedichtes wird der Protagonist an vielen Stellen auch in seinem Auftreten beschrieben.

1.2 Dietrichs Attribute

Den ersten direkten Auftritt hat Dietrich während eines Festmahls, wenn die Nachricht vom Ankommen der Boten seinen zahlreichen Untertanen verkündet wird.

Zehen hundert ritter hête der Berner lobesam. [...] (Holz 27, 1)

Dass er mit einem großen Heer aufwarten kann und viele Untertanen hat, wird auch an anderen Stellen deutlich.

[...] mit zehen hundert recken sô will er iuch bestân.´ (Holz 36, 4)

Dietrich fühlt sich aufgrund der Bewaffnung der Boten aus Worms angegriffen, da er unter anderem als Vogt von Bern keinen Geleitschutz angeboten hatte. Er fühlt sich zudem beleidigt und spricht als Herrscher zu seinen Untertanen. Das Fest hat Dietrich für viele hundert Mann ausgerichtet. Diese sitzen auf sein Kommando schweigend an den Tischen, was seine Befehlsgewalt, wenn auch für den Zuhörer unnötig erneut zu erwähnen, klarmacht.

Seine Artikulation ist die eines Anführers und Oberhauptes einer Gemeinschaft, bzw. die eines Vorstehers von Ländereien.

[...] `nemet alle war,

Sietzet alle stille und gebet mir iuwern rât:

uns koment vremede geste, swie ez darumbe stât.

verwâpent vintlîche und rîtent durch mîn lant

gar âne mîn geleite, daz ist mir wol bekant. (Holz 28, 4; 29, 1-4)

Möglicherweise kann man hier ansatzweise von einer aktiven Führerrolle sprechen, wenn man Dietrichs Auftreten in dieser Textstelle mit anderen Passagen vergleicht, an denen dies nicht der Fall ist.

Nachdem geklärt ist, dass ihm die Boten aus Worms eine Nachricht von Kriemhilt zukommen lassen wollen, steht Dietrich als Gastgeber dem Herzog freundlich und höfisch erzogen gegenüber. Der Herzog erwidert die Gastfreundschaft auf angemessene Weise.

[...] ` got grüeze tûsent stunde den wirt vil hôchgeborn, den diz edel gesinde hât ze herren ûz erkorn.´ (Holz 39, 3-4)

Dietrichs Antwort folgt dementsprechend:

[...] alsô ez tugentlîche eime vürsten wol gezam:

`got danke iu tûsent stunde, ir recke wolgeborn,

wan mich diz gesinde hât ze herren ûz erkorn. (Holz 40, 2-4)

Auch zu seinen Untertanen ist Dietrich als Vogt und Heeresführer mit höflichem Auftreten beschrieben. Er empfängt beispielsweise Sigestap und Dietleip mit 500 Rittern.

[...] er enpfienc sie wol mit êren, die recken unverzeit.

er umbvienc in mit den armen, Dietleiben den jungen man,

er halste in unde kuste in, als ime wol gezam. (Holz 126, 2-4)

Sein Auftreten in Worms erscheint prunkvoll und ist seines Rufes würdig.

[...] die stolzen Nibelunge muosten in des jehen,

daz sie solhez rîchez gezelt nie mê hêten gesehen. (Holz 177, 3-4)

[...]


1 Die Gedichte vom Rosengarten zu Worms. Hrsg. von Dr. Georg Holz. Halle 1893. Strophe 4, Zeilen 1­4. (im Folgenden Holz 4, 1-4).

2 Das Nibelungenlied: mittelhochdeutsch, neuhochdeutsch / nach dem Text von Karl Bartsch und Helmut de Boor ins Neuhochdeutsche übersetzt und kommentiert von Siegfried Grosse. Stuttgart 2001. Strophe 1, Zeile 1. (im Folgenden: NL 1,1).

3 Heinzle, Joachim: Einführung in die mittelhochdeutsche Dietrichepik. Berlin 1999. S.261.

4 See, Klaus von: Germanische Heldensage. Stoffe, Probleme, Methoden. Frankfurt a.M. 1971. S.43.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Gedichte vom Rosengarten zu Worms
Untertitel
Die Dietrichgestalt
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Veranstaltung
Dietrichepik
Note
3,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V131456
ISBN (eBook)
9783640414758
ISBN (Buch)
9783640412914
Dateigröße
438 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Dietrich, Rosengarten, Worms, Dietrichepik
Arbeit zitieren
Michael Bylsma (Autor:in), 2004, Die Gedichte vom Rosengarten zu Worms, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131456

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