Kunsttherapie mit Schizophrenen

Mit ausführlichen Kunstwerkstatt-Protokollen


Projektarbeit, 2005

71 Seiten, Note: bestanden


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Biographie

3. Meine kunsttherapeutische Position

4. Kunsttherapeutische Projekte 2003-2005

5.Aufbau der Kunstwerkstatt im Tageszentrum S.

6. KlientInnen im Tageszentrum

7. Kunstwerkstatt-Protokolle
7.1 Kunstwerkstatt im Mai und Juni 2004
7.2 Kunstwerkstatt Protokolle Juli 2004
7.4 Kunstwerkstatt Protokolle August 2004
7.5 Kunstwerkstatt, Protokolle Dezember 2004

8 Resümmee
8.1 Das erste Jahr im TZ
8.2 Das zweite Jahr – Umstrukturierung – Konzept
8.3 Kunstwerkstattprotokolle
8.4. Psychohygiene in der kunsttherapeutischen Arbeit mit psychiatrischen PatientInnen
8.5 Abschluss meiner Tätigkeit im Tageszentrum

9. Mein Zugang zur Kunsttherapie mit Schizophrenen

10. Zusammenfassung

11. Literatur

Vedral, Johanna (2005): Kunsttherapie mit Schizophrenen. Diplomarbeit ÖAGG-Lehrgang „Multimediale Kunsttherapie“, Wien

1. Einleitung

„Aus der Tiefe der menschlichen Seele entspringen neue Wege, die nach Hause führen. Es ist der ewige Erneuerungsprozess der schöpferischen Kraft, die in dir hervorbricht. Lass dich vom Fluss tragen, gib dich hin, dann bist du zuhause.“ (B.A. Brennan)

In meinem Psychologiestudium spezialisierte ich mich auf subjektive Krankheitstheorien, Psychoseforschung, Kreativität und Bewusstseinstheorien.

Durch das Studium der multimedialen Kunsttherapie gelang es mir, mein psychologisches Interesse mit meinem Bedürfnis nach künstlerischem Ausdruck zusammenzuführen. Ich begann im Lauf meiner Ausbildung und Praxis der Kunsttherapie mit weiteren künstlerischen Medien zu experimentieren. Speziell das Malen hat meinen künstlerischen Ausdruck und mein Verständnis von Kreativität erweitert. Die Kunsttherapieausbildung hat mich um viele bunte Ausdrucksfacetten erweitert und mir Werkzeug in die Hand gegeben, um anderen Menschen dabei helfen zu können, neue Ausdrucksformen für die schöpferische Energie zu finden.

Die Tätigkeit als Kunsttherapeutin in einem Tageszentrum für psychiatrische PatientInnen gab mir die Möglichkeit,

- mein Forschungsinteresse an Psychosen in der Arbeit mit psychotischen Menschen zu vertiefen,
- das kreative Selbstheilungspotential bei Psychotikern zu aktivieren und weiter zu erforschen,
- selbst entwickelte kunsttherapeutische Übungen zu erproben,
- mehr über Psychosen zu lernen,
- den eigenen Schaffensprozess zu erweitern und weiterzuentwickeln,
- mit neuen Medien zu experimentieren,
- meine kunsttherapeutische Position zu finden und theoretisch zu formulieren.

In der vorliegenden dokumentiere ich meine Tätigkeit in den Jahren 2004 und 2005 als Kunsttherapeutin im Tageszentrum S. und beschreibe ich meinen

Vedral, Johanna (2005): Kunsttherapie mit Schizophrenen. Diplomarbeit ÖAGG-Lehrgang „Multimediale Kunsttherapie“, Wien Entwicklungsprozess als Kunsttherapeutin. Aus Datenschutzgründen werden keine Namen genannt.

Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bei meinen KlientInnen, TeamkollegInnen, AusbildnerInnen und AusbildungskollegInnen bedanken, ohne deren Beiträge diese Arbeit nicht zustande gekommen wäre.

2. Biographie

Mag. Johanna Vedral, geb. am 30.9.1967 in Bruck/ Mur, lebt und arbeitet in Wien Tätigkeitsschwerpunkte: Schreibcoaching, psychologische Beratung, Kunsttherapie, Traumarbeit

KONTAKT:

Mag. Johanna Vedral

Web: www.schreibstudio.at
Seit 2005 freiberuflich tätig:

- Schreibcoach: wissenschaftliche Abschlussarbeiten
- Autorin: CI-Texte, didaktische Konzepte, Gutachten, psychologische Fachtexte
- Schreib- und Kreativ-Workshops
- Lektorat (u.a. Medizin aktuell, ÖBB, Böhlau Verlag, Diplomarbeiten etc.)
- Konzeption von Beratungs- und Betreuungsangeboten für psychisch kranke Arbeitslose
- AMS-Trainerin (Bewerbungstraining, Soft Skills, Persönlichkeitsentwicklung, Einzelcoaching, sozialpädagogische Betreuung)

Weitere berufliche Erfahrungen:

- Arbeitsrehabilitation von psychisch Kranken
- Aufbau einer Kunstwerkstatt für kunsttherapeutische Betreuung
- Leitung von Traum- und Kreativworkshops

Ausbildungen

- Studium Psychologie (Uni Wien). Diplomarbeit: „Subjektive Krankheitstheorien
von Frauen mit nicht-karzinombedingter Hysterektomie“,
http://www.amazon.de/Subjektive-Krankheitstheorien-Frauen-nicht-karzinombedingter-Hysterektomie/dp/3638104664
- Weiterbildung zur multimedialen Kunsttherapeutin (ÖAGG Wien). Diplomarbeit: „Kunsttherapie mit Schizophrenen“
- UNIUN - Uni Wien UnternehmensgründerInnenprogramm
- TrainerInnenausbildung
- Fortbildung zur Arbeitspsychologin (Bund österr. PsychologInnen)
- SchreibtrainerInnenausbildung (writersstudio)

Publikationen (Auswahl)

- Der Weg des Träumens – Kreative Traumarbeit. GRIN-Verlag, 2008
- Das Wesen der Psychose – objektive und subjektive Theorien der Schizophrenie. GRIN-Verlag, 2008
- „Sie brauchen die Gebärmutter ja nicht mehr...“ – Frauen berichten über Gebärmutterentfernung und die Folgen. GRIN-Verlag, 2008
- Schreibblockaden- was wirklich hilft, 2007 Online im Internet, URL: http://www.schreibstudio.at/index.php?option=comcontent&task=blogsection &id=6&Itemid=38 [Stand 26.3.08]
- Frauen und Aggression, 2006 Online im Internet, URL: http://www.psychologie.at/wissen/themaarchiv.asp?bereich=4&menu=themen &detail=1&themaid=58 [Stand 26.3.08]
- Creative multilingual dreamwork, 2003 Abstract. Online im Internet, URL: http://www.asdreams.org/2003/abstracts/johannavedral.htm [Stand 26.3.08]
- An Online Guide to International Dreamwork. Geschichte der Traumforschung in Österreich, 2003 Online im Internet, URL: http://dreamtalk.hypermart.net/international/austriagerman.htm [Stand
26.3.08]

3. Meine kunsttherapeutische Position

Die kunsttherapeutische Haltung, die ich in diesem Kapitel beschreibe, habe ich im Rahmen meiner kunsttherapeutischen Projekte erarbeitet.

Kunsttherapie bedeutet für mich...

Mit kreativen Medien in Bewegung, in Fluss kommen, die Freude und Energie wieder finden. Sich selbst in Bewegung bringen. Dabei lege ich besonderen Wert auf das Kennenlernen unterschiedlicher Medien. Wer sagt, dass ich nicht malen kann? Ich muss kein Picasso sein, um Spaß am Malen zu haben. Aber vielleicht finde ich im Laufe der kunsttherapeutischen Selbsterfahrung heraus, dass ich mich ganz wunderbar mit Collagen ausdrücken kann oder mit Schauspiel?

Kunsttherapie ist...

Ein Gestaltungs-Spiel-Raum.

Wir spielen mit Farben, Musik, Ton, Bewegung,...

Wir kommen in Kontakt mit unserer Energie, unseren Kräften und Ressourcen. Wir

tauchen ein in die Freude, unser Leben selbst zu gestalten.

Wie wirkt Kunsttherapie?

Indem wir uns auf den Gestaltungsprozess mit unterschiedlichen kreativen Medien einlassen, kommen alte Muster in Bewegung. Wir nehmen Kontakt auf zu unserem kreativen Selbst und aktivieren so unsere Selbstheilungskräfte. Wir gestalten uns selbst immer wieder neu. Wir verleihen unserer Energie Gestalt und Form. Wir erleben uns selbst als aktive GestalterInnen unseres Lebens.

In diesem Sinne wirkt Kunsttherapie sowohl strukturierend und ich-stärkend wie auch auflockernd und in Bewegung bringend. Durch diese inneren Bewegungen werden Ressourcen und Selbstheilungskräfte aktiviert.

Eine wichtige Grundhaltung in meiner kunsttherapeutischen Arbeit ist Klientenkompetenz, d.h. jede Form von Deutungen und Interpretationen wird abgelehnt, stattdessen werden Methoden eingesetzt, die die KlientInnen darin unterstützen, die Bedeutungen ihrer Bilder zu erschließen und damit ihre eigenen Bedeutungen zu erkennen bzw. zu entwickeln.

Der Gestaltungsprozess fördert:

- Strukturierung:

Indem wir gestaltend tätig sind, gestalten wir uns selbst. Der Gestaltungsprozess ist ein strukturierender Vorgang, in dem sowohl innerer wie äußerer Raum individuell Ausdruck bekommt. Bei psychiatrischen Patienten steht die Wiederaneignung verloren gegangener Wahrnehmungs-, Bewusstseins-, Gefühls- und Orientierungsleistungen im Vordergrund, wie z.B. die Gestaltmuster der Selbst- und Fremdrepräsentanzen, die bei psychisch Kranken oft zu zerfallen drohen.

- Symbolisierungsprozesse:

Die im Gestaltungsprozess entstehenden Symbole haben eine Brückenfunktion zwischen bewussten und unbewussten Prozessen und werden mit Hilfe von Bildern (Collagen, Plastiken, Inszenierungen, Texten...) sichtbar. Diese „Materialisierung“ des Unbewussten gibt die Möglichkeit, die zuerst unbewussten Affekte in projizierter, symbolisch verdic]hteter Form anzuschauen, zu integrieren und schließlich zu reintrojizieren.

- den kreativen Ausdruck:

Die Anregung des kreativen Potentials ist auch als allgemeine Gesundheitsförderung im Sinne von Ressourcenaktivierung zu verstehen: künstlerische Tätigkeit ermöglicht, sich als aktiv, gestaltend und handelnd erfahren. Sie verfeinert und erweitert die Wahrnehmung. Kreativ zu sein bedeutet auch den Mut zu haben, Neues zu erproben und Bewährtes in Frage zu stellen.

Der Collagenprozess fördert darüber hinaus:

- Dass festgelegte/ überholte Muster/ Bedeutungen in Frage gestellt/ zerschnitten und durch eine neue Kombination in neue/ unverbrauchte Bedeutungen überführt werden können. In anderen Worten:
-Ein zerbrochener, auseinanderfallender, dysfunktionaler Lebenszusammenhang wird zerrissen/ zerschnitten und in einer neuen Synthese wieder zusammengefügt.
-Die Arbeit an einer Collage bedeutet Suchen, Austauschen, auf Überraschendes gefasst sein, das Spekulieren auf den Zufall und Mut zum Experiment. Sie fordert auf zur Lust am Wahrnehmen der Realität, zu Kreativität, Fantasie und Spontaneität.

Meine Haltung als Leiterin von kunsttherapeutischen Gruppen:

Entdecken Sie die Vielfalt, den inneren Reichtum und die schöpferische Kraft in Ihrem Leben!

Ich möchte Sie einladen, gemeinsam mit anderen in einer respektvollen und nicht wertenden Gruppe ihren Gestaltungs-Spiel-Raum zu erforschen. Im Verlauf der kunsttherapeutischen Gruppensitzungen lernen Sie unterschiedliche kreative Medien wie Collage, Malen, Tanz, Ton, Musizieren, Schreiben, Theaterspiel usw. und damit ihre ureigene Ausdruckskraft besser kennen. In der Gruppe entsteht ein starkes kreatives Feld, in dem es Ihnen leicht fällt, sich auf den Gestaltungsprozess einzulassen. Am Ende eines Zyklus’ werden Sie zumindest ein Ausdrucksmedium gefunden haben, mit dem Sie in Fluss kommen, um mit Energie und Elan neue Schritte in Ihrem Leben setzen zu können.

4. Kunsttherapeutische Projekte 2003-2005

- Workshop „Multilingual creative dreamwork“,Juni 2003 im Rahmen der ASD- Konferenz „Dreaming at the Bay“ in Berkeley/ Kalifornien.
- Projekt Kunsttherapeutische Übungsabende, 2003, Tanz*Hotel, Wien
- Contact*Creativ-Gruppe für junge Erwachsene, gemeinsam mit Maria Danzinger (Ergotherapeutin) und Mag. Reinhard Gassner (Pädagoge). 7 Abende, 2004, Tanz*Hotel, Wien
- Mit-Initiation der Gruppe Spontan Kreativ
- Kreative Traumgruppe „Traumraum 2004, Kunstquartier, Wien
- Aufbau und Leitung der Kunstwerkstatt für psychisch Kranke im Tageszentrum S., 2004/ 2005
- Kreative Traumstunde für KrankenpflegeschülerInnen, 2004, Wien
- Kreative Ressourcenarbeit für TeilnehmerInnen von AMS-Kursen, Wien, 2005

5.Aufbau der Kunstwerkstatt im Tageszentrum S.

Schon am Tag meiner Bewerbung durfte ich mir die leeren Ergotherapieräume ansehen und mir einen davon für die Kunstwerkstatt aussuchen. Ich bekam die Möglichkeit, ein Atelier für das Tageszentrum einzurichten, einen Raum der Kreativität für meine KlientInnen und mich.

Die ersten zwei Wochen meiner Arbeit im TZ bestanden darin, in Windeseile die Einrichtung und die Grundausstattung für den Kunsttherapieraum zu besorgen. Mein Budget umfasste hier ca. 4000 Euro. Ich besorgte ein großes Regal, vier Holztische, sechs Plastikdrehsessel, Magnetleisten zum Aufhängen von Bildern und natürlich eine Grundausstattung an Materialien – verschiedenes Papier, Leinwände, Pastellkreiden, Gouache-Farben, Acrylfarben, Buntstifte, Pinsel, Ton, Scheren, Klebstoff, Musikinstrumente, Gymnastikbälle, Matten und Therabänder. Ich brachte viele Zeitschriften aus meinem Fundus für Collagen mit.

Nach drei Wochen war es soweit – ich konnte die erste Kunsttherapie-Session anbieten.

Die Kunstwerkstatt wurde viermal die Woche von zwei bis sieben KlientInnen besucht. In der Morgenrunde, in der alle MitarbeiterInnen und KlientInnen gemeinsam zusammensitzen, wurde u.a. auch täglich eingeteilt, wer in die Kunstwerkstatt gehen konnte. Es war Raum für Gemeinschaftsbilder, Malen nach vorgegebenen Themen, Malen zu Musik, Kennenlernen unterschiedlicher Materialien und Techniken und das gemeinsame Erfinden von Geschichten. Ein Tag pro Woche wurde nur für Musik reserviert. In den Musiktherapiesessions war Raum für gemeinsame Improvisation, Körpermusik, Bewegung, Stimme und musiktherapeutische Kommunikationsspiele.

Im August 2004 vertrat mich während meines Urlaubs meine Kollegin Brigitte Schöndorfer, Kunst- und Energietherapeutin, und brachte viele neue Impulse in die kunsttherapeutische Arbeit ein, vor allem mehr Bewegung und den Beginn einer Frauengruppe, in der ich mit den Frauen im TZ gezielt an frauenspezifischen

Themen arbeiten konnte. Im Dezember 2004 praktizierte meine Kollegin Eva Pazdera, Kunsttherapeutin und Malerin, in der Kunstwerkstatt, brachte den KlientInnen neue Techniken in der Acrylmalerei nahe und gestaltete aktiv die Weihnachtsfeier mit.

In vier großen Malsessions beteiligten sich alle KlientInnen und BetreuerInnen des TZ am Malen von großen Gemeinschaftsbildern. Dabei entstanden auch viele der Bilder, mit denen wir das TZ anlässlich der Eröffnungsfeier im Juni schmücken konnten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Je nach Interesse neu hinzukommender KlientInnen wurden laufend neue Materialien besorgt, z.B. Ölpastelle, Kohlestifte, Tusche, Zeichenfedern, Aquarellpapier, Acrylspachtelmasse etc. Mein monatliches Budget betrug dafür 100 Euro.

Die Kunstwerkstatt hat sich zu einem Raum der kreativen Möglichkeiten und des freien künstlerischen Ausdrucks entwickelt, ein Raum, den die KlientInnen auch gerne in den Pausen nützen, um an ihren Werken weiterzuarbeiten oder etwas Neues zu beginnen.

6. KlientInnen im Tageszentrum

Im Zeitraum vom 9.3.04 – 13.7.05 nahmen 22 KlientInnen Angebote der Kunstwerkstatt in Anspruch. Im Folgenden gebe ich einen Überblick über die Diagnosen der KlientInnen, exemplarisch zu einigen KlientInnen weitere Hintergrundinformationen aus von mir und meiner Kollegin verfassten Gutachten und KlientInnenberichten sowie Beispiele für von den genannten KlientInnen gemalte Bilder:

Fr. S.K., 35 J., paranoide Schizophrenie, Parasuizid.

Aus dem Gutachten von Fr. S.K.: Fr. S.K. gibt an, dass es ihr psychisch „zur Zeit besser ginge, da sie sich Tatsachen bewusster sei.“ Auf die Frage welche Tatsachen dies seien, meint Fr. S.K., dass sie sich dessen bewusst ist, “dass ich singen, malen und schreiben kann!“ Sie habe Ängste. „Angst was andere über mich denken, Angst schon in der Früh ins TZ zu gehen (es könnte am Weg etwas passieren), Angst dass andere glauben, dass ich schlecht bin, Angst was andere glauben, denken,...“ Im Juni 1992 wäre sie zum ersten Mal beim Spezialisten gewesen. Sie wäre während der Unizeit sehr einsam gewesen, hätte sich zurückgezogen und wenig Kontakte zugelassen (weder zu Schulfreunden noch zu Eltern). Bei einem Konzert von U2 hätte sie sich in den Sänger (Bono) verliebt. Sie hätte ständig an ihn gedacht „Was denkt er über mich?“. Sie meint: „Wir sind durch die Liebe verbunden“. Täglich könnte sie seine Stimme beim Schlafengehen hören. Er hätte telepathische Fähigkeiten, und ihre Liebe sei so stark, dass sie sich hören könnten. Fr. S.K. meint, in psychotischen Situationen davon überzeugt zu sein, dass er an sie denkt. In nicht psychotischen Situationen sei es ihr jedoch bewusst, dass es nicht so ist. „Warum sollte er an mich denken, er kennt mich ja nicht einmal!“ Stimmen höre sie selten. Die Stimmen am Abend seien keine akustischen Halluzinationen, sondern Telepathie. In Gugging hätte sie ihren Opa aus der Hölle gehört. Bei einem Kreta-Urlaub hätte sie ein Bono-Interview gehört. Optische Halluzinationen hätte sie wesentlich öfter. Hauptsächlich sehe sie Bono, manchmal jedoch auch andere Stars. Auf die Bitte zu beschreiben, was sie unter „psychotisch“ verstehe, meint Fr. S.K.: Gedanken, z.B. Natascha Kampusch oder andere Kinder umgebracht zu haben, mit Gott reden, wirre Gedanken, Verfolgungsgedanken. Fr.S.K. besuchte die Kunstwerkstatt nur kurze Zeit, zog sich dann zurück, weil sie nicht mit „Dilettanten“ Kunst machen wollte, sie sei eine große Künstlerin.

Fr. K.H., 54 J., paranoide Schizophrenie, Residualzustand

Seit 20 Jahren in psychiatrischer Behandlung, lebt im Seniorenheim, seit Frühling 2005 an Brustkrebs erkrankt. Sie besuchte regelmäßig die Musiktherapiesessions, Malen wollte sie nicht so oft: „Ich weiß nicht, was ich malen soll.“ Auffällig war ihre kindliche Freude beim Musizieren und Malen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Fr.K.H., „Frühlingsgefühle"

Fr. R.H., 37 J., Depression, Somatisierungsstörung

Verließ das TZ nach einem Jahr, um ihren schwer erkrankten Lebensgefährten zu pflegen. Lebhaft und kommunikationsfreudig. Besuchte regelmäßig die Kunstwerkstatt und bemalte mehr Leinwände als alle anderen KlientInnen.

Fr. M., 27 J., paranoide Schizophrenie

war nur eine Woche im TZ, noch nicht bereit für Arbeitsrehabilitation.

Hr. C.P., 23 J., paranoide Schizophrenie, Cannabissucht

Verließ das TZ nach zwei Wochen, weil er noch nicht bereit war für eine regelmäßige Tagesstruktur.

Hr. G. W., 28 J., psychotische Phasen bei angeborener zerebraler Leistungsschwäche. Depression, spezifische Phobie - Höhenangst (F 40.2)

Hr. K.G., 43 J., paranoide Schizophrenie (F20.0), Sozialphobie (F40.1), Alkoholabhängigkeitssyndrom, seit 2001 abstinent (F10.0)

Fr. V.H., 52 J., Dysthymia (F34.1), anhaltende somatoforme Schmerzstörung (F45.4), Panikstörung mit Agoraphobie (F40.01), Spezifische Phobie (F40.2)

Fr. V.H. besuchte regelmäßig die Kunstwerkstatt und hielt sich auch gern in den Pausen hier auf.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Fr. V.H., „Gold“

Hr. G.K., 34 J., Somatisierungsstörung.

Hr. G.K. besuchte die Kunstwerkstatt regelmäßig. Verließ das TZ nach einigen Monaten, um wieder eine Rehabilitationsklinik in Anspruch zu nehmen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hr. G.K., „Baum“

Hr. V.G., 22 J., paranoide Schizophrenie, episodischer Verlauf mit zunehmendem Residuum (F 20.0), F 34.1 (Dysthymia), F 42.1 (Zwangsstörung), F 40.2 (spezifische Phobie), selbstunsichere Persönlichkeitsstörung, Epilepsie in der Kindheit

Hr. V.G. besuchte regelmäßig die Musiktherapiestunden, weil er sich hier entspannen und loslassen konnte. Verließ das TZ nach 10 Monaten, um die Maturaschule zu beenden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hr. V.G., Malen zu Musik

Vedral, Johanna (2005): Kunsttherapie mit Schizophrenen. Diplomarbeit ÖAGG-Lehrgang „Multimediale Kunsttherapie“, Wien

Hr. A.S., 29 J., generalisierte Angststörung mit Zwangsgedanken (F41.1), sowie eine kombinierte Persönlichkeitsstörung (dependent/ängstlich) (F61.0)

Hr. A.S. besuchte gerne und regelmäßig die Kunstwerkstatt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hr. A.S., „Meine Krankheit als Raum“

Hr. E.P., 25 J., paranoide Schizophrenie mit ausgeprägten Denk- und Konzentrationsstörungen.

Türke 2. Generation. Eine Zeitlang besuchte er täglich die Kunstwerkstatt, hatte dann einige Monate Probleme mit dem Aufstehen und ließ sich durch meine Nachfrage, ob er nicht wieder in die Kunstwerkstatt kommen wolle, dazu bewegen, ein paar Mal früher im TZ zu erscheinen. Trotz Sprachproblemen war er besonders fasziniert vom Schreiben (siehe auch Protokolle).

Vedral, Johanna (2005): Kunsttherapie mit Schizophrenen. Diplomarbeit ÖAGG-Lehrgang „Multimediale Kunsttherapie“, Wien

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hr.E.P., „Der auserwählte König“

Hr. O.T., 23 J., bipolare affektive Störung, gegenwärtig leicht depressiv (F31.3), Entwicklungsstörung (F83), Sozialphobie (F40.1), Generalisierte Angststörung (F41.1), selbstunsichere Persönlichkeitsstörung

Hr. O.T. nahm gerne und regelmäßig an der Kunstwerkstatt teil, wobei er sieben Monate davon zwanghaft an einer Reproduktion eines Lara Croft-Posters arbeitete. Ihn in einer Gruppe zu integrieren (er redete wie ein Wasserfall und forderte viel Grenzsetzungsbemühungen) war eine besondere Herausforderung für mich.

Hr. R.H., 34 J., progrediente schwergradige Sozialphobie, begleitet mit rezidivierenden depressiven Episoden mittleren Ausmaßes.

Wurde aus dem TZ ausgeschlossen, weil er sich gegenüber einer Mitarbeiterin als Stalker betätigte – auch noch monatelang nach seinem Ausschluss.

Hr.C.A., 37 J., Alkoholismus, manische Depression.

Nach einigen Monaten, in denen er sich gut im TZ integriert hatte, Alkohol-Rückfall und „Abtauchen“.

Hr.E.U., 39 J., paranoide Schizophrenie (F20.0) mit vorbekannter Strum nodosa (E04.9)

starke Schwankungen, immer wieder akute Phasen.

Ende der Leseprobe aus 71 Seiten

Details

Titel
Kunsttherapie mit Schizophrenen
Untertitel
Mit ausführlichen Kunstwerkstatt-Protokollen
Note
bestanden
Autor
Jahr
2005
Seiten
71
Katalognummer
V131448
ISBN (eBook)
9783640374892
ISBN (Buch)
9783640374588
Dateigröße
6345 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kunsttherapie, Schizophrenen, Kunstwerkstatt-Protokollen
Arbeit zitieren
Mag. Johanna Vedral (Autor:in), 2005, Kunsttherapie mit Schizophrenen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131448

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