Nationalsozialismus im Geschichtsfernsehen - Flucht und Vertreibung

Eine Dokumentation von Jost von Morr


Hausarbeit, 2007

16 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung
1.1 Definition in dieser Arbeit auftauchender Begriffe
1.1.1 Definition der Begriffe „Flucht“ und „Vertreibung“
1.1.2 Definition des Begriffes „Volksdeutscher“
1.1.3 Definition des Begriffes „Irredenta“
1.1.4 Definition des Begriffes „Fünfte Kolonne“

2. Hauptteil: Die Dokumentationsreihe „Flucht und Vertreibung“
2.1 Fakten zur Filmreihe „Flucht und Vertreibung“
2.2 Genutzte filmische Mittel und deren Intention – Äußere Analyse und Interpretation
2.3 Die besondere Bedeutung der Zeitzeugenberichte in „Flucht und Vertreibung“

3. Der historische Hintergrund
3.1 Die Vorgeschichte
3.2 Die eigentliche Vertreibung
3.3 Die Vertriebenenflut erreicht das deutsche Reich: Beispiel Bayern

4. Einordnung der Reihe „Flucht und Vertreibung“ in den historischen Kontext

5. Fazit

6. Weiterführende Fragen

7. Literatur und Internetquellen

1. Einleitung

Diese Hausarbeit befasst sich mit der dreiteiligen Dokumentarfilmreihe „Flucht und Vertreibung“ von Jost von Morr, und Eva Berthold. In den Filmen wird die Vertreibung volksdeutscher Bürger aus den ehemaligen Ostgebieten wie beispielsweise Schlesien oder Ostpreußen thematisiert.

Die zentrale Frage dieser Arbeit ist die Intention der Reihe. Erhält der Zuschauer einen objektiven Einblick in die Geschehnisse der Zeit oder steht doch mehr die Emotionalisierung der deutschen Bevölkerung mit den Betroffenen im Vordergrund? Verharmlost die Dokumentation vielleicht sogar die deutsche Kriegsschuld?

Um diese brisanten Fragen zufrieden stellend beantworten zu können, müssen Antworten auf weitere Fragen gefunden werden:

Mit welchen filmischen Mitteln arbeiteten die Macher, die diese heikle Thematik erstmals versuchten umzusetzen?

Weiterhin lässt sich die Reihe nur bedingt mit zeitgleich erstellten Produktionen vergleichen, da sie einerseits eine völlig neue Thematik behandelt, andererseits eine Sonderstellung hinsichtlich eines beliebten Aspekts von Weltkriegsdokumentationen einnimmt: Den Berichten von Zeitzeugen. Welche Bedeutung kommt diesen Befragten in von Morrs Filmen zu?

Um einen objektiven Überblick zu erhalten, sollten allerdings nicht nur filmtechnische Details behandelt werden. Auch der rein historische Aspekt sollte in einer solchen Arbeit nicht völlig außen vor bleiben. Deswegen wird erörtert wie die Vertreibungen aussahen, welche Fehler und Verbrechen bei der Organisation der eigentlich als human geplanten Umsiedlungen begangen wurden und wie die Folgen einer bis dahin nie gesehenen Menschenflut nach Deutschland aussahen. Am Beispiel Bayerns werden dann die Auswirkungen der Flüchtlingsflut auf Deutschland erläutert.

Im Fazit soll dann geklärt werden, inwiefern den Initiatoren der Reihe der Versuch einer soliden Annäherung an eines der schwierigsten Kapitel deutscher Kriegs und Nachkriegsgeschichte gelungen ist. Um den Einstieg zu erleichtern, beginnt diese Arbeit mit der Definition von häufig genutzten oder schwierigen Begriffen.

1.1 Definition in dieser Arbeit auftauchender Begriffe

1.1.1 Definition der Begriffe „Flucht“ und „Vertreibung“

Um verstehen zu können, was weit über 10 Millionen Deutsche von Ende 1944 bis 1949 durchmachen mussten scheint eine Erklärung der Begriffe sinnvoll.

Während fliehende Menschen ihre Heimat, sowie Hab und Gut aus Rücksicht auf das eigene, gefährdete Leben verlassen, so sind Vertriebene Menschen die unter Einwirkung von Gewalt oder sonstigen Zwangsmitteln ihre Heimat verlassen müssen.[1]

1.1.2 Definition des Begriffes „Volksdeutscher“

Als Volksdeutsche wurden deutschsprachige Personen bezeichnet, die nach dem gewaltigen Territorialverlust des Deutschen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg in ehemaligen deutschen Gebieten lebten, die dann anderen Ländern angegliedert wurden. Gebiete wie z.B. Elsass und Lothringen, die an Frankreich abgegeben werden mussten. Für diese Arbeit von weitaus größerer Bedeutung sind Provinzen wie beispielsweise Ostpreußen, Schlesien, Sudetenland von denen die meisten in polnischen oder tschechischen Besitz übergingen.[2]

1.1.3 Definition des Begriffes „Irredenta“

Dies ist ein 1877 geprägter Begriff, eingeführt für das „unerlöste“ italienischsprachige Territorium innerhalb des Staatsgebietes Österreichs, welches bis zum Kriegseintritt Italiens 1914 in den ersten Weltkrieg versuchte italienisch zu werden. Nach Kriegsende wurde Italien die Irredenta zugesprochen. Der Begriff „Irredenta“ wird heute auch für andere ähnliche Gebiete gebraucht, und kann auf Grund der gleichen Bedeutung auch auf die damaligen ostdeutschen Provinzen angewandt werden.[3]

1.1.4 Definition des Begriffes „Fünfte Kolonne“

Der Begriff geht auf den spanischen General Emilio Mola, der unter Franco im spanischen Bürgerkrieg kämpfte, zurück. Als er mit vier Kolonnen in das durch Republikaner gehaltene Madrid einmarschierte, bezeichnete er die Sympathisanten Francos in der Stadt als seine „fünfte Kolonne“. Dieser Ausdruck impliziert allerdings nicht, dass die Bewohner Spione oder Saboteure waren. Sie waren einfach nur Pro-Franco. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde den Volksdeutschen in Polen und Tschechien vorgeworfen im Auftrag der Nazis deren Einmarsch begünstigt zu haben. Sie wurden als „fünfte Kolonne“ bezeichnet, wodurch der Begriff zweckentfremdet wurde.[4]

2. Hauptteil: Die Dokumentationsreihe „Flucht und Vertreibung“

2.1 Fakten zur Filmreihe „Flucht und Vertreibung“

Jost von Morr erschuf die Reihe unter Mitarbeit von Eva Berthold. Neben den beiden wirkte auch der amerikanische Völkerrechtler und Historiker Alfred de Zayas an der Reihe mit.

Die drei Teile der Serie tragen die prägnanten Titel: „Inferno im Osten“, „Die Rechtlosen“ und „Zwischen Fremde und Heimat“. Jeder Part dauert rund 60 Minuten

Die Filme beschäftigen sich mit der human kaum vertretbaren Umsiedlung von Volksdeutschen aus den deutschen Ostprovinzen (Sudetenland, Ostpreußen usw.) zum Ende und nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs.

Bei der Sendereihe, die am 29. Januar 1981 zum ersten Mal von der ARD ausgestrahlt wurde und vom BR, in Zusammenarbeit mit dem Berliner Unternehmen „Chronos Film“[5] produziert wurde, handelt sich um die erste filmisch/dokumentarische Auseinandersetzung mit einer Thematik, die auch knapp 30 Jahre nach Kriegsende noch schwierig zu handhaben war.

Zum ersten Mal nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird eine große Menge an Zuschauern mit Opfern und Bildern dieses Kapitels der europäischen Geschichte konfrontiert.

Rund neun Millionen Zuschauer aus Deutschland und Österreich verfolgten die Sendung.[6]. Diese erhielt 1981 die Goldene Kamera für ihre „anschauliche Schilderung des Leids der Betroffenen“[7].

2.2 Genutzte filmische Mittel und deren Intention – Äußere Analyse und Interpretation

Die Filmreihe, die knapp 25 Jahre nach den Geschehnissen, die sich in den ehemaligen deutschen Ostprovinzen und den von den Nazis besetzten Nachbarländern Deutschlands ereigneten, ist wie bereits erwähnt, die erste deutsche Filmproduktion die sich diesem Thema widmet und hat somit einen besonderen Stellenwert unter Kriegsdokumentationen. Die filmischen Mittel zu deren Umsetzung sich die Produktion unter Regie von Jost von Morr bedient, können allerdings nicht als besonders empfunden werden.

Aber sind zu spektakuläre Inszenierungen bei der vorliegenden Thematik „Flucht und Vertreibung“ wirklich sinnvoll? Höchstwahrscheinlich nicht. In gleicher Weise dachte vermutlich auch von Morr und dem entsprechend bediente sich der Macher auch nur weit verbreiteter und bewährter Mittel. Rasante Schnitte oder komplizierte Grafiken gibt es nicht. Allerdings bedient sich auch „Flucht und Vertreibung“ einiger Karten und Grafiken zum besseren Verständnis der Thematik.

Vor- und Abspann sind in allen drei Teilen identisch musikalisch unterlegt, nur hier dient Musik der besseren Wirkung des Gezeigten. Vereinzelte, besonders prägnante Szenen werden ebenfalls mit Musik untermalt. Aufgrund ihrer Seltenheit kann aber kaum von einer Dramatisierung durch Musik sprechen.

Wie üblich ist das Gezeigte einfacher Kompilationsfilm, ein „mittels Montage aus bestehendem Filmmaterial unterschiedlicher Herkunft zusammengestellter Film, häufig mit dokumentarischem Charakter“[8].

[...]


[1] www.lernzeit.de

[2] www.lexikon-meyers.de

[3] www.lexikon-meyers.de/irredenta

[4] Zayas de, Alfred. Die Anglo Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen. Beck. München, 1977

[5] www.zeit.de/1981/09/Fuer-das-Leben-gezeichnet?page=1

[6] www.zeit.de/1981/09/Fuer-das-Leben-gezeichnet?page=1

[7] www.buchhaus.ch/csp/shop/lus/vollanzeige.csp?ID=22841126

[8] http://lexikon.meyers.de/meyers/Kompilationsfilm

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Nationalsozialismus im Geschichtsfernsehen - Flucht und Vertreibung
Untertitel
Eine Dokumentation von Jost von Morr
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Geschichte)
Veranstaltung
Nationalsozialismus im Geschichtsfernsehen
Note
2,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V131409
ISBN (eBook)
9783640374168
ISBN (Buch)
9783640373918
Dateigröße
454 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nationalsozialismus, Geschichtsfernsehen, Flucht, Vertreibung, Eine, Dokumentation, Jost, Morr
Arbeit zitieren
Philip Holler (Autor:in), 2007, Nationalsozialismus im Geschichtsfernsehen - Flucht und Vertreibung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131409

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