Wettbewerb zwischen Ärzten


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

22 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abstract

1 Einführung in den Wettbewerb
1.1 Definition von Wettbewerb
1.2 Verlauf von Wettbewerbsprozessen bei Ärzten

2 Wettbewerb bei niedergelassenen Ärzten
2.1 Zulassung zum niedergelassenen Arzt und Entstehung von Wettbewerb
2.2 Agglomerative Gründe vs. Wettbewerbsgründe bei der Standortwahl durch den Arzt
2.3 Erscheinungsformen und Grenzen der Werbung
2.4 Folgen
2.4.1 Angebotsinduzierte Nachfrage
2.4.2 Ärzteanzahl und ungleiche geographische Aufteilung
2.5 Politische Interventionsmöglichkeiten um geographische Ungleichheiten zu eliminieren
2.6 Empirische Studie

3 Wettbewerb bei Gemeinschaftspraxen / Partnerschaften
3.1 Einführung und Entstehung von Wettbewerb
3.2 Intraspezifischer Wettbewerb
3.3 Interspezifischer Wettbewerb

4 Generelle Folgen des Wettbewerbs

5 Zusammenfassung und Ausblick

6 Literaturverzeichnis

Abstract

Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit dem Wettbewerb bei Ärzten, wobei zwischen niedergelassenen Ärzten und Gruppenpraxen bzw. Partnerschaften unterschieden wird. Es erfolgt eine Darstellung, inwiefern agglomerative Gründe und Marktwettbewerbsgründe bei der Standortwahl des Arztes von Relevanz sind. Die Hauptfolgen von Wettbewerb, die gleichzeitig auch die Gründe für ein Marktversagen sein können, sind die angebotsinduzierte Nachfrage und die ungleiche geographische Aufteilung. Es gibt verschiedene Vor- und Nachteile von Wettbewerb bei Ärzten, und das Thema ist ein äußerst wichtiger Bestandteil zukünftiger politischer Entscheidungen im Gesundheitsmarkt.

Die Literatursuche fokussierte sich vornehmlich auf fachspezifische Studien und Zeitschriften, aber auch das Internet und verschiedene Online-Magazine dienten als Recherchequellen.

Darüber hinaus wurde der Markt aufgrund von branchenspezifischen Untersuchungen und einer ausführlichen Presseanalyse sowohl von der Angebots-, als auch von der Nachfrageseite betrachtet. Ein Expertengespräch ergänzte die Recherchen qualitativ und quantitativ. Die Validität der Ergebnisse wurde durch einen ständigen Quellenabgleich und der Datenüberprüfung gewährleistet.

This paper investigates the competition among physicians whereas you have to distinguish between resident physicians and partnerships. It describes whether competitive forces or agglomerative forces influence the doctors’ location decisions. The main consequences of competition, which also can be relevant for a market failure, are the supplier-induced demand and the unequal geographical distribution. There are a lot of positive and negative aspects as well and this discussion will be very important for the political decisions in the healthcare market in the future.

The analysis is focused on expert literature and different internet sources. In addition to that the market is researched in consideration of provider and supplier aspects. Besides a discussion with a physician enforced the results in a qualitative and a quantitative way. Finally the validity of the findings is guaranteed due to the continuous review of the sources and the data.

1 Einführung in den Wettbewerb

1.1 Definition von Wettbewerb

Im allgemeinen Sprachgebrauch umfasst Wettbewerb jede Form des Wettstreitens, z.B. zwischen Parteien um Wählerstimmen oder zwischen Interessensgruppen um Vergünstigungen. In der Wirtschaft ist der Wettstreit verschiedener Anbieter um die Nachfrager gemeint. Ein anderer Sektor, in dem Wettbewerb eine wichtige Rolle spielt, ist das Bauwesen: Dort tritt er beispielsweise in einem organisierten Konkurrenzkampf zwischen Architekten um den besten Entwurf für ein Bauwerk auf. Schließlich existiert auch im Sport Wettbewerb und wird über Turniere ausgetragen[1].

Grundsätzlich bestehen folgende zwei Hauptwettbewerbsarten: Der Qualitätswettbewerb und der Preiswettbewerb.[2]

Der Begriff „Wettbewerb zwischen Ärzten“ lässt sich in Wettbewerb zwischen niedergelassenen Ärzten und Wettbewerb zwischen Partnerschaften und Gruppenpraxen unterteilen.

Der Wettbewerb zwischen Ärzten spiegelt sich bei der Auswahl des Niederlassungsortes und bei dem „Kampf“ um Patienten wieder.

Bei den Partnerschaften beziehungsweise Gruppenpraxen differenziert man zwischen intraspezifischem und interspezifischem Wettbewerb.

1.2 Verlauf von Wettbewerbsprozessen bei Ärzten 3

Der Wettbewerbsprozess bei Ärzten weißt viele Analogien zum generellen Verlauf von Wettbewerbsprozessen in Wirtschaftsmärkten auf, beinhaltet aber stets Spezifika des ärztlichen Dienstleistungsmarktes.

Zunächst muss es einen Anstoßeffekt für einen intensiveren Wettbewerb geben, der sich beispielsweise durch die Zunahme der Ärztezahlen oder durch die Beschränkung der Gesamthonorarsumme ausdrückt.

Die Folgen des erhöhten Wettbewerbs sollten spürbar für den Markt sein und bestimmte Auswirkungen auf die Marktteilnehmer haben. Dies zeigt sich auf dem Arztleistungsmarkt in einer Stagnation des Einkommens und dem eventuellen Rückgang der Patientenanzahl.

Daraufhin findet in der Regel eine Anbieterreaktion statt, die zumeist preispolitischer Natur, also Preissenkung, ist und darüber hinaus erhöhte Marketinganstrengungen auf der Gegenseite beinhaltet. Auf dem ärztlichen Dienstleistungsmarkt sind die Preise gegeben, weshalb die Anbieterreaktion oft eine Ausweitung der Mengen und somit eine angebotsinduzierte Nachfrage ist.

Im Folgenden entwickeln die Anbieter differenzierte Wettbewerbsstrategien, z.B. durch Erweiterung des Leistungsspektrums. Ein weiterer „Ausweg“ von zu großer Konkurrenz zwischen Ärzten ist die Spezialisierung auf einen bestimmten Bereich oder die Gruppentherapie. Des Weiteren ist die gezielte Patientenselektion zu erwähnen, die jedoch mit Vorsicht zu betrachten ist.

Diese ersten vier beschriebenen Schritte können zeitlich versetzt auch öfters vorkommen, bis schließlich die Wettbewerbsintensivierung so sehr zunehmen könnte, dass die Anbieter gezwungen werden vertikal zu kooperieren, was zu einer neuen Wettbewerbsqualität und Dynamik führt. Auf dem Arztleistungsmarkt kann man eine solche Kooperation in Gemeinschaftspraxen, aber auch in einer Kooperation mit anderen Anbietern von Gesundheitsleistungen, wieder finden. Allerdings ist zu beachten, dass die Ärzte teilweise aufgrund von Markteinflüssen eine Gemeinschaftspraxis eingehen müssen, was im Widerspruch zu allgemeingültigen Werten und Moralvorstellungen von Ärzten steht: Die Kollegialität wird in diesem Fall nicht vom Standesrecht verordnet, sondern vom Markt bestimmt.[3]

2 Wettbewerb bei niedergelassenen Ärzten

Im Folgenden wird zunächst auf die Zulassung zum niedergelassenen Arzt und die Entstehung von Wettbewerb eingegangen. Danach wird näher untersucht, inwiefern agglomerative Gründe und Marktwettbewerbsgründe bei der Standortwahl des Arztes von Bedeutung sind und die Unterschiede zwischen Allgemeinärzten und Spezialisten erklärt.

Nach der Darstellung der Erscheinungsformen und Grenzen der Werbung von Ärzten für ihre Praxis, werden die zwei Hauptfolgen von Wettbewerb, die gleichzeitig auch die Gründe für ein Marktversagen sein können, erläutert: Die angebotsinduzierte Nachfrage auf der einen Seite und die ungleiche geographische Aufteilung, eventuell verbunden mit hohen Gesundheitskosten, auf der anderen Seite. Abschließend werden mögliche Gegenmaßnahmen aufgezeigt.[4]

2.1 Zulassung zum niedergelassenen Arzt und Entstehung von Wettbewerb

Zu Beginn ist eine nähere Betrachtung der Ausbildung der Ärzte wichtig, da die Ärztewahl und die Ärzteanzahl als Determinanten für hohe Gesundheitsausgaben gesehen werden.

Nach bestandenem Abschluss arbeitet man in der Regel sechs Jahre lang als Assistenzarzt im Krankenhaus und kann danach eine Privatpraxis als Allgemeinarzt oder Spezialist eröffnen oder als Spezialist im Krankenhaus tätig bleiben. Insgesamt nimmt die Ausbildung somit zwölf bis fünfzehn Jahre in Anspruch. Deshalb muss man, um als Staat oder als Regulierungsinstanz Einfluss auf die Ärzteanzahl zu nehmen, mit der Politik oder dem Programm äußerst frühzeitig bei der Ausbildung zum Arzt beginnen. Dadurch erkennt man, dass die Studentenanzahlpolitik die Ärzteanzahl erst eine „Generation“ später beeinflusst und man langfristig denken muss.[5]

„Bevölkerungsstandardisiert hat sich die Studentenzahl seit 1970 um mehr als das 2,5-fache vervielfältigt und ist dann wieder abgesunken.“[6] Die Ärzteanzahl hat ein hohes Niveau erreicht und ist ziemlich stabil:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1[7]

Der Hauptsteuerungsmechanismus des Ärzteangebots in Deutschland ist die Ausbildungssteuerung. Es herrscht nur eine bestimmte Kapazität an Medizinstudienplätzen, und in Zukunft wird die Regelung der Ausbildungsdauer an Bedeutung gewinnen. Daneben findet die Marktregulierung im Rahmen der kassenärztlichen Bedarfsplanung über Teilnahme-, Zugangs- und Abgangsregelungen statt: Jeder Arzt muss zunächst Mitglied in der kassenärztlichen Vereinigung sein. Die Anzahl der Vertragsärzte pro Einwohner in einem bestimmten Gebiet wird gesetzlich festgelegt. In den Jahren bis 1999 wurden Richtlinien von dem Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen umgesetzt, wobei bei Überversorgung um 10 % Zulassungssperren für Fachgebiete erfolgten. Ärzte die das Alter von 68 Jahren erreicht haben, müssen ihre Praxis weiter- oder aufgeben.[8] Daraus kann man folgern, dass die kassenärztliche Bedarfsplanung indirekt auch den Wettbewerb mitsteuert, denn wenn die Anzahl der Ärzte in einem Gebiet zu groß wird, erfolgt ein Zulassungsstopp. Es herrscht somit kein vollkommen freier Wettbewerb bei der Auswahl des Niederlassungsortes.

Daneben kann man anmerken, dass es sich bei der kassenärztlichen Bedarfsplanung „nicht um eine Bedarfs-, sondern um eine Kapazitäts- und Verteilungsplanung“[9] handelt

Die Zahl der Planungsbereiche beträgt momentan 395 statt wie bisher 400. Aktuelle Zahlen der Bedarfsplanung zeigen, dass für die Fachärzte die Zulassungschancen gesunken sind, jedoch beispielsweise bei den Hausärzten 263 der 295 Planungsbereiche für eine Niederlassung offen sind. Absolut gesehen können sich noch 2481 Hausärzte niederlassen. Demgegenüber hat insgesamt in den neuen Bundesländern ein Hausarztrückgang stattgefunden und die medizinische Versorgung der Bevölkerung entwickelt sich negativ.[10]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2[11]

Als Beweis dafür, dass überhaupt Wettbewerb zwischen Ärzten vorliegt, dient die Tatsache, dass Ärzte solche Gebiete vermeiden, die eine bestimmte Ärztedichte erreicht haben.

Zunächst liegt zumeist ein steigendes Wachstum der Ärztepopulation im Vergleich zur medizinischen Infrastruktur und zu den Nachfragecharakteristika - wie Bevölkerungswachstum, Einkommen und Alter - vor. Marktkonditionen in Bezug auf Wettbewerb beeinflussen das Populationswachstum der Ärzte negativ, das heißt, dass ab einer bestimmten Populationsgröße der Ärzte Wettbewerb entsteht. Aus diesem Grund verringern sich die Einkommensmöglichkeit und die Praxenanzahl.

Da im Späteren immer weniger Ärzte in den Markt neu eintreten, kann möglicherweise eine gleichmäßigere Praxenverteilung entstehen.[12]

2.2 Agglomerative Gründe vs. Wettbewerbsgründe bei der Standortwahl durch den Arzt

Es gibt viele verschiedene Einflussfaktoren für die Ärzte- und Niederlassungsanzahl, wobei man in erster Linie zwischen agglomerativen Gründen und Wettbewerbsgründen unterscheiden muss.[13]

Agglomerative Gründe umfassen soziodemographische Aspekte wie Wachstum, Einkommensniveau und Populationsalter, aber auch regionale Besonderheiten wie medizinische Attraktivität der Region. Außerdem haben die soziale Umwelt und das professionelle Klima ebenfalls großen Einfluss auf die Standortwahl. Viele Ärzte legen hohen Wert auf mögliche Interaktion mit Kollegen, genügend Zugang zu Krankenhäusern und wechselnde Umweltfaktoren, wie wenig Stress am Arbeitsplatz oder geringe Umweltverschmutzung.

Allerdings muss man zwischen Allgemeinärzten, die allgemeinärztliche Dienste anbieten, und Spezialisten, welche in höherer Anzahl aktiv sind, indem sie allgemeine und spezielle Dienste anbieten, differenzieren.

Nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten kann man folgende Annahmen treffen: Die Ärzte- und Niederlassungsanzahl steigt bei agglomerativen Kräften an und nimmt bei Wettbewerbskräften ab.

Die Wettbewerbsgründe lassen sich durch die bisherige Ärztedichte auf der Makrostandortebene ausdrücken. Sie ist in den letzten Jahren gestiegen, was auch zur Knappheit von günstigen Standorten geführt hat. In diesem Fall sinkt die Anzahl der Ärzte, jedoch kann ein leichter Anstieg dann vorkommen, wenn die agglomerativen Kräfte überwiegen.

[...]


[1] Wikipedia, Definition von Wettbewerb. Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Wettbewerb (aufgerufen: 5.11.2005)

[2] Lankes, Prof., FH München, Markt und Preistheorie. Internet: http://www.fhm.edu/fb10/prof/lankes/download/vwl-sem2b-ss05.pdf (aufgerufen: 5.11.2006)

[3] Andersen / Schulenburg. Konkurrenz und Kollegialität: Ärzte im Wettbewerb, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, 1990, S. 66

[4] Wanzenried, G. und Nocera S., Do physicians compete with each other? Empirical evidence for Switzerland, 2004. Internet: http://www.tagung05.uni-bonn.de/Papers/Wanzenried.pdf (aufgerufen: 27.10.2005)

[5] Leidl, Reiner, Prof. Dr., Organisation und Management im Gesundheitssystem, Vorlesungsskript SS 2005, S.126-135

[6] Leidl, Reiner, Prof. Dr., Organisation und Management im Gesundheitssystem, Vorlesungsskript SS 2005, S.131

[7] in Anlehnung an Leidl, Reiner, Prof. Dr., Organisation und Management im Gesundheitssystem, Vorlesungsskript SS 2005, S.131

[8] Leidl, Reiner, Prof. Dr., Organisation und Management im Gesundheitssystem, Vorlesungsskript SS 2005, S.131 f

[9] Kopetsch, Thomas, Dr. rer. pol., Deutsches Ärzteblatt online, 6.5.2005, S.5. Internet: http://aerzteblatt.lnsdata.de/pdf/AO/2/18/s5.pdf (aufgerufen: 08.03.2006)

[10] Kopetsch, Thomas, Dr. rer. pol., Deutsches Ärzteblatt, 11/2004, S.504 f. Internet: http://aerzteblatt.lnsdata.de/pdf/PP/3/11/s504.pdf (aufgerufen: 10.03.2006)

[11] in Anlehnung an Leidl, Reiner, Prof. Dr., Organisation und Management im Gesundheitssystem, Vorlesungsskript SS 2005, S.133

[12] Wanzenried, G. und Nocera S., Do physicians compete with each other? Empirical evidence for Switzerland, 2004. Internet: http://www.tagung05.uni-bonn.de/Papers/Wanzenried.pdf (aufgerufen: 27.10.2005)

[13] Wanzenried, G. und Nocera S., Do physicians compete with each other? Empirical evidence for Switzerland, 2004. Internet: http://www.tagung05.uni-bonn.de/Papers/Wanzenried.pdf (aufgerufen: 27.10.2005)

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Wettbewerb zwischen Ärzten
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
22
Katalognummer
V131167
ISBN (eBook)
9783640367023
ISBN (Buch)
9783640367344
Dateigröße
518 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wettbewerb
Arbeit zitieren
Daniel Lehmann (Autor:in), 2007, Wettbewerb zwischen Ärzten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131167

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