Organisation und Politik der Liberalen und Konservativen Parteien des Kaiserreichs im Vergleich


Hausarbeit, 2009

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die liberalen Parteien im Kaiserreich
2.1 Die Linksliberalen
2.2 Die Nationalliberalen

3. Die konservativen Parteien im Kaiserreich

4. Organisation der Liberalen

5. Organisation der Konservativen

6. Beziehung der Liberalen und Konservativen zu Bismarck

7. Zusammenfassung

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit vergleicht die konservativen und liberalen Parteien im Kaiserreich. Ich habe versucht die Organisation der beiden politischen Lager miteinander zu vergleichen und dabei ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten. Warum gerade die Liberalen mit den Konservativen?

Um diese Frage beantworten zu können bedarf es zunächst einer Definition beider Begriffe. Der Begriff Konservatismus„ist eine politische Weltanschauung, die die Stärke der Tradition hervorhebt“.1Sie versucht die bestehende politische und gesellschaftliche Ordnung zu bewahren. Die Hüter dieser Ordnung gehören meist der Elite der Gesellschaft an, aber betonen gleichzeitig die Notwendigkeit der unteren Schichten. Radikalen Änderungen stehen die Konservativen oft kritisch gegenüber und vorsichtig.2

Die Liberalen, insbesondere die Linksliberalen, waren im Kaiserreich das Feindbild der Konservativen. Definiert man den Liberalismus, so erkennt man schon den großen weltanschaulichen Unterschied zwischen beiden Begriffen. Im Gegensatz zur Traditionsgebundenheit der Konservativen betont der Liberalismus die Freiheit eines Individuums und gewährt ihm politische, geistige und soziale Freiheit.3 Im Kaiserreich vertraten die Liberalen das Bürgertum, blieben aber aufgrund ihrer inneren Zerrissenheit und Unstimmigkeit machtlos und waren sehr anfällig für gesellschaftliche Veränderungen. Die Geschichte der Liberalen ist geprägt durch Fusionen und Abspaltungen.

Die Bedeutung der Parteien im Kaiserreich und Kompetenzen müssen an dieser Stelle auch erwähnt werden, damit man die eigenartigen Entwicklungen bei den Liberalen und Konservativen verstehen kann. Warum waren die Konservativen schlecht organisiert, warum waren die Liberalen so anfällig für Veränderungen in der Gesellschaft? Bei der Untersuchung der Reichsverfassung von 1871 ist es auffällig, dass die Parteien darin nicht erwähnt werden. Das Wahlrecht war damals allgemein, gleich, geheim und direkt. Obwohl es ein Wahlrecht gab, war der Spielraum der politischen Parteien sehr begrenzt, um ihren Wählern gerecht zu werden. Ihre wichtigste Aufgabe, nämlich die„Gestaltung der Politik“4stand den Parteien nicht zu. Parteien waren im Kaiserreich nur Kritiker der Regierung, die aber mit ihrer Kritik nichts bewirken konnten. Aber die Existenz der Parteien war trotzdem notwendig, weil der Reichskanzler die möglichen Verhandlungen bei Meinungsverschiedenheiten nur mit einer „Gruppe“ führen konnte.5 Abgeordnete mussten also Parteien zugeordnet werden. Die Ungerechtigkeit den Parteien gegenüber zeigte sich auch in der Einteilung der Wahlkreise. Die Wahlkreise blieben von ca. 1869-1918 unverändert, obwohl sich die Bevölkerungszahl mit den Jahren immer mehr veränderte. Von diesem System profitierten nur Parteien, die in kleineren Städten und auf dem Land eine Vormachtstellung hatten und einen festen Wählerstamm hatten, zum Beispiel wie die Konservativen. Menschen auf dem Land wählten immer ihre Stammparteien, denn es gab keine Konkurrenz mit anderen Parteien. Aber Parteien mit Wählern in größeren Städten, wie die Liberalen, wurden durch diese Art der Wahlkreiseinteilung benachteiligt.6

In der ganzen Geschichte der Parteien im Kaiserreich, hatte keine von diesen die Mehrheit im Reichstag gehabt. Ab 1882 nahm dann die Bedeutung der Industrie im Reich immer mehr zu. Bei solch einem Wandel veränderte sich folglich auch die Struktur der Gesellschaft. Der Adel war nicht mehr die führende Schicht, sondern das Besitzbürgertum.7 Das Kaiserreich nahm die gesellschaftlichen Veränderung nicht in Kenntnis, obwohl der Adel nicht mehr die Vormachtstellung hatte.

Die Politik konnte im Prinzip auch ohne Parteien auskommen, da das Reichstagwahlrecht noch nicht mal die Existenz der Parteien kannte und sie vom Reichstag ausschloss.8 Ihre zentralste Aufgabe der Machtausübung und die Richtlinien der Politik mitzubestimmen stand ihnen nicht zu.

Schaut man sich die verschiedenen Definitionen des Begriffs „Partei“ an, dann dürfte man zurecht behaupten, dass es im Kaiserreich keine Parteien, wie im heutigen Sinne gab, sondern eine Art Debattierclubs, worin Menschen zusammenkamen um zu diskutieren und um ein Teil dieses sozial-politischen Gebildes zu werden. Unter Betrachtung dieser Fakten wird man vermutlich die Zerrissenheit der Parteien verstehen können.

2. Die Liberalen Parteien im Kaiserreich

2.1 Die Linksliberalen

Der Liberalismus ist gekennzeichnet durch seine Vielfältigkeit. Bei den Linksliberalen fanden im Verlauf ihrer Geschichte zahlreiche Abspaltungen und Fusionen statt. Sie waren ihrer Ansicht nacht Repräsentanten des Bürgertums, aber ihre Gegner sahen das ganz anders. Denn für sie waren die Linksliberalen, eher die Repräsentanten der finanzstarken Schicht.9 Im Linksliberalismus gab es sehr viele gegeneinander konkurrierende Parteien und Vereinigungen innerhalb.

Am 6. Juni 1861 wurde die Deutsche Fortschrittspartei (DFP) gegründet. Ihr Wahlprogramm versicherte die„Treue für den König“10,ein vereinigtes Deutschland unter preußischer Führung. Dieses recht bescheidene Programm enthielt weder wirtschaftliche noch sozialpolitische Forderungen, obwohl einige Parteimitglieder dass allgemeine und gleiche Wahlrecht ablehnten. Die Deutsche Fortschrittspartei gilt heute als„die erste moderne Partei in Deutschland“denn aus dem Namen der Partei konnte man erkennen, dass sie sich als eine deutsche und nicht preußische Partei verstand. Trotz der wenigen Forderungen hatte die DFP ein festes Programm. Bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus im Jahre 1861 konnte sich die DFP 109 Mandate sichern11 und war somit die stärkste Partei im preußischen Landtag.12 Ursachen der Gründung der Partei waren finanzielle Forderungen des Parlaments und der Streit um die Heeresform. Sozial setzte sich die DFP aus dem wohlhabenden Bürgertum zusammen, deswegen interessieren sie sich auch nicht für das Dreiklassenwahlrecht.

1910 vereinigte sich dann linkliberalen Parteien: die Freisinnige Vereinigung, Freisinnige Volkspartei zur Deutschen Volkspartei zusammen.

2.2 Die Nationalliberalen

Die Geschichte der Nationalliberalen ist übersichtlicher und der Verlauf kontinuierlicher. Die Politik war etwas paradox, weil die Partei den Kulturkampf und die Sozialistengesetze, was überhaupt nicht mit dem liberalen Gedankengut vereinbar ist unterstützte.13 Die Nationalliberalen waren neben den Konservativen ebenfalls

die politische Stütze Bismarcks. Besonders erfolgreich waren sie im Jahr 1871 mit einem Stimmanteil von 30%. Das Programm ist nicht besonders erwähnenswert, sondern eher „typisch liberal“ die Treue zu Kaiser und Reich wurde betont und das Programm passte sich an die Tagespolitik an, sowie im Falle der Sozialistengesetze. Außerdem gingen sie im Jahr 1897 ein Wahlbündnis mit den Konservativen ein. Sympathisanten der Nationalliberalen waren das Bildungsbürgertum, Großindustrielle und weitere. Das größte Problem der Nationalliberalen war, dass sie sich einerseits der Politik Bismarcks näherten und andererseits versuchten die aktuelle Tagespolitik mit in ihr Programm aufzunehmen.14

3. Die konservativen Parteien im Kaiserreich

Es gab zwei große konservative Parteien, die Deutschkonservative Partei und die Freikonservative Partei. Das Programm beider Parteien war ähnlich, sie stimmten zum Beispiel dem Sozialistengesetz zu. Die Freikonservative Partei wurde 1866 gegründet. Die Gründung der Deutschkonservativen Partei war im Jahr 1876. Die Deutschkonservative Partei ordnete sich der Politik Bismarcks unter. Die Zusammenarbeit mit den Nationalliberalen kam zustande, weil beide Parteien dem Schutzzoll zusagten, außerdem war die Arbeiterbewegung und der Sozialismus ein gemeinsames Feindbild. Das Programm von 1892 hatte radikal-konservative Züge und war anfällig für Antisemitismus. Landwirtschaftliche Interessen waren beim Programm im Vordergrund. Die Reichs- und Freikonservative Partei hatte kein eigenständiges Programm und verfolgte dieselben Ziele wie die Regierung, unterstützte Bismarck, war für ein Deutsches Reich mit preußischer Führung und gegen die Sozialdemokratie. Außerdem pflegte diese Partei eine besondere Verbindung zum Bund der Landwirte. Auch im ersten Weltkrieg war das Parteiprogramm entsprechend der damaligen Tagespolitik. Man befürwortete die expansionistischen Ziele und war gegen die Demokratisierung des Reiches.

Die 1917 gegründete Deutsche Vaterlandspartei hatte antisemitische Züge und war im ersten Weltkrieg für den Siegfrieden, trotz der miserablen militärischen Lage. Auch der Bund der Landwirte vertrat radikale antisemitische Meinungen. Aber der Bund der Landwirte war organisatorisch ein Vorzeigemodell. Die Wahlkämpfe wurden von Berlin aus geleitet und es wurde versucht durch Presse und Aktivierung der Mitglieder den Wählerkreis zu erweitern. Bei der Kandidaturen-Förderung wurde die Deutschkonservative Partei unterstützt und diese war auch auf die Unterstützung angewiesen. Denn die Deutschkonservativen waren selbst kaum organisiert. Aber der Bund der Landwirte war ebenfalls abhängig, weil er versuchte seine landwirtschaftlichen Interessen durchzusetzen. Als Druckmacher der Konservativen muss hier auch die Christlichsoziale Partei erwähnt werden. Diese verschärfte ihre antisemitischen Tendenzen nach einem schlechten Ergebnis 1878 im Reichstag. Sie blieben aber bedeutungslos und gehörten später der Deutschkonservativen Partei an. Leider nahm in den 1880 er Jahren der Antisemitismus seinen weiteren Verlauf im Kaiserreich und es folgten viele weitere antisemitische Vereinigungen, die konservativ waren.15

4. Organisation der Liberalen

Die lokale Organisation hatte bei den Liberalen drei Formen: das Komitee, die Wählerversammlung und der Wahlverein. Das Komitee zu bilden war im Prinzip sehr einfach und verlief problemlos. Politisch interessierte Personen fanden sich hierfür zusammen und trieben die Vorbereitungen für die Wahlen voran. Mitglieder des Komitee waren in dem jeweiligen Ort geachtete Leute, die gleichzeitig einen angesehenen Beruf hatten und einen gewissen Einfluss in ihrer Stadt besaßen. Meistens übernahmen die Führung, die Honoratioren, zu diesen zählten z.B. Richter oder Professoren. Um den Führungsposten im Komitee gab es so gut wie gar keine Konkurrenz, denn war bereits jemand bestimmt, dann wurde diese Person auch von allen anderen Mitgliedern akzeptiert. Gründe für diese reibungslose Bildung des Komitee sind leicht zu erkennen, denn liberale Honoratioren gab es kaum. Besonders schwer war es auf dem Land, welche zu finden.16 Auf dem Land gab es keine Komitees, dort übernahmen die ländlichen Honoratioren, wie Lehrer, die Aufgabe, Wähler zu gewinnen und Wahlzettel zu verteilen. Waren die Wahlen vorbei, dann löste sich das Komitee wieder auf und bei der nächsten Wahl fanden meist wieder dieselben Männer zusammen. Aber ab 1880 wurden die Wahlkomitees zu festen Bestandteilen der Liberalen und gehörten somit zur Parteiorganisation.17

Im Vergleich zu den Konservativen war der Aufstieg eines „einfachen“ Bürgers in die Führungsgruppe des Komitees einfacher. Voraussetzungen dafür waren politisch in Vereinen aktiv zu sein. Auf die Art und Weise zeigte man Interesse und konnte ein Mitglied der Liberalen werden. Neben den Wahlkomitees gab es in größeren Städten die Wählerversammlung.18 Die Kandidatenaufstellung verlief demokratisch. Die Wahlen der Kandidaten waren öffentlich und für das Volk zugänglich. Die Kandidaten wurden von Einberufern der Versammlung und eventuell auch von der Versammlung selbst vorgeschlagen. Schließlich wurde der Kandidat mit der höchsten Stimmanzahl gewählt. Das Wahlkomitee konnte auch über Wahlbündnisse- und programme entscheiden. Gründe warum die Liberalen solche Vorwahlen öffentlich und recht „demokratisch“ allen zugänglich allen zugänglich machten, waren, dass die Liberalen glaubten, dass das Volk von sich auch liberal wählen würde, weil die Liberalen sich für die aktuellen Probleme und gegenwärtigen Interessen des Volkes einsetzte. Aber dieses System konnte nur dort funktionieren, wo die Wahl eines Liberalen sicher war.

Die Wählerversammlungen wurden nach der Abspaltung der Nationalliberalen durch Vereine ersetzt, weil die Nationalliberalen zum Teil eigene Versammlungen organisierten. Nach der Gründung der Vereine war man besser in der Lage die Parteianhänger zu organisieren und neue Mitglieder anzuwerben. Obwohl die Mitgliederwerbung frei war, konnte trotzdem nicht jeder Mitglied werden, weil man sich die passenden im Verein selbst aussuchte und diese eingeladen wurden.19 Gerade in größeren Städten hatten Vereine eine wichtige Rolle. Denn dort gab es auch mehr politisch interessierte und aktive Menschen um Interessen und Meinungen darzustellen und politische Angelegenheiten mit Gleichgesinnten zu diskutieren. Anders als man es vermuten würde, waren diese Vereine politisch kaum aktiv und versuchten selten etwas zu bewegen. Vereine hatten den Charakter eines Stammtisches!

Mit der Zeit existierten viele solcher Vereine nicht mehr, die Lebensdauer war kurz. Eine weitere Aufgabe der Vereine, neben der Organisation von Parteianhängern unter einem Dach, war die Repräsentanz der Liberalen. Insbesondere die Repräsentanz der Führung war für die Liberalen sehr wichtig. Die Anhänger wollten von der Führung repräsentiert werden um sich mit der Partei identifizieren zu können und vermutlich auch von der Gesellschaft anerkannt zu werden. Der Verein erfüllte die Aufgabe der Repräsentanz auf zwei Arten. Erstens mit der Mitgliederwerbung und zweitens wählten die Parteimitglieder den Vorstand und bestimmten somit ihr „repräsentatives Organ“.Aber die wohl wichtigste Aufgabe des Vereins war der Wahlkampf. Denn wie bereits erwähnt trafen sich Gleichgesinnte und mit der Mitgliederwerbung erreichte man auch die unentschlossenen Wähler. Die Vereine vermittelten ein Zusammengehörigkeitsgefühl und gaben den Mitgliedern die Chance politisch aktiv zu werden, indem sie ihr Umfeld auch mit beeinflussten und somit die Wählerschaft der Liberalen vergrößerten. Wahlkämpfe wurden von solchen aktiven Personen vorangetrieben und Vereine wurden somit zum unverzichtbaren Organ einer Partei.20

5. Organisation der Konservativen

Bei den Konservativen sah es wiederum ganz anders aus mit der Organisation. Sie hatten es im Prinzip nicht nötig Komitees oder Vereine zu bilden, um Wähler zu gewinnen. Die Konservativen hatten ihre Hochburgen im Osten und die Großgrundbesitzer dort waren dementsprechend konservativ gesinnt und diese beeinflussten das Wahlverhalten ihrer Umgebung. Sie nutzten ihre Macht bei ihren Untergebenen auf dem Land aus, weil die Menschen vom Grundbesitzer abhängig waren. Deswegen war weder Organisation noch Werbung nötig, die Wähler waren immer gesichert. Weitere Faktoren waren, dass Landarbeiter keine Chance hatten sich politisch zu informieren oder durften dies auch nicht. Zeitungen waren alle konservativ gesinnt. Die Wahlen wurden nicht geheim durchgeführt, die Konservativen verteilten in ihren Gebieten ihre Wahlzettel und die Wähler wurden zum Teil auch vom Gutsbesitzer kontrolliert. Die Abhängigkeit vom Gutsbesitzer ging sogar soweit, dass es unmöglich war, das andere Parteien in deren Gebieten Versammlungen organisierten. Denn die Wirte und Saalbesitzer durften der Konkurrenz nichts vermieten. Auf dem Land waren also keine antikonservativen Tendenzen zu befürchten. Die Konservativen brauchten noch nicht einmal Wahlvereine, weil sie auch wenig aktive Parteimitglieder hatten. Die Wahl des Kandidaten war sehr simpel. Es kamen Großgrundbesitzer zusammen und bestimmten einen Kandidaten. Diese relativ spontan entstandenen Komitees führten manchmal auch zu Konkurrenzkämpfen untereinander, wenn zwei konservative Parteien aufeinander trafen. Diese Spontanität wurde mit der Zeit aufgelöst und die Komitees entwickelten sich nach und nach zu Wahlvereinen, insbesondere in Ostelbien, aber im Vergleich zu den Liberalen Vereinen waren die Konservativen Vereine noch sehr rückständig. Man kann behaupten, dass Konservative überhaupt keine Organisation kannten und augrund der erwähnten Tatsachen war es auch nicht überlebenswichtig für die. Die vereinzelten Vereine, die existierten hatten keine richtige Funktion und waren auch nicht mal um Mitgliederwerbung bemüht. Die Vereine hatten deswegen auch wenig Mitglieder.

Was taten die Konservativen um ihre Wähler auf dem Dorf in Ostelbien zu erreichen? Um diese Wähler für sich zu gewinnen zogen sie Vertrauensmänner heran, die das konservative Gedankengut in den ostelbischen Gebieten verbreiteten. In Großstädten sah es organisatorisch anders aus. Aufgrund der politischen Konkurrenz mit den Liberalen war man gezwungen Vereine zu bilden. Diese Konkurrenz führte auch dazu, dass in den Versammlungen nun auch aktive Entscheidungen getroffen wurden. Aber die großen Entscheidungen traf immer noch das Komitee oder der Parteivorstand. Sie stellten den Kandidaten vor, dem mussten nur noch die Vetrauensmänner zustimmen. In Großstädten waren die Konservativen um Mitgliederwerbung sehr bemüht, denn sie hatten keine hohe Mitgliederzahl. Vereine waren aber für politisch interessierte Personen trotzdem nicht der richtige Weg für den Einstieg in die Politik. Da Vereine, wie auch bei den Liberalen, häufig Züge eines Debattierclubs hatten, wo viel geredet, aber sehr wenig in die Tat umgesetzt wurde.21

6. Beziehung der Liberalen und Konservativen zu Bismarck

Das deutsche Kaiserreich existierte von 1871-1918. Der Kaiser stand an der Spitze des Reiches, dieser ernannte den Reichskanzler. Der Reichskanzler war der Vorsitzende des Bundesrates und war zugleich der Alleinminister. An der Gesetzgebung waren der Reichstag und der Bundesrat beteiligt. Der Kaiser hatte das Recht den Reichstag aufzulösen, brauchte aber hierfür die Zustimmung des Bundesrates. Der Reichskanzler musste dem Reichstag gegenüber keine Rechenschaft leisten, weil er vom Kaiser ernannt wurde und stets den Richtlinien des Kaisers folgte.22 Der Kaiser konnte politisch wohl nicht falsch handeln und war dem Reichstag gegenüber zu nichts verpflichtet.

[...]


1 http://www.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=KM023X.

2 Ebenda.

3http://www.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=6ACI8N .

4Tormin, Walter: Geschichte der deutschen Parteien seit 1848, Stuttgart u.a., 1968, Seite 71.

5 Ebenda.

6 Ebenda, Seite 72.

7 Ebenda, Seite 73.

8 Ebenda.

9 Thompson, Alastair P., Left Liberals, the State, and Popular Politics in Wilhelmine Germany, New York, 2000, Seite 28.

10Tormin, Walter: Geschichte der deutschen Parteien seit 1848, Stuttgart u.a., 1968, Seite 52.

11Ebenda, Seite 52-53

12Allemann, Ulrich: Das Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland, Opladen, 2000, Seite 19.

13 Lösche, Peter: Kleine Geschichte der deutschen Parteien, Stuttgart, 1993, Seite 46.

14 Allemann, Ulrich: Das Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland, Opladen, 2000, Seite 19-20.

15 Lösche, Peter: Kleine Geschichte der deutschen Parteien, Stuttgart, 1993, Seiten 50-53.

16 Nipperdey, Thomas: Die Organisation der deutschen Parteien vor 1918, Düsseldorf, 1961, Seiten 42-43.

17 Tormin, Walter: Geschichte der deutschen Parteien seit 1848, Stuttgart u.a., 1968, Seite 54.

18 Nipperdey, Thomas: Die Organisation der deutschen Parteien vor 1918, Düsseldorf, 1961, Seiten 55-56.

19 Tormin, Walter: Geschichte der deutschen Parteien seit 1848, Stuttgart u.a., 1968, Seiten 54-55.

20 Nipperdey, Thomas: Die Organisation der deutschen Parteien vor 1918, Düsseldorf, 1961, Seiten 74-78.

21 Nipperdey, Thomas: Die Organisation der deutschen Parteien vor 1918, Düsseldorf, 1961, Seiten 241-247.

22 http://www.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=29TDEI

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Organisation und Politik der Liberalen und Konservativen Parteien des Kaiserreichs im Vergleich
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Seminar für Politikwissenschaft, Göttingen)
Veranstaltung
Einführung in die Politikwissenschaft am Beispiel der Parteienforschung
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
14
Katalognummer
V131037
ISBN (eBook)
9783640370313
ISBN (Buch)
9783640369928
Dateigröße
486 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Organisation, Politik, Liberalen, Konservativen, Parteien, Kaiserreichs, Vergleich
Arbeit zitieren
Ayca Aytekin (Autor:in), 2009, Organisation und Politik der Liberalen und Konservativen Parteien des Kaiserreichs im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131037

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