Unterrichtsstunde: Ästhetisch-künstlerische Annäherung an eine eigene Farb- und Formsprache

Unterrichtsentwurf für den Kunstunterricht


Unterrichtsentwurf, 2009

20 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Mein kunstpädagogisches Konzept

2. Die Unterrichtseinheit
2.1. Pädagogische Absicht
2.2 Der Bezug zum Bildungsplan
2.2 Der Verlauf der Unterrichtseinheit

3. Lernvoraussetzungen

4. Sachdarstellung

5. Intentionen

6. Lernstruktur

7. Übersichtsblatt

8. Quellenangaben

1. Mein kunstpädagogisches Konzept

Aus meiner eigenen Schulzeit kann ich berichten, dass der damalige Kunstunterricht sehr stark an der Vermittlung von Fähigkeiten und Fertigkeiten orientiert war. Das heißt, an erster Stelle stand das Aneignen von Techniken, mit deren Hilfe Schülerinnen und Schüler ihre anschließenden Arbeiten umsetzen konnten. Ergebnisse eines solchen Kunstunterrichts waren „schöne“ Bilder, die eher dekorativen Charakter innehatten. Um meine Kritik am traditionellen Kunstunterricht nicht einseitig wirken zu lassen, möchte ich anführen, dass eine derartige Vorgehensweise durchaus ihre Berechtigung hat. Meine bisherigen Erfahrungen haben mir gezeigt, dass Kinder durchaus dekorative und vorzeigbare Arbeiten für sich selbst brauchen. Zudem haben derartige Arbeiten einen hohen Stellenwert sowohl im Bereich der Schulhausgestaltung, als auch im Rahmen des jahreszeitlichen Arbeitens. Als Kunstpädagogin habe ich mir selbst jedoch zum Ziel gesetzt, einen traditionellen Kunstunterricht mit einer neuen, an der modernen Kunst orientierten Kunstdidaktik einhergehen zu lassen. Somit ist mir die Förderung von Kreativität ein besonderes Anliegen. Durch meinen Unterricht möchte ich kreative Prozesse in Gang setzen und die Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg zum kreativen Produkt zu begleiten. Ich bin mir darüber im Klaren, dass sowohl der Werkstattunterricht, als auch das Projekt einen geeigneten Rahmen für kreative Prozesse im Kunstunterricht darstellen. Aus diesem Grund habe ich mit den Kindern eine Werkstattkiste eingerichtet, die bei freien Arbeiten immer wieder hinzugezogen werden kann. Sie dient als Anregung, Ideenlieferant und Materialfundus zugleich und soll Möglichkeiten zum Experimentieren und individuellen Ausdruck bieten. Zudem soll sie die Kinder unterstützen, in kreative Prozesse zu finden. Ich strebe in diesem Zusammenhang die Ausbildung einer Problemlösekompetenz an, die mit dem neuen Bildungsplan einhergeht. Gerade die im neuen Bildungsplan geforderten Kompetenzen benötigen sowohl den kreativen Lehrer, als auch den kreativen Schüler. Der Lehrer muss in der Lage sein, dem Individuum unterschiedliche Zugangsweisen zu Lerninhalten zu ermöglichen. Des Weiteren muss der Schüler, bzw. die Schülerin lernen, ein Thema kreativ anzugehen und seinen eigenen Zugang dazu finden. Eine Basis hierfür kann der Kunstunterricht darstellen. Er kann den Grundstein legen, der es Kindern ermöglicht, vielschichtig an Probleme heranzutreten und eine individuelle Lösung zu finden. Dies entspricht auch den Anforderungen an eine kreative Persönlichkeit, die in unserer neuen, sich stetig verändernden Gesellschaft bestehen muss.

Ich beziehe mich hierbei und bei der Ausarbeitung meines Konzeptes vor allem auf den Künstler Joseph Beuys und seinen „erweiterten Kunstbegriff“.[1]

An dieser Stelle seien nur einige Grundzüge zum Verständnis dieses Begriffs genannt. Nach Auffassung von Beuys unterliegt unsere Gesellschaft einer ständigen Veränderung und Umgestaltung. Aus diesem Grund betrachtet Beuys unsere Gesellschaft fortan als „soziale Wärmeplastik“. Der Mensch vermag eine derartige Plastik ständig zu verändern, zu bereichern und umzugestalten. Mit Hilfe der Kreativität ist die Menschheit in der Lage, schöpferisch auf ihre Umwelt einzuwirken und sie in neue Richtungen zu lenken. Aus diesem Ansatz heraus entwickelte Joseph Beuys den oft zitierten Satz: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“[2]

Joseph Beuys’ Ansatz löst Kreativität somit aus dem allgemein angenommenen Zusammenhang der Kunst heraus.

Für mich als Kunstpädagogin bedeutet dies, dass Schülerinnen und Schüler durch das Erlernen von produktivem Denken zu einer selbst bestimmten Lebensweise geführt werden, durch welche sie Verantwortung sowohl für sich selbst, als auch für andere übernehmen können.[3] An dieser Stelle zeigt sich erneut, in welchem Maße Kreativitätsförderung im Kunstunterricht und auch in anderen Fächern von Nöten ist.

2. Die Unterrichtseinheit

2.1 Pädagogische Absicht

Aus meinem vorangestellten Konzept lässt sich ableiten, dass ich den Schüler/innen kreative Prozesse ermöglichen möchte. Innerhalb dieser Unterrichtseinheit beabsichtige ich, den Kindern meine eigenen ästhetischen Prozesse zugänglich zu machen. Ich gehe davon aus, dass es für die Schüler/innen überaus motivierend ist, nicht nur mit bekannten Künstlern vertraut zu werden, sondern zu erkennen, dass ihre eigene Lehrperson sich ebenfalls praktisch mit Kunst auseinandersetzt. Die Kinder erhalten somit eine Vorstellung darüber, dass ich nicht nur von ihnen erwarte, ihre Kreativität im Kunstunterricht zum Ausdruck zu bringen, sondern auch selbst kreativ werde. Zudem kam bei der bisherigen Behandlung von Künstlern des Öfteren die Frage auf, ob es sich denn um Originale handle. Die Ausstellung meiner eigenen Bilder ermöglicht die Arbeit an Originalen, welche einen völlig veränderten Anregungscharakter für die Schüler/innen haben. Die gezeigten Bilder entstanden während einer Phase, in der ich mich mit der Kunst Emil Schumachers auseinandersetzte. Dabei war mir weniger die Beschäftigung mit seinen entstandenen Arbeiten oder seinen Intentionen wichtig, sondern vielmehr sein technisches Vorgehen. Ich befand mich auf der Suche nach Zugängen zu dem Thema Vulkanismus. Bisherige künstlerische Annäherungen über die Arbeit mit den Materialien Wachs und Sprühfarben waren immer wieder mit Scheitern verbunden. Diese Fehlversuche trieben meinen Prozess jedoch weiter voran und führten mich an die Technik Emil Schumachers heran. Für seine farb- und formbetonten Werke bemächtigte sich Schumacher großformatiger Malgründe. Er bearbeitete die Leinwand, indem er auf ihr herumlief und seine Farbakzente setzte. Während meiner eigenen Arbeit übernahm ich diese Technik. Ich hinterließ Farbspuren auf der Leinwand. Mein weiteres Vorgehen unterschied sich dadurch, dass ich mir anschließend spannende Stellen herausgriff und diese aus dem Leinenstoff, der zuweilen einen ganzen Raum einnahm, heraustrennte. Im Anschluss bearbeitete ich diese Stellen weiter, indem ich Farbschichten durch Schleifpapier entfernte oder weitere auftrug. Auch bezog ich Kohlestifte mit ein und verband Farbflächen und Linien miteinander. Indem ich den Schüler/innen zumindest Teile dieses Prozess sichtbar mache, möchte ich ihnen Anregungen bieten, eine eigene Farb- und Formsprache zu entwickeln. Hierbei soll das Hauptaugenmerk keinesfalls auf das ursprüngliche Thema „Vulkan“ gelegt werden. Vielmehr sollen die Kinder ihr kreatives

Potential weiter entfalten können. Im weitern Verlauf der Unterrichtseinheit sollen die Schüler/innen ihre eigenen Ideen mit einfließen lassen. Sie sollen experimentieren und Mut entwickeln, sich durch Farbe, Form und spontane Gestik auszudrücken. Die hier aufgezeigte Stunde soll eine erste Annäherung hieran bieten und eine erste Erprobung im Gruppenverbund darstellen. Erst im Anschluss daran sollen die Kinder ihre erlernten Fähigkeiten auf hochwertigeren Malgründen anwenden.

2.2 Bezug zum Bildungsplan

Der Bildungsplan der Hauptschule teilt den Fächerverbund Musik – Sport – Gestalten in 6 Arbeitsbereiche auf, die sich in „Ich und andere“, „Objekt und Funktion“, „Raum und Zeit“, „Künste“, „Spiel“ und „Bewegung“ untergliedern. Das Thema der Unterrichtseinheit „ästhetisch- künstlerische Annäherung an eine eigene Farb- und Formsprache.

Kompetenzfeld 1: Ich und andere

Die Schülerinnen und Schüler können

- sich mit sich selbst und anderen respektvoll auseinandersetzen, Verständnis füreinander aufbringen, Hemmungen abbauen, Beziehungen gestalten und in Teilbereichen Verantwortung übernehmen;
- ihr Vorstellungsvermögen erweitern und Ideen, Fantasien und Gefühle sowohl individuell als auch in der Gruppe ausdrücken und darstellen;
- Erscheinungsformen der Kultur wahrnehmen, beurteilen, darstellen, erfinden, umdeuten oder ergänzen.

Kompetenzfeld 2: Objekt und Funktion

Die Schülerinnen und Schüler können

- Materialien mit allen Sinnen wahrnehmen und handelnd mit ihnen umgehen.

Kompetenzfeld 4: Künste

Die Schülerinnen und Schüler können

- ästhetische Ausdrucksformen erproben, gestalten und genießen;
- über ästhetische Erlebnisse und ihr ästhetisches Handeln sprechen, darauf reagieren und Ergebnisse präsentieren.

Die Schülerinnen und Schüler kennen

- Beispiele für Kulturepochen, Stilrichtungen, Lebensbilder und Werke von Künstlerinnen und Künstlern;
- Inhalte und formale Bedingungen, den Kontext und die Mehrdeutigkeit von Kunstwerken.

[...]


[1] Vgl. Buschkühle, Carl-Peter: Konturen künstlerischer Bildung. In: Buschkühle, Carl-Peter (Hrsg.): Perspektiven künstlerischer Bildung. 2003, Seite 19

[2] http://www.cologneweb.com/beuys.htm

[3] Vgl. Buschkühle, Carl-Peter: Konturen künstlerischer Bildung. In: Buschkühle, Carl-Peter (Hrsg.): Perspektiven künstlerischer Bildung. 2003, Seite 35

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Unterrichtsstunde: Ästhetisch-künstlerische Annäherung an eine eigene Farb- und Formsprache
Untertitel
Unterrichtsentwurf für den Kunstunterricht
Note
1
Autor
Jahr
2009
Seiten
20
Katalognummer
V130854
ISBN (eBook)
9783640396436
ISBN (Buch)
9783640921942
Dateigröße
558 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unterrichtsstunde, Annäherung, Farb-, Formsprache, Unterrichtsentwurf, Kunstunterricht
Arbeit zitieren
Angela Fritz (Autor:in), 2009, Unterrichtsstunde: Ästhetisch-künstlerische Annäherung an eine eigene Farb- und Formsprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130854

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