Theodizee Widerlegung Gottes

Übel und Leid – eine Widerlegung Gottes?


Hausarbeit, 2008

13 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Uminterpretation des Problems

3. Aufhebung des Widerspruchs durch Preisgabe einer Prämisse
3.1 Preisgabe der Allgüte
3.2 Preisgabe der Allmacht

4. Gläubiger Verzicht auf eine Lösung

5. Lösung des Widerspruchs durch Zusatzannahmen
5.1 Free-will-defence
5.2 Soul-making-theodicy

6. Fazit

7. Literatur

1.Einleitung

Etwas, dass nahezu alle Menschen miteinander verbindet, ist die Erkenntnis von Übel und Leid, welche sowohl als gesellschaftlich-kollektiv (z.B. witschaftliche Rezession bzw. Naturkatasrophe) als auch persönlich-individuell erfahren werden. Für Übel und Leid kennzeichnend ist, dass ihre Empfinden mit relativer Stärke wahrgenommen wird, denn jemand, der so leidet, dass er krank wird, weil er sich als Millionär nicht reich genug fühlt, leidet unter Umständen genauso stark, wie ein Obdachloser der erkrankt, weil ihn sein Schlafsack nicht ausreichend gegen die Kälte geschützt hat.

Da Übel und Leid offenbar existenzielle menschliche Freiheiten bedrohen, versucht der Mensch ihre Ursachen zu finden. Gefundene Ursachen werden in der Folge entweder verurteilt oder legitimiert. Nun ist es leicht nachzuvollziehen, dass jenes Leid, welches durch menschliche Gewalt verursacht wurde (moralische Übel), leichter verurteilt oder legitimiert werden kann, als solches, dessen Ursachen eindeutig nicht an menschliches Handeln geknüpft waren (natürliches Übel). Letzteres stellt ein großes Problem da, weil hier anscheinden niemand für verursachtes Übel und Leid nachhaltig verantwortlich gemacht und verurteilt werden kann: Es hat keinen Sinn die Natur zu verurteilen, da die Umsetzung eventueller Strafen unmöglich ist.

Während der Atheist keine Person für natürliches Übel und Leid verantwortlich machen kann und dies als Erkenntnislücke hinnimmt, ist die Natur für den Christen das Werk eines allmächtigen, allwissenden und allgütigen Gottes. Diese christliche Sicht aber führt geradewegs in einen logischen Widerspruch.

1.Gott ist allmächtig und allwissend, er kann Übel und Leid verhindern.
2.Gott ist allgütig, er will uns vor leidvollen Erfahrungen bewahren.
3.Es gibt Leid!

Das eröffnet folgende Frage:

Warum existiert Leid, wenn Gott es verhindern will und kann?

Für den Atheisten ist die Unlösbarkeit dieser Frage nur ein weiterer Beleg für die Nichtexistenz Gottes. „Treffend hat Georg Büchner daher im Hinblick auf das [..] Problem vom Fels des Atheismus gesprochen.“[1]

Der Gläubige jedoch nimmt diesen logischen Widerspruch entweder als solchen wahr, unterzieht sein bisheriges Gottesbild einer Prüfung oder er negiert das logische Problem. Trotz teilweiser Leugnung des logischen Problems stellt die Beschäftigung mit dieser Frage ein klassisches theologisches Problem dar, dessen Anklänge bereits im Buch Ijob gefunden werden. Seit dem wiederholten Aufgreifen der Frage 1710, durch den Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz in seinem Werk Essais de Théodicée sur la bonté de Dieu, la lieberté de l’homme et l’origine du mal, wird der gesamte Diskurs bis heute unter dem Begriff „Theodizee“ geführt. Um einen Überblick zu geben, welche Ansätze zur möglichen Lösung bereitstehen, folge ich der methodischen Aufbereitung Perry Schmidt-Leukels, welcher mit der Uminterpretation des Problems beginnt, mit der Aufhebung der Widersprüche durch Preisgabe einer Prämisse fortfährt und neben dem gläubigen Verzicht auf eine Lösung, die Lösung des Widerspruchs durch Einführung von Zusatzannahmen in Aussicht stellt.

2. Uminterpretation des Problems

Schmidt-Leukel führt an, dass Vertreter dieses Ansatzes das Theodizee-Problem nicht leugnen, aber eine theoretische Lösung für ungeeignet halten. Man sehe zwar ebenso eine theoretische Unlösbarkeit des Problems, aber die damit verbundene Leugnung Gottes führe nur von der praktischen Lösung des Problems weg. Es erscheint einleuchtend, dass die Verwerfung jeglicher religiöser Lösungsansätze nicht mit dem bloßen Scheitern eines einzigen theoretischen Ansatzes begründet werden kann. So müssen sich die Theodizee-Gegner auch den Vorwurf, seitens der Befürworter einer praktischen Lösung, gefallen lassen, die das Pochen auf die theoretische Lösung als Unfähigkeit, welche in Selbstherrlichkeit, Zynismus und Realitätsblindheit gründe, eine praktische Lösung anzugehen.

Für die religiöse Interpretation löblich ist, dass man das Problem von Übel und Leid tatkräftig angeht, aber dem Vorwurf der Inkompetenz zur praktischen Lösung, steht dennoch die Inkompetenz zur theoretischen Lösung gegenüber. Beginnen nicht alle Lösungen auf theoretischer Basis im im Kopf, aus dem Prozess des Nachdenkens heraus, und sollten nicht alle theoretischen Lösungen ihre Eignung praktisch nachweisen? Ein Ausspielen der theoretischen gegen die praktische Vernunft war sehr lange ein beliebtes Spiel zwischen Wissenschaftsdisziplinen, was in den letzten Jahrzehnten, besonders im Licht der „kommunikativen Vernunft“, als Winkeladvokaterei, gewertet wird.

Um die Behauptung zur überprüfen, dass „jede theoretische Lösung des Theodizee-Problems zwangsläufig zu einer kontraproduktiven Legitimation des Leids führe, [...schlägt Schmidt-Leukel vor dies...] am besten durch einen Nachweis des Gegenteils [zu] widerlegen.“[2]

3. Aufhebung des Widerspruchs durch Preisgabe einer Prämisse

Als Prämissen, die einen logischen Widerspruch erzeugen gelten nocheinmal:

(1) Gott ist allgmächtig.
(2) Gott ist gütig.
(3) Es gibt Leid.

Nacheinander soll jeweils eine Prämisse ceteris paribus aus dem logischen Zusammenhang herausgenommen werden, doch beim ersten Blick schon scheitert dieses Vorhaben an der Existenz von Leid. Niemand möchte ernsthaft bestreiten, dass Leid nicht real existierend ist und so bleiben nur die beiden Attribute der Allmacht und der Allgüte Gottes. Schmidt-Leukel weißt darauf hin, dass bei der Aufhebung eines der göttlichen Attribute ein Weg beschritten würde, der zu einer Modifikation der Gottesanschuung führen würde, also der Annahme, dass der Gott, wie wir in bisher zu kennen glaubten anderer Ausprägung sei.[3]

[...]


[1] Perry Schmidt-Leukel: Grundkurs Fundamentaltheologie. Eine Einführung in die Grundlagen des christl. Glaubens; München 1999, S. 112

[2] Perry Schmidt-Leukel: Grundkurs Fundamentaltheologie. Eine Einführung in die Grundlagen des christl. Glaubens; München 1999, S. 113

[3] Vgl. Perry Schmidt-Leukel: Grundkurs Fundamentaltheologie. Eine Einf. in die Grundlagen des christl. Glaubens; München 1999, S. 113

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Theodizee Widerlegung Gottes
Untertitel
Übel und Leid – eine Widerlegung Gottes?
Hochschule
Universität des Saarlandes  (Katholische Theologie)
Autor
Jahr
2008
Seiten
13
Katalognummer
V130852
ISBN (eBook)
9783640368945
ISBN (Buch)
9783640369331
Dateigröße
466 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Theodizee, Widerlegung, Gottes, Leid, Widerlegung, Gottes
Arbeit zitieren
Oliver Siegemund (Autor:in), 2008, Theodizee Widerlegung Gottes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130852

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