Konrad III. und der Zweite Kreuzzug


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

26 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Ausgangssituation

3. Der Zweite Kreuzzug

4. Gesamtwürdigung

5. Schluss

6. Quellen- und Literaturverzeichnis

1.) Einleitung

“A crusade was a holy war authorised by the pope, who proclaimed it in the name of God or Christ. It was believed to be Christ’s own enterprise, legitimized by his personal mandate. Proposed [...] as a defensive reaction to injury or aggression or as an attempt to recover Christian territories lost to the infidels, it answered to the needs of the whole church or of all Christendom [...]”[1]

Thema der nun folgenden Arbeit ist Konrad III. und der Zweite Kreuzzug. Inhaltlich werde ich mich mit den Ursachen, dem Verlauf und den Auswirkungen des Zweiten Kreuzzuges auseinandersetzen und anhand ausgewählter Quellen aufzeigen, in wie weit fortwährende politische sowie ökonomische Machtkämpfe unter dem Vorwand der Kirche und des Glaubens geführt wurden, die Welt des 12. Jahrhunderts infiltrierten und diese Zeit entscheidend prägten.

In der oben aufgeführten Quelle äußert sich der Historiker Riley-Smith über den Charakter eines Kreuzzuges ins Heilige Land. Darin spricht der Autor zwar in seinen Ausführungen von einem Krieg, meint jedoch vielmehr, dass ein Kreuzzug zu jener Zeit eher einer Pilgerfahrt ins Heilige Land glich. Man sah in ihm eine höhere Mission, als ein von Gott initiiertes und legitimiertes Unternehmen. Durch eine Pilgerfahrt ins Heilige Land wurden den Gläubigen eine Vergebung seiner Sünden in Aussicht gestellt. Auch standen die Pilger, ihre Familien sowie deren materieller Besitz während eines Kreuzzuges unter dem besonderen Schutz der Kirche.[2] Die Idee dieses bellum iustum ist auf den römischen Kaiser Augustus zurückzuführen. Dieser nennt vier Kriterien für einen gerechten Krieg: Kriegserklärung durch eine legitime Autorität (Papst), ein gerechtfertigter Kriegsgrund (Fall von Edessa; Bedrohung der Kreuzfahrerstaaten), das Fehlen einer Alternativlösung und eine angemessene Form der Kriegsführung.[3] Interessant ist auch die Tatsache, dass durch Berufung auf die Heilige Schrift überhaupt erst eine Gewaltanwendung in dieser Form gerechtfertigt wurde. Der feste Glaube daran, den Glaubensbrüdern der Ostkirche zur Hilfe zu kommen und somit das christliche Erbe zurückzuerobern, machte den Kreuzzug regelrecht zu einer religiösen Verpflichtung eines jeden aufrichtig gläubigen Christen.[4] In meinen weiteren Ausführungen werden wir jedoch sehen, dass nicht nur religiöse Motive zu einem Aufbruch ins Heilige Land beitrugen, sondern vielfach ökonomische Interessen im Vordergrund standen.

2.) Die Ausgangssituation

Um das Aufkommen eines erneuten Kreuzzuggedankens in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu verstehen und damit auch nachvollziehen zu können, ist es notwendig, die Ereignisgeschichte des Ersten Kreuzzuges kurz zu rekapitulieren. Betrachtet man die Begebenheiten und den Ausgang des ersten Kreuzzuges, so lässt sich feststellen, dass die angestrebten Zielsetzungen zu einem großen Teil in die Realität umgesetzt worden waren, obwohl im Verlauf, der Vorbereitung und der Durchführung einige gravierende Defizite und Fehlentscheidungen gemacht wurden. So ist beachtlich, betrachtet man die Zusammensetzung des Kreuzfahrerheeres. Dieses bestand zu einem nicht unerheblichen Teil aus vollkommen Unerfahrenen, aus Frauen, Kindern und nicht zu vergessen aus allerhand Gesindel, welches nach Osten ins Heilige Land zog. Erschwerend kam während des Kreuzzuges hinzu, dass seine Führer sich nicht auf eine gemeinsame Vorgehensweise einigen konnten, und somit Misstrauen zu einem ständigen Begleiter wurde. Dieses Misstrauen bezog sich erstaunlicherweise nicht nur auf die landeskundigen Führer, sondern gleichermaßen auch auf den verbündeten byzantinischen Kaiser Alexios. Andauernde brutale Beutezüge seitens der Kreuzfahrer begünstigten und nährten das schon bestehende Misstrauen und die Missgunst auf byzantinischer Seite. Dennoch waren die Kreuzfahrer letzten Endes erfolgreich und es gelang ihnen am 15.07.1099 Jerusalem einzunehmen. Im Vorfeld dieses Erfolges standen auch erfolgreich bestrittene Schlachten wie jene am 19.6.1097 bei Nicaea. Wenige Zeit später glückte die Eroberung von Antiochia und Edessa, welche somit der Gründung des ersten christlichen Kreuzfahrerstaates, der Grafschaft Edessa, den Weg ebnete. Mit der Besetzung Bethlehems im Jahre 1099 war den Kreuzfahrern der Weg nach Jerusalem frei geworden. Dort wandelte sich jedoch nach dessen Einnahme der ursprünglich religiös motivierte Befreiungscharakter des Ersten Kreuzzuges in ein Blutbad unvorstellbaren Ausmaßes. Im Anschluss dieser Eroberungen gründeten die Führer des Kreuzzuges allmählich christliche Fürstentümer.

All jene muslimischen Stämme, welche das Aufgebot der europäischen Befreier unterschätzt hatten, fanden nach einer Zeit zu ihrer Geschlossenheit zurück und formierten sich neu. Von diesem Zeitpunkt an war das Leben an der Levante geprägt von Übergriffen muslimischer Stämme. Diese massiven Attacken gegen die Kreuzfahrerstaaten im Heiligen Land führten letztlich zum Aufkommen eines erneuten Kreuzzuggedankens in Europa und innerhalb der Kreuzfahrerstaaten, welche sich in ihrer Existenz bedroht sahen.[5]

Der mangelnde Zusammenhalt und das sich teilweise als offene Feindschaft äußernde Misstrauen, welches die westlichen Fürsten Byzanz entgegenbrachten, kann als eine entscheidende Schwächung gegenüber den anstürmenden muslimischen Stämmen angesehen werden. So gelingt es Ilgazi von Mardin 1119 die Muslime zu einer geschlossenen Offensive zu führen, welche ihm einen bedeutenden Sieg gegen Roger von Antiochia ermöglichte. Den entscheidenden Schlag gegen die Kreuzfahrerstaaten führte Imad al-Din Sengi von Mosul und Aleppo aus, der fortwährend den heiligen Krieg gepredigt hatte, indem er 1144 die Grafschaft Edessa einnahm.[6] Er hatte dabei relativ leichtes Spiel, da die Stadt schlecht verteidigt wurde. Insgesamt waren die Kreuzfahrerstaaten militärisch geschwächt, da der Zustrom an Kreuzfahrern aus Europa mehr und mehr nachgelassen hatte.[7] Gleichermaßen war auch keine auswärtige Unterstützung zu erwarten, da der byzantinische Kaiser Johannes überraschend verstorben war und Melisende von Jerusalem nach dem Tod ihres Mannes noch nicht in der Lage war, militärisch in Edessa zu intervenieren.[8]

3.) Der Zweite Kreuzzug

Die Nachricht über den Fall Edessas wurde im Herbst 1145 durch eine Gesandtschaft im Auftrag Fürst Raimunds von Antiochia übermittelt. Daraufhin erließ Papst Eugen III. am 1. Dezember 1145 in Vetralla die erste Kreuzzugsbulle überhaupt, die so genannte Bulle Quantum praedecessores. Inhaltlich forderte darin der Papst, in Anlehnung an die Tradition des Zweiten Kreuzzuges, den französischen König Ludwig VII. auf das Kreuz zu nehmen.[9] In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass der Papst dem Wortlaut nach nie explizit von einer Rückeroberung Edessas gesprochen hat. Vielmehr sollte durch den bevorstehenden Kreuzzug den ungläubigen Muslimen lediglich Einhalt geboten werden.[10] Aber diese Bitte kam Ludwig VII. sehr entgegen, da er selbst mit einer Pilgerfahrt nach Jerusalem schon seit längerem sympathisierte.[11] Nach eingehenden Verhandlungen übertrug man einvernehmlich die Predigt für den Kreuzzug Bernhard von Clairvaux.[12] Die Hinwendung dieser geistlichen und weltlichen Oberhäupter in einer Angelegenheit von solcher Tragweite zeigt ganz deutlich, dass es sich bei dem Abt des Klosters von Clairvaux um eine außergewöhnliche Person gehandelt haben muss. In der Tat war Bernhard von Clairvaux aufgrund seiner theologischen Ausrichtung, seiner Predigten, die durch seine ausgeprägte Eloquenz eine große Wirkung entfalteten, seiner Art und Weise das Kloster von Clairvaux und dessen Tochterklöster zu führen und nicht zuletzt aufgrund seines tadellosen und vorbildlichen Lebenswandels eine in geistlichen ebenso wie in säkularen Kreisen hochgeschätzte Persönlichkeit.[13]

Eine zusammenfassende Charakterisierung liefert uns Arnal von Bonneval, welcher einer der Biographen gewesen war, der in seinen Ausführungen besonders die Bescheidenheit des Abtes in den Vordergrund stellte:

Plurima autem in eum probabilia et laude digna concurrunt. Alii namque doctrinam, alii mores […] mirantur […]. Ego quidem congruum his omnibus honorem defero: sed prae omnibus, quantum in me est, hoc sublimius duco, hoc propensius praedico, quod cum esset vas electionis, et nomen Christi coram gentibus et regibus ferret intrepidus cum obedirent ei principes mundi, et ad nutum ejus in omni natione starent episcopi; cum ipsa Romana Ecclesia singulari privilegio ejus veneraretur consilia, et quasi generali legatione concessa subjecisset ei gentes et regna; [...] nunquam excessit, nunquam supra sein mirabilibus ambulavit: sed de se semper humiliter sentiens venerabilium operum non se auctorem credidit, sed ministrum; et cum esset omnium judicio summus, suo sibi judicio constitit infimus. Soli Deo quidquid fecit ascripsit: […]”[14]

Wie der Verlauf des Zweiten Kreuzzugs zeigen wird, war Bernhards Forderung nach einer sorgfältigen Planung durchaus berechtigt, da sich schon zu Beginn des Unternehmens organisatorische Mängel offenbarten, an welchen alle Beteiligten ihren Anteil hatten. So gingen beispielsweise viele norddeutsche Fürsten unter der Leitung Heinrichs des Löwen und Albrecht des Bären ihrerseits zu einem eigenen Kreuzzug gegen die heidnischen Slawen im so genannten Wendenkreuzzug östlich der Elbe.[15] Diese nun abwesenden Truppenkontingente fehlten demnach bei der Planung und Durchführung der angestrebten Vorhaben an der Levante. Gleichermaßen als Schwächung kann das Vorgehen Alfons VII. von Kastilien gegen das muslimische Spanien angesehen werden, welches nicht nur von Bernhard, sondern ebenso vom Papst Eugen III. gutgeheißen wurde.[16]

Nachdem Bernhard im Anschluss an die Versammlung von Vézelay in Burgund, Lothringen und Flandern den Kreuzzug mit vollem Engagement gepredigt hatte, reiste er auf Bitten des Mainzer Erzbischofs nach Deutschland, da es aufgrund des Predigers Radulf, eines Zisterziensermönchs, zu erheblichen Ausschreitungen und Pogromen gegen Juden in Nordfrankreich und im Rheinland kam, welche unbedingt unterbunden werden sollten.[17] Mit großem Erfolg, vor allem bei den niederen Bevölkerungsschichten, rief Bernhard nun auch in Deutschland zum Kreuzzug auf.[18] Aber aus seiner Sicht musste vor allem der deutsche König Konrad III., welcher sich bisher, aufgrund seiner noch nicht völlig gefestigten Stellung im eigenen Reich, zurückgehalten hatte, zur Kreuznahme bewegt werden.[19] Erst mit tatkräftiger Unterstützung durch Konrad III. versprach er sich eine gesamtdeutsche Kreuzzugsbewegung in seinem Sinne und damit das Ende der Ausschreitungen gegen Juden.

[...]


[1] Riley-Smith (1981), S.1.

[2] Riley-Smith (1981), S.1.

[3] Jaspert (2003), S.13.

[4] Waas (1956), S.272.

[5] Mayer (2005), S.53-81.

[6] Waas (1956), S.166.

[7] Wendelborn (1993), S.195.

[8] Runicmann (1968), S.551.

[9] Berry (1969), S.466.

[10] Otto von Freising, Gesta Friderici, 1, S.37.

[11] Odo von Deuil, De profectione Ludovici VII, 1, S.6-8 und S.36.

[12] Berry (1969), S.468; Odo von Deuil, De profectione Ludovici VII, 1, S.8.

[13] Pfeiffer (1934), S.276.

[14] Sinz (1962), Vita Prima, Buch 2, Kapitel 4.

[15] Hoch (1993), S.111.

[16] Otto von Freising, Gesta Friderici, 1, S.41-43 und S.46.

[17] Otto von Freising, Gesta Friderici, 1, S.39-41; Odo von Deuil, De profectione Ludovici VII, 1, S.10.

[18] Klugler (1866), S.44-56.

[19] Runicmann (1968), S.558f.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Konrad III. und der Zweite Kreuzzug
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Note
1,5
Autor
Jahr
2008
Seiten
26
Katalognummer
V130639
ISBN (eBook)
9783640393961
ISBN (Buch)
9783640394272
Dateigröße
544 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kreuzzüge, Konrad III.
Arbeit zitieren
Florian Fromm (Autor:in), 2008, Konrad III. und der Zweite Kreuzzug, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130639

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