Kulturelle Vielfalt als Auftrag der Auswärtigen Kulturpolitik

Die UNESCO-Konvention. Ein Konzept?


Dossier / Travail, 2008

13 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Kulturelle Vielfalt: Herausforderung unserer Zeit?

Das UNESCO-Übereinkommen zur Kulturellen Vielfalt

Der scheinbare Widerspruch von Einhalt und Vielfalt

Wiedervorlage: Nationalkultur

Deutsche Kulturpolitik im Zeichen der UNESCO-Konvention

Kultur wahren vs. Kulturwaren

Umsetzung der UNESCO-Konvention: Ein Ausblick

Kulturelle Vielfalt: Herausforderung unserer Zeit?

Im Kontext von Dialog und Globalisierung gehört kulturelle Vielfalt in den meisten zeitgenössischen Gesellschaften zu den heiß diskutierten Themen. Beinahe scheint es, als hätte sich dieser Begriff in den letzten Jahren zu einem Schlagwort entwickelt, das bei jeder Gelegenheit auf den Tisch gebracht wird. Angefangen bei lokalen Kunstveranstaltungen geht es weiter über Aktionen wie die Kampagne

„Vielfalt als Chance“ der Bundesbeauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration, Frau Prof. Dr. Maria Böhmer, die mit Mitteln der Europäischen Union finanziert wird[1].

Neu ist diese Vielfalt als Folge oder Begleiterscheinung massiver Migrationsbewegungen jedoch nicht[2].

„ Neu war sie nie, seit Menschen Handel treiben, Imperien entstehen und verfallen, Landesgrenzen neu gezogen werden, ärmere Gesellschaften am Wohlstand von reicheren teilnehmen wollen“[3], meint Dr. Kathinka Dittrich van Weringh, Vorsitzende des Kuratoriums der Europäischen Kulturstiftung[4].

Der Prozess der heutigen Globalisierung bringt aber dennoch womöglich radikalere Neuerungen mit sich. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem damit einhergehenden Ende des kalten Krieges entwickeln sich weltweit zunehmend mehrpolige Gesellschaftsstrukturen. Gleichzeitig verstärken sich die Abhängigkeiten zwischen den unterschiedlichen Staaten.

Dieweil sich Lebensstile und Konsummuster im Zuge der Globalisierung mehr und mehr angleichen, erstarkt das Bedürfnis nach nationaler kultureller Selbstbestimmung und Betonung der eigenen kulturellen Identität.

Dieser Kontrast bietet einerseits Chancen, ist aber auch Anlass zu Verunsicherung und Angst.

In einer Zeit des Wechsels und der Beschleunigung schaffen Grenzverschiebungen bzw. Grenzüberwindungen das Gefühl Teil einer oftmals radikalen Veränderung zu sein, in der sich gewachsene Wertvorstellungen und soziale Gefüge auflösen.

Das UNESCO-Übereinkommen zur Kulturellen Vielfalt

Als global agierende, zwischenstaatliche Organisation ist die UNESCO für die sozialen und kulturellen Konflikte, die als Folge dieser Entwicklung auftreten, multilaterales Forum[5].

„Die Globalisierungsprozesse ermöglichen mit Hilfe von Kommunikation und Information zwar einen ungeahnten Zuwachs an Austausch zwischen den Kulturen, sind zugleich jedoch eine potentielle Bedrohung für kulturelle Vielfalt und tragen das Risiko der Verarmung künstlerischer Ausdrucksweisen in sich.“ [6],

so die Referentin der Deutschen UNESCO-Kommission Christine M. Merkel.

Die Mehrheit der Mitgliedstaaten der UNESCO sah die Gefahr einer fortschreitenden Reduzierung der Vielfalt der kulturellen Ausdrucksform als so problematisch an, dass in Rekordzeit ein Übereinkommen zum Schutz und zur Förderung der kulturellen Ausdrucksform ausgearbeitet und verabschiedet wurde.[7]

Die am 18. März 2007 in Kraft getretene UNESCO-Konvention ist das erste völkerrechtliche Abkommen im Bereich der internationalen Kulturpolitik.[8]

Unter Artikel 4 – Begriffsbestimmungen definiert sie kulturelle Vielfalt, wie folgt:

„Kulturelle Vielfalt bezieht sich auf die mannigfaltige Weise, in der die Kulturen con Gruppen und Gesellschaften zum Ausdruck kommen. Diese Ausdrucksform werden innerhalb von Gruppen und Gesellschaften sowie zwischen ihnen weitergegeben.

Die kulturelle Vielfalt zeigt sich nicht nur in der unterschiedlichen Weise, in der das Kulturerbe der Menschheit durch eine Vielzahl kultureller Ausdrucksform zum Ausdruck gebracht, bereichert und weitergegeben wird, sondern auch in den vielfältigen Arten des künstlerischen Schaffens, der Herstellung, der Verbreitung, des Vertriebs und des Genusses von kulturellen Ausdrucksform, unabhängig davon, welche Mittel und Technologien verwendet werden.“[9]

Der scheinbare Widerspruch von Einhalt und Vielfalt

Doch kulturelle Vielfalt bedeutet nicht nur ein bloßes Nebeneinander oder gar Abgrenzen.

Die Schwierigkeit besteht vielmehr darin, ob in oder mit eben diesen vielfältigen unterschiedlichen nationalen, regionalen und kulturellen Identitäten etwa eine gemeinsame Europäische Identität gefunden werden kann. Dass gerade das Bewusstsein der eigenen Identität Voraussetzung ist, kulturelle Vielfalt zu ermöglichen, sie in ihren Ausprägungen zu achten und zu respektieren, scheint auf dem Weg hin zu der viel beschworenen europäischen Einheit als nahezu paradox.

Nicht nur vor dem aktuellen Hintergrund religiösen Fundamentalismus', sondern auch in Hinblick auf die Geschichte Europas, insbesondere im Zeitalter ihrer nationalstaatlichen Verfassungen, werden Begriffe wie „nationale Identität“ oder gar „Nationalkultur“ allzu oft als im besten Sinne überholt empfunden.

Identitätsbildung aber besteht in einem dauernden Prozess der Auseinandersetzung mit anderen, in dem wir, um sozial leben zu können, uns von anderen unterscheiden müssen.

Das Feststellen von Unterschieden allein macht noch keine Identität, vielmehr geht es darum[10], „dass die Art und Weise, wie die anderen auf diese Unterscheidung reagieren und sich auf uns beziehen, wenn es ihnen um sich selbst geht, für unser Selbstverhältnis, für das, was wir sind, ganz wesentlich ist.“[11].

Nicht ohne Grund verwies auch der Generalsekretär des

Goethe-Instituts während seines Gastvortrages an der Universität Hildesheim am 29.04.2008 darauf, wie wichtig es für die auswärtige Kulturpolitik sei, das Bewusstsein der eigenen Identität zu stärken.

Zu dem übergeordneten Thema, „Kulturelle Vielfalt als Auftrag der Auswärtigen Kulturpolitik?“ äußerte Knopp sich über Fragen zu Nationalkultur innerhalb der globalen kulturellen Veränderungen unserer Zeit.

[...]


[1] Böhmer, Prof. Dr. Maria: Vielfalt als Chance, Online-Publikation der Bundesbeauftragen für Migration, Flüchtlinge und Integration, http://www.vielfalt-als-chance.de/index.php?id=2, Stand August 2008.

[2] Vgl. Dittrich van Weringh, Kathinka: Die Globalisierung, kulturelle Vielfalt und ich, S.1, Online-Publikation der Online-Akadamie der Friedrich-Ebert-Stiftung, http://library.fes.de/pdf-files/akademie/online/50349.pdf, Stand August 2008.

[3] Ebd.

[4] Kulturpolitische Gesellschaft e.V. (Hrsg): Referentenliste, Dr. Kathinka Dittrich van Weringh, Online-Publikation Kultur.macht.Europa, http://www.kultur-macht-europa.de/62.html, Stand September 2008.

[5] Vgl. Bernecker, Roland: Die UNSECO und die Deutsche UNESCO-Kommission, S.165-166, in: Institut für Kulturpolitik der kulturpolitischen Gesellschaft e.V., Bonn (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2007, Klartext Verlag, Essen 2006.

[6] Merkel, Christine M.: Das UNESCO-Übereinkommen zur Kulturellen Vielfalt, Online-Publikation Universität Hildesheim, http://www.uni-hildesheim.de/learnweb/file.php/1661/B2_3_Merkel.pdf, S. 12, Stand August 2008.

[7] Vgl. Bernecker, Roland: Die UNSECO und die Deutsche UNESCO-Kommission, S. 169.

[8] Vgl. Merkel, Christine M.: Das UNESCO-Übereinkommen zur Kulturellen Vielfalt, Online-Publikation Universität Hildesheim, http://www.uni-hildesheim.de/learnweb/file.php/1661/B2_3_Merkel.pdf, S. 4, Stand August 2008.

[9] Deutsche UNESCO-Kommission / Christine M. Merkel (Hrsg.): Übereinkommen über Schutz und Forderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen: Magna Charta der Internationalen Kulturpolitik, S. 20, Bonn 2006.

[10] Rüsen, Jörn: Europäische Identitätsbildung durch Kultur?, S. 34, in: Institut für Kulturpolitik der kulturpolitischen Gesellschaft e.V., Bonn (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2007, Klartext Verlag, Essen 2006.

[11] Ebd.

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Kulturelle Vielfalt als Auftrag der Auswärtigen Kulturpolitik
Sous-titre
Die UNESCO-Konvention. Ein Konzept?
Université
University of Hildesheim  (Kulturpolitik/Kulturmanagement)
Note
1,7
Auteur
Année
2008
Pages
13
N° de catalogue
V130423
ISBN (ebook)
9783640374083
ISBN (Livre)
9783640373833
Taille d'un fichier
419 KB
Langue
allemand
Mots clés
Kulturelle, Vielfalt, Auftrag, Auswärtigen, Kulturpolitik, UNESCO-Konvention, Konzept
Citation du texte
Caroline Schließmann (Auteur), 2008, Kulturelle Vielfalt als Auftrag der Auswärtigen Kulturpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130423

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