Kleinkinderziehung und Pädagogik des Spiels im Vergleich

Friedrich Wilhelm August Fröbel und Maria Montessori


Hausarbeit, 2004

21 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Gliederung

1 Einleitung

2 Grundlagen der Erziehung
2.1 Ausgangspunkte von Erziehung
2.2 Anforderungen an Erziehung
2.3 Ziele der Erziehung

3 Anthropologie
3.1 Menschenbilder
3.2 Das Menschenbild vom Kind

4 Kleinkinderziehung
4.1 Wie lernen die Kleinsten?
4.2 Die sensiblen Perioden
4.3 Kernpunkte der Pädagogik

5 Die Pädagogik des Spiels
5.1 Die Bedeutung des Spielens
5.2 Das Spielmaterial

6 Zusammenfassung

7 Quellenverzeichnis

1 Einleitung

Friedrich Wilhelm August Fröbel und Maria Montessori waren zwei der bekanntesten Pädagogen, besonders im Bezug auf die Erziehung kleiner Kinder und auf die Entwicklung von Kindergärten und Frühförderung von Kindern. Beide Pädagogen entwickelten ein weit ausgebautes und sehr komplexes System von Theorien über Kindererziehung und beide erprobten und belegten diese Theorien im praktischen Umgang, also in der Arbeit mit Kindern. Aufgrund dieser und vieler weiterer Parallelen, werden Fröbel und Montessori oft miteinander verglichen und zum Teil sogar gleichgesetzt. Besonders in Hinblick auf die Erziehungspraxis in ihren Kindergärten/Kinderhäusern, lässt sich eine verblüffende Ähnlichkeit in den Methoden nicht übersehen. Auch die Entwicklung und Nutzung von Spielgaben/Spielmaterial von beiden Pädagogen, unterstützt diese Gleichsetzung. Ich möchte in dieser Arbeit einen weiteren Vergleich der beiden Pädagogen wagen. Dabei werde ich allerdings versuchen, mich nicht nur auf die äußeren und offensichtlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu konzentrieren, sondern ich will vor allem die theoretischen Überlegungen, die hinter der Erziehungspraxis stehen in die vergleichende Analyse mit einbeziehen.

Da der Umfang einer solchen Arbeit natürlich nicht annährend ausreichend wäre, um alle einzelnen Aspekte in den pädagogischen Theorien und der Erziehungspraxis der beiden Pädagogen zu beleuchten, möchte ich mich auf einige ausgewählte Punkte beschränken, die mir während des Durcharbeitens der Literatur beider Autoren als entscheidend oder besonders markant erschienen. Dies werden zunächst die grundlegenden Überlegungen beider Pädagogen für die Erziehung sein. Danach folgen die jeweiligen Menschenbilder, welche ich für ausschlaggebend halte, denn nur mit diesem Vorwissen, ist eine vollständige Untersuchung der folgenden Punkte möglich.

Den Schwerpunkt meiner Arbeit werde ich auf die beiden Felder der Kleinkinderziehung und der Spielpädagogik von Montessori und Fröbel legen. Ich halte diese Doppelansicht für sinnvoll, da in beiden Feldern sehr viele Verbindungen zu dem jeweils anderen vorzufinden sind. Es ergeben sich in der Analyse so viele Überschneidungen, dass ich es nicht für ausreichend hielt, mich auf eines der beiden Felder festzulegen und das andere außen vor zu lassen, denn es würde sich dadurch wahrscheinlich vieles dem Verständnis entziehen.

Auch in den beiden Schwerpunktfeldern muss es natürlich Grenzen in der Analyse geben, da sie beide zu umfangreich sind, um sie bis in alle Ecken zu beleuchten. Ich werde mich auf das konzentrieren, was ich für bedeutsam halte, um das Prinzip und System, welches die Pädagogen verwirklichen wollen verständlich und nachvollziehbar zu machen.

2 Grundlagen der Erziehung

2.1 Ausgangspunkte von Erziehung

Im Fröbel’schen Verständnis gründet sich jede wirkliche Erziehung zunächst auf Religion. Für ihn ist nur eine Erziehung, die sich in der Religion begründet sieht, eine wirkende, erzeugende und schaffende, gleichsam eine produktive Erziehung. Unter Religion versteht Fröbel das Wechselverhältnis von Gott und Mensch, wobei er Gott als den Grund und die Einheit aller Dinge und den Menschen als Geschöpf Gottes definiert (vgl. Fröbel 1965, S.5).

Für Montessori ist der Ausgangspunkt für Erziehung weniger die Religion, sondern sie wünscht sich eine Erziehung, die vom Kind ausgeht. Die Kenntnis über das menschliche Leben sollte der Ausgangspunkt für eine Erziehung sein, „die das Leben als Zentrum betrachtet“ (Montessori 1994, S.42). Nach ihrer Anthropologie beginnt „die Größe der menschlichen Personalität [...] mit der Geburt des Menschen.“ (ebd., S.33). Daher muss nach ihrer Ansicht die Erziehung auch mit der Geburt beginnen und dies beinhaltet, dass man nicht von einer Erziehung im herkömmlichen Sinne sprechen kann. Statt dessen fordert sie eine „Erziehung als Hilfe zur Entwicklung der angeborenen psychischen Kräfte des menschlichen Individuums“ (ebd., S.34).

2.2 Anforderungen an Erziehung

Fröbels erster und oberster Hauptsatz der Menschenerziehung ist die Forderung nach der Erfassung und Behandlung der Kinder und Menschen in allseitigen Lebenszusammenhängen. Sein zweiter Hauptsatz besagt, dass alles, was im Ganzen der Menschheit ist, auch in ihrem kleinsten Teil, dem Kind, enthalten ist (vgl. Fröbel 1965, S. 89). Aus diesen beiden Hauptforderungen leitet er eine tiefe Verantwortung eines jeden einzelnen Menschen für das beständige Voranschreiten der Menschheit ab (vgl. Fröbel 1982, Band 1, S. 24).

Eine ähnlich starke Verantwortung schreibt auch Montessori der Erziehung zu. Für sie ergibt sich aber die entscheidende Forderung für wirkliche Erziehung aus der Grundhaltung dem Kind gegenüber. Ihrer Meinung nach muss sich jede Erziehung zur Hauptaufgabe setzen, die verborgenen schöpferischen Kräfte im Menschen zu wecken, zu aktivieren und zu motivieren. Dadurch soll der Mensch zur Harmonie und Normalität gelangen, worin sie die Lösung aller Menschheitsprobleme sieht (vgl. Montessori 1994, S.15).

2.3 Ziele der Erziehung

Für Fröbel ist das eigentliche Ziel von Erziehung und damit zugleich die Bestimmung aller Dinge, ihr göttliches Wesen an sich entwickelnd darzustellen (vgl. Fröbel 1982, Band 2, S. 15). Gottes Geist wird gleichzeitig in der Einheit und Mannigfaltigkeit aller Dinge sichtbar, da die Einheit das Gemeinsame aller Mannigfaltigkeiten ist. Jedes Ding soll also gleichsam seine höchstmögliche Mannigfaltigkeit und somit auch seine höchstmögliche Einheit entwickeln (vgl. Fröbel 1965, S. 6). Dies formuliert er zusammenfassend als das absolut, unbegrenzt Allseitige, „das Sphärische“ (ebd.). Diese sphärische Natur des Wesens muss sich in seiner Einheit, Einzelheit und Mannigfaltigkeit darstellen (vgl. ebd.).

Montessoris Ziel für die Entwicklung der Erziehung geht in eine andere Richtung. Sie nimmt, im Gegensatz zu Fröbel, die Erziehung aus der Begrenztheit auf den einzelnen Zögling und seiner individuellen Entwicklung heraus, um sie in ein größeres gesellschaftliches System hineinzusetzen und so zu erweitern. Sie will eine Erziehung von Neugeborenen, die als Beobachtung angelegt ist, um somit die Voraussetzungen, die Gesetze oder Bedingungen des Lebens zu beobachten und zu verstehen. Durch die Erkenntnis dieser „Gesetze des Lebens“ (Montessori 1994, S.42) erhofft sie sich einen neuen Stellenwert der Erziehung in der Gesellschaft. Sie will der Gesellschaft die Notwendigkeit einer „Pflichterziehung“ (ebd., S.43) aufzeigen. Ihr Ziel ist es, dass so die Erziehung Einfluss auf die Gesellschaft erwirbt. Die Gesellschaft soll gezwungen sein, die fehlenden Mittel für die Erziehung in den Familien zu kompensieren und soll helfen, die Kinder aufzuziehen. „So muss der Staat für die Kinder sorgen.“ (ebd.)

3 Anthropologie

3.1 Menschenbilder

Auch das Menschenbild, welches Fröbel entwirft, ist stark an seinen religiösen Vorstellungen orientiert. Der Mensch ist Gottes Geschöpf und der menschliche Geist ein göttliches Wesen (vgl. Fröbel 1965, S.5). Nach Gottes Plan ist die Bestimmung eines jeden Menschen, seine sphärische Natur auszubilden, da das sphärische Gesetz das Grundgesetz aller Menschenbildung ist. Diese Menschenbildung muss also ebenso sphärisch und damit allseitig sein, indem sie gleichzeitig die höchstmögliche Mannigfaltigkeit und somit auch die höchstmögliche Einheit in jedem Wesen entwickeln und darstellen will (vgl. ebd., S.6). Um diese Einheit zu erreichen, hat der Mensch von Kindheit an drei Grundtätigkeiten, die er ausüben muss: das Darstellen seines Inneren Wesens, das Aufnehmen der äußeren Welt und das Vergleichen, um somit die innere und die äußere Welt in Einheit zu bringen (vgl. Fröbel 1982, Band 3, S.22.).

Montessori entwirft kein so ausgearbeitetes Menschenbild. Sie konzentriert sich in ihren Arbeiten mehr auf die Kinder und schenkt den Erwachsenen nur wenig Aufmerksamkeit. Im Gegensatz zu Fröbel geht es ihr nicht um eine allgemeine Menschenerziehung, sondern es geht ihr um Kindererziehung. Ihre Anthropologie entwickelt sie nur bis zur abgeschlossenen Stufe der Kindheit. In dieser Zeit werden die grundlegenden Voraussetzungen für die gesamte weitere Entwicklung der Menschen im Voraus bestimmt.

3.2 Das Menschenbild vom Kind

Fröbel geht prinzipiell davon aus, dass jedes Kind von Natur aus erzogen und gebildet werden will. Dies ist für ihn zum Beispiel an der Freude des Kindes zu erkennen, wenn es in die Schule kommt (vgl. Fröbel 1965, S.56). Das Kind an sich sieht er als Glied der Natur an. Es versucht die Ganzheit seines Lebens zu erfassen, indem es zuerst Einzelheiten aus der „schwimmenden Einheit“ (ebd., S.57) heraussortiert, die es zu Anfang seines Lebens wahrnimmt. Dann werden verschiedene Eigenschaften erkannt, die zu den entsprechenden Dingen gehören. Und im Anschluss daran werden die Verhältnisse erkannt, in denen alle Einzelheiten und ihre Eigenschaften stehen. In diesen drei Schritten, versucht das Kind, sich seine äußere Umgebung zu eigen zu machen (vgl. ebd., S.57).

Eine zweite Tätigkeit ist die Darstellung der inneren Welt des Kindes. Alles, was der menschliche Geist wahrnimmt, will er auch immer gleich darstellen. Das erste und einfachste Darstellungsmittel ist die Sprache. Schon ganz kleine Kinder versuchen, das, was sie sehen zu benennen, um es somit darzustellen (vgl. Fröbel 1965, S.59).

Ganz ähnlich sieht auch Montessori die erste Tätigkeit des Kindes, wenn sie von dem „absorbierende[n] Geist“ (Montessori 1972, S.23) spricht. Sie führt an dieser Stelle das Beispiel von Bewegungen ein, die das Kind lernt. Diese sind nicht zufällig. Wenn das Kind seine ersten Bewegungen macht, dann hat der Geist sich seine Umgebung schon absorbierend zu eigen gemacht. Dies wird für sie am deutlichsten in der Beobachtung des Spielens kleiner Kinder. Sie untersuchen Dinge mit ihren Händen, die der Geist schon vorher absorbiert hat, um sie somit in Form und Eigenschaften zu überprüfen (vgl. ebd., S.24).

Die Voraussetzungen für die individuelle Entwicklung des Kindes sind nach Fröbel die angeborenen Anlagen und Kräfte, die im Kind schlummern. Er vergleicht das Kind mit einem Samenkorn, in dem alle zukünftigen Fähigkeiten des Kindes bereits verborgen liegen. An dieser Stelle setzt die Aufgabe der Erziehung ein. Sie soll den „Tätigkeitstrieb“ (Fröbel 1982, Band 1, S.25) des Kindes anregen, damit sich das Kind entwickelt und alle verborgenen Anlagen und Kräfte entfalten kann (vgl. ebd.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Kleinkinderziehung und Pädagogik des Spiels im Vergleich
Untertitel
Friedrich Wilhelm August Fröbel und Maria Montessori
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Note
2
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V130386
ISBN (eBook)
9783640362646
ISBN (Buch)
9783640362448
Dateigröße
448 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Jahreshausarbeit
Schlagworte
Kleinkinderziehung, Spieltheorie, Maria Montessori, Fröbel
Arbeit zitieren
Diplom Pädagogin Mirjam Günther (Autor:in), 2004, Kleinkinderziehung und Pädagogik des Spiels im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130386

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