Thomas Mann und Herrmann Hesse

Im Geistigen gibt es keine unglückliche Liebe


Seminararbeit, 2008

14 Seiten, Note: 1.3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Thomas Mann – Kindheit und Jugend

Herrmann Hesse – Kindheit und Jugend

Ein ungleiches Paar

Kontakte, Krisen, Kriege

Ein Neuanfang

Vertrautheit und beginnende Freundschaft

In schweren Stunden

Keine unglückliche Liebe

Neue Wege

Amerika und der Krieg

Und endlich: Das Glasperlenspiel

Nocheinmal Politik

Der Krieg ist zu Ende

Die letzten Jahre

Literaturangaben:

Herrmann Hesse zählt seit Jahren zu meinen Lieblingsautoren. Ich habe die meisten seiner Bücher gelesen. Manche ein zweites oder sogar ein drittes Mal. Dabei faszinierte mich immer wieder das Gleichgewicht zwischen Stil und Inhalt, die verkünstelte Tiefgründigkeit, die nicht nur Teil seiner Werke, sondern auch immer ein Teil seiner selbst, war. Als ich durch mein Studium auf Thomas Mann aufmerksam wurde und ‚Die Buddenbrocks’ las, war ich zu Anfang enttäuscht. Die Dinge, die mich an Hesse faszinierten, schien Mann von vornherein abzulehnen. Seine Art zu schreiben und zu Leben war vollkommen anders. Um Thomas Mann und sein Werk besser verstehen und schätzen zu können, suchte ich nach einer Biographie. Ich blätterte die Seiten eines Buchversandes durch und war erstaunt, als ich auf den ‚Briefwechsel zwischen Herrmann Hesse und Thomas Mann’ stieß. Dass sich die beiden höchstwahrscheinlich gekannt hatten, war mir klar gewesen. Doch standen sie sich vielleicht sogar nahe? Ich recherchierte, analysierte und versuchte mir ein Bild vom Verhältnis der Schriftsteller zu machen. Dieses Bild war am Ende so umfassend, dass ich es im Folgenden nicht gänzlich wiedergeben kann. Sowohl auf Grund von thematischen Zwängen, als auch wegen meiner Passion für die Geschichte des Dritten Reichs, habe ich mich dazu entschlossen einen besonderen Blick auf die ‚Exiljahre’ 1933 bis 1945 zu werfen.

Thomas Mann – Kindheit und Jugend

Thomas Mann, wird als Sohn einer wohlhabenden Lübecker Kaufmannsfamilie geboren. Die Schulzeit bringt er zum Missfallen seines Vaters eher schlecht als recht hinter sich. Nachdem er erfolglos versucht hat eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann zu beginnen, schreibt er sich 1894 als Gasthörer an der Universität von München ein. Als freier Schriftsteller veröffentlicht er neben dem Teilzeitstudium mehrere kleinere Novellen. 1898 gelingt ihm mit ‚Der kleine Friedmann’ die erste Buchveröffentlichung. Zwei Jahre zuvor hat der junge Autor mit der Niederschrift seines Romans ‚Die Buddenbrocks’ begonnen. Das Buch wird 1901 veröffentlicht. Es ist „[e]in Werk (…) von höchster psychologischer und sprachlicher Meisterschaft“[1], urteilt Herrmann Hesse. Kritiker und Leser stimmen zu. ‚Die Buddenbrocks’ wird zum Bestseller. Thomas Mann steht mit 25 Jahren am Anfang einer vielversprechenden Karriere.

Herrmann Hesse – Kindheit und Jugend

Herrmann Hesse wächst in den bescheidenen Verhältnissen einer religiösen Familie auf. Die fundamentalchristlichen Moralvorstellungen seiner Eltern üben großen Druck auf ihn aus. Im Alter von 15 Jahren unternimmt er einen Selbstmordversuch. Hesse verbringt deshalb mehrere Monate in einer Nervenklinik. 1895 beginnt er eine Ausbildung zum Buchhändler. Parallel dazu greift er zu Stift und Papier. Sein erstes Buch, ‚Romantische Lieder’, erscheint 1898. Ein Jahr später folgt der Roman ‚Schweinigel’. Beide Werke werden vom Publikum positiv aufgenommen, verhelfen ihm aber nicht zum erhofften Durchbruch. Notgedrungen muss Hesse nach Ende seiner Lehre bei der „Allgemeinen Schweizer Zeitung’ anfangen. Erst durch ‚Peter Camenzind’, gelingt es ihm 1904 die Gunst eines größeren Publikums zu erobern.

Ein ungleiches Paar

Herrmann Hesse erkennte recht früh: Er und Thomas Mann sind „einander nicht sehr ähnlich.“[2] Sowohl persönlich als auch literarisch liegen zwischen den beiden Schriftstellern Welten. Thomas Mann ist einen gutbürgerlichen Lebensstil gewöhnt. Obwohl er durchaus über Rücklagen verfügt, schreibt er immer mit Blick auf das Publikum. Die Werke, die neben seinem Teilzeitstudium entstehen, sollen sich auch verkaufen. Hermann Hesse bewundert Thomas Mann für sein literarisches Können. Er sieht ihn als verlorenen Romantiker, der sein wahres Herz hinter kühlen, skizzenhaften Worten verbirgt. Als Hesse Manns Roman „Königliche Hoheit“ liest, bezeichnet er dessen Leitmotivtechnik als „stereotyp“[3], als „ein kindisches Spiel mit Namen und Masken“. Thomas Mann nimmt die Kritik gutmütig entgegen. “Die populären Elemente (…) sind ebenso ehrlicher und instinktiver Herkunft, wie die artistischen“[4], erklärt er spitzbübisch. „Mich verlangt [es eben] auch nach den [d]ummen [Lesern].“ Die scheinen Herrmann Hesse weniger wichtig zu sein. Für ihn ist die Schriftstellerei ein Hobby. Er kann in seinen Gedichten und Büchern seine Ideale ausleben ohne befürchten zu müssen daran zu verarmen. Schließlich hat er die Einkünfte aus seiner Buchhändlerlehre und der Arbeit als Journalist. „[I]ch bin kein Ästhet aber [Hesse] ist mir zu treuherzig.“[5], bemerkt Thomas Mann. Er lässt es sich trotzdem nicht nehmen, die Bücher des Kollegen zu lesen.

Kontakte, Krisen, Kriege

1904 treffen sich Thomas Mann und Herrmann Hesse zum ersten Mal. Die Initiative dazu geht von ihrem Verleger Samuel Fischer aus. Eigentlich ist es ein Wunder, dass die beiden in Kontakt bleiben. In unregelmäßigen Abständen tauschten sie sich über ihre Werke aus. Herrmann Hesse zeigt sich in Briefen und Rezensionen als kritischer, aber durchaus werbender, Bewunderer. Thomas Mann gibt sich äußerst wohlwollend, baut aber eine väterlich-autoritäre Distanz auf. Bis 1911 ändert sich daran kaum etwas.

Dann bricht die Verbindung zwischen den beiden ab. Herrmann Hesse kämpft mit Eheproblemen und einer Depression. 1914 beginnt der Erste Weltkrieg. Die Kluft zwischen Hermann Hesse und Thomas Mann verbreitert sich. Während Hesse nach kurzen patriotischen Aufwallungen mit den Kriegsgegnern sympathisierte, schreibt Thomas Mann die ‚Betrachtungen eines Unpolitischen’. Das Buch wird zu seinem persönlichen Treuebekenntnis zur Heimatnation.

Ein Neuanfang

Nach dem ersten Weltkrieg treten Thomas Mann und Hermann Hesse wieder in Kontakt. Auslöser ist das 1919 erschienene Buch ‚Demian’. „Beendete [das Werk] mittags im Park“, schreibt Thomas Mann in sein Tagebuch, „Mein [erster] Eindruck trotz mancher Kritik tief“.[6] Die Ähnlichkeiten die ‚Demian’ und sein Buch, ‚Der Zauberberg’, aufweisen, sind verblüffend. Thomas Mann muss sich eingestehen: Hier steht ihm ein ebenbürtiger, ähnlich denkender Geist gegenüber. Dessen Name lautete schlicht ‚Sinclair’. So steht es auf dem Buchcover. Thomas Mann recherchiert. Er will mehr über diesen Autor in Erfahrung bringen. Der Fischer Verlag erklärt auf Anfrage, er habe das Manuskript zum ‚Demian’ über Herrmann Hesse erhalten. Dass aber Hesse selbst jener ominöse Sinclair sein könnte, vermutet Thomas Mann nicht. Als das Geheimnis ein Jahr später gelüftet wird, kann er es kaum fassen. Da hatte sich Herrmann Hesse „in dem Moment [versteckt] wo er sein Bestes [gab].[7] Thomas Manns einstiger väterlich-autoritärer, teils sogar ironischer, Blick auf Hesse, muss der tiefen Anerkennung weichen, die er zuvor für Sinclair empfunden hat.

Langsam und zögerlich entwickelt sich eine neue Beziehung zwischen Thomas Mann und Herrmann Hesse. Dabei gelten ähnliche Vorzeichen wie 1904. Biografisch sind sich die beiden ein wenig näher gekommen. Literarisch driften sie weiter auseinander. Thomas Mann hat sich nach dem Krieg in konservative, Idyllen geflüchtet. Das zeigt sich schon im Zauberberg. Herrmann Hesse erinnert das Werk seines Kollegen zuweilen „an das Gleichnis vom tönernen Erz.“[8] Wirkliche Frömmigkeit und Liebe erkennt er darin nicht. Herrmann Hesse hat sich von seiner Familie getrennt. In der ersten Phase der darauffolgenden literarischen Neuorientierung entstand ‚Demian’. Trotz seiner Begeisterung für dieses Buch: Thomas Mann kann sich mit Hesses expressionistischen Tendenzen, seinem Bezug auf fernöstliche Philosophien, nie wirklich identifizieren.

[...]


[1] Günter Baumann, Thomas Mann und Herrmann Hesse, Aspekte einer Freundschaft, Balingen-Frommern 2006, S. 2.

[2] Ebd., S. 1.

[3] Ebd., S. 2.

[4] Volker Michels (Hg.), Herrmann Hesse, Thomas Mann, Briefwechsel, Frankfurt a. M. 2003, S. 43 F.

[5] Günter Baumann, Thomas Mann und Herrmann Hesse, Aspekte einer Freundschaft, Balingen-Frommern 2006, S. 2

[6] EBD., S. 4.

[7] EBD., S. 4.

[8] EBD., S. 5.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Thomas Mann und Herrmann Hesse
Untertitel
Im Geistigen gibt es keine unglückliche Liebe
Hochschule
Freie Universität Berlin
Veranstaltung
Facheinführung, Thema: Exilpublizistik
Note
1.3
Autor
Jahr
2008
Seiten
14
Katalognummer
V130231
ISBN (eBook)
9783640387052
ISBN (Buch)
9783640386864
Dateigröße
465 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Thomas, Mann, Herrmann, Hesse, Geistigen, Liebe
Arbeit zitieren
Stefan Noack (Autor:in), 2008, Thomas Mann und Herrmann Hesse , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130231

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Titel: Thomas Mann und Herrmann Hesse



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