Die Pesachfeier im biblischen Israel


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

16 Seiten, Note: 2


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. HINFÜHRUNG ZUM THEMA

2. ENTSTEHUNG UND URSPRUNG
2.1 Historischer Hintergrund
2.2 Verknüpfung mit dem Mazzotfest
2.3 Das Fest im Verlaufe der Geschichte

3. DER FESTBRAUCH
3.1 Der Festbrauch im Alten Testament
3.2 Der Festbrauch im Neuen Testament

4. Theologischer Charakter des Pesachfestes

5. ABSCHLIEßENDE BEMERKUNG

LITERATURVERZEICHNIS

1. HINFÜHRUNG ZUM THEMA

Das Passahmahl oder auch „das Fest der ungesäuerten Brote“ hat seinen Ursprung in der Erinnerung an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, der sich lange vor der Zeitenwende ereignete. Es wird noch heute so gefeiert, wie es Jesus später mit seinen Jüngern feierte, als er das Altarsakrament einsetzte und von ihnen Abschied nahm. Heute wird zwar kein Pesachlamm mehr geschlachtet, aber noch immer verteilt der Hausherr unter den vorgeschriebenen Gebeten das ungesäuerte Brot (Mazzen) und die bitteren Kräuter, die an die Trübsal der Verbannung erinnern, segnet den Wein und liest den Bericht über die Befreiung des Gottesvolkes aus Ägypten vor.[1]

Der Festkalender der Juden unterteilt die Feiertage in vier Gruppen, so ist die Pesachfeier den jüdischen Wallfahrtsfesten zuzuordnen.[2]

In vielen Sprachen wird auch das christliche Osterfest als „Pesach“ bezeichnet (z. B. italienisch: „Pasqua“; spanisch: „Pascua“; russisch: Paskha“).[3]

2. ENTSTEHUNG UND URSPRUNG

2.1 Historischer Hintergrund

Um die Entstehung, den Inhalt und das Ziel dieses bedeutenden jüdischen Festes mit langer biblischer Tradition näher ergründen zu können, muss zunächst der Blick auf die Geschichte des Volkes Israel gerichtet werden bis zu dessen Anfängen als Nomadenvolk, das durch Viehzucht seinen Lebensunterhalt bestritt.[4]

Aufgrund des dortigen Klimas mussten die nomadisierenden Völkergruppen ihre Weidegebiete verlassen und in das fruchtbarere westliche Kulturland ziehen. Dieser Vorgang wird in der Fachsprache bezeichnet als Transhumanz, also Weidewechsel. Dies ist u.a. ausschlaggebend für den Ursprung des Pesachfestes, nämlich die Feier eines Opferfestes.[5]

Über den gesamten Ursprung jedoch existieren mehrere Meinungen. Im Folgenden soll eine weitere mögliche Entstehung erläutert werden. So wäre auch die Übernahme eines heidnischen Ritus denkbar, welcher dem Volk suggerierte, beschützt zu sein, da dieser Gefahren abwehren sollte, insbesondere die Pest. Dieser kultische Brauch sah die Bestreichung der Zelteingänge mit Schafsblut vor. Der Akt beruht auf der Erfahrung von Gefährdung und diente als unheilabwendender Ritus, der eine beschützende Botschaft vermitteln sollte. Das Blut spielte hierbei eine bedeutende Rolle, da zur damaligen Zeit diesem der Sitz des Lebens zugesprochen wurde.[6]

Dem Ritus der Schlachtung eines Tieres ist nun vermutlich der Name Pesach zuzuordnen. „Pesach“ ist hebräisch und bedeutet wörtlich übersetzt „hüpfen“, „springen“.[7] Dies lässt mehrere Deutungen zu: entweder ist die Bezeichnung rückzuführen auf das Hüpfen der jungen Lämmer[8], die geopfert wurden oder aber ist es Ausdruck der Freude[9] und Beschreibung eines Festtanzes.

Der Name spielt auch auf den dramatischen Höhepunkt der Exodusüberlieferung an: die Erzählung vom Todesengel JHWHs, welcher in der Nacht des Auszugs alle männlichen ägyptischen Erstgeborenen tötete und diejenigen Hebräer verschonte, welche ihre Eingänge mit dem Blut des Pesachlammes gezeichnet hatten.[10]

Es scheint wahrscheinlich, „dass die Herleitung von einem nomadischen Fest mit einem dieser Lebensform entsprechenden Mahl“ her beruht.[11]

Die ältesten Belege im Alten Testament verbinden das Pesachmahl mit dem heilsgeschichtlichen Ereignis des Auszuges aus Ägypten. Durch die sakrale Handlung sollte die Heilstat JHWHs zum immerwährenden Gedenken werden.[12]

Das Pesachfest bedeutet den Juden das „Fest der Freiheit“[13].

2.2 Verknüpfung mit dem Mazzotfest

Vermutlich kann man das Fest geschichtlich so einordnen, dass die Israeliten im Gebiet der Kanaaniter sesshaft wurden und so folgendermaßen auch deren Feste, speziell deren Frühlingsfest zur Zeit der Gerstenernte, das Mazzotfest, übernahmen.[14] Im Laufe der Geschichte (joschijanische Kultreform) wurden das Mazzotfest und das Pesachfest zu einem Fest vereint.[15] Der Prozess dieser Verknüpfung lässt sich dem Pentateuch und den Geschichtsbüchern entnehmen.

Mazza, im Plural Mazzot, aus dem hebräischen kommend, bezeichnet das ungesäuerte Brot – eine ungesäuerte dünne Waffel - aus Wasser und dem Mehl einer der fünf Getreidearten Weizen, Roggen, Gerste, Hafer oder Spelt (Dinkel) gebacken.[16] Schon damals und auch heute noch wird Mazzen genau so zubereitet.

Als Gott sein Volk aus der Knechtschaft der Ägypter loskaufte, verließ dieses Ägypten so schnell, dass es nicht einmal mehr Zeit hatte, den Brotteig säuern zu lassen.[17] Daher bäckt man sie seitdem als flache Kuchen (Mazzot/Mazzen), welche bis zum heutigen Zeitpunkt als Erinnerung an den Auszug während der Pesachfeiertage gegessen werden.[18] So wurde dem ursprünglichen Opferfest mit Kultmahl das Mazzotfest, das Essen ungesäuerter Brote, beigefügt.

Nun wurde dieses altorientalische Hirten- und Bauernfest vom Gottesvolk Israel in enge Verbindung zu seiner Heilsgeschichte gebracht. Als Frühlingsfest, das zunächst die Hochzeit der Natur feiert, war es bestens geeignet, des eigentlichen Beginns, der Geburt des Volkes selbst zu gedenken[19] - „der Verlobung des Volkes Israel mit seinem Gott JHWH, wie es das spätere Judentum verstanden hat“[20].

Das neue Fest, entstanden aus der nomadischen Paschafeier, soweit sie im familiären Kreis zelebriert wurde, und der Mazzotfeier an den judäischen Heiligtümern, wurde zu einer zentralen Wallfahrts- und Tempelfeier.[21]

Hierbei musste beachtet werden, dass das Pesachtier nicht an einem beliebigen Ort geschlachtet werden darf, „die der Herr, dein Gott, dir geben wird, sondern nur an der Stätte, die der Herr, dein Gott, auswählt, indem er dort seinen Namen wohnen lässt“(Dtn 15,5f.). Der Ort, der in der Aussage ‚indem er dort seinen Namen wohnen lässt’, angesprochen wird, darf als der Tempel in Jerusalem verstanden werden.

Als dieser jedoch zerstört war (587v.Chr.), wurde das Fest wieder in den häuslichen Bereich, sprich in die Familie, verlegt.[22] Nun erinnerte man sich durch das Essen der ungesäuerten Brote an die Entbehrung und an die Bitternis, welche das Gottesvolk Israel im ägyptischen Sklavenhaus erfahren musste. Um diesen Charakter des Pesachfestes zu unterstreichen, aß man zu den Broten auch Bitterkräuter[23] (hebräisch: Maror).[24]

Das Pesachmahl als solches wird auch als die „Speise der Bedrängnis“ bezeichnet, da der Brotteig, wie schon erwähnt, in der Eile der Flucht hektisch zubereitet werden musste, und sich das Volk jeden Tag seines Lebens an den Tag erinnern sollte, an dem es aus Ägypten gezogen ist (vgl. Dtn 16,3).

Die beiden miteinander verknüpften Feste, also das Pesach-Mazzenfest, wird dem jüdischen Kalender nach im Monat Nisan feierlich begangen. Die Feierlichkeiten beginnen „am Abend des 14.Tages des Monat Nisan“[25] und enden erst sieben Tage später wieder.[26]

[...]


[1] vgl. Hesse, Bernhard (ohne Jahresangabe): Die Feier des Pesach-Mahles, S.1.

[2] vgl. Religionspädagogisches Seminar der Diözese Regensburg (ohne Jahresangabe): Das Judentum, Folien und Texte, S.114.

[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Pessach, gefunden am 08.06.2006.

[4] vgl. Hesse, Bernhard: Die Feier des Pesach-Mahles, S.2.

[5] vgl. Fohrer, Georg: Glaube und Leben im Judentum, S.90ff.

[6] ebd.

[7] vgl. Hesse, Bernhard: Die Feier des Pesach-Mahles, S.2.

[8] vgl. Petuchowski, Jakob J: Feiertage des Herrn, S.26.

[9] vgl. Schildenberger, J; in: Opfer Christi und Opfer der Kirche, hrsg. v. B. Neunhauser, S.76 Anm.4.

[10] http://de.wikipedia.org/wiki/Pessach, gefunden am 08.06.2006.

[11] Grabner-Haider, Anton (2005): Praktisches Bibellexikon, Marixverlag, S.847.

[12] ebd.

[13] http://www.pesach.de/index2.php?option=com_content&task=view&id=15Itemid=2..., gefunden am 11.06.06.

[14] vgl. Hesse, Bernhard: Die Feier des Pesach-Mahles, S.2.

[15] ebd., S.2.

[16] http://www.payer.de/judentum/jud509.htm.pessach, gefunden am 08.06.2006.

[17] vgl. Herzberg, Arthur (1973): Der Judaismus, Die großen Religionen der Welt, S.171.

[18] ebd., S.171f.

[19] vgl. Fohrer, Georg: Glaube und Leben im Judentum, S.91f.

[20] ebd., S.93.

[21] vgl. Religionspädagogisches Seminar der Diözese Regensburg, S.116.

[22] vgl. Religionspädagogisches Seminar der Diözese Regensburg, S.116.

[23] ebd., S.116f.

[24] vgl. Schalom, Ben-Chorin (1980): Betendes Judentum, Die Liturgie der Synagoge, Münchner Vorlesung, Tübingen/ Mohr, S.161.

[25] Victor Goldschmidt Verlag (1991): Die Pessach-Hagada, Erzählung von dem Auszuge Israels aus Ägypten, S.3.

[26] http://www.pesach.de/index2.php?option=com_content&task=view&id=15Itemid=2..., gefunden 11.06.2006.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Pesachfeier im biblischen Israel
Hochschule
Universität Augsburg  (Katholisch-Theologische Fakultät, Lehrstuhl für Dogmatik)
Veranstaltung
Eucharistie im Futur
Note
2
Autor
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V130127
ISBN (eBook)
9783640371013
ISBN (Buch)
9783640370849
Dateigröße
482 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pesachfeier, Israel
Arbeit zitieren
Anika Dreier (Autor:in), 2007, Die Pesachfeier im biblischen Israel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130127

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