Der Witz als Abweichung von der Normalität


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2009

16 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Witz

2. Abweichung

3. Normen

4. Abweichung im Witz

5. Analyse der ausgewählten Beispiele

Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Der Witz als Abweichung von der Normalität

Das Thema des Witzes ist das Aktuelle, die Realität, das was die Welt und den einzelnen Menschen beschäftigt. Im Witz wird die Realität verzerrt dargestellt. Er hat zum Ziel das Lachen hervorzurufen. Um dem Ernst des Alltags zu entkommen, lacht man gerne. Wenn man die Realität des Alltags komisch oder anders, auf jeden Fall nicht ernst darstellt, kann diese Darstellung zum Witz werden.

1. Witz

Um den Begriff „Witz“ besser zu verstehen, bediene ich mich der Vorschläge von Wolfgang Preisendanz und Danuta Buttler, was man unter dem Witz versteht. Preisendanz bietet eine Unterscheidung an zwischen dem „Witz als geistige Veranlagung“1- was so viel bedeutet, wie, Witz zu haben, witzig zu sein- und dem Witz als „sprachliches Gebilde“2, das wiederum bedeutet, dass jemand viele Witze kennt. Diese Diskrepanz des Begriffs hat seinen Ursprung in der Geschichte. Nach Preisendanz geht diese Unterscheidung auf das Mittelalter zurück. Damals bedeutete „diu wizze“3 „Denkkraft, Klugheit, gesunder Menschenverstand“4. Dabei handelte es sich jedoch beim gesunden Menschenverstand nicht um ein angeborenes Merkmal, sondern eher um Erworbenes. Im Laufe der Zeit änderte sich die Bedeutung des Begriffs „Witz“. Zum Beispiel kam Ende des 17. Jahrhunderts mit dem Französischen eine neue Bedeutung auf: „[...] geistreich und bezeichnete besonders die geschwinde Gedankenverbindung, die intellektuelle Kombination, die geistige Beweglichkeit, die Leichtigkeit des Beziehens und Assoziierens[.]“5. Das 19. Jahrhundert brachte die heutige Bedeutung des Begriffs.

An Danuta Buttlers Versuch, den Begriff „Witz“ zu beschreiben, ist die Einteilung seiner Bedeutungen sehr interessant.6 Laut ihr versteht man unter dem Begriff „Witz“ erstens, alle Mittel, die imstande sind, die komische Intention des Schöpfers weiterzugeben, zweitens alle Formen der bewussten Sprachschöpfung mit Witzcharakter und drittens, eine strikt bestimmte Textstruktur mit konstanter Komposition, die mit einer kurzen und überraschenden Pointe endet.7

Um die Definitionen zu ergänzen, sollte man noch dazu sagen, dass der Witz eine kurze Erzählung ist. Sie spiegelt eine Szene wider, in der meistens zwei Handelnde auftreten. Die Pointe des Witzes spielt eine wichtige Rolle, da sie die Zuhörer zum Lachen bringt. Sie wird auf verschiedenerlei Art und Weise gebildet, u. A. durch Mehrdeutigkeit, das Wortspiel, die sprachliche Formulierung, Situationskomik oder satirische Übertreibung.8

2. Abweichung

Wenn die Realität im Witz verzerrt abgebildet wird, wird das als Abweichung von den Normen erfasst, die in der Gesellschaft herrschen. Je nach Witzsorte herrscht dort das Absurde, durch das der Witz zur Abweichung neigt.

Damit man den Zusammenhang zwischen dem Witz und der Abweichung versteht, muss man erstmal die Regeln der Abweichung kennen lernen, in Bezug auf das Verstehen und den Text, der als Abweichung gelten sollte.

Laut A. M. Dittgen sollten, um besser verstanden zu werden, die abweichenden Äußerungen so gestaltet werden, dass der Empfänger die Regelverstöße als beabsichtigt erkennt. Aus diesem Grund kann er nur jeweils gegen einen Teil der sozial herrschenden Regeln verstoßen.9

Inge Faltin beschäftigte sich mit dem Phänomen „abweichendes Verhalten“. Sie versteht unter diesem Begriff Handlungsweisen, die als Abweichung von Verhaltensforderungen der geltenden Normen gelten. Sehr viele Menschen verhalten sich nach Regeln, wie die eben genannten Normen, die in der Gesellschaft gelten.10 Der Witz gilt als Abweichung, er verstößt gegen die o.g. Normen.

3. Normen

Das, was wir als Abweichung bezeichnen, verstößt gegen die Normen. Normen gibt es in jeder Gesellschaft. Sie sind aber nicht ihr Inhalt. Sie sind durch viele Faktoren beeinflusst, dazu gehören u. A. Kultur und Religion. Deswegen ist Kultur eines der Merkmale der Normen. Kultur als ein Element der Gesellschaft unterliegt dem Wandel und kann kreiert werden.11 Da der Witz zur Kultur gehört, ist er so wie sie einmalig.

Allen untersuchten funktionalen Abweichungen liegt eine Superregel vor, unabhängig von der Textsorte. Die Superregel nach A. M. Dittgen lautet:

Wecke die Aufmerksamkeit des Rezipienten, überrasche ihn, indem du eine unerwartete Wendung machst.“12

Die oben genannte Superregel ähnelt in ihrem Inhalt dem, was man bei Witzen Pointe nennt. Sie soll eben eine unerwartete Wendung nehmen. Wolfgang Preisendanz definierte die Pointe folgendermaßen:

„Nun ist die Pointe, wie jeder weiß, das einzig Unabdingbare, in jedem wirklichen Witz formal Wiederkehrende. Sie allein konstituiert den Witz, das Witzige. Sie ist auch das Unterscheidungsmerkmal zwischen dem echten Witz und vielerlei Sorten komischer oder spaßhafter Histörchen und Äußerungen, die in Blütenlesen, Witzecken und so weiter verbreitet und dadurch oft schlechtweg als Witze etikettiert werden.“13

Um das Thema Pointe abzuschließen, bietet sich das Zitat von Albert Wellek an:

Der Witz des Witzes sitzt in seiner Spitze;

Es kommt drauf an, dass diese richtig sitze-

Und in lebendigem Fleisch: das gibt den Witz dem Witze.14

Die Superregel spricht den Witz deswegen an, weil er auf diese Art und Weise entsteht. Sie wird in diesem Fall dadurch realisiert, weil die Entstehung des Witzes eine Kommunikationssituation beziehungsweise Rezeptionshaltung verlangt, für die die Erwartung von Unerwartetem charakteristisch ist.15 In der Regel werden Witze nicht spontan erfunden, sondern wiedergegeben. Durch das Erzählen werden sie zum öffentlichen Gegenstand, was dazu führt, dass sie frei zur Verfügung stehen. Der Witz beinhaltet seine Herkunft und seinen Verfasser.16

4. Abweichung im Witz

Eine der Eigenschaften des Witzes ist die Mehrdeutigkeit. Sie verbirgt eine Abweichung von Einfachheit und lässt mehrere richtige Bedeutungen zu. Sie hat zum Ziel den Zuhörer zu erheitern und kann dazu benutzt werden, Informationen zu bedecken oder sie unklar lassen.17 Das führt dazu, dass man nach Wolfgang Preisendanz und Hermann Bausinger sagen kann, dass in der Grundstruktur des Witzes Normen aus verschiedenen Bereichen aufeinander prallen.18

Dass der Witz eine Abweichung ist, beweist die Formulierung von Wolfgang Preisendanz, dass der Sinn des Witzes darin liegt, wie er erzählt wird, wie er etwas zu verstehen gibt.19 Die Frage ‚wie’ weist darauf hin, dass etwas anders als üblich geschieht. Das wiederum bedeutet, dass eine Abweichung vorliegt.

Der Kontext und die Situation haben einen großen Einfluss auf die Bedeutung der Pointe. Diese Faktoren sind auch mitentscheidend, ob der Witz komisch wirkt oder nicht.

Gottfried Gabriel weist darauf hin, dass Kant den Erfindern der Sprichwörter den Witz zuordnet und gleichzeitig vermerkt, dass das Sprichwort den Witz erfordert. Es kann als Pointe eines Witzes dienen. Durch die Abweichung von der Form, die ihren Ursprung in der Tradition hat, bekommen die Sprichwörter eine andere denn witzige Bedeutung.20

[...]


1 Preisendanz, (1970), S. 7.

2 Ebenda, (1970), S. 7.

3 Ebenda, (1970), S. 7.

4 Ebenda, (1970), S. 7.

5 Ebenda, (1970), S. 7.

6 Vrgl. Buttler, (1968), S. 31 und Brzozowska, (2008), S. 27.

7 Vrgl. Buttler (1968), S. 31 und Brzozowska (2008), S. 27.

8 Vgl. Duden, 10, Das Bedeutungswörterbuch, S. 760, Duden 7, Etymologie, Herkunftswörterbuch, Yvonne Zschornack „Über den Witz“, Meyers Neues Lexikon, S. 277, Lindhorst, 2008.

9 Vgl. Dittgen, (1989), S. 41, Sandig, (1986), S. 47.

10 Faltin, (1988), S. 39.

11 Freudweiler, (2003), S. 16.

12 Dittgen, (1989), S. 43.

13 Preisendanz, (1970), S. 18.

14Vgl. Wellek, (1970), S. 19, Lindhorst, (2008), S.19.

15 Vgl. Dittgen, (1989), S. 43, Marfurt, (1977), S. 55.

16 Marfurt, (1970), S. 51.

17 Dittgen, (1989), S. 87 f.

18 Preisendanz, (1970), S. 15.

19 Ebenda, (1970), S. 20.

20 Vgl. Gabriel, (2000), S. 197, Kant, (1907), S. 540.

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Details

Titel
Der Witz als Abweichung von der Normalität
Hochschule
Universität Konstanz
Autor
Jahr
2009
Seiten
16
Katalognummer
V130090
ISBN (eBook)
9783640362547
ISBN (Buch)
9783640362288
Dateigröße
496 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Witz, Abweichung, Normalität
Arbeit zitieren
M.A. Sylwia Lindhorst (Autor:in), 2009, Der Witz als Abweichung von der Normalität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130090

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