Symbolarbeit in psychologischer Beratung und Therapie


Studienarbeit, 2003

123 Seiten, Note: 1p


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG

2 SYMBOL
2.1 DEFINITION
2.2 DEUTUNGSRAHMEN
2.3 SYMBOLFORSCHUNG
2.3.1 ARTEN VON SYMBOLEN
2.3.2 STRUKTUR VON SYMBOLEN
2.3.3 FUNKTIONSWEISEN DES SYMBOLS

3 SYMBOLIK - EIN GESCHICHTLICHER ABRISS

4 SYMBOLIK UND DIE (NEUEN) WISSENSCHAFTEN

5 SYMBOLIK IM TEST-/DIAGNOSEVERFAHREN
5.1 A USGEWÄHLTE VERFAHREN
5.1.1 RORSCHACH©-TEST (ROT)
5.1.2 THEMATISCHER APPERZEPTIONS-TEST (TAT)
5.1.3 WARTEGG-ZEICHEN-TEST (WZT)
5.1.4 FARBPYRAMIDEN-TEST (FPT)
5.1.5 FRIELING-TEST (FT)
5.1.6 BAUMTEST (BT)
5.1.7 MANN-ZEICHEN-TEST (MZT)
5.2 WEITERE VERFAHREN
5.2.1 FREIE ASSOZIATION/TRAUMDEUTUNG/AKTIVE IMAGINATION
5.2.2 AUSDRUCKSTECHNIKEN (MALEN, MODELLIEREN, U. Ä.)
5.3 I NDIKATIONEN /KONTRAINDIKATIONEN UND PROBLEMSTELLUNG BEI DER AUSWERTUNG DER JEWEILIGEN VERFAHREN

6 SYMBOLIK IN DER BERATUNG/THERAPIE
6.1 TIEFENPSYCHOLOGISCHE /ANALYTISCHE GRUNDLAGEN – PSYCHO-SYNTHESE
6.2 GRUNDLAGEN DER INTERPRETATION - DAS SYMBOL ALS SCHLÜSSEL ZUM ERLEB ( T )EN
6.3 (THERAPIE -/)FORMEN DER SYMBOLARBEIT
6.3.1 KATATHYM-IMAGINATIVES-BILDERLEBEN (KIP)
6.3.2 TRAUMDEUTUNG
6.3.3 AKTIVE IMAGINATION/FREIE ASSOZIATION
6.3.4 PHANTASIEREISEN
6.3.5 PSYCHODRAMA UND VERWANDTE TECHNIKEN
6.3.6 EXKURS: ASTROLOGIE
6.3.7 EXKURS: DIE PSYCHOLOGIE DES TAROT
6.4 DIE BEARBEITUNG DES SYMBOLMATERIALS ( IN DER THERAPIE )

7 ZUSAMMENFASSUNG

8 LITERATURVERZEICHNIS

9 ERLÄUTERUNGEN ZUM TEXT

1 Einleitung

Symbole begleiten die Menschheitsgeschichte. In dieser Arbeit wird der historischen Betrachtung der Symbolik und Symbolforschung ein etwas größerer Raum gewidmet, der über den ausschließlich psychologischen Ansatz hinaus reicht. Ein zeitlicher Bogen wird gespannt, zwischen dem ersten „Auftauchen eines Symbols“ und des darauf über nunmehr annähernd dreitausend Jahre währenden geisteswissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Diskurses über Symbole, ihre Deutung und Bedeutung.

Die Beschäftigung mit Symbolen und ihrer Interpretation ist in der psychologischen Beratung und Therapie recht verbreitet. Symbole finden ihre Verwendung in der Diagnostik, in der Behandlung - sei es in der Interpretation durch den Klienten, in der praktischen, mehr unbewusst strukturierten Ausführung, in der vom Behandler mehr oder weniger gelenkten Auseinandersetzung und Interpretation und so fort.

Die Beschäftigung mit Symbolen berührt die psychologische Arbeit, bedingt aber gleichermaßen eine Auseinandersetzung mit der Philosophie, der Kulturgeschichte, der Religionswissenschaft und neben den geisteswissenschaftlichen Bereichen in Grundzügen auch der naturwissenschaftlichen Fächer, deren Betrachtungen und Forschungen die erweiterte Basis für eine interdisziplinäre Arbeit mit dem Symbol schaffen.

Aus diesem Grunde folgt die Gliederung der Diplomarbeit zunächst mit der grundsätzlichen Beschäftigung mit dem „Symbol an sich“ - also der Frage, was ein Symbol ist, was man darunter zu verstehen hat.

Wäre die Frage danach, was ein Symbol ist, wie es wirkt und warum es in der Geschichte der menschlichen Kultur bedeutsam (geworden) ist, alleine durch den Symbolbegriff zu erklären, würde es damit wohl keiner weiteren Ausführungen bedürfen. Dass Symbole komplexer sind und die Auseinandersetzung mit der Symbolik im wissenschaftlichen Diskurs immer wieder Anlass zu Kontroversen gab, macht deutlich, dass man mit einer reduktionistischen und tautologischen Betrachtungsweise in der Art „ein Symbol ist ein Symbol, ist ein Symbol“ die Thematik nicht umfänglich abschließen kann. Die Verwendung von Symbolen in der Beratung und Therapie reicht in der Auffassung verschiedener Autoren von einer „esoterischen Praktik“ mit zweifelhaftem, wenn nicht gar unwirksamem – bis zu schädlichem - Wirkungsbereich, bis hin zur Betrachtung als kathartisches, weil die Tiefenschichten des menschlichen Seelenlebens berührendes, und somit wirksames Heilverfahren.

Aus diesem Grunde wurde der kulturgeschichtlichen Entwicklung des Symbols ein umfangreiches Kapitel gewidmet, dem sich die Betrachtungen und Ergebnisse neuerer Wissenschaftszweige und Forschungen anschließen. Aufgrund des zu begrenzenden Umfangs dieser Arbeit kann hier jedoch keine weitergehende Auseinandersetzung mit den einzelnen philosophischen Betrachtungsweisen erfolgen - es erfolgt lediglich eine darstellende Aneinanderreihung.

Nach der umfassenden Betrachtung und weitgehenden] Darstellung der Inhalte des Symbolbegriffs folgt eine Aufgliederung der Verwendung von Symbolen in der psychologischen Praxis.

Im Bereich der „Diagnostischen Verfahren“ werden die ausgewählten Techniken, die eine häufige Anwendung finden, inhaltlich dargestellt. Weiterhin werden dort die Vor- und Nachteile der symbolbegründeten Anwendung in der Diagnose gegenübergestellt.

Die Fortführung der Symbolbetrachtung führt in der Folge zur Auseinandersetzung mit der inhaltlichen Fragestellung, wie ein Symbol also nicht nur interpretierbar ist, sondern ganz gezielt für die Beratung/Behandlung als therapeutisches Mittel verwendet werden kann.

Zunächst werden therapeutische Verfahren, welche die Symbolarbeit verwenden, diesbezüglich inhaltlich kurz skizziert. In „Grundlagen der Interpretation“ werden Deutungen anhand von Beispielen veranschaulicht. Die praktische Anwendung - in Bezug auf verschiedene psychologische Methoden - wird somit den Abschluss der theoretischen Betrachtung bilden. Eine inhaltliche Zusammenfassung findet sich dann unter dem Punkt „Schlussbemerkungen“.

Ergänzungen zum Text, soweit sie für das Verständnis notwendig erschienen, erfolgten als Endnoten.

2 Symbol

Um das Verständnis für die Symbolarbeit in Beratung und Therapie zu ermöglichen, ist es erst einmal notwendig zu klären, was ein Symbol überhaupt ist. Des Weiteren erfolgt dann eine Auseinandersetzung mit dem möglichen Deutungsrahmen - den Grenzen des Erfassbaren bei Symbolen. Hierzu werden auch die Erkenntnisse der Symbolforschung und die daraus resultierenden möglichen Klassifizierungen von Symbolen nach Arten und Strukturen betrachtet.

2.1 Definition

Der Begriff leitet sich etymologisch aus dem Griechischen ab (symballein = zusammenballen, symbolon = Merkmal, Erkennungszeichen).

Manfred LURKER schreibt: „Wenn zwei Freunde für längere Zeit oder für immer voneinander schieden, so zerbrachen sie eine Münze, ein Tontäfelchen oder einen Ring; kam nach Jahren jemand von der befreundeten Familie zurück, so konnten die zusammengefügten Teile (symballein = zusammenwerfen, zusammenfügen) bestätigen, dass der Träger des einen Bruchstückes tatsächlich Anspruch auf die Gastfreundschaft besaß.“

Die Definition des Symbols gem. Brockhaus lautet: „ein wahrnehmbares Zeichen oder Sinnbild (Gegenstand, Vorgang, Handlung, Zeichen), das stellvertretend für etwas nicht Wahrnehmbares, einen Sinngehalt, oft einen Komplex von Sinnbezügen steht; i. e. S. jedes Schrift- oder Bildzeichen mit verabredeter oder unmittelbar einsichtiger Bedeutung.“

Symbole sind demnach eine in das Bildhafte übersetzte Sprache.

2.2 Deutungsrahmen

Mit den obigen Beschreibungen wird hervorgehoben, dass das Symbol nur von demjenigen, der über die damit verbundene Bedeutung informiert war, also einem „Eingeweihten“, auch entsprechend verwendet und verstanden werden konnte. Für Außenstehende blieb der tiefer gehende Sinn verborgen.

Den Teil des Symbols, den wir uns also durch das bloße Betrachten erschließen können, müssen wir daher von dem Teil trennen, dessen Bedeutung für uns nicht erfassbar und somit auch nicht durch die Ratio formulierbar wird. GOETHE bezeichnete es auf die folgende Weise: „Die Symbolik verwandelt die Erscheinung in Idee, die Idee in ein Bild, und so, dass die Idee im Bild immer unendlich wirksam und unerreichbar bleibt und, selbst in allen Sprachen ausgesprochen, unaussprechlich bliebe“1

Das Symbol hat somit nicht nur einen inneren Zusammenhang, einen offenkundigen Sinn und Inhalt, sondern auch noch einen „Bedeutungsüberschuss“, von dem Verena KAST sagt, dass wir seine „Bedeutungen nie ganz werden erschöpfen können“. Wir können beispielsweise die beiden Teile eines Ringes oder eines Tontäfelchens als solche erkennen, sie wieder zu einem einheitlichen Ganzen zusammenfügen, jedoch den tieferen Bedeutungsinhalt, der diesem Symbol innewohnt, höchstens erahnen, ihn jedoch nicht in einer letzten Bestimmtheit vollständig definieren.

2.3 Symbolforschung

Bei der Beschäftigung mit dem Symbol, dessen Definition und der entsprechenden Theoriebildung läuft es in aller Regel immer wieder auf den Kernpunkt hinaus, dass sich das symbolische zwar umreißen oder auch in groben Zügen klassifizieren lässt, jedoch eine exakte und allumfassende Definition und Deskription des Inhaltes kaum möglich erscheint.

„Angewandtes Nichtwissen?“

Hilfreich erscheint hier fast die „Freusburg-Definition“ des Instituts für Angewandtes Nichtwissen2:

„Angewandtes Nichtwissen ist der Umgang mit nicht-objektivierbaren,

aber dennoch nicht beliebigen Begriffen." Erläuternd heißt es: „Etwas ist ein Gegenstand des Nichtwissens, wenn man leichter sagen kann, was es nicht ist, als genau beschreiben, was es ist - das verbirgt sich hinter der Beschreibung nicht-objektivierbar, aber dennoch nicht beliebig. Angewandtes Nichtwissen bezeichnet dann den Umgang mit solchen nur unscharf umrissenen Gegenständen.“

Ist die Symbolik und Symbolverwendung in der psychologischen Beratung und Therapie damit auf den Status des „angewandten Nichtwissens“ zu reduzieren und somit letztlich unwissenschaftlich, da sie sich der Evaluation entzieht? Wird dadurch die Anwendung der Symbolik zu einer reinen Praxeologie mit recht zweifelhafter und nicht-objektivierbarer Wirkung?

„Wissenschaftsbegriff und Wissenschaftlichkeit“

SPONSEL sieht diese Forderung zur Überprüfung des Wissenschaftsbegriffs und der Wissenschaftlichkeit so: „Wissenschaftliches Wissen muss lehr-, lern-und evaluierbar sein. In diesem Sinne sind alle Menschen Wissenschaftler, die ein Wissen haben, dass sie so lehren, dass andere es lernen und kontrollieren können. Hierzu zählt jedes Wissen, auch das Berufswissen, das Handwerk, z.B. auch der Gärtner, der Bauer, die Hausfrau. Wissenschaftliches Wissen entsteht nicht unbedingt an Universitäten...“

Weiterhin heißt es von ihm: „Es gibt nur eine Wissenschaft: lehr- und lernbar zeigen, wie die Welt, der Mensch, die Dinge funktionieren. Das ist nicht Occams, sondern das Evaluationsrasiermesser: wer nicht evaluieren kann oder will, fällt durch das Raster der wissenschaftlichen Disziplinen.“

Das die Evaluation damit nicht unbedingt auf die universitäre Forschung begrenzt bleibt, stellt er folgendermaßen heraus: „Jede praktisch tätige PsychotherapeutIn kann ihre Wissenschaftlichkeit nachweisen, indem sie Zählungen zu Heilungen, Besserungen, Linderungen, Bewältigungen, Verschlechterungen oder Schädigungen durchführt oder von unabhängigen Praxeologen durchführen lässt.“

„Wirken Symbole?“

Zur Anwendbarkeit von Symbolen in Beratung und Therapie lässt sich aufgrund dieser Ausführungen die Meinung vertreten, dass Symbolik zwar dem Grunde nach „angewandtes Nichtwissen“ und eher eine Praxeologie ist, diese jedoch nicht zwangsläufig eines wissenschaftlichen Status entbehren muss, sofern es um die Frage der Inhalte, Wirksamkeiten, und der Nebenwirkungen oder Schädigungen geht.

Etwas überspitzt könnte man dies für die Symbolarbeit folgendermaßen formulieren: „Wer heilt hat Recht – und wer behauptet zu heilen, sollte dies wenigstens anhand von Fallzahlen auch überprüfen und nachweisen können!“ SPONSEL legt die Verantwortlichkeit für den Nachweis in die Hand der Praxeologen, doch dürfte dies einer Forderung nach unabhängigen Studien kaum entsprechen, da an dieser Stelle die Gefahr der Datenmanipulation recht hoch sein kann3.

Dem Problem der inhaltlichen Überprüfung stellt sich die Symbolforschung, die allerdings kein eigenständiger Bereich ist, sondern sporadisch immer wieder von bestimmten Wissenschaftsbereichen, hauptsächlich durch die Philosophie- und Kunstwissenschaften, aufgegriffen und behandelt wird. Gerhard KURZ fasste die Deutungs- und Erfassungsproblematik wie folgt zusammen: „Handlungen und Gegenstände können erfahren werden als Verdichtung von unüberschaubaren, komplexen Zusammenhängen. Ein zerfetztes Stück Tuch kann ein nationales Symbol werden. Politische Herrschaft beruht wesentlich auf symbolischen Ordnungen, usw.“

Damit wird hervorgehoben, dass das Symbol und die Symbolik dem Grunde nach kaum einen Lebens-, Wissens- und Wissenschaftsbereich ausklammert. Unter Punkt 4. „Symbolik und die (Neuen) Wissenschaften“ wird darauf etwas detaillierter eingegangen.

2.3.1 Arten von Symbolen

Um sich der Interpretation von Symbolen auf wissenschaftliche Weise nähern zu können, bedarf es also einer Klassifizierung, die empirisch Untersuchungen zulässt. So unterscheidet man in

a) logische Symbole (alpha-numerische Zeichen und Sonderzeichen)
b) Verkehrs-/Zeichen, Schilder, Farben
c) symbolische Handlungen oder Gesten
d) Lautsymbolik, Lautmalerei
e) symbolische oder sprechende Namen und
f) dichterische (literarische) Symbole.

Demnach sind Symbole entsprechend dieser Einteilung einem bestimmten Ursprungs- und/oder Verwendungszweck zuzuordnen.

2.3.2 Struktur von Symbolen

Weiterhin wurde in der Symbolforschung noch zum Interesse der Untersuchungen gemacht, welche Motivierungen und Beziehungen Symbole, ihrem Ausdruck nach, aufweisen können. Hier lässt sich folgende Einteilung nach der Struktur festhalten:

a) analogisch - das Symbol steht für ein „genauso wie“
b) synekdochisch - das Symbol wird zum „spezialisierten Stellvertreter“ einer übergeordneten Kategorie4
c) metonymisch - das Symbol wird zum übergeordneten Statthalter5 und
d) metaphorisch - das Symbol wird zu einem bildhaften Gleichnis („als wie“) - ein Symbol wird dabei allerdings nicht zur Metapher, es weist lediglich eine metaphorische Struktur auf.

2.3.3 Funktionsweisen des Symbols

Nach MÜLLER/KNOLL könnte man die Symbole für die psychologische Arbeit auch hinsichtlich ihrer Funktionsweisen folgendermaßen untergliedern6:

a) Kompensatorische Funktion
b) Eigenaspekte/Subjektstufe
c) Fremdaspekte/Objektstufe
d) Globalaspekte

Um sich diesen Funktionsweisen zu nähern, können entsprechende Fragestellungen hilfreich sein7:

Zu a)

- Welche (einseitigen) Einstellungen, Haltungen, Werte, Verhaltensweisen könnten durch das Symbol kompensiert, ausgeglichen, reguliert werden? - Welche bestätigenden, ergänzenden, ausgleichenden oder warnenden Impulse vermittelt das Symbol? - Auf welche Weise könnte das Symbol mein Bewusstsein erweitern? - Was kann ich daraus lernen? - Inwieweit zeigen sich im Symbol schöpferische, finale, das heißt auf ein Ziel hin orientierte Tendenzen? - Zu welcher weiteren Entwicklung regt es mich an? - Welche Hinweise zu einer notwendigen Verhaltensänderung ergeben sich?

Zu b)

- Was fällt mir spontan dazu ein?
- Auf welche Seiten und Aspekte der eigenen Persönlichkeit weist das Symbol hin?
- Welche Wünsche, Sehnsüchte, Ängste stellen sich auf welche Weise dar?
- Welcher Wesenszug von mir könnte das sein (z.B. das innere Tier, das innere Kind, Über-Ich, Persona, Schatten, Anima-, Animus- und Selbstanteile)
- Gibt es einen Bezug zu meinem Körpererleben, zu körperlichen Vorgängen?
- Was zeigt sich im Symbol über meinen Umgang mit dem Vital-, Instinkt- und Triebbereich?
- Wie spiegelt sich meine allgemeine Lebensenergie (Libido)?
- Welcher mir fremde Anteil will sich mir annähern?
- Was zeigt sich von meiner Aggressivität?
- Was zeigt sich von meiner Sexualität?

Zu c)

- Was hat das Symbol mit meinem aktuellen äußeren Leben zu tun?
- Zeigt mir das Symbol etwas über meine Mitmenschen oder meine Umwelt,
was ich vielleicht nicht oder nicht richtig eingeschätzt habe?
- Inwieweit kann das Symbol meine Realitätswahrnehmung verbessern?
- Was zeigt mir das Symbol über meine Beziehungen, über meine Liebes- und
Beziehungsfähigkeit, meinen Umgang mit anderen Menschen?
- Wie erlebe ich andere Menschen?
- Gibt es typische Beziehungskonflikte, die sich im Symbol spiegeln?
- Zeigen sich Beziehungsängste?

Zu d)

- Welche globalen, allgemeinmenschlichen, archetypischen Aspekte hat das Symbol? - Stellen sich im Symbol Fragen der Individuation und existentielle Themen, wie zum Beispiel der Selbstverwirklichung und Sinnfindung, der Selbstverantwortung und Freiheit, das Problem des Todes, der Beziehung, Einsamkeit und Isolierung? - Stellen sich religiöse, transpersonale Bezüge dar? - Finden sich Hinweise zu einer überpersönlichen Lebensorientierung?

Abschließend ist hier zu sagen, dass sich derart die Möglichkeit der wissenschaftlichen Überprüfung hinsichtlich des Inhalts, der Verwendung und ggf. der Wirk- und Funktionsweise von Symbolen ergibt. Es besteht die Gelegenheit empirischer Überprüfung (quantitative Forschung – allgemeine Eigenheiten: Wie oft wird welcher Bezug genannt? Wie wirkt ein Symbol in welcher Quantität?) - mit dem deduktiv ermittelbaren Bedeutungsinhalt (qualitative Forschung – individuelle Symptomatik: Welche inhaltlichen Merkmale werden zugeordnet? Welche Standarddeutungen lassen sich entwickeln? Wo liegen Abweichungen und welche Auswirkungen haben diese?).

3 Symbolik - ein geschichtlicher Abriss

Über die Betrachtung der historischen Entwicklung und Verwendung von Symbolen in der Kulturgeschichte der Menschheit, bis hin zur tiefenpsychologisch-analytischen Interpretation, spannt sich ein nicht nur zeitlich weiter Bogen. Gerade diese Kontinuität der Verwendung, wie auch der Dauerhaftigkeit und Immanenz der Symbolbedeutungen machten sie bereits in der Antike für die Interpretation und Diagnostik zu einem wertvollen Hilfsmittel hinsichtlich ihrer Wirkweisen auf die menschliche Seele.

„Symbole vom Anbeginn der Menschheit“

Das Symbol als Stellvertreter, als Ausdrucksmittel für Geschehenes und/oder sich Wiederholendes findet sich dem Grunde nach bereits in den ersten bekannten Höhlenmalereien der Altsteinzeit. Hochphasen der Symbolentwicklung und -verwendung waren, ganz allgemein gesprochen, die Megalithkultur8, und weiter folgend die frühen Hochkulturen in Babylonien, Mesopotamien, Ägypten, Griechenland.

Tief verwurzelt mit der jeweiligen Kultur und Religion des Stammes, der Region oder des Landes, lassen sich dabei stark variierende Symbole finden, wie aber auch allgemeingebräuchliche. Auffallend ist dabei, dass neben den mehr individuellen resp. gruppenspezifischen Symbolen auch übergreifende kultur- und kultbezogene Symbole für bestimmte Kräfte, wie beispielsweise die Urkräfte, Himmelskörper u. ä., zu allen Zeiten ihre Darstellung fanden9. Sie wirkten damit als allgemeingültige und starke repräsentative Abbildungen der den Menschen beeinflussenden Konditionen.

„Symbole und Philosophie“

Die ersten Aufzeichnungen über Symbole und ihre Bedeutung in Träumen finden wir im Papyrus Chester Beattie (Ägypten, ca. 1800 v. d. Z).

Ab dem 7. Jh. v. Chr. entwickelt die philosophische Schule der „Orphiker“ zahlreiche Ideen, durch welche späterhin die Werke von PINDAR, SOPHOKLES, AISCHYLOS UND PLATON beeinflusst wurden. Platon beschäftigte sich in verschiedenen Werken mit den Träumen, so unter anderem in Phaidon und im Staat. In letzterem findet sich auch erstmals die Hinführung zu „gelenkten Träumen“ Die Liste der klassische Philosophen und Heilkundigen ist lang, die sich mit dem Traum und seiner Symbolik resp. der Deutung beschäftigten. Die Arbeit mit Traum-/Symbolen war mehr eine divinatorische und diente somit der Interpretation des „göttlichen Willens“, war gleichsam eine von den Göttern geschickte Botschaft, um das eigene Schicksal erfassen und erfüllen zu können.

Durch SAMMONICUS (Res Reconditae) und ARISTOTELES, PHYTAGORAS und viele weitere, hielt die Beschäftigung mit dem Thema „Traum“ Einzug in die jeweiligen philosophischen Schulrichtungen. Im 2. Jh. n. Chr. schrieb ARTEMIDORS das Werk Oneirokritika - Die Kunst Träume zu deuten10 - nach einer emsigen Sammlung unzähliger Traumbücher, wo wir in Buch 1, Kap. 2 finden „Einige Träume sind theorematisch11, andere allegorisch. Diejenigen, deren Erfüllung dem Gesicht gleicht, das sie bieten, sind theorematisch. ...Allegorische Träume dagegen weisen durch etwas auf etwas anderes hin. In diesen Träumen deutet die Seele nach bestimmten Regeln etwas an, wie in einem Rätsel...“12. Nach der Vorstellung ARISTOTELES hatte sich jedoch die Auffassung gefestigt, dass Träume eine Nebenwirkung der verarbeiteten Speisen seien.

„Symbole als Zeichen der Götter“

Die Symbolik wurde in der Antike vornehmlich als „Zeichen der Götter“ betrachtet, sah man darin doch eben die Emanation einer übernatürlichen Wesenheit, die entsprechend zu erfassen bzw. zu deuten sei. Dies reduzierte sich in der westlichen Welt nach der Spätantike mehr auf die bildhafte Darstellung als schmückendes Beiwerk. Dies mag dazu geführt haben, dass die ursprünglich divinatorische Bedeutung der Symbole (wie sie beispielsweise in der Traumdeutung großteils ja erfolgte) nunmehr in den Bereich des „Okkulten“ gedrängt und mystifiziert wurde. Unter dem Einfluss zunehmender Christianisierung unterlagen die alten Mythen, wie auch die Fortführungen der jeweiligen philosophischen Schulen der Antike und Spätantike eine Wandlung unter mehr „ekklesialen Vorzeichen13 “. AEROPAG verfasste Ende des 5. nachchristlichen Jahrhunderts das Werk „ Über die beiden Hierarchien “. Hierin finden wir, so schreibt HELFERICH, eine Betrachtung der „sichtbaren Welt als Symbol, als Transparenz als ‚Durchscheinendes’ eines Anderen...“.

Verschiedene Mythengestalten und ihre Symbole wurden in den Bereich des Dunklen, Dämonischen gerückt. In diese Zeit fällt auch die Entstehung einer ideologisch-philosophischen „Subkultur“, die sich von den christlichen Einflüssen - auch bedingt durch die Relikte des Mithras-Kultes14, eine intensivere Einbeziehung der Gnosis und (pseudo-)hermetischer Schriften - noch stärker in die Bereiche Alchemie und Magie abspaltete15. In diesen beiden Disziplinen kam der Symbolik und Symbolverwendung eine immense Bedeutung zu, die jedoch, aufgrund der als abtrünnig und ketzerischen betrachteten ideologischen Geisteshaltung, nur im Verborgenen ausgeübt werden konnte - und daher langfristig gesehen wohl den Begriff des „Okkultismus16 “ begründete.

„Am Symbol scheiden sich die Geister“

Waren die Philosophen der Antike und Spätantike Politiker, Redner, Mathematiker usw., deren Gedanken und Überlegungen sich mit der Kosmologie und der Theosophie beschäftigten, so ergab sich ab dem 5. Jahrhundert - seit AUGUSTINUS - eine Verschiebung hin zu den Klerikern, die mittels der Philosophie und den mathematisch-logischen Betrachtungen dem Weltbild einen Stempel aufzudrücken suchten - die radikalen Aristoteliker hatten ihre Ansichten durchgesetzt17. Dass dies zu einem logisch-theologischen Dilemma, und in der Folge auch zu einem Kirchen-Schisma führte, blieb wohl kaum aus. Dem Zwiespalt der Anerkennung einer sowohl naturalistischen Ansicht, wie auch einer theologischen Deutung von Symbolen und ihrer Be-/Deutung setzte sich über Jahrhunderte fort und selbst Thomas VON AQUIN unterlag ihr noch im 13. Jahrhundert. Die „abendländische Kultur“ setzte ihren eigenen Weg fort, während die Länder und Kulturen18, die nicht durch die christlich-kulturellen Doktrin geprägt wurden, hinsichtlich der Symbolverwendung weitestgehend frei blieben19 und der traditionelle Symbolcharakter dort somit vielfach erhalten blieb.

Der Symbolik kam hauptsächlich im Zuge klerikaler und feudalherrschaftlicher Bauten und Kunstwerke eine stärkere Bedeutung zu. Gut dreihundert Jahre verquickte sich Theologie und Philosophie in stärkerem Maße. Die Deutung des „göttlichen Planes“, der durch das Symbol erkennbar sein sollte, oblag den Kirchenvertretern. Die stark hervortretende Symbolik, wie wir sie beispielsweise bei Hildegard VON BINGEN, ALBERTUS MAGNUS, Nikolaus VON KUES, oder MEISTER ECKHART finden, reduziert die Symbolik in der westlichen Welt augenscheinlich auf ein stilistisches Mittel der Theomantie. Das Symbol war das „von Gott geschaffene und gesandte Zeichen“. Diejenigen, die „wahrsagten und deuteten“ und dies nicht im Einklang mit den Lehren der christlichen Kirche taten oder abgewandelte Symbole benutzten, gerieten schnell in den Ruf „Ketzer“ zu sein20 und waren damit der hl. Inquisition ausgeliefert21.

Nach dem großen Glaubens-Schisma, der Spaltung der Kirche, der nachfolgenden reformatorischen Strömungen22 und der aufklärerisch-naturwissenschaftlichen Bewegungen erfolgte eine Wegführung von den theologisch-theosophischen Inhalten, hin zu einem mehr „rationalen“ auf der „Vernunft“ oder natur-/wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhenden Diskurs.

„Die Renaissance – Wiedergeburt des Symbols“

Die Widersprüchlichkeit des Spät-Mittelalters und der einsetzenden Renaissance ist frappierend. Werden auf der einen Seite die konfessionellen Inhalte stark betont und auf deren Einhaltung geachtet, so bricht gleichzeitig eine Hochphase nicht-klerikaler Symbolverwendung ab dem 14. Jahrhundert an. An verschiedenen Universitäten wurden Lehrstühle für Astrologie eingerichtet (so Paris, Padua, Krakau, Bologna, Florenz, Oxford23 u. a.). Das italienische Fürstenpaar Visconti-Sforza gab erstmalig die Erstellung eines Tarot-Karten-Decks in Auftrag, bebilderte Spielkarten kamen in Mode. Schriften, wie beispielsweise die Chymische Hochzeit des Christian ROSENKREUTZ verbreiteten gleichermaßen geheime „Weisheiten und Wahrheiten“, wie viele so genannte „Losbücher“, hermetische Schriften, Zauberbücher und DANTES Göttliche Komödie verband in einer einzigartigen symbolisch-metaphorischen Sprache „Paradies und Inferno“ des 14 Jahrhunderts .

Seit dem 15. Jahrhundert erfolgte auch eine Zunahme bildlicher Darstellung in religiösem Kontext. Holzschnitte kamen in Mode, durch die Entwicklung der Buchdruckkunst fand eine immer stärkere Verbreitung von geschriebenen und auch bebilderten Werken statt. Die symbolische Schlichtheit mancher Holzschnitte und die Einfachheit der mehr religiös intendierten Kunstwerke, wie beispielsweise dem seinerzeit weit verbreiteten „Totentanz“, standen in krassem Gegensatz zur überbordenden Symbolik der Renaissance-Maler, wie z. B. Hieronymus Bosch, Botticelli u. a.

Die Renaissance war damit auch eine „Wiedergeburt“ alter Symbolik, jedoch waren die ursprünglichen Regeln und Gebräuche weitgehend in Vergessenheit geraten. Dies war auch die Zeit für alle selbsternannten und vom Volk umschmeichelten Mystiker und Magier, die sich auf „uraltes und geheim überliefertes Wissen ferner und untergegangener Kulturen“ beriefen.

Neben den kirchlichen Ordenskani gab es kaum eine (wissenschafts-)theoretische Auseinandersetzung mit dem Symbol als „Ding an sich“. Das Symbol schien in der Zeit der nach-aristotelischen Philosophie bis zur so genannten Zeit der Aufklärung mehr einen Stellenwert im künstlerischen Sinne und zum Zweck der Darstellung der Theophanie gehabt zu haben. Es derart jedoch nur als stilistisches Element zu betrachten, ohne die späterhin einsetzende wissenschaftliche Diskussion zu berücksichtigen, hieße an dieser Stelle wohl eine eher reduktionistische Auffassung der Symbolbedeutung zu vertreten. Erstaunlicherweise setzte die Auseinandersetzung mit dem Symbol in der Philosophie erst zu dem Zeitpunkt wieder stärker ein, als die Abspaltung der protestantischen Glaubensrichtung von der Mutter-Kirche erfolgt24 war und die inquisitorische Verfolgung Andersgläubiger durch die konfessionellen Kirchen weitgehend ihr Ende gefunden hatte.

„Der Beginn einer kritischen Auseinandersetzung mit Kant...“

KANT setzte sich im 18. Jahrhundert mit dem Symbol als der Darstellung des „Sittlichguten“ auseinander und entdeckt im Symbolbegriff die Fähigkeit zur Illustration des Unanschaulichen. Er trennt in der Interpretation „Zweck“ und „Zweckmäßigkeit“. So heißt es erläuternd bei TOMBERG „Der Gegenstand eines Begriffs heißt Zweck, wenn dieser Begriff als Realgrund der Möglichkeit des Gegenstandes angeschaut wird. Zweckmäßigkeit heißt dagegen >>die Kausalität eines Begriffs in Ansehung seines Objekts.<<“

Der Symbolbegriff wurde durch KANT transzendental formuliert, wobei das Symbol damit jedoch mehr zum Ausgangspunkt des Philosophierens wird und weder durch die „Urteilskraft“ noch die „Vernunft“ eine rein „sinnliche“ noch „übersinnliche“ Erfassung möglich ist. Das Symbol in seiner ästhetischen Form der Begrifflichkeit und Interpretation bleibt demnach letztlich „Geschmackssache“.

„...Schelling...“

Das Symbol als „Darstellung des Absoluten“ findet sich dann späterhin bei SCHELLING wieder. Dort heißt es in § 39 der „ Philosophie der Kunst “: „Darstellung des Absoluten mit absoluter Indifferenz des Allgemeinen und Besonderen im Besonderen ist nur symbolisch möglich.25

SCHELLING greift damit über den Symbolbegriff KANTS hinaus. In einem gewissen Sinne könnte man es hier so formulieren: Sieht KANT in dem Symbol die Offenbahrung des ‚Sittlichguten’, so geht SCHELLING noch einen Schritt weiter und stellt das Symbol als einzige Darstellungsmöglichkeit des ‚Sittlichguten’ hin. Sein Symbolbegriff weist noch weiter über das hinaus, was KANT im Symbol zu erfassen sucht: Es kann nicht anders dargestellt werden als durch Symbol.

„...Cassirer...“

CASSIRER widmet sich ausführlich der Symbolik und publiziert hierzu u. a. ein dreibändiges Werk Philosophie der symbolischen Formen. Dort heißt es bspw. „Die sprachliche Symbolik erschließt eine neue Phase des seelisch-geistigen Lebens26.“ CASSIRER sieht den Menschen nicht nur als „ animal rationale “, sondern vielmehr als „ animal symbolicum “ – und damit bezieht er sich auf den Menschen als (selbst)reflexives Wesen, dem sich über das symbolische Denken der Weg in die Zivilisation geöffnet hat.

Damit findet sich unbestreitbar der Einzug des Symbolischen in den Betrachtungsrahmen der Kulturphilosophie wieder. Ein Gedankengang, der erstmals hier deutlich angestoßen, von weiteren Philosophen aufgegriffen, nunmehr auch in verschiedenen anderen Bereichen, wie u. a. der Pädagogik, der Entwicklungspsychologie, der Neuropsychologie und damit auch der Hirnforschung Einzug hielt.

„...und Mead“

MEAD vertritt die Position, dass das Symbol als Stellvertreter gesellschaftlicher Handlungen zu verstehen und sinnerfüllt ist. Zu einem Sinn findet der Mensch erst über das Bewusstsein; das Bewusstsein muss demnach einer Handlung, wie beispielsweise einer Geste vorausgehen. Erfolgt dann die Handlung, so ist sie mit Bewusstsein versehen und kann auf diese Weise einen symbolischen Charakter annehmen.

„Ein Blickwinkel von Seiten der Paläoanthropologen“

Als konträren Gedankenpunkt zu CASSIRER und MEAD lässt sich hier BILZ einmal zitieren: „Der Barfüßermönch Johannes Pauli aus Thann im Sundgau berichtet in einer etwa um das Jahr 1520 erschienenen Schrift, wie eine

Disputation zwischen einem griechischen Philosophen und einem Narren stattfand. Man hatte diesen als einen Gelehrten herausgeputzt, und zwar in der Hoffnung, dass der Philosoph nicht merke, wen er vor sich habe. Keiner von beiden sollte bei dem Disput den Mund auftun. Der erste Gestus, den der Grieche zeigte, bestand darin, dass er den Zeigefinger hob. Der Philosoph wollte damit sagen, dass es nur einen Gott gibt. Der Narr, der den erhobenen Zeigefinger auf sein persönliches Wohl und Wehe bezog, meinte, dass ihm der Philosoph ein Auge ausstechen wollte. Daraufhin erhob er zwei Finger, um anzudeuten, dass er seinem Gegner beide Augen ausstechen würde, wenn dieser ihn angreife. Wer den Zeige- und den Mittelfinger demonstrativ emporstreckt, pflegt dabei den Daumen abzuspreizen, so dass der verängstigte Narr in Wahrheit drei Finger zeigte. Der Grieche nickte befriedigt, denn er war jetzt sicher, dass er von dem vermeintlichen Philosophen richtig verstanden worden war: Hatte er selbst auf den Monotheismus angespielt, so wies nun der andere ‚Gelehrte’ offensichtlich auf die Trinität hin. Um auszudrücken, dass Gott alle Dinge offenbar sind, zeigte der Grieche jetzt seinem Gegner die offene Handfläche vor. Dieser blieb in der Stimmung der Angst überzeugt, dass es der Grieche auf Gewalttätigkeiten abgesehen habe. Der Narr deutete die ausgestreckte Hand als eine Ohrfeigen-Drohung. Daraufhin ballte er die Faust, um dazutun, dass er dem Philosophen eins auf den Kopf geben werde, wenn ihm dieser ins Gesicht schlagen sollte. Es standen sich also, biologisch gesprochen, Drohung und Gegendrohung gegenüber. Aber wieder war der griechische Philosoph hocherfreut. Er fühlte sich verstanden, denn die Faust, interpretierte er, wolle zum Ausdruck bringen, dass Gott in seiner Gewalt alle Dinge ‚beschlossen’ hält, während uns seine Urteile verborgen sind. ... Damit war die Diskussion zu Ende27.

Dieses recht umfangreiche Beispiel soll dazu dienen, zu veranschaulichen, dass die symbolischen Handlungen des Menschen durchaus zum mehr angeborenen, aber auch erlernten Repertoire gehören. Sie sind gleichermaßen emotional besetzt, wie emotionsleer. Ihnen liegt eine Sinnhaftigkeit zu Grunde, wobei dieser nicht unmittelbar erkennbar sein muss, sondern sogar gänzlich falsch interpretiert werden kann. Die symbolische Handlung kann einen Interaktionismus begründen, aber letztlich immer noch selbstbezüglich, aufgrund der eigenen Erfahrungswerte und Interpretationen sein „Ricoeurs Reflexion“

RICOEUR spricht in einem solchen Zusammenhang von „Disproportion“ und der „Pathetik des Elends“, welche nur durch beständige Reflexion und dann wiederum durch weiterführende Reflexion über das bereits Reflektierte erschlossen werden kann. Dies soll zu guter Letzt zu „totalem Verständnis“ führen In diesem Sinne ist RICOERS Formulierung in der Phänomenologie der Schuld28 treffend: „Das Symbol gibt zu denken!“

Wie kommt der Mensch überhaupt zur Symbolverwendung? Wozu benötigt/e er sie? Und wie gelangt/e er zu Kenntnissen über den Inhalt? Welche Vor-und Nachteile bringen sie ihm? Welchen Nutzen haben sie? Was bedeuten sie - und was deuten wir? Und was können wir wirklich wissen?

4 Symbolik und die (Neuen) Wissenschaften

„Ästhetik und Kulturvermittlung“

BROCK sieht momentan immer mehr Naturwissenschaftler mit der Entdeckung konfrontiert, „dass die eigentlichen Gegenstände ihrer Arbeit von ihnen selbst hergestellte Zeichengefüge...sind “, sei es in der Funktion von graphischen Darstellungen, Organigrammen, Modellen usw.

Handelt es sich dabei um eine fortschrittliche Methode oder um den Rückfall in frühe Entwicklungsphasen?

Betrachten wir hierzu einmal die Entwicklung der Symbolverwendung in den Wissenschaftsbereichen der letzten gut einhundert Jahre.

„Psychologie/Psychoanalyse“

"Sie sind im medizinischen Unterricht daran gewöhnt worden zu sehen. Sie sehen das anatomische Präparat, den Niederschlag bei der chemischen Reaktion, die Verkürzung des Muskels als Erfolg der Reizung seiner Nerven. Später zeigt man Ihren Sinnen den Kranken, die Symptome seines Leidens, die Produkte des krankhaften Prozesses, ja in zahlreichen Fällen die Erreger der Krankheit in isoliertem Zustande. In den chirurgischen Fächern werden Sie Zeugen der Eingriffe, durch welche man dem Kranken Hilfe leistet, und dürfen die Ausführung derselben selbst versuchen. Selbst in der Psychiatrie führt Ihnen die Demonstration des Kranken an seinem veränderten Mienenspiel, seiner Redeweise und seinem Benehmen eine Fülle von Beobachtungen zu, die Ihnen tiefgehende Eindrücke hinterlassen. So spielt der medizinische Lehrer vorwiegend die Rolle eines Führers und Erklärers, der Sie durch ein Museum begleitet, während Sie eine unmittelbare Beziehung zu den Objekten gewinnen und sich durch eigene Wahrnehmung von der Existenz der neuen Tatsachen überzeugt zu haben glauben. ...

Sie sind darin geschult worden, die Funktionen des Organismus und ihre Störungen anatomisch zu begründen, chemisch und physikalisch zu erklären und biologisch zu erfassen, aber kein Anteil Ihres Interesses ist auf das psychische Leben gelenkt worden, in dem doch die Leistung dieses wunderbar komplizierten Organismus gipfelt. Darum ist Ihnen eine psychologische Denkweise fremd geblieben, und Sie haben sich daran gewöhnt, eine solche misstrauisch zu betrachten, ihr den Charakter der Wissenschaftlichkeit abzusprechen und sie den Laien, Dichtern, Naturphilosophen und Mystikern zu überlassen. Diese Einschränkung ist gewiss ein Schaden für Ihre ärztliche Tätigkeit, denn der Kranke wird Ihnen, wie es bei allen menschlichen Beziehungen die Regel ist, zunächst seine seelische Fassade entgegenbringen, und ich fürchte, Sie werden zur Strafe genötigt sein, einen Anteil des therapeutischen Einflusses, den Sie anstreben, den von Ihnen so verachteten Laienärzten, Naturheilkünstlern und Mystikern zu überlassen."

Diese Worte richtete Sigmund FREUD in seiner 1. Vorlesung zur Einführung in die Psychoanalyse an seine Studenten. Rund zwanzig Jahre nachdem seine Entwicklung der Psychoanalyse begann, war sich FREUD der geistigen und emotionalen Sprengkraft dieser Lehre bewusst, die er nun zu etablieren versuchte: „Erinnern Sie sich, dass wir gewöhnt sind, Psychisches und Bewusstes zu identifizieren. So selbstverständlich erscheint uns diese Gleichstellung, dass wir einen Widerspruch gegen sie als offenkundigen Widersinn zu empfinden glauben, und doch kann die Psychoanalyse nicht umhin, diesen Widerspruch zu erheben, sie kann die Identität von Bewusstem und Seelischem nicht annehmen. Ihre Definition des Seelischen lautet, es seien Vorgänge von der Art des Fühlens, Denkens, Wollens, und sie muss vertreten, dass es unbewusstes Denken und ungewusstes Wollen gibt. Damit hat sie aber von vornherein die Sympathie aller

Freunde nüchterner Wissenschaftlichkeit verscherzt und sich in den Verdacht einer phantastischen Geheimlehre gebracht. Es klingt wie ein leerer Wortstreit, ob man das Psychische mit dem Bewussten zusammenfallen lassen oder es darüber hinaus erstrecken soll, und doch kann ich Ihnen versichern, dass mit der Annahme unbewusster Seelenvorgänge eine entscheidende Neuorientierung in Welt und Wissenschaft angebahnt ist.“

FREUD erkannte hier also das Dilemma, das Seelische und Somatische dem Grunde nach nicht trennen zu können, zumindest war er sich bewusst, dass diese Annahme bereits zum damaligen Wissensstand nicht richtig greifen konnte. Er hob damit aber gleichzeitig hervor, dass die Psychoanalyse in Ergänzung zum bisherigen Vorstellungsbild der leiblichen Vorgänge und der darauf hin indizierten Therapie, durch das Seelische ein neues, erweitertes Verständnis für die Ursachen, Konflikte und Behandlungsmethoden erbringen könnte.

Wenige Jahre später versuchten die ersten ‚Psycho-Somatiker’, bspw. um Viktor VON WEIZSÄCKER, genau jenen Dualismus wieder zu durchbrechen und das Leib-Seele-Problem einer ganzheitlichen Sichtweise zuzuführen. Doch trennte FREUD tatsächlich so rigoros, wie es ihm auch heute noch nachteilig – nicht nur von Seiten der neueren psychologischen Schulrichtungen29, sondern auch von Vertretern der Neurowissenschaften30 - vorgehalten wird? War die Entwicklung des psychoanalytischen Modells tatsächlich eine „esoterische Praktik“, die näher an „mystisches Denken“ grenzt, als FREUD dies seiner Einstellung zu dem Thema31 nach beabsichtigt hätte?

Trennen wir uns diesbezüglich von der Sexualtheorie und der Klassifikation von Eros und Thanatos, die durchaus in anderen Erklärungssystemen und psychologischen Schulrichtungen einen divergierenden Stellenwert und eine abweichende Benennung haben können. Bleiben wir rein bei dem Modell des Unbewussten und der Bewusstseinsebenen, dann können wir feststellen, dass sich zahlreiche Übereinstimmungen des damaligen theoretischen Modells mit den Erkenntnissen der neueren Neurowissenschaften finden lassen.

„Was können wir wissen? - Angewandtes Nichtwissen und Kognitionswissenschaften“

Auch hier stoßen wir zunächst einmal wieder auf „angewandtes Nichtwissen“. – sei es in der Psychologie, der Kognitions- oder der Neurowissenschaft. In allen der genannten Bereichen wird mit Begriffen operiert, die zwar nicht ‚beliebig’, aber dennoch nicht-objektivierbar sind. Beginnen wir bei den Begriffen des „Bewusstseins“, des „Unbewussten“, des „Geistes“, der „Seele“, „Ich“, „Selbst“ usw., dann werden wir feststellen, dass bislang keine der wissenschaftlichen Disziplinen eine klar umrissene Lösung, geschweige denn eine „Lokalität“ dieser Entitäten bezeichnen kann32.

Wir benutzen sie als „topografische“ Zuordnungen, wie FREUD es ausdrückte, oder im Sinne dieser Arbeit als „symbolhafte Stellvertreter“, als „symbolischen Namen“ oder als „Metapher“ die wir zur Erklärung eines ansonsten unerklärlichen Vorganges bemühen. Auf der Basis dieser Unzulänglichkeit kann also nur eine Annäherung an die Wirksamkeit (oder Unwirksamkeit) der Symbolarbeit erfolgen.

[...]


1 Maximen u. Reflexionen (749)

2 Das „Institut für Angewandtes Nichtwissen“ entstand im Jahr 1992 mehr aus der humorigen Laune einiger Studenten der Universität Siegen, die kurz vor ihrer Abschlussprüfung standen. Hinsichtlich der Erkenntnis, dass in Bezug auf abprüfbares Wissen vielfach Definitionen und Inhalte als gegeben vorausgesetzt werden, ohne dass tatsächlich eine klare Auseinandersetzung mit dem Begriff erfolgte – z.B. die Definition von Gerechtigkeit oder Kunst – entstand mehr ein philosophischer Diskurs, der sich diesen Fragestellungen widmen wollte. Über die Fähigkeit zu Zweifeln, die Widersprüchlichkeit von Forschungs- und Informationsständen kam und kommt man zur Erkenntnis, dass ein Vielfaches der Handlungen letztlich auf „angewandtem Nichtwissen“ beruht. Humorvoll, aber in aller Ernsthaftigkeit einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung nähert man sich den Fragestellungen, nach dem was man „weiß“ und „tatsächlich wissen kann“.

3 Sofern diese Studien nicht von unabhängigen Praxeologen oder Institutionen durchgeführt werden. Ungeklärt bleibt damit auch zunächst, ob die angewandte Methode „wirkt“ oder der Therapeut. Dies wäre erst über den Vergleich zahlreicher Studien annäherungsweise möglich.

4 Bei der Synekdoche sind der verwendete Begriff und das Bezeichnete eng miteinander verwandt. Aber die Synekdoche verkörpert nur einen Teil des Bezeichneten, ist sozusagen weniger ("Er steht unter dem Pantoffel", Pantoffel = Frau), oder geht weit über das Bezeichnete hinaus ("Er kam um durch das Eisen", Eisen = Schwert). "Man versteht unter einem kleinen Teil das Ganze oder unter dem Ganzen einen Teil", so brachte Cicero dies Verfahren auf den Punkt. Statt des Vielfachen steht das Einfache ("der Römer" für die Gesamtheit aller Römer), statt der Einzahl die Mehrzahl ("Wir haben das Volk beeindruckt und uns als Redner erzeigt", sagte Cicero, obwohl er nur von sich sprach), statt der Gattung die Art (Sterbliche für Menschen), statt der Art ein Exemplar, statt der Art die Gattung (Brot für den gesamten Lebensunterhalt), und ein Teil steht statt des Ganzen ("Komm unter mein Dach", Dach = Haus). Diese besonders häufige Variante ist demnach auch als pars pro toto bekannt

5 Bei der Metonymie stehen ersetzter und ersetzender Ausdruck in einem reellen Zusammenhang, und nicht nur, wie bei der Metapher, in einer begrifflichen Beziehung. Realer Zusammenhang heißt: räumlicher, zeitlicher oder kausaler (= Ursache – Wirkung) Zusammenhang. Beispiele: ”Berlin meldet, dass die Arbeitslosigkeit bereits im Griff sei“ (Der Regierungssprecher hat seiner Sitz in Berlin = räumlicher Zusammenhang) “Das 16. Jahrhundert erlebte Englands Aufstieg zur Weltmacht.“ Das “16. Jahrhundert“ steht für “die Menschen im 16. Jahrhundert“ (zeitlicher Zusammenhang)

6 Siehe hierzu: Ins Innere der Dinge schaue, S. 200 ff

7 Entnommen aus Müller/Knoll „Ins Innere der Dinge schauen“

8 Erst kürzlich wurde die „Sonnenscheibe von Nebra“ als ältestes Zeugnis der bildhaften Darstellung des Sternenhimmels der Öffentlichkeit vorgestellt.

9 C.G. Jung fand hierin die „kollektiven Symbole“ und „Archetypen“

10 Vergleicht man Freuds Überlegungen zu der analytischen Deutung von Träumen und dem erwähnten Werk der Oneirokritika, dann kann man feststellen, dass zahlreiche Übereinstimmungen vorliegen. Freuds Gedanken und Anregungen und auch Vorstellungen zur „Traumdeutung als Königsweg zum unbewussten“ finden sich dort bereits recht deutlich verankert.

11 Theorem = Lehrsatz, Regel, das „Angeschaute“ = griech. theorein = anschauen, überlegen, untersuchen

12 Übersetzung zitiert nach LUCK „Magie und andere Geheimlehren in der Antike“. In der naturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Traumdeutung stolpert man an dieser Stelle bisweilen wieder auf den zwar definierbaren, aber nicht messbaren „Seelenbegriff“. FREUD setzte stattdessen das „Unbewusste“, unternahm mit der Begriffsverschiebung jedoch auch keine Klärung im naturwissenschaftlichen Sinne.

13 Anschauliche Beispiele liefern dazu bspw. die Umformungen nicht-christlicher Denkmäler und Heiligtümer, die ihrer ursprünglichen Symbolik beraubt und in christliche Motive umgearbeitet wurden. So findet sich beispielsweise in Bollendorf das Dianadenkmal und der Frauenbillenstein. DerFrauenbillenstein war ein ehemals heidnische verehrten Sandsteinmonolithen, der durch den Missionar Bonifatius im 7. Jh. n. Chr. - nach einer generellen Anweisung des Papstes Gregor I. - zu einem Kreuz umgemeißelt wurde. Diese Form der Symbolveränderung war seit dem 7. Jh. durchaus üblich, wie auch die „Verfremdung“ heidnischer Mythen. Beispielsweise findet man in der Edda des SNORRI Sturluson und auch in den Texten des Saxo GRAMMATICUS tendenziell Anpassung an die konformistische Übersetzung.

14 Im 3. Jhd. als römische Staatsreligion etabliert, aber dann durch die christliche Konfession endgültig abgelöst.

15 Betrachtet man die heutigen Wissenschaften diesbezüglich jedoch einmal unvoreingenommen, dann wird man schnell feststellen können, dass fast jedem Wissenschaftsbereich, vorzugsweise gerade den naturwissenschaftlichen Bereichen, eine „Symbolsprache“ zugrunde liegt. Auch wenn diesbezüglich seit Kants Einwendungen in der Kritik der Urteilskraft (§ 59) immer wieder kontroverse Diskussionen geführt wurden, ob logische Zeichen nun ein symbolischer Darstellungsakt seien oder nicht. Dem Grunde nach handelt es sich um einen „stellvertretenden Vorgang“ ein Multiplikationszeichen bedeutet, trotz seiner mathematisch-logischen Funktion, dass eine Menge mit einer anderen Menge das Vielfache beider Mengen bilden soll. Das Multiplikationszeichen steht damit als Stellvertreter für einen Vorgang, der etwas anderes beinhaltet als ein Additionsvorgang (wenngleich das Ergebnis für die Betrachtung damit auch gänzlich irrelevant ist). Im KANTSCHEN Sinne käme einem Symbol tatsächlich nur dann Symbolcharakter zu, wenn die Komplexität des Inhaltes eine „einfache“ logische Funktion übersteigen würde. Mir persönlich stellt sich allerdings die Frage, ob dies bei einer Verknüpfung logischer Zeichen gleichermaßen gelten kann, wie beispielsweise bei der Relativitätstheorie: E = mc2 - (EINSTEIN).

16 lat. okkult = verborgen. Die Verwendung des Begriffes zur Bezeichnung von Geheimgesellschaften und magisch-mystischen Techniken findet allerdings erst ab dem 18/19. Jahrhundert stärkeren Niederschlag in Dokumenten. Zum Begriff des Okkultismus schreibt Hartmut ZINSER: „Die heutige Verwendung des Begriffs Okkultismus geht wahrscheinlich auf Eliphas Lévi (1810- 1875) zurück, der ihn in Anlehnung an Agrippa v. Nettesheims (1486-1535) de occulta philosophia bildete.“

17 Man kann es ungefähr so betrachten: Während die klassische Philosophie versuchte anhand des Symbols versuchte den „göttlichen Weg“ zu erkennen, wurde - in einem vermeintlichen logischen Umkehrschluss - „der göttliche Weg“ in den philosophischen Betrachtungen nach der Spätantike in ein Symbol hineingepresst.

18 In Grundzügen ist dies auch in der sog. „morgenländischen Kultur“ zu beachten. Jedoch war hier das Lehrsystem anders gestaltet und mehr frei von einer religiösen „Lehrinstitution“, wie sie sich in der abendländischen Monopol-Stellung der Kirche manifestierte.

19 Dies ist jedoch so zu verstehen, dass die Interpretation damit der „traditionellen“ Linie folgte, also im engsten Sinne des Begriffes auch nicht als „ideologiefrei“ betrachtet werden kann. Hinsichtlich des Symbolverständnisses wird hier damit eher die „evolutionäre“ Tendenz von Symbolinhalten beschrieben und ist damit nicht als bewertende Funktion in „gute“ und „schlechte“ ideologische Linien zu verstehen.

20 Davor waren allerdings auch Vertreter der Kirche nicht gefeit, wie es bspw. bei Albertus Magnus, Meister Eckhart und verschiedenen anderen der Fall war.

21 Im Zuge der Christianisierung ab dem 5./6. Jahrhundert zeigten sich immer wieder Konfliktsituationen zwischen Missionaren und Heiden, welche ihre angestammte Religion und Kultur nicht aufzugeben bereit waren. Die Missionsinstruktionen Papst Gregor I. machten deutlich, dass hier eine Umwandlung der Stätten zwingend war, um die Heiden zur Konvertierung zum christlichen Glauben zu bewegen. Verfahren gegen Ketzer und Abtrünnige waren keine Seltenheit. Auffällige Hochphasen solcher Prozesse waren aber beispielsweise auch im Nachgang der Kreuzzüge zu beobachten. Mit den einsetzenden Hexen- und Ketzerverfolgungen ab dem Anfang des 13. Jahrhunderts bis weit in das 18. Jahrhundert hinein, erreichte der Glaube und auch die Verbreitung zauberisch-mystischen Denkens und dessen Verfolgung seinen Höhepunkt.

22 Hier umfassend und nicht alleine auf die Abspaltung der Protestantischen Bewegung bezogen, sondern auch auf die teils später wirkenden protestantisch-„sektiererischen“ Wiedertäufer, Kalvinisten, Herrenhuter usw.

23 Die letzte Abschaffung des Lehrstuhles für Astrologie fand in Würzburg 1817 statt.

24 Hierzu auch der „Symbolstreit“ zwischen LUTHER und ZWINGLI über die Interpretation des Symbolgehaltes des Abendmahlritus.

25 Zitiert nach Tomberg, S. 70

26 zitiert nach Tomberg, S. 105

27 Bilz, 1974, S. 17-18

28 II, 395-406 – zitiert nach Tomberg

29 bspw. Eysenck, Grawe u. a.

30 Bspw. Crick, Lurija, Ramachandran u. a.

31 Bekannt sind seine Differenzen mit VON WEIZSÄCKER, JUNG, U. A., die sich mehr dem Mystischen und den spirituellen Elementen in der Kultur und damit auch in der Berücksichtigung der Therapie zuwandten.

32 Ganz abgesehen von der häufig bestehenden Schwierigkeit, in zwei Disziplinen eine einheitliche Definition eines Begriffes erreichen zu können.

Ende der Leseprobe aus 123 Seiten

Details

Titel
Symbolarbeit in psychologischer Beratung und Therapie
Hochschule
Institut für Angewandte Psychologie und Psychosomatik e.V. Düsseldorf  (Institut für Angewandte Psychologie und Psychosomatik e.V.)
Note
1p
Autor
Jahr
2003
Seiten
123
Katalognummer
V129916
ISBN (eBook)
9783640357734
ISBN (Buch)
9783640358267
Dateigröße
886 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Abschlussarbeit der Institutsausbildung 'Psychologische Beratung'. Innerhalb des Textes findet die Bezeichnung "Diplomarbeit" Anwendung. Es wird darauf hingewiesen, dass es sich hierbei um den vorgesehenen Sprachgebrauch für das Institutsdiplom als Abschlussarbeit und nicht um eine Arbeit zur Erlangung des akademdischen Diplomgrades handelt.
Schlagworte
Symbol, Thematischer Apperzeptionstest, Rorschach, Farb-Pyramide, Mann-Zeichen-Test, Baum-Zeichen-Test, Projektive Verfahren, Beratung, Therapie, Symboldeutung, Interpretation, Freud, Jung, Psychoanalyse, Symbolik, Traumdeutung
Arbeit zitieren
Marion Röbkes (Autor:in), 2003, Symbolarbeit in psychologischer Beratung und Therapie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129916

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