Die Krisenjahre bis 1923 - Ruhrkampf

Besetzung des Rheinlandes


Hausarbeit, 2005

17 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Kriegsende und der Vertrag von Versailles

3. Krieg am Verhandlungstisch und der Ruhrkampf als Gipfel der Krise

4. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der Geschichte Europas des 20. Jahrhunderts spielen die Ereignisse nach dem Ende des Ersten Weltkrieges eine entscheidende Rolle für die weitere Entwicklung des deutsch-französischen Verhältnisses in damaliger wie heutiger Zeit. Die beiden führenden Nationen auf dem europäischen Kontinent standen sich in immer neuen Konflikten gegenüber, die die Einstellungen und Vorstellungen ganzer Generationen prägten. Noch heute sind in der Beziehung zwischen den beiden Völkern Spuren der langen, oft schmerzhaften Erfahrungen wahrnehmbar.

Die Zeit des Überganges Deutschlands von einer anscheinend mächtigen Monarchie hin zur Weimarer Republik war für die nationalen Bestrebungen der nachfolgenden Zeit bestimmend. Die Interpretation von Ereignissen ist ohne Berücksichtigung der in Europa zur damaligen Zeit herrschenden Strukturen und der Mentalitäten der damaligen Gesellschaften nur schwer möglich. Die Probleme bei der Strukturierung eines neuen Deutschlands nach der kaiserlichen Monarchie waren mit ursächlich für das Scheitern der Weimarer Republik und die folgende nationalsozialistisch geprägte Herrschaft, die Europa so sehr in seiner Entwicklung beeinflussen sollte.

Die geographische Lage Deutschlands stellt sich bei der Betrachtung von Konflikten wie der Ruhrkrise als wesentlich dar. Die zentrale Lage des preußisch-deutschen Machtbereiches zwischen dem mächtigen Russland auf der einen und Frankreich auf der anderen Seite war ursächlich für immer neue kriegerische Konflikte zwischen den Nationen Europas. Deutschland diente durch seine zentrale Position einerseits als Puffer zwischen den beiden Nachbarn, war andererseits in einer „Doppelrolle“ allerdings auch immer eine bedrohend wirkende Macht. Die Konflikte im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts waren stark durch diesen Hintergrund geprägt.

Dieses Spannungsverhältnis zwischen Frankreich und Deutschland wird meiner Meinung nach von Madariaga sehr gut beschrieben:

„Die Spannung zwischen Deutschland und Frankreich, die beständigste auf dem Kontinent, ist das Hauptmerkmal der psychologischen Landschaft Europas. Die Spaltung des Reichs Karls des Großen bezeichnet den Beginn eines jahrhundertelangen Duells zwischen den zwei Zweigen der germanischen Gemeinschaft. Diese Spaltung war keineswegs nur das Ergebnis der Teilung des väterlichen Nachlasses. […] Sie erfolgte […] aus anderen historischen Gründen und Umständen. Der wichtigste unter ihnen ist vielleicht der Unterschied in der geistigen und moralischen Haltung, oder besser im psychologischen Habitus zwischen den zwei Völkern auf beiden Seiten des Rheins.“[1]

Die Geschehnisse im Ruhrkampf 1923 sind in großem Maße mit dem fortwährenden Kräftemessen zwischen Deutschland und Frankreich nach dem Ende des ersten Weltkrieges zu erklären.

2. Das Kriegsende und der Vertrag von Versailles

Der sich letzten Endes durch materielle wie personelle Übermacht abzeichnende Sieg der Alliierten war nicht mehr zu verhindern, ein allgemein in Deutschland gewünschter „Siegfrieden“ nicht zu realisieren. In Anbetracht der Unmöglichkeit eines von Deutschland zu ereichenden Sieges wurde daher sogar von konservativ monarchistisch geprägten Politikern wie Matthias Erzberger (Zentrumspartei) und Gustav Stresemann ein Verständigungsfrieden angestrebt. Zu einem solchen Schritt war die deutsche Führung unter Ludendorff und Hindenburg allerdings nicht bereit.

Die Möglichkeit, sich mit den Gegnern auf einen verhandelbaren Frieden zu einigen, wurde durch die große Offensive im März 1918 verspielt. Die Schlacht endete mit einem Fiasko für das deutsche Militär: die Gegenangriffe der Alliierten zwangen die deutschen Truppen in die „Wotan-“ und „Siegfriedstellung“[2] zurück. Der Einsatz vieler neuer Kampfwagen (Tanks) führte im August zu Durchbrüchen der Alliierten in etlichen Frontbereichen.

Das Ergebnis war, dass die deutsche Führung im August 1918 die weitere Kriegführung für aussichtslos hielt. Im Hauptquartier in Spa kam man zu der Auffassung, dass der Krieg unter diesen Umständen nicht zu gewinnen sei.

Am 01.Oktober 1918 formuliert Ludendorff vor Offizieren der Obersten Heeresleitung:

„Die Oberste Heeresleitung und das deutsche Heer sind am Ende. Der Krieg ist nicht mehr zu gewinnen, vielmehr steht die endgültige Niederlage unmittelbar bevor. Ich stehe nunmehr auf dem Standpunkt, daß schnellstens Schluß gemacht werden muß…“[3]

Die Bevölkerung wurde über diese Lage nicht in Kenntnis gesetzt, da Ludendorff, ebenso wie auch Hindenburg, davon überzeugt war, es würde ein zu großer Imageverlust entstehen, sollte die aussichtslose Lage an die Öffentlichkeit dringen. Daher stemmte man sich auch vehement gegen das Eingeständnis der Niederlage.

Als der Bündnispartner Österreich am 14. September Gespräche über einen möglichen Frieden mit der Entente suchte, sah Ludendorff auch für Deutschland die Zeit gekommen, Friedensbemühungen in Angriff zu nehmen. Dabei wollte er sich auf die von Woodrow Wilson im Januar 1918 verfassten 14 Punkte als Vorlage für mögliche Verhandlungen beziehen, da er sich dadurch für Deutschland eine bessere Position versprach als diejenige, die von der Entente zu erhoffen war.

Als die neue Regierung schließlich über die militärische Situation in Kenntnis gesetzt wurde, reagierten die Parlamentarier entsetzt, waren sie doch viel zu lange über die wirklichen Tatsachen getäuscht worden. Wo eigentlich die Möglichkeit eines Sieges hätte bestehen sollen, stand nun Gewissheit, vor der Niederlage zu stehen.

Die Hoffnung Deutschlands lag darin, durch nach außen sichtbare Veränderungen hin zu einer demokratischen Ordnung die USA bei Friedensverhandlungen wohlwollend zu stimmen. Dies sollte die Bedingungen eines Friedensvertrages im Sinne der Verständigung für Deutschland verbessern. In diesem Zuge wurde Ludendorff als Chef der Obersten Heeresleitung durch den Demokraten Wilhelm Groener ersetzt; der deutsche Kaiser Wilhelm II. dankte am 09.11.1918 ab und ging ins Exil in die Niederlande. Die Hoffnungen auf einen für die Deutschen mit Würde anzunehmenden Friedensvertrag wurden aber zerstreut: der am 11.11.1918 im Wald von Compiègne von Matthias Erzberger unterzeichnete Waffenstillstandsvertrag spiegelte den Willen vor allem Frankreichs wieder, Deutschland langfristig substantiell zu schwächen und dabei auch so weit wie möglich zu demütigen.

Die vom damaligen Außenminister Brockdorff-Rantzau gewählte Formulierung eines deutschen Standpunktes macht die Hoffnungen auf faire Gestaltung der Vertragsbedingungen deutlich:

„Daß wir als Besiegte Opfer bringen müssen an Macht und Gut, sehen wir ein; als Verbrecher unsere Versetzung in die zweite Klasse des Nationenstandes zu unterschreiben, lehnen wir ab.“[4]

[...]


[1] Madariaga, Salvador de: Portrait Europas, Stuttgart 1952, S.98f

[2] Bereits im Februar1917 rückten die deutschen Truppen zur Verkürzung der Frontlinie in diese Defensivstellungen ein.

Vgl.: „ Schüler Duden - Die Geschichte. Ein Sachlexikon für die Schule “, 2., durchgesehene Auflage, Mannheim u.a., 1988, S.380

[3] Vgl.: Michaelis, Herbert; Schraepler, Ernst: „Ursachen und Folgen“, Bd.2: Der militärische Zusammenbruch und das Ende des Kaiserreichs, Berlin, 1959, S.323

[4] Schwabe, Klaus: „ Gerechtigkeit für die Großmacht Deutschland “ – Die deutsche Friedensstrategie in Versailles, in: Krumeich, Gerd (Hrsg.): Versailles 1919, Ziele-Wirkung-Wahrnehmung, Essen 2001, S.77

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Krisenjahre bis 1923 - Ruhrkampf
Untertitel
Besetzung des Rheinlandes
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal  (Fachbereich A: Geistes- und Kulturwissenschaften)
Veranstaltung
Einführung in die Neuere und Neueste Geschichte
Note
2,0
Jahr
2005
Seiten
17
Katalognummer
V129872
ISBN (eBook)
9783640359202
ISBN (Buch)
9783640359554
Dateigröße
485 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ruhrkampf - Besetzung des Rheinlandes -
Schlagworte
Krisenjahre, Ruhrkampf, Besetzung, Rheinlandes
Arbeit zitieren
Anonym, 2005, Die Krisenjahre bis 1923 - Ruhrkampf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129872

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