Sick Building Syndrome

Information statt Abriss


Seminararbeit, 2008

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Definition

2 Motivation und Intention

3 Ursachen

4 Studien und Projekte
4.1 Projektziele
4.2 Hypothesen
4.3 Studiendesign
4.4 Statistische Auswertung
4.5 Messungen

5 Projektergebnisse

6 Schlussfolgerungen und Ausblick

7 Literaturverzeichnis

8 Quellenverzeichnis

1 Definition

„In der heutigen Zeit arbeiten Millionen von Deutschen in modernen Bürogebäuden. Viele von ihnen klagen über Beschwerden, die gewissermaßen diffus sind und keine eindeutige medizinische Diagnose erlauben. Unter dem Begriff ‚Sick Building Syndrome’ (SBS) sind diese Beschwerden in den letzten Jahren ins Zentrum der Öffentlichkeit gerückt.“[1]

Eine eindeutige Übersetzung für den englischen Begriff Sick Building Syndrome lässt sich nur schwierig festlegen. Dies rührt daher, dass der Begriff sowohl die Interpretation eines Gebäudes, das krank ist, als auch eines Gebäudes, das Personen krank macht, die sich in ihm aufhalten, zulässt. Ein adäquater Kompromiss zur Übersetzung des Sick Building Syndrome ins Deutsche scheint daher „gebäudebezogene Krankheit“. Doch was versteht man unter gebäudebezogener Krankheit?

„Nach internationaler Konvention (WHO 1982) wird dann von einem Sick Building Syndrom [, bzw. gebäudebezogener Krankheit,] gesprochen, wenn bei mehr als 10 bis 20 % der Beschäftigten eines Gebäudes unspezifische Beschwerden oder Symptome auftreten, die nach Verlassen des Gebäudes rasch wieder nachlassen.“[2]

Zu derartigen unspezifischen Beschwerden zählen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Symptome (Universität des Saarlandes)

Zwar werden diese Symptome von der Allgemeinheit nicht unbedingt als Krankheit verstanden, jedoch werden sie gemäß der Definition des Gesundheitsbegriffes durch die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) als Krankheit bewertet. So zählen die genannten Symptome auch zu den Problemen, die in der Arbeitsschutzrahmenrichtlinie 89/391/EWG (s. Art. 6, Abs. 1) sowie der EU-Bildschirmrichtlinie 90/270/EWG (s. Art. 3, Abs. 1, 2) als Gefahren eingestuft werden. Die aus diesen Richtlinien entstandenen deutschen Gesetze, Arbeitsschutzgesetz und Bildschirmarbeitsverordnung, stufen diese Symptome somit ebenfalls als Gefährdung der Gesundheit ein.[3]

Nichtsdestoweniger stellt sich die Ermittlung der Ursachen für diese unspezifischen Symptome schwierig dar, wodurch eine Diagnosestellung, entgegen der üblichen Vorgehensweise, nach dem Ursache-Wirkungs-Muster nicht möglich ist. Um SBS diagnostizieren zu können, ist es somit notwendig, jede mögliche, aber nicht in Frage kommende, andere Krankheit für das Auftreten der Symptome auszuschließen.[4] Eine weitere, und zudem zur bereits genannten Begriffsdefinition der WHO konforme Möglichkeit SBS von individuellen Krankheitsbildern abzugrenzen liegt darin, zu untersuchen, ob der Anteil der Personen mit den in Tabelle 1 und Abbildung 1 geschilderten Beschwerden über dem Durchschnitt der sonst üblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen liegt. Nach einer von Gebbers und Glück zitierten schwedischen Studie liegen überdurchschnittliche gesundheitliche Beeinträchtigungen vor, wenn die Anzahl der Betroffenen innerhalb des betrachteten Gebäudes

- für Schleimhautirritationen im Augenbereich über 11 bis 16 %,
- für Schleimhautirritationen im Nasen-Rachenraum über 16 bis 19 %,
- für Kopfschmerzen über 10 bis 19 % oder
- für Ermüdung über 25 bis 30 % liegt.[5]

2 Motivation und Intention

Es ist eine weithin geteilte Beobachtung, dass die psychischen Belastungsfaktoren in der Arbeitswelt ansteigen. Ursachen hierfür sind zunehmende emotionale und soziale Belastungen durch veränderte Arbeitsinhalte und -tätigkeiten durch den Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft sowie ein erhöhter Leistungsdruck auf die Mitarbeiter im Zuge des verstärkten Wettbewerbes aufgrund der Globalisierung.[6]

Bringt man diese Erkenntnis der Neuzeit mit einem Zitat von Friedrich Schiller aus dem
18. Jahrhundert: „Es ist der Geist, der sich den Körper baut“, in Verbindung, so liegt die Vermutung nahe, dass psychische Belastungen und somit der Einflussfaktor Mensch schwerer wiegen als gebäudebezogene Faktoren wie beispielsweise Klima, Beleuchtung, Lärm, chemische Einflüsse etc. Denn aus den psychischen Belastungen entstehender Stress und Frustration könnten Ursachen sein, nach Ventilen zu suchen, um Selbige abbauen zu können. Zugluft der Klimaanlage oder Gerüche aus Laserdruckern am Arbeitsplatz, um nur einige Möglichkeiten zu nennen, scheinen hierzu bestens geeignet.

Weiterhin für diese Vermutung spricht der sogenannte Noceboeffekt. Hierbei handelt es sich um eine Reaktion, bei der eine negative Erwartungshaltung zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes führt. Der Noceboeffekt stellt somit das negative Gegenstück zum allgemein bekannten Placeboeffekt dar. Zur Verdeutlichung des Nocebeoeffektes soll folgendes Beispiel dienen:

„In einer Studie wurden Freiwillige mit 2 Elektroden unterhalb des Auges an ein Gerät mit der Aufschrift ‚Schock-Generator’ angeschlossen. Den Versuchspersonen wurde erklärt, dass nicht messbarer Strom durch den Kopf geleitet werde. Real erzeugte das Gerät lediglich ein in 5 Stufen lauter werdendes Geräusch beim Hochschalten, jedoch keinen Strom. Von 99 Versuchspersonen berichteten dennoch 25 Schmerzen, weitere 23 gaben punktuelle Schmerzen an, 3 berichteten andere Empfindungen.“[7]

Schillers bereits zitierte Aussage, dass der Verstand mit seiner Erwartungshaltung das körperliche Befinden steuert, wird durch dieses Experiment bestätigt.

Diese Arbeit soll anhand von Studien, Statistiken und Fallbeispielen die These untersuchen, dass auf die Person bezogene Faktoren einen stärkeren Einfluss auf SBS-Symptome haben als gebäudebezogene. Intention soll dabei die Überlegung sein, dass in Betracht zu ziehende Maßnahmen zur Bekämpfung von SBS nicht zwangsläufig bauliche Veränderungen sein müssen, sondern eventuell vergleichbar einfache Maßnahmen, welche auf Information der Mitarbeiter abzielen und Unwissenheit beseitigen, pointiert ausgedrückt: „Information statt Abriss“. Dies könnte Noceboeffekt und Frustabbau an Kopierern, Klimaanlagen etc. die Grundlage entziehen.

Das folgende Fallbeispiel soll die dargestellten Vermutungen untermauern und zeigen, dass eine zentrale Präventionsmaßnahme gegen SBS die Information und Aufklärung der Mitarbeiter sein kann:

„Endlich war es soweit. Das neue Bürogebäude wurde bezogen und alle hatten mehr Platz. Der Umzug ging nach Plan vonstatten und alle waren zufrieden, zumindest zu Beginn. Sehr schnell kamen allerdings Fragen auf, Fragen nach der Bedeutung der Gerüche, die überall wahrzunehmen waren. Gerüche, die sich aus allen möglichen Baumaterialien bzw. deren Ausdünstungen zusammensetzten. Die Reaktion des Betriebsarztes und der Fachkraft für Arbeitssicherheit reduzierte sich auf die Aussage, dass derlei Gerüche in einem neuen Gebäude normal sind und man sich deswegen keine Gedanken machen müsse. Die Mitarbeiter nahmen die Antwort zur Kenntnis und akzeptierten die neue Situation als eine ungefährliche und vorübergehende Beeinträchtigung.

[...]


[1] Poppelreuter, Dr. Stefan.: Psychische Belastungen am Arbeitsplatz, S. 35

[2] Universität des Saarlandes, S. 16

[3] Çakir, Dr.-Ing. Ahmet: Über das Sick-Building-Syndrome, S. 2

[4] Çakir, Dr.-Ing. Ahmet: Über das Sick-Building-Syndrome, S. 2

[5] Gebbers, Jan-Olaf: „Sick building“-Syndrom -Syndrom, S. 110

[6] Poppelreuter, Dr. Stefan.: Psychische Belastungen am Arbeitsplatz, S. 13

[7] Mayer, Karl C.: Placeboeffekte

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Sick Building Syndrome
Untertitel
Information statt Abriss
Hochschule
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Veranstaltung
Arbeitsgestaltung
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
16
Katalognummer
V129842
ISBN (eBook)
9783640365913
ISBN (Buch)
9783640365944
Dateigröße
1433 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sick, Building, Syndrome, Information, Abriss
Arbeit zitieren
Patrick Conrad (Autor:in), 2008, Sick Building Syndrome, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129842

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