Gnosis - Welche Bedeutung kann oder muss der Gnosis zugetragen werden, in Anbetracht der heutigen Zeit und im Zusammenhang mit der Bibel?


Facharbeit (Schule), 2007

23 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

Teil A

2. Gnosis allgemein
2.1 Was ist Gnosis?
2.2 Quellen der Gnosis
Die mandäischen Quellen
Der Fund von Nag Hammadi
Kirchenväter als gnostische Quellen
2.3 Geschichte der Gnosis
2.4 Gnosis in der heutigen Zeit
The Da Vinci Code
Matrix

Teil B

3. Gnosis und Bibel
3.1 Zwei Welten prallen aufeinander
3.2 Das Evangelium des Johannes als Beispiel des
gnostischen Gedankengutes in der Bibel
Über das Evangelium und Johannes
Interpretation über Joh 1, 1-18
3.3 Fragen an XX über das Thema
Gnosis innerhalb der Bibel

4. Fazit

Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Gnosis – ein Thema das mich vom ersten Augenblick an, als ich davon hörte, faszinierte.

Man schrieb das Jahr 1945, als ägyptische Bauern in einem Lehmdorf namens Nag Hammadi Papyrusrollen fanden. Sieben Jahre danach gerieten diese Rollen in Sachkundige Hände und man verkündete, dass es sich hierbei um gnostische Texte handelt, die von grosser Bedeutung sind. Folglich bekam die Presse davon Wind und plötzlich war die Gnosis wieder aktueller denn je. Seit diesem Zeitpunkt beschäftigen sich viel mehr Leute mit diesem Thema. Es wird darüber geschrieben, philosophiert und kritisiert. Nebst einer grossen Anzahl von Büchern die erschienen sind, gibt es auch jede Menge von Publikationen auf dem Internet über das Thema Gnosis und damit verwandte Themen.

Ich begann zu recherchieren und fand allerlei Erklärungen und Interpretationen darüber. Nachdem ich verschiedenste Texte und Bücher zur Gnosis gelesen habe, war ich aber nicht zufrieden. Im Gegenteil, mir war noch überhaupt nichts klar. Ich fand nebst viel geschichtlichem Hintergrund auch eine Vielzahl von Interpretationen und da fiel mir auf, dass sich die Meinungen in den Köpfen der Leute spalten. Die einen Dossiers besagten, dass die Gnosis im höchsten Masse zu verachten sei, da sie nichts weiter als ein frauenfeindliches Weltbild wiedergebe. Andere schrieben wiederum, dass der Gnosis grosse Annerkennung zugetragen werden müsse, da sie der Schlüssel zum „ewigen Friede“ sei.

Was also sollte ich glauben, denn gewusst habe ich noch fast nichts. Der Entschluss stand fest, ich muss mir meine eigene Meinung zum Thema Gnosis bilden. Mit dieser Diplomarbeit habe ich nun die offizielle Möglichkeit dazu. Daher wird es mein Ziel sein, mir ein überhöhtes Fachwissen anzueignen und danach verschiedenste Texte, Bücher und Meinungen zu analysieren und wenn möglich zu interpretieren. Konkret heisst das nun folgendes:

In einem ersten Teil werde ich über die Gnosis allgemein schreiben und erläutern worum es sich handelt, den geschichtlichen Zusammenhang wiedergeben und die Aktualität des Themas überprüfen.

In einem zweiten Teil werde ich dann die Gnosis mit der Bibel in Verbindung bringen und versuchen anhand von ausgewählten Texten den Zusammenhang zwischen biblischen Textstellen und gnostischem Gedankengut zu interpretieren oder nachzuvollziehen. Ich nehme mit Absicht die Bibel; Die Bibel ist das Buch unter den Büchern, es ist mit Abstand eines der meist gelesenen Büchern der Welt. Die Bibel ist für viele Menschen auch heute noch ein Wegweiser durch das Leben. Sie beinhaltet Psalmen und Verse, mit denen sich etliche Menschen auf dieser Welt identifizieren. Dieses Buch wird von ganz verschiedenen Menschentypen gelesen, von Reichen so wie von Armen, von einem Pfarrer und auch von einem Metzgermeister. Das die Bibel ein gutes und in manchen Situationen ein hilfreiches ja sogar tröstendes Buch sein kann will ich nicht abstreiten. Es ist aber auch nicht abstreitbar, dass der Inhalt der Bibel vielerorts ganz individuell ausgelegt werden kann. Es gibt vielerlei Interpretationen über den Inhalt, manche Auslegungen legitimieren für gewisse Gruppen sogar den Krieg.

So fand auch die Gnosis ihren Weg in die Bibel, oder waren es Verfasser der Bibel die beim gnostischen Gedankengut abgeschaut hatten? Diese Frage bleibt zu klären. Sicher ist jedoch, dass die Bibel in manchen Stellen, Teile der Gnosis beinhaltet. Ich mache es mir zur Aufgabe solche Inhalte der Bibel mit der Gnosis oder besser gesagt mit gnostischem Anschauungsbild zu vergleichen und wenn möglich zu interpretieren, um so hoffentlich ein Fazit ziehen zu können das für mich stimmt.

Diese oben genannten Überlegungen ergeben für mich folgende Fragestellung:

Welche Bedeutung kann oder muss der Gnosis zugetragen werden in Anbetracht der heutigen Zeit und im Zusammenhang mit der Bibel?

‘In dieser Stunde rief Jesu, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand weiss, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiss wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.‘[1]

Teil A

2. Gnosis allgemein

2.1 Was ist Gnosis?

Das Wort Gnosis kommt vom griechischen Sprachgebrauch her und heisst so viel wie „Erkenntnis“. Im Laufe der Zeit wurden zwei andere Begriffe gebräuchlich; der Gnostizismus und die Gnostik. Diese beiden Begriffe sind lediglich die latinisierte Form des griechischen Wortes. Der Einfachheit zuliebe werde ich mich bei meiner Arbeit auf den Überbegriff Gnosis beschränken.

Im heutigen Zeitalter wird Gnosis verstanden als eine esoterische Philosophie, eine Weltanschauung oder sogar, wenn auch nur noch sehr selten, als eine Religion. Ferner wird die Gnosis als ein Geheimwissen angesehen, diejenigen (die Gnostiker), die dieses Wissen besitzen werden dadurch von der übrigen Menschheit abgehoben. Die Griechen verstanden unter Gnosis die Erkenntnis überhaupt.

Wer die Erkenntnis hat ist erleuchtet, alle Fragen werden beantwortet. Das Erlangen der „Einsicht“ ist kein Prozess sondern die Erleuchtung kommt im Nu. Wer diese Stufe der „Gottesnähe“ erreicht, wird es merken ohne jeden Zweifel! Der Gnostiker glaubt nicht sondern er weiss. Die Gnosis ist die Antwort an und für sich.

‘Gnosis weiss nach einer von Klemens von Alexandrien überlieferten Verheissung, wer wir waren und was wir geworden sind. Woher wir stammen und wohin wir geraten sind. Wohin wir gehen und wovon wir befreit sind. Was es mit unserer Geburt und was es mit unserer Wiedergeburt auf sich hat.‘[2]

Aus verschiedenen Quellen, wie zum Beispiel der Fund von Nag Hammadi, oder aus alten Überlieferungen von Kirchenvätern, (auf die in dem Kapitel „Quellen der Gnosis“ noch eingegangen wird), lässt sich zum heutigen Zeitpunkt mehr über die Gnosis sagen. Es bleibt jedoch unbestritten, dass es noch Geheimnisse der Gnosis gibt und noch nicht alles vollständig durchleuchtet ist. Das Thema lässt viel Spielraum um zu interpretieren und zu philosophieren.

Hauptmerkmale der Gnosis sind:[3]

- Die materielle Welt wird als die Schöpfung des Bösen, des schwarzen Engels oder eines Assistenten von ihm, angesehen. Damit wird auch alles Leben auf der Erde als negativ beurteilt. Die Gnosis besagt, dass die Menschen auf der Erde in einer Art „Haut“ stecken, in der sie eigentlich nicht sein möchten. Nur durch die Erreichung der Erkenntnis kann man sich von diesem „betrunkenen“ Zustand lösen.
- Die Gnosis kennt nicht einen Gott im Sinne des Christentums. Man spricht vom Demiurg (griechisch; demiourgós = Schöpfer, Handwerker). Sophia(= Weisheit), ist die Mutter des Demiurgen. Mit der Hilfe dieses Schöpfergottes konnte die Welt nun dualistisch (zweiteilig) gedacht werden. Dieser Dualismus zeigt sich in der Gnosis folgendermassen: Es gibt eine gute göttliche Kraft, die uneingeschränkt „gutes“ verbreitet und es gibt eine böse Gottheit, der unvollkommene Demiurg, dieser hat unsere unvollkommene Welt erschaffen. Das heisst also, dass das klassische theologische Problem, sprich das Dasein eines allmächtigen Gottes, (es gibt nur ein Gott), in der Gnosis „gelöst“ ist. Man nennt das Theodizee, (frz. Théodicée v. griech. Theos = Gott + dike = Gerechtigkeit). Die Gnostiker vergleichen diesen Gott, (der böse Demiurg), gerne mit dem Gott, der im alten Testament vorkommt; dieser bestraft jedes Streben nach Wissen und lässt die Menschen im Zustand der Unkenntnis, im betrunkenen Zustand, sein. Des Weiteren besagt die Gnosis, dass die vom unvollkommenen Demiurg geschaffene Welt erlösungsbedürftig ist, wie auch er, der sich ebenfalls nach Erlösung sehnt.
- Wie im vorherigen Abschnitt erwähnt kennt die Gnosis nicht die altbekannten Gottheitsbilder des Christentums. Wenn in der Gnosis von einem „obersten Gott“ die Rede ist, so meinen die Gnostiker nicht eine Person, sondern der Gott wird eher mit Metaphern wie „Licht“ oder „Geist“ umschrieben. Oft ist auch die Rede vom göttlichen Funken. Dieser ist in jedem Menschen vorhanden, er schlummert sozusagen in uns, ist aber der materiellen Welt, also unserer Welt, „fremd“.
- Wenn nun dieser Funke vom Menschen erkannt wird, löst sich die Person von der materiellen Welt (èErkenntnis).
- Ein weiteres Merkmal der Gnosis ist das ein wenig esoterisch angehauchte Verhalten der Gnostiker. Damit meine ich, die Verbreitung der gnostischen Lehren; sie wurden, z.B. in der Antike, nicht öffentlich kundgetan, sondern waren einer Minderheit vorbehalten.

2.2 Quellen der Gnosis

Es gibt verschiedenste Quellen die der Gnosis zugrunde liegen. Ich möchte mich hier auf drei der wichtigsten Quellen begrenzen:

- Die mandäischen Quellen
- Der Fund von Nag Hammadi
- Verschiedene Kirchenväter als gnostische Quellen

Die mandäischen Quellen

Die Mandäer sind eine kleine gnostische Sekte, die man heute nur noch im Irak und im Iran antrifft. Das Wort Mandäer kommt vom persischen manda und ist gleichbedeutend mit dem Wort Gnosis im griechischen Sprachgebrauch.

Die Quellen der Mandäer seien der Ursprung der Gnosis behaupten einige Wissenschaftler, da man Textfragmente bei ihnen fand die bis in die vorchristliche Zeit zurück deuten. Es ist jedoch äusserst schwierig für Theologen diese Liturgien und Gebete vollständig zu entziffern, da es an eindeutiger Begrifflichkeit und Sprachkenntnis der Forscher mangelt.

Der Fund von Nag Hammadi

Wie schon in der Einleitung erwähnt ist der Fund von Nag Hammadi ein Meilenstein in der Geschichte der Gnosis. Im Winter von 1945 auf 1946 fanden ägyptische Bauern in der nähe des mittelägyptischen Dorfes Nag Hammadi einen Tonkrug. In der Hoffnung darin auf Gold zu stossen öffneten sie ihn. Was sie fanden waren koptische Texte. Der Wert dieser Fragmente wurde jedoch von den Bauern nicht erkannt und so wurden sie durch verschiedene Hände gereicht. Erst 1952, als die Texte im C.G. Jung Museum landeten, kamen die Textstücke in sachkundige Hände. Letztendlich wurden sie zum ägyptischen Staatseigentum erklärt und kamen ins koptische Museum in Kairo, wo sie auch heute noch liegen.

Der Inhalt dieser Textstücke wurde lange studiert und stellte sich als äusserst mühselig heraus, da es Textrollen waren und verschiedene, wahrscheinlich koptische, Zeichen noch unklar waren. Schlussendlich entschlüsselte man zweierlei Texte: Christlich-gnostische Texte und rein gnostische Texte. Erstaunlich war, dass die Texte von Nag Hammadi Werke enthielten von denen man bis dato noch nichts wusste. Auch die Existenz von verschiedenen Kirchenvätern wurde durch die gnostischen Texte bestätigt, von denen (den Kirchenvätern), man annahm, sie seien zum Teil nur Mythos.

Einige bedeutsame Texte oder Werke die man fand, waren:

- Die Offenbarung Adams
- Die Geheimschrift des Johannes
- Das Evangelium der Wahrheit
- Die Auslegung über die Psyche
- Das Evangelium nach Maria
- Das Evangelium nach Philippos
- Das Evangelium nach Thomas

[...]


[1] Die Bibel, Einheitsübersetzung, Lukas10,21-22

[2] Werner Hörmann, Gnosis, das Buch der verborgenen Evangelien, Augsburg 1994, S. 10

[3] Vgl.: Brockhaus Enzyklopädie, achter Band, Mannheim, 1989

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Details

Titel
Gnosis - Welche Bedeutung kann oder muss der Gnosis zugetragen werden, in Anbetracht der heutigen Zeit und im Zusammenhang mit der Bibel?
Hochschule
Hochschule Luzern
Note
1
Autor
Jahr
2007
Seiten
23
Katalognummer
V129712
ISBN (eBook)
9783640355587
ISBN (Buch)
9783640355259
Dateigröße
516 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gnosis, Gnosis und Bibel, Gnosis heute, Gnosis und Film, Bibel und Gnosis
Arbeit zitieren
Tobias Hoenger (Autor:in), 2007, Gnosis - Welche Bedeutung kann oder muss der Gnosis zugetragen werden, in Anbetracht der heutigen Zeit und im Zusammenhang mit der Bibel?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129712

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