Hermeneutik - die hermeneutisch-geisteswissenschaftliche Pädagogik


Seminararbeit, 2003

21 Seiten, Note: 1 mit Auszeichnung


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

Hauptteil 1: Beschreibung des Theorie-Praxis-Verständnisses einer
„Geisteswissenschaftlichen Pädagogik“
a) Was kennzeichnet „Geisteswissenschaftliche Pädagogik“?
b) Das Theorie-Praxis-Verständnis der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik

Hauptteil 2: Erläuterung, ob das beschriebene Theorie-Praxis-Verständnis nur den von
BREZINKA beschriebenen Kennzeichen einer „praktischen Pädagogik“
entspricht
a) Kennzeichen des kritisch-rationalen Verständnisses
b) Die von BREZINKA beschriebenen Kennzeichen einer praktischen
Pädagogik
c) Die These KÖNIG/ZEDLERS, dass Geisteswissenschaftliche Pädagogik
als nicht-wissenschaftlich definiert wird
d) Vergleich der Kennzeichen mit beschriebenem Theorie-Praxis-
Verständnis

Hauptteil 3: Erläuterung, inwieweit das Theorie-Praxis-Verständnis der
Geisteswissenschaftlichen Pädagogik auch an Aufgaben wissenschaftlicher
Reflexion orientiert ist
a) Beschreibung der Aufgaben wissenschaftlicher Reflexion
b) Vergleich der Aufgaben mit den Kennzeichen Geisteswissenschaftlicher
Pädagogik

Einleitung

Ein Elternpaar steht vor der Frage, in welchem Kindergarten es seinen Zögling demnächst anmelden soll. Die Mutter - seit jeher in ihren Entscheidungen eher emotiv geleitet- spricht sich gegen den Waldkindergarten im Nachbarort aus. Waldkindergärten sind derzeit stark im Trend. Der Vater – im Gegensatz zu seiner Gattin ein eher rationell denkender Mensch - möchte keine voreiligen Schlüsse ziehen. Er wünscht sich wissenschaftliche Untersuchungen, von denen er sorgfältig sämtliche Vor - und Nachteile eines solchen Konzeptes ablesen kann, um eine darauf basierende Erfolg versprechende Entscheidung treffen zu können.

Nun stellt sich uns die Frage, ob die Wissenschaft den Wünschen des Vaters gerecht werden kann. Mit anderen Worten: Inwieweit kann die Erziehungswissenschaft der Praxis dienen? Wie definiert der Vater den „Erfolg“, den er für seinen Sprössling erreichen will? Kann die Wissenschaft dem Vater prognostizieren, wie der Weg seines Sprösslings verlaufen würde, wenn er Kindergarten A besucht und wie der weitere Werdegang aussehen würde, wenn das Kind Kindergarten B besuchen würde? Kann die Wissenschaft dem Vater überhaupt eine Hilfestellung geben? Für den Fall, dass dem Vater bei der Wahl des einen oder anderen Kindergartens ein positiver weiterer Werdegang seines Kindes prognostiziert werden könnte, hätte er dann auch die gewünschte „wasserdichte“ Absicherung?

Schon an dieser Stelle ist offensichtlich, dass derartige Prognosen niemals so eindeutig und klar aussehen können, wie der Weg des Stromes in einer elektrischen Leitung. Für die Naturwissenschaftler gibt es Formeln. Und was gibt es für Erziehungswissenschaftler? Studiere ich überhaupt eine „Wissenschaft“? Oder eigne ich mir als Studentin der Sozialpädagogik an der Universität Lüneburg gar lediglich diffuse Handlungsmethoden an, die zwar in der späteren Praxis mehr oder weniger hilfreich sein könnten, allerdings niemals den Ansprüchen, die an eine „Wissenschaft“ gestellt werden, gerecht werden?

Diese Frage stellten vor uns bereits Vertreter der kritisch-rationalen Erziehungswissenschaft den Vertretern der Geisteswissenschaftlichen Erziehungswissenschaft, die mit der Methode des Verstehens, der so genannten „Hermeneutik“ Antworten auf diese und ähnliche Fragen erhalten wollten.

Nun befinden wir uns bereits auf der Ebene der Wissenschaftstheorie, also der Theorie über die Theorien der Wissenschaft. (vgl. GUDJONS 2001,S.29)

In dieser Hausarbeit setze ich mich mit der Frage auseinander, ob Geisteswissenschaftliche Pädagogik aus kritisch-rationalem Verständnis zu Recht als „praktische Pädagogik““, aber nicht als „Pädagogik“ im Sinne einer Wissenschaft zu bezeichnen ist. Dazu betrachten wir im ersten Hauptteil dieser Hausarbeit das Theorie-Praxis-Verständnis der hermeneutisch-geisteswissenschaftlichen Pädagogik, „die nach dem ersten Weltkrieg – dann unterbrochen durch den Nationalsozialismus- bis in die 60er Jahre die Pädagogik in Deutschland nachhaltig beeinflusst hat“. (vgl. GUDJONS 2001, S.30).

Im zweiten Hauptteil erläutere ich, ob das im ersten Teil beschriebene Theorie-Praxis-Verständnis der hermeneutisch-geisteswissenschaftlichen Pädagogik nur den von BREZINKA genannten Kennzeichen einer „praktischen Pädagogik“ entspricht.

Hierzu fasse ich zunächst die wesentlichen Kennzeichen des kritisch-rationalen Verständnisses zusammen, so dass wir die These BREZINKAS dem erziehungswissenschaftlichen Denken seiner Zeit zuordnen können werden. Im Anschluss daran stelle ich die von BREZINKA beschriebenen Kennzeichen einer praktischen Pädagogik dar, um daran zu überprüfen, ob diese den Kennzeichen des in Teil 1 beschriebenen Theorie-Praxis-Verständnisses der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik entsprechen.

Im dritten Hauptteil beschreibe ich, inwieweit das Theorie-Praxis-Verständnis der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik meiner Ansicht nach auch an Aufgaben wissenschaftlicher Reflexion orientiert ist. Ich führe zunächst Aufgaben wissenschaftlicher Reflexion auf und vergleiche diese dann mit den Kennzeichen der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik.

Hauptteil 1:Beschreibung des Theorie-Praxis-Verständnisses einer

Geisteswissenschaftlichen Pädagogik

a) Was kennzeichnet Geisteswissenschaftliche Pädagogik?

Hauptthesen

Der Begriff „Geisteswissenschaften“ ist mehrdeutig. Das Zitat Helmut DANNERS: „Am einfachsten ist zunächst eine negative Definition, nämlich was Geisteswissenschaft nicht ist: Naturwissenschaft.“ Macht deutlich, dass der Begriff „Geisteswissenschaften“ mehrdeutig ist.

Der 1944 geborene Universitätsprofessor für allgemeine Pädagogik an der Universität Paderborn Dr. Phil. Habil. Eckard KÖNIG und der 1945 geborene Universitätsprofessor für allgemeine Erziehungswissenschaften der Universität Erfurt Prof. Dr. Peter ZEDLER veröffentlichten 1998 als Einführung in Grundlagen, Methoden und praktische Konsequenzen der Erziehungswissenschaft ihr gemeinsames Werk „Theorien der Erziehungswissenschaft“.

Im Kapitel „Geisteswissenschaftliche Pädagogik“ erläutern sie, dass es nahe liegt, Wilhelm DILTHEYS (1833-1911) Grundlegung der Geisteswissenschaften auf den Ansatz der Pädagogik zu übertragen und die Pädagogik daher nicht nach dem Vorbild der Naturwissenschaften zu sehen, sondern als eine verstehende Disziplin. (vgl. KÖNIG/ZEDLER 1998, S.94) DILTHEY stellte als Professor der Philosophie in Berlin dem naturwissenschaftlichen Erklären die Methode des Verstehens gegenüber. (vgl. Stimmer 2000, S.149)

KÖNIG/ZEDLER halten sich vor allem an das Buch „Die pädagogische Bewegung in Deutschland und ihre Theorie“ von Hermann NOHL (1879-1960), einem der bekanntesten Vertreter der an DILTHEY anknüpfenden Geisteswissenschaftlichen Pädagogen, um die Hauptthesen der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik herauszuarbeiten. Er nennt folgende fünf Hauptthesen der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik:

(1) Ausgangspunkt für die pädagogische Theorie ist die Erziehungswirklichkeit
(2) Erziehungswirklichkeit wird als „sinnvolles Ganzes“ verstanden
(3) Aufgabe der Pädagogik als einer „hermeneutischen Disziplin“ ist es, die Bedeutung der Erziehungswirklichkeit zu erfassen
(4) Erziehungswirklichkeit ist das Ergebnis einer geschichtlichen Entwicklung
(5) Aus der historischen Betrachtung der Erziehungswirklichkeit werden Entwicklungsmöglichkeiten und Bildungsideale deutlich

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Hermeneutik - die hermeneutisch-geisteswissenschaftliche Pädagogik
Hochschule
Universität Lüneburg  (Institut für Pädagogik)
Veranstaltung
Probleme pädagogischer Wissenschaftstheorie
Note
1 mit Auszeichnung
Autor
Jahr
2003
Seiten
21
Katalognummer
V12971
ISBN (eBook)
9783638187381
ISBN (Buch)
9783638771252
Dateigröße
461 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hermeneutik, Praktische Pädagogik
Arbeit zitieren
Cordula de Leeuw (Autor:in), 2003, Hermeneutik - die hermeneutisch-geisteswissenschaftliche Pädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12971

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