Siddhartha - Hesses Auseinandersetzung mit östlicher Dichtung und Philosophie


Hausarbeit, 2006

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Biographische Vorüberlegungen
2.1 Hesses Beziehung zu Indien
2.2 Entstehungsgeschichte von „Siddhartha“

3. „Siddhartha“ – Form- und Inhaltsanalyse
3.1. Inhaltliche Zusammenfassung
3.2 Symbole und Leitmotive
3.3 Struktur und Sprache

4. Schlusswort

Literaturverzeichnis

Primärliteratur´

Biographie

Sekundärliteratur

1. Einleitung

Die vorliegende Ausarbeitung ist die Verschriftlichung eines Referates „Siddhartha – Hesses Auseinandersetzung mit östlicher Dichtung und Philosophie“, welches im Rahmen des Hauptseminars „Der Glasperlenspieler“ - Hermann Hesse: Leben und Werk unter der Leitung von Prof. Dr. XXX an der Technischen Universität Chemnitz gehalten wurde.

Inhaltlich befasst sich diese Arbeit vor allem mit den theoretischen Aspekten des Selbstfindungsromans von Hermann Hesse. Stattdessen muss die spezifische Bearbeitung der Vielschichtigkeit der buddhistischen Religion und chinesischen Philosophie weitestgehend außer Acht gelassen werden.

Das Zitat von Henry Miller,

„Einen Buddha zu schaffen, der den allgemein respektierten Buddha übertrifft, das ist eine ungeheure Tat. Siddhartha ist für mich eine wirksamere Medizin als das Neue Testament“ (Miller 2004)[1],

soll exemplarisch darstellen, wie beeindruckt die meisten der Rezipienten und Literaturkritiker von diesem Roman der Selbstbefreiung sind. Die These der Beliebtheit und Popularität des Werkes wird unterstützt durch die Tatsache, dass man diese abendländisch–deutsche Dichtung zu den weltweit meist gelesenen Büchern zählen kann. Getreu dem Untertitel „Eine indische Dichtung“ führt das inhaltlich verarbeitete buddhistische, taoistische Gedankengut in direkter Konsequenz zu einer millionenfachen Verbreitung im asiatischen Raum. Innerhalb der Rezensionsgeschichte lassen sich auch entgegengesetzte Meinungen finden, welche das eingangs erwähnte Zitat von Henry Miller in seiner Gewichtung relativieren und eine kritische Ablehnung ausdrücken. Ernst Robert Curtius, ein Romanist, welcher das lateinische Mittelalter für die Literatur wieder entdeckt, schließt sich den negativen Stimmen bezüglich des HESSEschen Werkes an, nachzulesen in dem von Volker Michels herausgegebenen zweiten Materialband über das Werk Siddhartha.

Seiner Meinung nach ist dieser Roman nicht mehr, als „eine Transposition von Hesses Revolte gegen den Pietismus des Vaterhauses in indischer Szenerie“ (Curtius S.228).

Schlussendlich kann man konstatieren, dass das Werk Siddhartha auf den Rezipienten eine facettenreiche Wirkung gehabt hat und gegenwärtig immer noch hat. Erwin Allemann bekundet aufgrund seines eigenen Erfahrungshorizontes, dass man diese indische Dichtung sehr schwankend rezipieren kann. Die Vielfalt reicht von Gleichgültigkeit, Abneigung, Schicksalsfügung bis hin zu einem Mittel zur Gesundung eines Todkranken (Allemann 1976, S.88).

Um diese Spannbreite innerhalb der Wirkungsgeschichte besser nachvollziehen zu können, wird sich das nachstehende Kapitel mit den formalen und inhaltlichen Kriterien beschäftigen.

2. Biographische Vorüberlegungen

2.1 Hesses Beziehung zu Indien

Eine ins Christliche umgedeutete altindische Parabel mit den Motiven Barlaam und Josaphat ist die materielle Grundlage für Hesses Roman „Siddhartha“.

Der Werktitel „Siddhartha“ ist begrifflich zurückzuführen auf einen indischen Erlösungssuchenden. Diese Namensgebung ist sowohl als Zeichen der Verehrung und Vergötterung als auch als Kampfansage zu verstehen.

Die Entstehungszeit des Werkes ist geprägt durch eine Renaissance, eine Wiedergeburt der Begeisterung für den Orient innerhalb der deutschen Gesellschaft aufgrund seiner ihm innewohnenden Mystik. Doch Hesses Beziehung zu Indien ist nicht nur diesem gesellschaftlichen Wandel geschuldet, sondern ist ihm durch familiäre Umstände in die Wiege gelegt. Hermann Hesse ist sich seiner tiefen Verwurzelung mit dem indischen Kulturkreis sehr wohl bewusst, wie folgendes Zitat des Autors selbst bestätigt:

„Ja, meine Beziehungen zu Indien sind alt. Der Vater meiner Mutter sprach neun oder zehn indische Sprachen, lebte Jahrzehnte in Indien, sprach mit den Brahmanen Sanskrit, meine Mutter war auch einen Teil ihres Lebens dort, sprach drei indische Sprachen, und auch mein Vater war kürzere Zeit in Indien als Missionar. Bücher über Indien, über Buddha etc. sah und las ich fast schon von den Bubenjahren an in der riesigen Bibliothek meines Großvaters, sah indische Bilder, sah zuweilen auch Hindus, und schließlich war ich ja selber einmal kurz in Indien“ (Hermann Hesse 1921)[2].

Wie angedeutet, begeistert sich Hermann Hesse nicht nur aufgrund seiner individuellen Familiengeschichte für die indische Philosophie und Landschaft, seine Leidenschaft resultiert auch aus den Erfahrungen seiner ersten und zugleich einzigen Weltreise im Jahre 1911, durch welche der Schriftsteller in direkten Kontakt mit Ostasien kommt.

Doch schon nach drei Monaten muss er seinen Aufenthalt und seine Stadtbesichtigungen in diesem faszinierenden Land unfreiwillig beenden. Die Gründe für diese widerwillige Entscheidung sind facettenreich: Sie reichen von der Erschöpfung aufgrund der klimatischen Veränderungen und der unbekömmlichen Nahrung über die körperliche Beeinträchtigung durch mangelnde bakteriologische Immunität, bis hin zu unerwartet hohen Lebenserhaltungskosten.

Die gesehenen Bilder und erlebten Erfahrungen verarbeitet er literarisch sowohl in der lyrischen Gattung mittels Gedichten, als auch in epischen Gattungen durch Reiseskizzen, Betrachtungen und Erzählungen, nachzulesen in dem Sammelband „Aus Indien“, welcher 1980 im Suhrkamp Verlag erschienen ist.

2.2 Entstehungsgeschichte von „Siddhartha“

Die Entstehungszeit des Gesamtwerkes gestaltet sich unerwartet mühevoll und erstreckt sich letztendlich von Dezember 1919 bis Mai 1921.

Zu dieser Zeit legen sich dem zahlreiche Steine in den Weg Hermann Hesses und sein Leben ist sprichwörtlich durch zahlreiche, tiefgreifende Krisen erschüttert. Ihn ereilen Hassbriefe aus der Heimat, welche ihn als Vaterlandsverräter deklarieren, weil er prognostiziert, dass Deutschland kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges steht. Zusätzlich überschattet ihn eine finanzielle Not und seine Ehefrau Maria Bernoulli, „die Fotografin und Tochter eines Basler Rechtsanwalts“ (Limberg 2005, S.29) gewesen ist, befindet sich in einer Nervenheilanstalt. In diesem Zusammenhang wachsen seine Söhne bei Bekannten auf. Nachdem die ersten vier Kapitel in rascher Folge verfasst worden sind, wird das Manuskript unterbrochen und die Folgezeit als schöpferische Pause deklariert. In Wirklichkeit kann Hermann Hesse nicht über etwas schreiben, was er selbst nicht erlebt hat. Der Autor schöpft aus persönlichen Erfahrungen und gibt selbst folgenden Grund für seine Schreibprobleme an:

„In meiner indischen Dichtung war es glänzend gegangen, solange ich dichtete, was ich erlebt hatte: die Stimmung des jungen Brahmanen, der die Weisheit sucht, der sich plagt und kasteit, der die Ehrfurcht gelernt hat und sie nun als Hindernis zum Höchsten kennenlernen muß [sic]. Als ich mit Siddhartha dem Dulder und Asketen zu Ende war, mit dem ringenden und leidenden Siddhartha, und nun Siddhartha den Sieger, den Jasager, den Bezwinger dichten wollte, da ging es nicht mehr“ (Aus einem Tagebuch des Jahres 1920, GW 2, 49)[3].

Nach achtzehn Monaten schenkt Hermann Hesse seinem Manuskript wieder Aufmerksamkeit und nimmt die schriftstellerische Arbeit erneut auf. Drei psychoanalytische Sitzungen bei Carl G. Jung sind der Hauptgrund für den Schriftsteller, sein protestantisches Buch zum Abschluss zu bringen. Der Psychologe verursacht mittels dieser Therapie in dem Geist des Autors eine gewisse Form der Selbstfindungsphase.

In der Konsequenz arbeitet Hermann Hesse sein Unterbewusstsein auf. Unter anderem war auch die Reaktivierung des verdrängten Vater-Sohn Konfliktes eine zu erwähnende Auswirkung.

Zusätzlich zieht auch die Beschäftigung mit seinen individuellen geistigen Interessen und das wiederholte Lesen des „Tao–te–king“ – ein chinesischer Text, welcher eine Art Leitfaden zur Persönlichkeitsentwicklung darstellt - das Interesse für die indische und chinesische Dichtung und Philosophie nach sich.

[...]


[1] Auf der Rückseite folgender Quelle: Hesse, Hermann (2004): Siddhartha. Frankfurt am Main: Suhrkamp Taschenbuch Verlag.

[2] Aus einem Brief Hesses vom 10. Februar 1921 an Lisa Wenger. In: Volker Michels (1986), Materialien zu Hermann Hesses „Siddhartha“. Texte von Hesse. 1. Bd., Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.

[3] Pfeifer, Martin (1990): Hesse – Kommentar zu sämtlichen Werken. Überarbeitete und erweiterte Ausgabe des 1980 im Winkler Verlag, München, erschienen Werkes. Frankfurt am Main: Suhrkamp Taschenbuch, S.203.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Siddhartha - Hesses Auseinandersetzung mit östlicher Dichtung und Philosophie
Hochschule
Technische Universität Chemnitz
Veranstaltung
Das Glasperlenspiel - Hermann Hesse. Leben und Werk
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V129573
ISBN (eBook)
9783640359691
ISBN (Buch)
9783640359349
Dateigröße
450 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Siddhartha, Hesses, Auseinandersetzung, Dichtung, Philosophie
Arbeit zitieren
Anja Naase (Autor:in), 2006, Siddhartha - Hesses Auseinandersetzung mit östlicher Dichtung und Philosophie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129573

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