Ayaan Hirs - eine Erfahrungsexpertin?


Hausarbeit, 2007

24 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2.Hauptteil
2.1 Biografie Ayaan Hirsi Alis
2.1.1 Kindheit
2.1.2 Flucht nach Europa
2.1.3 Politische Karriere
2.1.4 “Submission” / Die Ermordung Theo van Goghs
2.1.5 Staatsbürgerschaft / Heute
2.2 Hirsi Alis Themen
2.2.1 Verhältnis zum Islam
2.2.2 Zwangsheirat / “Beschneidung von Frauen”

3) Kritik an Ayaan Hirsi Ali

4) Auszeichnungen

5) Vergleich mit Waris Dirie

6) Schluss / Stellungnahme

Quellen:

1.Einleitung

Frau Daniela Marx nannte in ihrem Vortrag zum Thema “Deutsch -Niederländischer Vergleich der feministischen Diskurse über den Islam” (Aufzeichnungen) kritische, emanzipierte und politisch aktive Muslimas wie Ayaan Hirsi Ali “Erfahrungsexpertinnen”. Doch wie ist dieser Begriff zu verstehen? Eine Expertin ist eine Fachfrau auf einem bestimmten Gebiet, die sich durch entsprechende Bildung auszeichnet. Der Begriff “Erfahrungsexpertin” legt jedoch nahe, dass das Fachwissen, über das jene Person verfügt ausschließlich oder in einem hohen Maß nur auf persönliche, subjektive Erfahrung fußt, was allgemein gegenüber vermeintlich objektiv erworbenem Wissen geringer eingeschätzt wird. Somit läge eine abwertende Betitelung vor.

Im Folgenden will ich untersuchen, welche Erfahrungen genau Ayaan Hirsi Ali in ihrem Leben geprägt haben. Dazu gehe ich auf ihre Biografie und kurz auf ihre politische Karriere ein. Des weiteren gehe ich auf Alis frauen- und kulturpolitischen Ziele ein und auf ihr Verhältnis zum Islam. Mein Ziel ist hierbei zu untersuchen, in wieweit die Bezeichnung “Erfahrungsexpertin” für Ayaan Hirsi Ali zutrifft und wie ihre Leistungen und politischen Bestrebungen demnach zu beurteilen sind. Ich werde hierzu auch Ayaan Hirsi Alis Person mit der Waris Diries´ kurz vergleichen.

2.Hauptteil

2.1 Biografie Ayaan Hirsi Alis

2.1.1 Kindheit

Ayaan Hirsi Ali wurde als Ayaan Hirsi Magan in der somalischen Hauptstadt Mogadischu geboren. Sie wuchs dort als Tochter von Hirsi Magan Isse und seiner Frau Asha auf. Ihre Mutter hatte als Jugendliche ihre nomadisch lebende Familie verlassen, um in Aden als Haushaltshilfe zu arbeiten. Sie lernte dort einen orthodox-islamischen Glauben kennen, der sehr viel strenger war, als sie es gewohnt war. Um vor Nachstellungen der städtischen Männer geschützt zu sein, fing sie bald an sich zu verschleiern. Sie ging eine von ihrem Vater arrangierte Ehe ein, ließ sich jedoch nach dem Tod ihres Vaters wieder scheiden. Ayaan Hirsi Ali beschreibt ihre Mutter als ein jahrelanges „Muster an Perfektion“ (Mein Leben...;S. 28), was ihre Tugendhaftigkeit anging – eine von ihr als Frau initiierte Scheidung war nach Ansicht ihres Clanes „lächerlich“ (Mein Leben...;S.26), da ihr Mann für ihren Unterhalt sorgte und nicht impotent war; dies waren die einzigen beiden akzeptierten Scheidungsgründe für eine Frau . Doch Asha setzte sich durch und zog zu der ersten Tochter ihres Ex-Mannes, die etwa so alt war wie sie selbst, nach Mogadischu. Dort lernte sie in einem Alphabetisierungskurs Hirsi Magan kennen, der ihr Lehrer war. Die beiden verliebten sich und heirateten 1966. Im Oktober 1968 kam Ayaans Bruder Mahad zur Welt. Ashas Mutter kam daraufhin nach Mogadischu, um ihrer Tochter bei der Erziehung der Kinder zu helfen.

Hirsi Magan hatte in New York Anthropologie studiert und glaubte fest an eine Demokratie in seinem Heimatland Somalia. Er pflegte zu sagen: „Wenn die [Amerikaner] das in nur zweihundert Jahren geschafft haben, können wir Somalis mit unserer Ausdauer und unserer Kraft ein Amerika in Afrika erschaffen.“ (Mein Leben...;S.32f.)

Ayaan Hirsi Alis Vater war Mitglied der Partei Somali Youth League und entschiedener Gegner der autoritären Regierung. Er wurde am 21. Oktober 1969 inhaftiert, 23 Tage vor Ayaans Geburt. Er kam wieder auf freien Fuß, 1971 kam Alis jüngere Schwester Haweja zur Welt.1972 wurde ihr Vater erneut verhaftet. Ayaan Hirsi Ali sagt, sie habe nur wenige, bruchstückhafte Erinnerungen an ihren Vater.

Ihre Mutter und ihre Großmutter hatten erheblich unter Repressalien der damaligen Regierung und der Polizei zu leiden; sie versuchten sich jedoch so gut es ging dagegen zu wehren und erzogen die Geschwister, besonders ihren Sohn Mahad, zu mündigen, dominanzkritischen Individuen. Nichtsdestotrotz ließ ihre Großmutter Ayaan und ihre Schwester im Alter von 5 Jahren beschneiden. Dies geschah gegen den Willen der Mutter, doch, wie Hirsi Ali betont, nach bestem Wissen und Gewissen der Großmutter. Ayaan Hirsi Ali beschreibt die Beschneidung als brutal, doch noch mehr als sie selbst, litt ihre jüngere Schwester Haweya unter dieser Prozedur.

In Alis Kindheit spielte der orthodoxe Islam eine große Rolle. Insbesondere ihre Großmutter war darauf gedacht, die Töchter zu guten Muslimas zu erziehen.

Im Oktober 1975 floh die Familie nach Saudi-Arabien, nachdem Hirsi Magan aus dem Gefängnis ausgebrochen war. Hirsi Ali lernte dort eine noch strengere Auslegung des Korans kennen. Bald wurden sie jedoch aus politischen Gründen ausgewiesen und flohen nach Äthiopien und schließlich nach Kenia. Der Vater verließ zu dieser Zeit die Familie, um sich intensiv um die von ihm mitbegründete Rebellenorganisation Somali Salvation Democratic Front zu kümmern. Nach Angaben Hirsi Alis litt ihre Mutter sehr unter diesen Umständen und begann ihre Töchter zu schlagen. In Kenia war es den Mädchen möglich, nach Willen des Vaters eine muslimische Mädchenschule zu besuchen. Außerdem erhielten sie Koranunterricht. Hirsi Ali beschreibt diesen Unterricht als langweilig, sie konnte nicht still sitzen und verweigerte schließlich ihrem Koranlehrer den Gehorsam. Dieser misshandelte das Mädchen daraufhin so stark, dass sie mit einem gebrochenen Schädel ins Krankenhaus eingeliefert wurde.

Die junge Ayaan besuchte später die Muslim Girls´ Secondary School in Nairobi, wo sie islamistisch geprägten Unterricht erhielt. Sie besuchte nebenbei religiöse Studiengruppen, um Antworten auf sie immer mehr beschäftigende Fragen nach der Ungleichheit der Geschlechter im Islam beantwortet zu bekommen. Nach Abschluss der Schule bekamen die beiden Schwestern eine Ausbildung zur Sekretärin. Sie sollten jedoch diesen Beruf nicht ausüben, da dies nach Ansicht der Mutter nicht schicklich für ein muslimisches Mädchen sei. Enttäuscht darüber verließ Hirsi Ali im November 1990 ihre Familie, um für kurze Zeit bei Verwandten in Mogadischu zu leben. Im darauf folgenden Jahr kehrte Hirsi Magan zu seiner Familie zurück. Ihr Vater behandelte Ayaan immer anständig und zog das aufgeweckte Mädchen sogar manchmal ihrem Bruder vor. Bei ihm lernte die etwa 9jährige eine mildere und „westlich-freiheitlichere“ Islamauslegung kennen. Er erklärte seinen Kindern: „Nicht die Regeln zählen, sondern der Geist.“ (Mein Leben...;S. 71) Das Verhältnis zum Vater sollte das Mädchen tief prägen.

1992 entschied ihr Vater jedoch, dass seine Tochter, nun 22jährig, einen in Kanada lebenden Cousin heiraten solle. Hirsi Ali war entsetzt und versuchte vergeblich ihren Vater davon abzubringen. Sie wurde zum Flugzeug geleitet, um fortan bei ihrem, ihr unbekannten Ehemann zu leben.

2.1.2 Flucht nach Europa

In Deutschland sollte Ayaan Hirsi Ali in ein anderes Flugzeug umsteigen. Doch sie blieb, beeindruckt von der Ordnung und der Sauberkeit einer westlichen Stadt, noch einige Tage in Düsseldorf. Sie entschied sich, von dort aus mit dem Zug in die Niederlande zu fahren, um Asyl zu beantragen: Sie wollte sich nicht länger dem Willen ihrer Familie fügen, sondern ein selbstbestimmtes Leben führen.

Bei der Einreise machte sie, aus Angst vor Verfolgung durch Clanmitglieder, falsche Angaben. Sie verschwieg ihren kurzen Aufenthalt in Deutschland (sie hätte sonst dort Asyl beantragen müssen) und den Umstand, dass Sie, nachdem sie Somalia verlassen hatte, in Saudi-Arabien und Äthiopien gelebt hat. Außerdem gab sie, deren Familienname eigentlich „Magan“, der Geburtsname ihres Vaters war, einen anderen Nachnamen an: Den Geburtsnamen ihres Großvaters Ali.

Ihr Antrag wurde angenommen und 1997 erhielt Ayaan Hirsi Ali die niederländische Staatsbürgerschaft zuerkannt. Aufgrund ihrer Sprachkenntnisse in Somali, Arabisch, Suaheli, Amharisch, Niederländisch und Englisch wurde sie bald zur gefragten Dolmetscherin in Einwohner- und Migrationsangelegenheiten bei den Justiz-, Sozial- und Einwanderungsbehörden. Sie arbeitete dort sechs Jahre lang, in denen sie zahlreiche Kontakte knüpfen konnte, aber auch mit dem Schicksal so mancher muslimischer Einwanderinnen konfrontiert wurde. Sie fing an, sich für den Beruf der Sozialarbeiterin zu interessieren und begann daraufhin eine Ausbildung an der Akademie für Sozialstudien in Driebergen. Nach einem Jahr entschied sie sich gegen den Rat ihrer Berufsberaterin für ein Studium der Politikwissenschaft in Leiden. Sie war fasziniert von den „feste[n] Standards“ und den „klare[n] Anforderungen“, die Hollands älteste Universität an ihre Studenten stellte. In ihrer Biografie schreibt Ayaan Hirsi Ali über diese Zeit:

„Hier in Leiden hatte die Aufklärung Fuß gefaßt. Hier gewährten die Holländer ihren Mitmenschen Freiheiten. Hier erfaßte auch mich die Idee der Freiheit.“ (Mein Leben...;S. 333)

Hirsi Ali lernte auch die holländische, „weltliche“ (Mein Leben...;S. 334) Haltung zur Religion kennen und schätzen. „Die Gesellschaft“, so schreibt sie „funktionierte ohne Bezug zu Gott, und offenbar funktionierte sie perfekt.“ (Mein Leben...;S.334)

Nur wo eine fundamentalistische Einstellung zu Religion, insbesondere zum Islam, Einwanderer geprägt hatte, schien es zu Spannungen zu kommen.

Nach wie vor übersetzte Hirsi Ali für die Behörden. Das Schicksal muslimischer Frauen, die sie verzweifelt anriefen, nachdem sie von ihren Verwandten vergewaltigt wurden, nachdem sie zu einer Abtreibung gezwungen wurden oder kurz bevor sie abgeschoben werden sollten in ein Heimatland, in dem sie eine Hinrichtung durch Steinigung wegen Ehebruch erwartete, machte sie betroffen. Niemand schien sich genügend für die Belange dieser Frauen zu interessieren. Man pries Toleranz für alle Kulturen und Religionen und kümmerte sich zu wenig um den Schutz derer, deren Menschenrechte durch Misshandlung oft missachtet wurden: Die Frauen.

Nachdem sie 2000 ihr Studium abgeschlossen hatte, arbeitete Ayaan Hirsi Ali mehrere Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Büro der Partij van Arbeid (PvdA) und begann dann eine politische Karriere. Den Kontakt zu ihrer Familie hatte sie weitestgehend abgebrochen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Ayaan Hirs - eine Erfahrungsexpertin?
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen
Veranstaltung
Colloquium Geschlechterforschung
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
24
Katalognummer
V129188
ISBN (eBook)
9783640361649
ISBN (Buch)
9783640361502
Dateigröße
549 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ayaan Hirsi Ali - eine Erfahrungsexpertin?
Arbeit zitieren
Julia Bohlmann (Autor:in), 2007, Ayaan Hirs - eine Erfahrungsexpertin?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129188

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