Erotik im Roman « Les Liaisons dangereuses » von Choderlos de Laclos


Hausarbeit, 2003

15 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Unterschied Erotik / Pornographie

3. Die Verführung Céciles

4. Valmont – ein libertiner Verführer im Widerspruch zum Apotheosewunsch und Anti-Religiöser Geisteshaltung.

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

7. Anhang : Weibliche Erotik

1. Einleitung

Zweifellos zählt de Laclos Werk « Les Liaisons dangereuses » zu einem erotischen Roman. Doch wo genau fängt die Erotik an und wo hört sie auf ?

Was genau macht diesen Roman so erotisch ? Der Handlungsverlauf ? Oder die Figuren ? Vielleicht deren Handlungen oder ihre Gefühle für- oder gegeneinander ?

Offensichtlich ist dem Leser im ersten Moment nur die geschickte manipulative Persönlichkeit der Marquise de Merteuil, die Machtstreben und Vernichtungswillen beweist und die kühle Vorgehensweise des Vicomte de Valmont, den Taktiker und Verführer.

Was ist dann Erotik ? Wo sind der Erotik Grenzen gesetzt und wo fängt Pornographie an ? Hat der Roman vielleicht sogar pornographische Züge ?

Jedenfalls löste er kurz nach seinem Erscheinen im Jahre 1782 heftige moralische Entrüstung aus, erzielte einen Skandalerfolg und wurde schließlich verboten, da Laclos die Grenzen dessen, was als Moral und als gute Sitte während des zweiten Kaiserreichs repräsentiert wurde, verletzt habe.

Aber der Roman ist mehr als nur erotisch. Er zählt zu einem galanten und libertinen Roman. Als „Libertin“ wird eine Person bezeichnet, die ein religiös ungebundenes Leben führt und sich den Formen religiöser Lebensgestaltung nicht unterordnet, ein „Freidenker“ ist.

Er steht in der Ablehnung des kirchlichen Anspruchs auf Setzung sozialer und moralischer Normen.

Könnten das die Motive für die Kritik und das Verbot sein (was nicht heißt, dass das Buch unter Hand weiter gelesen wurde) ? Oder hat Laclos noch weitere Grenzen der damaligen Moral überschritten ?

Gesellschaftskritisch und erzieherisch sollte der Roman sein. Aber erotisch ? All diesen Fragen soll in meiner Arbeit nachgegangen werden.

Buchzitate erfolgen nach der Édition de Michel Delon.

2. Unterschied Erotik / Pornographie

Da Pornographie und Erotik nicht so einfach abzugrenzen sind, soll an dieser Stelle zum besseren Verständnis eine Begriffserklärung stattfinden.

Historisch gesehen hat die Pornographie ihren Ursprung in den griechischen Wörtern „porne“ (eine Hure der untersten Schicht) und „graphos“ (Schrift), was besagt, dass sich die Pornographie anfänglich mit der Darstellung von Leben und Sitten der Prostituierten und ihren Kunden in Schrift und Bild beschäftigte.

Demzufolge bedeutet Pornographie also dem Ursprung des Wortes nach ,,über Huren schreiben".1

In der heutigen Zeit scheint der Begriff ganz auf das Sexuelle reduziert und bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch die als anstößig empfundene sprachliche und / oder bildliche Darstellung sexueller Akte unter einseitiger Betonung des genitalen Bereichs. Ferner wenn der Lustgewinn ohne Schicksal und Liebe dargestellt wird, also unter Ausklammerung der psychischen und partnerschaftlichen Aspekte der Sexualität.

Erotik (griechisch eros: Gott der Liebe), ist die Bezeichnung für alle mit der Geschlechtsliebe zusammenhängenden Vorstellungen und Handlungen.

Bei der Erotik steht die seelische, sinnliche Form der Liebe im Vorder-, die rein körperliche Liebe im Hintergrund. Erotik umfasst Zärtlichkeit und Geborgenheit vereint mit Sinnlichkeit, Verführung und Leidenschaft.2

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei der Pornographie die Intention der sexuellen Reizwirkung im Vordergrund steht. Erotik hingegen betont die seelische und sinnliche Form der Liebe, die gleichzeitig erregenden und bildenden Charakter hat.

Jedoch sind die Grenzen zwischen Pornographie und Erotik fließend, denn in beiden Fällen geht es um die Darstellung von Sexualität und Geschlechtsverkehr und so müssen das Erotische und das Pornographische zusammenwirken, denn während das eine das Begehren schürt, betont das andere die Befriedigung.

3. Die „Verführung“ Céciles

Die Machenschaften der Marquise de Merteuil haben immer einen erotischen Charakter. Der erste Schritt, den sie unternimmt, um einen Menschen in ihre Gewalt zu bekommen, besteht darin, dass sie ihn erotisch an ihre Person fesselt. Das Beispiel Prévans und Dancenys zeigt dies ganz deutlich.

Erotik und Sexualität ist auch das Fundament der „Erziehung“, die sie Cécile angedeihen lässt. Zwar dient diese zuerst nur als Racheobjekt für die Marquise an Gercourt, doch die Marquise sieht mehr in ihr :

„Sans esprit et sans finesse, elle a pourtant une certaine fausseté naturelle, (…) et qui réussira d’autant mieux, que sa figure offre l’image de la candeur et de l’ingénuité.“(Brief 38, S. 130).

Sie möchte Cécile zu ihrer Vertrauten machen, ihr zeigen, wie man mittels Ausstrahlung, Schönheit, Charme und Koketterie, das heißt Waffen, die mit Geschick und List angewandt werden müssen, sich als Frau behaupten kann.

Doch bevor Cécile ihre Unschuld nicht verloren hat, ist mit ihr nichts anzufangen:

„Je ne puis en rien faire, tant qu’elle ne sera pas … ce qu’il faut qu’elle soit“ (Brief 54, S.172) Valmont zeigt erst wenig Interesse am geforderten Dienst seiner Freundin Merteuil, ein vollkommen unerfahrenes, hilfloses Kind zu verderben:

„Que me proposez-vous? de séduire une jeune fille qui n’a rien vu, ne connaît rien ; qui, pour ainsi dire, me serait livrée sans défense.“ (Brief 4, S.53)

Denn der Sinn seiner erotischen Abenteuer ist in der körperlichen Befriedigung keineswegs erfüllt. Ihm geht es vielmehr immer um die Wirkung auf den Partner, um Selbstbespiegelung und Selbstbestätigung.

Als er aber dahinterkommt, dass Céciles Mutter, Madame de Tourvel vor ihm gewarnt hat, besinnt er sich anders.

Doch zu diesem Zeitpunkt wurde Cécile, zwar nicht entjungfert, doch bereits „verführt“, von der Marquise. Sie soll nicht nur Vertraute sein, sondern eine echte „Freundin“:

„Je me suis souvent apercue du besoin d’avoir une femme dans ma confidence, et j’aimerais mieux celle-là qu’une autre.“ (Brief 54, S. 171).

Im selben Brief einige Zeilen davor heisst es :

„Il m’a pris la fantaisie de savoir à quoi m’en tenir sur la défense dont elle était capable ; et moi, simple femme, de propos en propos, j’ai monté sa tête au point…Enfin, vous pouvez m’en croire, jamais personne ne fut plus susceptible d’une surprise des sens.“

Und wie Michel Delon richtig bemerkt: „La réticence laisse la phrase inachevée, mais n’en montre pas moins le trouble de Cécile.“3

[...]


1 Dr.K.Henning Wolf u.a.: „Der Brockhaus“, Leipzig, F.A.Brockhaus-Verlag (1993)

2 vgl. Ebenda

3 M. Delon: „L’ottomane et la chaise longue“. In: Europe (885-886), Jan./Feb.2003

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Erotik im Roman « Les Liaisons dangereuses » von Choderlos de Laclos
Hochschule
Universität Potsdam  (Institut für Romanistik)
Veranstaltung
Choderlos de Laclos: Les Liaisons dangereuses
Note
2,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
15
Katalognummer
V128861
ISBN (eBook)
9783640341566
ISBN (Buch)
9783640337910
Dateigröße
471 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erotik, Roman, Liaisons, Choderlos, Laclos
Arbeit zitieren
Adrian Golly (Autor:in), 2003, Erotik im Roman « Les Liaisons dangereuses » von Choderlos de Laclos, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128861

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