Versuch einer Standortbestimmung anhand der biografischen Langzeitstudie "Spuren der Macht" von Herlinde Koelbl

Das Medium Foto als Untersuchungsgegenstand qualitativer Sozialforschung?


Term Paper (Advanced seminar), 2003

25 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Methoden der qualitativen Sozialforschung

3. Das Prinzip der Triangulation in der qualitativen Sozialforschung

4. Das Medium „Foto“ in der qualitativen Sozialforschung.

5. Konkretisierung: Spuren der Macht
5.1 Das Projekt
5.2 Die Autorin
5.3 Das Forschungsdesign
5.4 Joschka Fischer - Kurzbiografie
5.5 Fotos

6. Einschätzung des Projektes nach sozialwiss. Maßstab

7. Schluss

8. Literatur

9. Anhang

1. Einleitung

Während ich die erste Literatur zu dieser Seminararbeit sichtete und querlas, kam mir, ausgehend von den Gedankengängen Burkhard Fuhs[1] die Idee, diese Arbeit nicht nur in einem theoretischen Kontext zu belassen, sondern wesentliche Problempunkte der Fragestellung anhand der Langzeitstudie Herlinde Koelbls „Spuren der Macht. Die Verwandlung des Menschen durch das Amt“ zu eruieren. Koelbl hat von 1991 bis 1998 einschlägige Personen des gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Lebens in Deutschland fotografiert und lieferte 1999 einen beachtlichen Bildband aus, in dem neben den Fotografien auch die Interviews (gehalten während der einzelnen Fototermine) enthalten sind.[2] Das Buchprojekt ist daher für das Anliegen dieser Arbeit ein Glücksfall, denn der ausschließliche Bezug auf methodische Aspekte der Fotografie in der Sozialforschung würde dem Seminarthema „Biografieforschung“ nicht gerecht werden. Der Bezug auf das Koelbl-Projekt kompensiert diesen Sachverhalt und gibt zudem – neben aller Theorie in der qualitativen Forschung – angemessene Möglichkeiten, die Theorien greifbar werden zu lassen.

Die Struktur der Arbeit ist demnach eine Zweiteilung: Zunächst geht es grundsätzlich um Methoden qualitativer Sozialforschung. Schwerpunkt dieser Ausführungen ist die Darstellung des Prinzips der Triangulation. Ein besonderer Akzent liegt dem Thema dieser Arbeit gemäß in der Schilderung der Besonderheiten des Mediums „Fotografie“.

Die Fragen und Erkenntnisse werden im zweiten Teil der Arbeit angewendet. Ich habe aus dem Bildband „Spuren der Macht“ die Portraitfotos mit dem Außenpolitiker Joschka Fischer (B’90 – Die Grünen) ausgewählt. Anhand dieser Aufnahmen - gekoppelt mit Interviewstatements und biografischen Fakten - soll überprüft werden, ob die Erkenntnisse des ersten Teils der Arbeit in diesem speziellen Fall „greifen“. Dabei soll es keine Rolle spielen, ob Koelbl reflektiv gearbeitet hat, dass ihr also die wesentliche Methodik qualitativer Sozialforschung bewusst war.[3]

Eine abschließende Bewertung der Fotostudie unter Berücksichtigung der Arbeitsergebnisse (also unter sozialwissenschaftlich-empririschen Gesichtspunkten) und unter Einbezug ausgewählter Rezensionen in der Presse schließt die Arbeit ab.

2. Methoden der qualitativen Sozialforschung

In der Qualitativen Sozialforschung gibt es eine Vielzahl an Techniken und Methoden. Diesen Umstand beschreibt schon Siegfried Lamnek im Vorwort zu seinem Werk „Qualitative Sozialforschung. Methoden und Techniken“[4]. Das Methodenepertoire ist demnach eher uneinheitlich und nicht standardisiert fassbar. Lamnek trifft eine Auswahl und stellt einschlägige Methoden qualitativer Forschung vor: Einzelfallstudie, qualitatives Interview, Gruppendiskussionsverfahren, Inhaltsanalyse, teilnehmende Beobachtung, qualitatives Experiment und Biografieforschung. Die einzelnen Methoden sind in der qualitativen Analyse aufeinander bezogen, sind also als Methodenverbund, also einer Kombination einzelner Techniken zur Erhebung sozialwissenschaftlicher Daten anzuwenden. Ein Methodenverbund stellt das Konzept der Triangulation dar.[5]

3. Das Prinzip der Triangulation in der qualitativen Sozialforschung

Der Begriff „Triangulation“ entwickelte sich aus der Verwendung für geografische Sachverhalte (vor allem Landvermessung, Militärnavigation) heraus. Im geografischen Kontext ist dieser Begriff eine Methode zur exakten Bestimmung eines Standortes. Ein Standort, ein Punkt lässt sich eben genau durch drei Messangaben definieren: Ausgehend von einem Nullpunkt ( beispielsweise in einem Koordinatensystem) bestimmen Länge, Breite und Höhe, also die Längenangaben auf den Achsen der räumlichen Dimensionen einen Punkt in diesem Raum. Dieser Punkt ist nur mittels dieser drei Angaben bestimmbar; nur die Angabe einer Achse eines Koordiatensystems hilft zu Bestimmung nicht weiter. Zwei Messdaten lassen die Lage des Punktes unscharf erahnen. Mit der dritten Angabe wird der Punkt genau bestimmt.

In der qualitativen Statistik gibt es zwei Formen der Triangulation: Eine Ausprägung ist sieht im Prinzip so aus, dass mittels zwei oder mehr Methoden möglichst kongruente Daten erfasst werden. Auch hier gilt: „Aller guten Dinge sind drei“, wenn es darum geht, valide, also zuverlässige Ergebnisse zu bekommen.[6]

Das Problem besteht darin, dass es sein kann, dass der Wahrheitsgehalt selbst in kongruenten Fällen, also wenn die Messergebnisse aller drei Methoden übereinstimmen, nicht richtig ist, da ja auch Meßartefakte zu kongruenten Ergebnissen führen könnten (das Ergebnis einer solchen Methode würde nicht mit denen der anderen Meßtechniken übereinstimmen, wenn man denn richtig gemessen hätte).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Lamnek bietet ein eher heuristisches Hilfsmittel zum besseren Verständnis dieser Problematik dar und führt den Begriff der „Komplementarität“ an. Vielleicht hilft es, diesen Begriff in seinem Bezug auf farbphysikalische Sachverhalte anzuwenden: Lichtkegel in den Farben orange, grün und violett (als Komplementär farben zu den Grundfarben blau, rot und gelb) ergeben zusammengemischt eine weiße Fläche.

Um eine Ahnung von Wahrheit zu bekommen sollte man also schauen, wo die Ergebnisse sich - wie die Farben der Lichtkegel - ineinanderfügen lassen, , „sich ergänzen, auf einer Ebene liegen, aber nicht kongruent sein müssen“[7], also wo die „weiße Fläche“ aus unserem Farbmischungsmodell erscheint.

Ich glaube, dass dieses Verstehensmodell sozialer Realität sehr nahe kommt, da es sich bei sozialen Realitäten immer um multikausale, komplexe Systeme handelt, deren (messbare) Einzelheiten sich in sich an bestimmten Stellen immer widersprechen können. Eine Beispielgeschichte mag helfen, diese Idee besser zu verdeutlichen:

Es gab mal eine Stadt in der fünf blinde Gelehrte wohnten.
Eines Tages kam der König in diese Stadt und zu seinem Gefolge gehörte auch ein Elefant.
Als die Gelehrten davon hörten, waren sie natürlich begierig darauf, dieses Tier kennen zu lernen, denn noch nie zuvor hatte es in ihrer Stadt einen Elefanten gegeben. Drei von ihnen strömten auf den Platz vor der Stadt, wo der König sein Lager aufgeschlagen hatte.
Und da sie keine Vorstellung hatten, was denn nun ein Elefant war, versuchten sie seine Gestalt zu ertasten, denn sie waren ja blind. Sie umringten ihn also, und jeder betastete den Teil des Tieres, der in seiner Reichweite lag.
Als sie dann zu ihren Mitbrüdern zurückkehrten, wollten diese von ihnen wissen, um was für ein wunderliches Geschöpf es sich dabei handelte und welcher Art von Gestalt es denn nun sei. Danach befragt, berichtete ein Gelehrter, der nur das Ohr des Elefanten befühlt hatte: "Es ist ein großes lappiges Etwas von rauher Oberfläche, breit und hoch wie eine Decke!"
Doch der, der am Rüssel gestanden hatte, widersprach ihm: "Nein, nein, ich weiß, was es ist, nämlich eine lange hohle Röhre, Furchterregend und gefährlich."
Nun lachte der Mann, der Fuß und Beine abgetastet hatte: "Nichts an ihm ist lang und hohl! Er ist mächtig und fest wie eine Säule!"
So hatte ein jeder nur einen Teil des Ganzen erfasst und daraus seinen Rückschluß auf die wahre Gestalt und Größe dieses Elefanten geschlossen. Alles war richtig und zugleich doch völlig falsch.[8]

Gesetzt der Fall der Elefant verkörpert Soziale Realität und die Erkundungen der Gelehrten stehen analog zu verschiedenen Methoden in der Triangulation, dann wird an dieser Geschichte sehr deutlich, dass soziale Realität sehr differenziert und im wahrsten Sinne schwer „fassbar“ ist.

Doch eine weitere Komponente kommt hinzu: Die Blinden Gelehrten verhalten sich deshalb so, weil sie kein Vorwissen haben. Der erste kann nicht sagen „Ich habe das Ohr“, weil er nicht weis was das Elefantenohr ist und wie es aussieht. Und sie können aus ihrer Erfahrung nicht auf die volle Gestalt des Tieres schließen.

Hier wird das deutlich, was in der Geisteswissenschaft als „hermeneutischen Zirkel“ umschrieben wird. Die sozialwissehschaftlichen Quellen sind immer in einem speziellen Kontext eingebettet, der sich in Form und/oder Inhalt dieser Quelle niederschlägt. Die Interpretation der Meßergebnisse und damit die Konstruktion von Sozialer Realität hängt zudem immer mit dem Vorwissen des Wissenschaftlers zusammen und der Art und Weise seiner Wahrnehmung von Wirklichkeit. Und diese Wahrnehmung kann von Forscher zu Forscher sehr unterschiedlich sein.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In dieser Abbildung[9] sieht der eine Forscher einen Hasen, der andere Forscher allerdings eine Ente. Es gibt Menschen, die können beides sehen (nie gleichzeitig, sondern „kippend“), aber es gibt Menschen, die können nur eine Ente sehen, weil sie von ihrem Vorwissen her ganz auf „Ente“ fixiert sind (weil sie vielleicht noch nie einen Hasen gesehen haben.) Setzt man die analytische Frage nach diesem abgebildeten Wesen in den Zusammenhang „Tiere am See“ liegt nahe, dass es sich (dem hermeneutischen Zirkel gemäß) eher um eine Ente als um einen Hasen handeln könnte.

Wie sind nun verlässliche Ergebnisse in der qualitativen Sozialforschung per Triangulation zu erreichen? Lamnek kommt zu dem Schluss, dass ein Netzwerk von Erkenntnisziel, Gegenstand und Methode(n) geflochten werden muss, wobei die Methoden offen behandelt werden sollten, also nicht verabsolutiert werden, sondern in ihrem jeweiligen Leistungspotenzial und Einsatzmöglichkeiten befragt und eingesetzt werden.[10] Im folgenden Kapitel wird das Medium „Foto“ auf sein Leistungspotenzial und seine Einsatzmöglichkeiten hin befragt.

4. Das Medium „Foto“ in der qualitativen Sozialforschung.

Die Anfänge der heute verwendeten Papierfotografie liegen im Jahr 1835, in dem William H. Talbot seine erste Negativ- bzw. Papierfotografie erstellt.[11] Mittels einer camera obscura (einer Lochkamera) belichtete er mit Silberchlorid beschichtetes Papier, erhielt so ein Negativ, von dem er immer wieder Positivabzüge herstellen konnte. Dieses Prinzip ist bis heute gleich geblieben. Bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg war eine Fotografie allerdings ein teures und zeitintensives Unterfangen. Die Technik (Belichtungszeit, Fotomaterial) war aufwändig und dementsprechend teuer, so dass ein Fototermin, ob zur Hochzeit oder zum Familienfest zu einem Event wurde.[12] Im Laufe der Zeit wurde das Foto allerdings zum Medium der Masse. Kleinbildkameras waren seit Beginn der 1970er leicht zu erstehen, die Technik wurde von der Aufnahme bis zur Fotoentwicklung immer einfacher, massentauglicher und damit Fotografie insgesamt billiger. Die Medienlandschaft ist ohne Fotos nicht mehr vorstellbar. Wie Augentiere verhalten sich die Menschen, denn ohne visuellen Beweis, ohne Illustration ist nichts wirklich wirklich; sei es das Foto der Presseagentur über eine Pressekonferenz oder das private Urlaubsfoto mit dem Sonnenuntergang auf Fuerteventura. Der Fortschritt der Digitaltechnik erlaubt den Nutzenden, die eigenen Fotos oder Abbildungen aus den Datenbanken des Internet am heimischen PC auszudrucken. Hier entfällt sogar der Gang zum Expressfotolabor.

Die Fotografie bietet für die Sozialwissenschaftliche Forschung eine große Palette an Möglichkeiten. Obwohl ein Foto ein Produkt aus optischen und chemischen (oder digitalen) Prozessen ist bildet ein Foto immer einen realistischen Ausschnitt der visuell wahrnehmbaren Realität ab. Gemäß dem Diktum „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ bieten Fotografien der qualitativen Forschung eben das, was sich mit Worten nicht ausdrücken lässt: Es ermöglicht einen visuellen Zugang zu sozialen Sachverhalten; konkrete Lebenssituationen können veranschaulicht werden. „ Wenn Fotos... nutzbar gemacht werden können, setzt das voraus, daß das zu Erforschende nicht in unsichtbaren Strukturen besteht, sondern sich in konkreten Handlungen, Dingen und deren Arrangements ablesen läßt, und daß sich die fotografischen Abbildungen grundsätzlich als Inszenierungen von sozialen Prozessen verstehen und symbolisch interpretieren lassen.“[13]

Es ist allerdings zu beachten, dass Fotografien eben ein Abbild der Realität sind, egal, ob es sich um optisch bearbeitete Silberchloridionen oder digitale Pixel handelt. Die vier Dimensionen menschlicher Wahrnehmung von Raum und Zeit werden auf die zwei Dimensionen des Fotopapiers (des PC-Bildschirms) reduziert. Zudem wird das Blickfeld des Betrachters eingeschränkt: Man kann über den Bildrand nicht hinaus schauen.

Im Laufe der Geschichte, vor allem in der politischen Propaganda bzw. Zensur wurden Fotografien vielfach gefälscht, indem man unliebsam gewordenen Personen aus dem Bild herausmanipuliert hat. Gerade im heutigen digitalen Zeitalter ist die Retuschierung am PC ein einfaches Unterfangen. Besonders hier ist der Wirklichkeitsgehalt der Fotografie (zwecks „Herauslesen“ sozialer Realität) zu hinterfragen, es sei denn, diese manipulatorische Unschärfe, diese Artefakte selbst sind Gegenstand des Forschungsanliegens, wenigstens werden sie in der Lesart als Messartefakte berücksichtigt.

Der sozialwissenschaftliche Anspruch an das Medium „Fotografie“ wurde vorhin schon in der Möglichkeit der visuellen Veranschaulichung angedeutet. Fuhs postuliert, dass die Erschließung von Bildmaterial als Quelle sozialwissenschaftlicher Forschung wichtige und neue Perspektiven in der Analyse komplexer sozialer Felder eröffnen.[14] Ähnlich wie in den Annahmen zur struktur-funktionalen Filmanalyse[15] (also in der Analyse bewegter Bilder) verwendet er den Begriff „Text“, um die Summe aller kontextuellen Elemente einer Fotografie zu analysieren. Ein Foto besteht eben nicht nur aus chemisch veränderten und fixierten Silberchloridmolekülen, sondern aus einer Fülle an Elementen: Genau wie ein Film ist eine Fotografie „ein bedeutungsvoller Medientext, der in den kulturellen Kreislauf von Produktion und Rezeption eingebunden ist, und dies nicht ohne die Einbeziehung der lebensweltlichen Verweiszusamenhänge, in denen die Produktion und Rezeption...stattfinden.“[16] Jedes Foto weist also ein Bedeutungsgewebe auf, einen Text oder eine Textur, die nicht nur inhaltlich (WAS ist abgebildet?) gelesen werden muss, sondern auch funktionell (WIE ist das abgebildet? Welche Umstände haben dazu geführt? Welches Anliegen verfolgt der Fotograf?). Das (Vor-) Wissen des Betrachters ist ganz im Sinne der Hermeneutik unabdingbar für das Lesen des Medientextes „Foto“ und damit wesentliches Kriterium für die Rekonstruktion von sozialer Realität, denn jedes Foto wird nicht „einfach so“ aufgenommen, erstellt, sondern steht in einem (sozialen) Kontext, sei es das schon erwähnte Pressefoto der Presseagentur (bspw. Kontext Pressekonferenz zu einem politischen Thema) oder eben der Sonnenuntergang am Meer, der während des Sommerurlaubs fotografisch festgehalten wurde. Die textimmanente Erschließung einer Aussagenmenge eines Fotos unterliegt also individuellen Lesarten und kann damit objektiven Ansprüchen empirischer Forschung zunächst nicht genügen.

Ganz im Sinne der im Anfangsteil dieser Arbeit vorgestellten „Triangulation“ kann laut Fuhs das Medium „Foto“ nur neben Forschungsmethoden wie text- und sprachorientierten Zugangsweisen zu sozialer Realität herangezogen werden, denn „je deutlicher auch für die erziehungswissenschaftliche Forschung wird, daß Lern- und Bildungsverläufe (...) als Teil vielfältiger Kulturprozesse in komplexen Gesellschaften analysiert werden müssen, desto wichtiger wird es, auch nicht-verbale Daten in die Untersuchungen aufzunehmen. Qualitative erziehungswissenschaftliche Empirie bedeutet in dieser Perspektive (...) die Öffnung für eine „verstehende“ Analyse komplexer Sinnwelten aus pädagogischen Perspektiven“[17].

In der qualitativen Sozialforschung können sich also visuelle, sprachliche und textuelle Quellen und Methoden bei Beachtung der der einzelnen Methode immanenten Qualität insofern ergänzen, als das aus der Perspektive einer triangulatiorischen Zusammenschau[18] relativ „objektive“ Erkenntnisse über soziale Realität gewonnen werden können, die den Gütekriterien qualitativer Sozialforschung genügen. Eine besondere Chance für die Berücksichtigung von Fotografien in der Sozialforschung bietet die Biografieforschung. In der Biografieforschung geht es im wesentlichen um die Rekonstruktion von Ereignissen im Leben eines Menschen und die Bedeutung für den Handelnden, um dadurch allgemeine (Handlungs-)Muster zu konstruieren, die aus den individuellen Ausformungen der Lebensgeschichte abgeleitet werden.[19] Fotografien mit ihrem umfassenden Aussagepotenzial bieten hier, neben der Analyse von Sprach- und Textdokumenten, ideale Möglichkeiten, individuelle Sinnwelten zu verstehen.

[...]


[1] Fuhs, B., Fotografie und Qualitative Forschung. Zur Verwendung fotografischer Quellen in den Erziehungswissenschaften, in: Friebertshäuser, b., Prengel, A., (Hrsg.), Handbuch Qualitative Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft, Weinheim . München 1997, S. 265-285.

[2] Koebl, H., Spuren der Macht. Die Verwandlung des Menschen durch das Amt. Eine Langzeitstudie. München 1999.

[3] Wenn es darum ginge, dann könnte man fast sämtliche Ausführungen S. Lamneks (s. Anm. 2) auf Koelbls Langzeitstudie anwenden und untersuchen. Das wäre sicherlich hochinteressant, kann aber im Rahmen dieser Hausarbeit nicht geleistet werden.

[4] Vgl. hierzu und im Folgenden: Lamnek, S., Qualitative Sozialforschung. Band 2. Methoden und Techniken. Weinheim 31995,, S. V. Im Vergleich zum 1. Band „ Methodologie“ ist der 2. Band quantitativ wesentlich umfangreicher (jeweils zitiert als „Lamnek 1“ oder „Lamnek II“).

[5] Vgl. Lamnek II, S. 1f..

[6] Vgl. Lamnek I, S. 248.

[7] Lamnek 1, S. 252.

[8] Diese Geschichte existiert in mehreren Versionen. Diese Text ist angelehnt an die Überlieferung unter http://www.zitate-welt.de/weis/stadt_blinden.html (Zugriff am 18. März 2003).

[9] Dieses und weitere Kippbilder gibt es unter http://www.schaepp.de/kippbilder/ (Zugriff 18. März 2003).

[10] Vgl. Lamnek I, S. 260f..

[11] Eine detailliert Zeittafel über die Entwicklung der Fotografie befindet sich im Anhang dieser Arbeit.

[12] So war beispielsweise ein farbiges Hochzeitsfoto meiner Eltern im Jahr 1969 noch eine echte „Investition“. Alle weiteren Fotos des Hochzeitstages waren kleinformatige Schwarz-Weiß-Aufnahmen.

[13] Fuhs, S. 267.

[14] Vgl. Fuhs, S. 266. Das soziale Realität komplex ist, darauf wurde schon im Kapitel über Methoden sozialwissenschaftlicher Forschung (Triangulation) hingewiesen.

[15] Vgl. Mikos, L., Filmverstehen. Annäherung an ein Problem der Medienforschung, in medien praktisch TEXTE Nr. 1/2000, S. 3-8.

[16] Vgl. Mikos a.a.O..

[17] Vgl. Fuhs, S. 266.

[18] Genau wie das Modell von den farbigen Lichtkegeln und der weißen Schnittfläche in Kap. 3.

[19] Vgl. Lamnek II, S. 379.

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Details

Title
Versuch einer Standortbestimmung anhand der biografischen Langzeitstudie "Spuren der Macht" von Herlinde Koelbl
Subtitle
Das Medium Foto als Untersuchungsgegenstand qualitativer Sozialforschung?
College
University of Münster  (Inst. für Sozialpädagogiik, Weiterbildung und empirische Pädagogik)
Course
Qualitative Forschungsmethoden: Biografieforschung
Grade
1,3
Author
Year
2003
Pages
25
Catalog Number
V12858
ISBN (eBook)
9783638186513
ISBN (Book)
9783656753766
File size
734 KB
Language
German
Keywords
Qualitative Sozialforschung, Biografie, Triangulation, Fotografie
Quote paper
Marius Stelzer (Author), 2003, Versuch einer Standortbestimmung anhand der biografischen Langzeitstudie "Spuren der Macht" von Herlinde Koelbl, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12858

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