Prüfungslehrprobe im Fach Deutsch: "Der Knabe im Moor" von A. v. Droste-Hülshoff

Balladen und Erzählgedichte


Unterrichtsentwurf, 2001

18 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Lerngruppenanalyse und unterrichtsorganisatorische Voraussetzungen

2. Didaktische Überlegungen zum geplanten Unterricht
2.1 Didaktische Überlegungen zur Unterrichtseinheit
2.2 Einordnung der Stunde in die Unterrichtseinheit
2.3 Didaktische Überlegungen zur Unterrichtsstunde

3. Lernziele

4. Methodische Überlegungen zur Unterrichtsstunde

5. Literaturverzeichnis

Anlagen

1. Lerngruppenanalyse und unterrichtsorganisatorische Voraussetzungen

Die Klasse 7 LFA unterrichte ich seit August 2001 eigenverantwortlich. Der Deutschunterricht umfasst drei Unterrichtsstunden in der Woche[1] und verteilt sich daher wie folgt: mittwochs in der vierten sowie freitags in den ersten beiden Stunden. Die äußeren Lernbedingungen sind allgemein als günstig zu bezeichnen: Die Raumgröße bietet Möglichkeiten für produktionsorientierte Unterrichtsmethoden, da die Sitzordnung – allerdings mit einigem organisatorischen Aufwand – aufgebrochen werden kann. Unterschiedliche Medien stehen in einem Nebenraum bereit und kommen – sofern sinnvoll – auch im Unterricht zum Einsatz.

Die Lerngruppe besteht aus 10 Schülerinnen und 24 Schülern und wurde zu Beginn des Schuljahres neu zusammengesetzt. Die zahlenmäßige „Überlegenheit“ der Jungen sowie der Umstand, dass sich die Klasse in einer Phase des Kennen-Lernens befindet, wirkt sich phasenweise auch auf das Verhältnis der Beteiligung von Jungen und Mädchen am Unterricht aus: Die Mehrzahl der Jungen versucht oft die Aufmerksamkeit durch Zwischenrufe oder mittels nicht-konstruktiver Kritik einzelner Beiträge zu erlangen, während sich die Mädchen eher zurückhalten. Die Hauptgründe für das teilweise „dominante“ Verhalten der Jungen sind vermutlich einerseits die Bemühungen, eine gewisse Anerkennung oder Position innerhalb der Klassengemeinschaft zu erlangen, zum anderen jedoch auch die sich während der Pubertät auswirkende physische und psychische Entwicklung. Dadurch besteht die Gefahr, dass ruhigere Schüler – insbesondere die Mädchen – vom Unterrichtsgeschehen ausgeschlossen werden. Durch die Thematisierung dieses Verhaltens im Unterricht konnten in gemeinsamer Diskussion Kriterien und Regeln entwickelt werden, mit deren Hilfe die störenden Aspekte phasenweise reduziert werden konnten.

In diesem Zusammenhang ist es überaus wichtig, die Bereitschaft der Schülerinnen, sich aktiver am Unterricht zu beteiligen, zu fördern. Durch gezielte Aufforderungen zur Diskussion und Beurteilung bestimmter Problemstellungen sowie Beantwortung von Schülerfragen durch die Mitschülerinnen und Mitschüler kann die Kommunikation untereinander aktiviert bzw. gesteigert werden. Auch eine engere Integration in das Unterrichtsgeschehen mit Hilfe von Partner- oder Gruppenarbeiten kann die Motivation zur Beteiligung der zurückhaltenden Schüler steigern. Allgemein können es diese sozialen Arbeitsformen auch ermöglichen, das noch nicht ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl der Klasse positiv zu beeinflussen.

Meine bisherigen Unterrichtserfahrungen haben gezeigt, dass die Klasse noch Schwierigkeiten damit hat, Texte tiefgründiger zu bearbeiten und zu erschließen. Die Schülerinnen und Schüler neigen vielfach dazu, Vermutungen oder Behauptungen aufzustellen, ohne diese am Text zu belegen. Auch bei der inhaltlichen Wiedergabe von Texten ist die Tendenz zu erkennen, Inhalte erzählend und ausschweifend zu reproduzieren. Daher sollte darauf geachtet werden, dass vor allem intensiv mit Texten gearbeitet wird, damit die grundlegende Basis für die in den nächsten Klassenstufen unentbehrliche Textanalyse gelegt werden kann. Die Fähigkeit, Texte zu strukturieren und zu interpretieren, sollte auch in Verbindung mit dem Erstellen textexterner Zusammenhänge, die eine gründliche Textkenntnis voraussetzen, geschult und vertieft werden.

Weitere Beobachtungen lassen erkennen, dass die Schülerinnen und Schüler noch Probleme haben, auf die Beiträge ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler einzugehen sowie im Unterrichtsgespräch einander zuzuhören. Daher muss besonders in den Auswertungsphasen einer Sequenz darauf geachtet werden, dass Beiträge von Schülerinnen oder Schüler präsentiert und auch wieder ins Plenum zurückgegeben werden, damit diese von der Klasse reflektiert werden und sich die Schülerinnen und Schüler stärker aufeinander beziehen können.[2]

Das Leistungsniveau der Klasse im Fach Deutsch ist durchschnittlich bis gut. Zu den Leistungsträgern der Klasse zählen xxx, xxx, xxx und xxx. Auch xxx, xxx, xxx, xxx, xxx und xxx beteiligen sich gut am Unterrichtsgeschehen. Im mittleren Leistungsniveau sind xxx, xxx, xxx, xxx, xxx,xxx., xxx, xxx, xxx, xxx, xxx, xxx, xxx, xxx und xxx anzusiedeln. Je nach Tagesform beteiligen sich xxx, xxx, xxx und xxx. Dagegen verhalten sich xxx, xxx, xxx, xxx und xxx meist sehr ruhig. – Um auch die schwächeren und zurückhaltenderen Schülerinnen und Schüler zu einer gesteigerten Teilnahme am Unterrichtsgeschehen zu motivieren und die Kommunikationsfähigkeit untereinander zu erweitern, sollten von der Lehrperson Unterrichtsinhalte ausgewählt und Situationen geschaffen werden, in denen sich auch diese mehr in den Unterricht einbringen können, ohne dass sich die leistungsstärkeren Schüler unterfordert fühlen.

Insgesamt ist das Verhältnis zwischen der Lerngruppe und mir als harmonisch zu betrachten. Trotz der oben genannten Punkte verhält sich die Klasse mir gegenüber sehr offen und spricht direkt ihre Interessenslagen oder Probleme an.

2. Didaktische Überlegungen zum geplanten Unterricht

2.1 Didaktische Überlegungen zur Unterrichtseinheit

Der „Rahmenplan Deutsch“ für die Sekundarstufe I sieht für die Klassen 7/8 die Behandlung von Texten vor, die „den Eigen-Sinn entwickeln helfen, subtilere Gefühlslagen präsentieren“ und den Blick für poetische Sprachmittel, wie z.B. „den Aufbau und die Strukturierung eines Textes“, schärfen (Rahmenplan, S. 40). Eines dieser Themen innerhalb des Arbeitsbereichs „Umgang mit literarischen Texten“ ist das Thema „Balladen und Erzählgedichte“ (Rahmenplan, S. 41) Die Behandlung dieses Themas im Unterricht der Jahrgangsstufe 7 ist mehrfach begründbar:

Erst in dieser Altersstufe beginnen sich die Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler, Erzähltes als durch Sprache Vermitteltes zu verstehen bzw. zu begreifen, zu entwickeln. Daher bieten Balladen „eine besonders gute Möglichkeit das Verstehen und Analysieren [von Texten] zu üben: sie sind kurz und überschaubar, sie bieten zunächst für das nur stofflich-inhaltliche Lesen einen großen Anreiz[,] und sie motivieren die Schüler.“ (Röbbelen, S. 19)

Neben der Betrachtung grundlegender Merkmale der Gattung können für die weiteren Klassen- und Altersstufen grundlegende Fähigkeiten und Fertigkeiten der Textanalyse eingeübt und gefestigt werden: Beim Umgang mit Balladen lernen und erfahren die Schülerinnen und Schüler, „was man auch zur Erschließung anderer Textarten gebrauchen kann: was Verse bewirken, welche strukturellen Mittel Spannung erzeugen“ (Hassenstein, S. 81) und welche Wirkung bestimmte formale und sprachliche Mittel in Texten hervorrufen können.[3] Auch die Textsorte der Inhaltsangabe „lässt sich im Rahmen einer Balladenbehandlung erarbeiten und einüben“ (Bleissem, S. 185). Im Bereich der Reflexion über Sprache und des sinnerfassenden Lesens von Texten bietet der Vortrag von Balladen und dessen Vorbereitung die Gelegenheit „zur integrativen Anwendung verschiedener textverstehender Leistungen“ (Bleissem, S. 190).[4] Zudem werden durch das reflektierte und sinngerechte Vorlesen oder Vortragen von Balladen das Artikulations-, Sprach- und Ausdrucksvermögen sowie die Kommunikationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler geschult und gefördert.

Die Behandlung von Balladen im Unterricht kann auch dazu beitragen, Einsicht in die Historizität von Texten zu erzeugen: Die Schülerinnen und Schüler lernen, Texte in ihre historischen und sozialen Bedingungen einzuordnen, und so „auch den eigenen Standpunkt als dergestalt bedingt zu sehen, und sie gewinnen aus der Reflexion über Kontinuität und Verschiedenheit eine konkrete Anschauung dessen, was man Geschichtlichkeit [...] nennt“ (Röbbelen, S. 19). Obwohl die Theorie vom „Balladenalter“ in der gegenwärtigen didaktischen Literatur als überholt gilt (vgl. Berger S. 21), zeigt die Erfahrung, dass bestimmte gattungstypische Merkmale der Ballade „gerade auf 12- bis 14jährige motivierend wirken können“ (Bleissem, S. 184). Und obgleich das didaktische Konzept der Balladenbehandlung als „Lebenshilfe“ hinsichtlich mancher Balladen heute als nicht mehr relevant abgeurteilt wird (vgl. Berger S. 20ff.), lassen sich anhand ausgewählter Balladen durchaus Bezüge zur Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler herstellen, die gemäß des Rahmenplans „das Streben nach Selbstreflexion unterstützen“ und „das Ich-Sein entwickeln helfen“ (Rahmenplan, S. 41).

Balladen bieten außerdem vielfältige Möglichkeiten und Anlässe eines produktiv-kreativen Umgangs mit den Texten. Gerade den Schülerinnen und Schülern dieser Altersstufe kann dadurch ein motivierender Zugang zur Analyse und Interpretation literarischer Texte eröffnet werden.[5] Die Behandlung von Balladen entspricht daher insbesondere den Anforderungen des Rahmenplans, weil dadurch eine Grundlage für die angestrebten Schlüsselqualifikationen des Literaturunterrichts geschaffen werden kann.[6]

2.2 Einordnung der Stunde in die Unterrichtseinheit

Zu Beginn der Unterrichtseinheit wurden zunächst anhand des „Zauberlehrlings“ gattungstypische Merkmale der Ballade wiederholt und vertieft. Mit Hilfe einer produktionsorientierten Phase konnte dann der Inhalt von Fontanes Heldenballade „John Maynard“ erarbeitet werden. Des Weiteren stand bei dieser Ballade die Analyse des Spannungsbogens und der Funktion einiger stilistischer Mittel der Spannungserzeugung im Mittelpunkt. Im Rahmen einer Hausaufgabe wurde ein Vortrag der Ballade initiiert, indem die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Betonungs- und Intonationsmöglichkeiten erarbeiteten, einige von ihnen die Ballade vortrugen und die Klasse dann die Umsetzung im Plenum diskutierte und beurteilte. Mit der Ballade „Die Brück’ am Tay“ konnten die Schülerinnen und Schüler ein weiteres Werk Fontanes kennen lernen. Ausgehend vom schrittweise – auf produktionsorientierter Basis – erarbeiteten Inhalt konnten die Techniken des Perspektivenwechsels und der Personifikation erkannt sowie die Ursachen des in der Ballade geschilderten Unglücks genauer beleuchtet werden, um dann das Verhältnis zwischen Mensch, Technik und Natur in der heutigen Zeit zu hinterfragen. Die heutige Einstiegsstunde zum „Knaben im Moor“ hat Vorbereitungsfunktion für die in den nächsten Stunden folgende Analyse der Erzählperspektive und insbesondere der sprachlichen Mittel dieser Ballade in Gruppenarbeit.[7]

[...]


[1] Auf Grund der am Dienstag stattfindenden Fachseminare hat eine Kollegin die dort eingeplante vierte Stunde übernommen, in der überwiegend Übungen zur Rechtschreibung oder Grammatik durchgeführt werden.

[2] In diesem Zusammenhang erwies sich das gegenseitige Aufrufen nach der Präsentation einer Schülerarbeit oder eines Ergebnisses sowie bei Partner- und Gruppenarbeiten als hilfreich.

[3] Gerade in diesem Alter wächst im Hinblick auf die Reflexion über Sprache der Sinn für symbolische und metaphorische Darstellungsformen und erzähltechnische Mittel. „Das Interesse, der Absicht des Autors auf die Spur zu kommen, schärft den Blick für den Aufbau und die Strukturierung eines Textes [...], wiederkehrende Bilder, Leitmotive“ (Rahmenplan, S. 40). – Balladen sprechen auf Grund der ihnen innewohnenden Handlung die Schülerinnen und Schüler eher an als z.B. Naturlyrik, weshalb sich an ihnen die formalen Elemente der Lyrik leichter nachweisen lassen. Zudem lassen sich die Kennzeichen epischer Formen anhand von Balladen im Unterricht gut behandeln. (Vgl. Berger, S. 20)

[4] Das Lesen bezieht hier nicht nur den Inhalt als solchen, sondern auch das Implizite, die symbolisch mitgesagte Schicht und den durch Stil bewirkten Gehalt mit ein.

[5] Durch kreative Schreibaufträge können darüber hinaus ihre sprachlichen und literarischen Fähigkeiten optimiert werden.

[6] Vgl. dazu insbesondere Rahmenplan, S. 17.

[7] Um auch den Aspekt der Historizität nicht zu vernachlässigen, ist die Behandlung des „Handschuhs“ von Schiller nach den Ferien als Abschluss der Einheit geplant.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Prüfungslehrprobe im Fach Deutsch: "Der Knabe im Moor" von A. v. Droste-Hülshoff
Untertitel
Balladen und Erzählgedichte
Veranstaltung
Prüfungslehrprobe für das Lehramt an Gymnasien
Note
1
Autor
Jahr
2001
Seiten
18
Katalognummer
V128512
ISBN (eBook)
9783640373048
ISBN (Buch)
9783640373109
Dateigröße
526 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Knabe, Moor, Unterrichtseinheit, Droste, Hülshoff, Lehrprobe, Ballade, Unterricht, Deutsch
Arbeit zitieren
Stephan Becht (Autor:in), 2001, Prüfungslehrprobe im Fach Deutsch: "Der Knabe im Moor" von A. v. Droste-Hülshoff, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128512

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