Unterhaltung im Wandel

Vom Angebot zum Rezipienten


Seminararbeit, 2009

16 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definitionsversuche
2.1 Im Laufe der Forschung - Unterhaltung als Merkmal der Medieninhalte und Unterhaltung vs. Information
2.2 Unterhaltung als Rezeptionsphänomen

3. Theorien der Medienunterhaltung
3.1 Der Uses-and-Gratifications-Approach
3.2 Mood-Management-Theorie
3.3 Die Affective-Disposition-Theorie
3.4 Excitation-Transfer-Theorie
3.5 Die triadisch-dynamische Unterhaltungstheorie

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Was ist Unterhaltung? Was soll man sich unter Unterhaltung vorstellen? Wie soll man Unterhaltung definieren – soll man die Programmform als Ausgangspunkt für eine Definition benutzen, oder sollte man die Rezipienten fragen, oder doch die Medienmacher, wahrscheinlich kennen dann die Wissenschaftler einen Weg zur genauen Begriffserklärung und Definition dieses Phänomens? Je weiter man über Unterhaltung nachdenkt, desto komplizierter und vielfältiger werden die Fragen, Fragen die auf eine Antwort warten, Probleme, die eine eindeutige Lösung brauchen, damit man zukünftig mit der Unterhaltung als soziales, kulturelles und wissenschaftliches Phänomen arbeiten kann.

Unterhaltende Sendungen und Programminhalte genießen immer größerer Beliebtheit. Diese Entwicklung wird auch durch zahlreiche Erhebungen zur Mediennutzung belegt. Unterhaltung prägt unsere Gegenwart und ist ein unzertrennlicher Teil des Alltags geworden (Frizzoni & Tomkowiak, 2006, S. 15). Obwohl Unterhaltung eines der zentralen Phänomenen des alltäglichen Lebens darstellt, besteht in der wissenschaftlichen Entwicklung noch Nachholbedarf. Was wird als Unterhaltung verstanden? Wie wirkt Unterhaltung? Welche Bedürfnisse befriedigt die Unterhaltung und welche Funktionen erfüllt sie? (Früh, 2003, S. 10).

Auf der Suche nach den Antworten auf die aufgezählten Fragen versuche ich in der vorliegenden Arbeit zuerst den komplexen Begriff „Unterhaltung“ zu definieren und die Modifizierung der zahlreichen Definitionen zu erläutern. Auf der Suche nach eindeutigem Verständnis von Unterhaltung werden im Anschluss einige der bekanntesten, oft zur Erklärung von Unterhaltungsphänomenen herangezogenen wissenschaftlichen Theorien vorgestellt und einer kritischer Erläuterung unterzogen.

2. Definitionsversuche

Heutzutage erfüllen die elektronischen Massenmedien vor allem Unterhaltungsfunktionen. Seit den 1980er Jahren nimmt auch das wissenschaftliche Interesse an Unterhaltung ständig zu. Dabei fällt immer wieder auf, dass die Medienfunktionen Information bzw. Wissensvermittlung und Unterhaltung nicht klar und eindeutig zu trennen sind und dass Unterhaltung nicht mehr als der Information entgegengesetzte Kategorie zu behandeln ist. Beweise dafür liefern Begrifflichkeiten wie z.B. Infotainment, Edutainment, Politainment usw. Außerdem liegt es nahe, als weiteres zentrales Problem die Auswirkungen der sich erweiternden Palette an unterhaltenden Angeboten auf Rezipienten und Gesellschaft wissenschaftlich zu untersuchen (Früh & Wünsch, 2007, S. 32).

Um die Problematik des vielschichtigen Phänomens Unterhaltung erforschen und Lösungen anbieten zu können, muss jedoch zuerst der Begriff Unterhaltung möglichst klar und deutlich definiert werden. Was ist Unterhaltung? – in der Wissenschaft besteht immer noch keine Einigkeit bezüglich der Antwort auf diese Frage. "Nach wie vor scheint die größte Einigkeit in Bezug auf Unterhaltung in dessen Undefinierbarkeit zu liegen“ (Früh & Wünsch, 2007, S. 32). „Unterhaltung ist nicht immer lustig. Nichts jedoch ist weniger lustig als der Versuch, sie zu definieren“ (Prager, 1971, S.5). Über Unterhaltung wird viel diskutiert und geschrieben, unterhaltende Angebote werden ununterbrochen produziert, Vieles wird als Unterhaltung bezeichnet, aber was jedoch Unterhaltung eigentlich ist bzw. wie sie genau definiert wird, ist immer noch umstritten und unklar.

2.1 Im Laufe der Forschung - Unterhaltung als Merkmal der Medieninhalte und Unterhaltung vs. Information

Unterhaltung ist ein Allerweltsbegriff und jeder glaubt zu wissen, was damit gemeint ist. Unterhaltung ist ein interdisziplinäres Thema mit vieldeutiger Begriffsverwendung „[...] und wird von Psychologen, Pädagogen und Kommunikationswissenschaftlern ebenso behandelt wie von Publizisten, Soziologen und Politikwissenschaftlern“ (Lübbecke, 1996, S. 59). Unterhaltung stellt zudem zwar ein selbstverständliches, aber weithin ungeklärtes Phänomen dar (Kübler, 1975, S. 254). Da die Massenmedien heutzutage vor allem Unterhaltungsfunktionen erfüllen, bemüht sich die wissenschaftliche Forschung um ein möglichst klares und eindeutiges Verständnis des komplexen Konstrukts. Einer eindeutigen, umfassenden und für die Forschung brauchbaren Definition von Unterhaltung stehen allerdings einige Missverständnisse im Weg (Vorderer, 2004, S. 544). Hier ist zuerst die medienzentrierte Perspektive zu nennen, die Unterhaltung als innewohnendes Merkmal der Medienangebote bezeichnet. Dabei wird angenommen, dass Rundfunkveranstalter, Programmchefs, Filmautoren, Regisseuren oder Redaktionen definieren, was Unterhaltung ist und was nicht dazu gehört. Zudem unternehmen einige Wissenschaftler eine Systematisierung und Klassifizierung der Medieninhalte im Sinne des Rundfunkvertrages, indem Kategorien wie z.B. Information, Unterhaltung und fiktionale Unterhaltung definiert werden. Obwohl gewisse Unterschiede zwischen diesen Klassifizierungen bestehen, gehen all diese Annahmen von den Intentionen der Journalisten aus, welche mit der Produktion unterschiedlicher Beiträge, die das Publikum unterhalten sollen, beschäftigt sind. Die Medienmacher produzieren also nicht Unterhaltung, sondern nur unterhaltende Angebote. Erst wenn eine unterhaltende Wirkung bei den Zuschauern vorhanden ist, wird aus dem Unterhaltungsangebot Unterhaltung (Früh & Wünsch, 2007, S. 32-33). Damit sollte verdeutlicht werden, dass Unterhaltung nicht als inhärente Charakteristik der Medienangeboten zu bestimmen ist, sondern als eine Form des Erlebens, als ein Merkmal der Rezeption definiert, beschrieben und erläutert werden muss.

Ein weiteres Missverständnis auf dem Weg zu einer klaren und brauchbaren Definition von Unterhaltung ist die Entgegensetzung von Unterhaltung und Information. Dabei wird Information auch als Merkmal der Medieninhalte verstanden, wobei mehr Information automatisch weniger Unterhaltung bedeutet und umgekehrt. Implizit bleiben aber die Ursachen für die eindeutige Kategorisierung einer Sendung entweder eindeutig informierend oder unterhaltend (Vorderer, 2004, S. 546). Jahrzehnte lang wurden Information und Unterhaltung strikt getrennt - sowohl in der öffentlichen Debatte, als auch in der Medien- und Kommunikationswissenschaft. Die Unterhaltung wurde als unmoralisch, anspruchslos und minderwertig von der Gesellschaft und von der Fachdisziplin ausgegrenzt und ignoriert. Erst in den 1980-er Jahre hat sich das Phänomen Unterhaltung in der deutschen Medien- und Kommunikationswissenschaft etabliert und wurde als Forschungsobjekt ernst genommen. Faktoren wie z.B. die Etablierung des privaten Rundfunks und die Vermehrung der unterhaltenden Medieninhalten haben diese Entwicklung geprägt (Bosshart, 2007, S. 19). Generell galt aber noch lange, dass eine unterhaltende Sendung den Rezipienten keinen Informations- bzw. Wissensgewinn bringen kann (Vorderer, 2004, S. 547).

Mittlerweile hat sich in der Medien- und Kommunikationswissenschaft die Erkenntnis durchgesetzt, dass Information und Unterhaltung nicht strikt zu trennen sind und dass Unterhaltung in den Massenmedien nicht minderwertig, sondern genauso wichtig (und sogar verbreiteter) wie Information ist (Bosshart, 2007, S. 19). Information und Unterhaltung bilden in der Produktion, im Produkt und in der Rezeption eine Symbiose. Dabei variieren ihre Anteile wie die Anteile von Realität und Fiktion, von Emotion und Kognition, von Distanz und Nähe, von Sicherheit und Risiko (Bosshart, 2007, S. 26). „Zunehmen scheinen wir nicht auf dem Weg in eine Informationsgesellschaft, sondern vor allem auf dem Weg in eine Gesellschaft, die Information unterhaltend darstellt (Infotainment) oder unterhaltende Information (Entertainment) liefert.“ (Schwab, 2000, S. 46).

Diese Dichotomie von Unterhaltung und Information erweist sich als unplausibel und wenig brauchbar für die empirische Forschung. Ebenso wenig hilfreich ist der Versuch Unterhaltung als Charakteristikum der Medieninhalte zu klassifizieren, weil die Einstufung und das Erleben der Medienangebote als unterhaltsam von vielen Faktoren abhängig ist. Zu diesen Faktoren gehören neben dem Trägermedium, dem speziellen Format und der Aufbereitung des Angebots auch wichtige, ausschlaggebende subjektive und situative Aspekte – Erwartungen, Einstellungen, Vorwissen, Stimmung der Rezipienten sowie Ort und Zeitpunk der Mediennutzung (Vorderer, 2004, S. 547). Infolgedessen muss man, um Unterhaltung analysieren zu können, die Emotionen, die Bewertungen und das Erleben des Publikums im Mittelpunkt stellen und diese erforschen – die rezipientenspezifischen Faktoren könnten dann doch die Antwort auf die Frage „Was ist Unterhaltung?“ liefern.

2.2 Unterhaltung als Rezeptionsphänomen

An der stelle ist noch einmal festzuhalten, dass Unterhaltung und Information nur analytisch, jedoch nicht phänomenal zu trennen sind. Außerdem „[...] verschiebt sich der Fokus der medienpsychologischen Auseinandersetzung mit Unterhaltung von der Beschreibung des Medienangebots auf die Beschreibung und Erklärung der Rezeption.“

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Unterhaltung im Wandel
Untertitel
Vom Angebot zum Rezipienten
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für Medien und Kommunikationswissenschaft)
Veranstaltung
Proseminar
Note
2
Autor
Jahr
2009
Seiten
16
Katalognummer
V128461
ISBN (eBook)
9783640408894
ISBN (Buch)
9783640409495
Dateigröße
453 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
keine
Schlagworte
Unterhaltung, Wandel, Angebot, Rezipienten
Arbeit zitieren
Desi Ivanova (Autor:in), 2009, Unterhaltung im Wandel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128461

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