Gold als Investitionsalternative für den Privatanleger


Masterarbeit, 2009

68 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG

2 GESCHICHTE DES GOLDES
2.1 Vom Altertum zur Neuzeit
2.2 Der Goldstandard
2.3 Der Gold-Devisenstandard und das Abkommen von Bretton Woods
2.4 Die Goldbaisse von 1980 – 2000
2.4.1 Goldleihe der Zentralbanken
2.4.2 Hedging und De-Hedging

3 AKTUELLE SITUATION – ANLAGEN IM VERGLEICH
3.1 Aktien
3.2 Anleihen
3.3 Immobilien
3.4 Gold

4 ANGEBOT UND NACHFRAGE
4.1 Angebot
4.2 Nachfrage

5 ANLAGEKATEGORIEN
5.1 Physische Anlage
5.1.1 Münzen
5.1.2 Barren
5.1.3 Goldkonto
5.1.4 Einkaufsgemeinschaften
5.1.5 Digitales Gold – Währung der Zukunft?
5.1.6 Exchange Traded Funds (ETFs)
5.1.7 Exchange Traded Commodities (ETC)
5.2 Nicht-Physische Anlage
5.2.1 Aktien
5.2.2 Aktienfonds
5.2.3 Aktienindizes
5.2.4 Zertifikate
5.2.5 Optionen und Optionsscheine (Warrants)

6 ANLAGESTRATEGIEN
6.1 Goldanteil eines Portfolios
6.2 Aufteilung eines Goldportfolios
6.2.1 Drittelmix
6.2.2 Sicherheitsstrategie
6.2.3 Gewinnstrategie

7 ZUSAMMENFASSUNG

8 SCHLUSSBETRACHTUNG

9 LITERATURVERZEICHNIS
9.1 Bücher
9.2 Artikel und Zeitschriften
9.3 Internet

Abbildungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Gerade heute ist das Thema der richtigen Asset-Allokation aktueller denn je. Seit dem Platzen der Internetblase 2000 und dem darauffolgenden Absturz der Weltbörsen, spätestens aber seit der Finanzkrise 2008, ist Gold wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt – bietet es doch Inflationsschutz und Werterhalt in schwierigen Börsenzeiten wie diesen.

Gold hat eine geringe negative Korrelation zu Aktien und zum Dollar[1] und ist daher auch im Sinne der „ Markovitz’schen Portfoliotheorie[2] ideal zur Risikoreduktion eines Gesamtportfolios geeignet[3]. Für die Performance eines Portfolios spielt die Aufteilung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen – und somit auch auf Gold - eine große Rolle um größtmögliche Diversifikationseffekte zu realisieren[4].

Dabei war das gelbe Metall in den vorangegangenen zwei Dekaden bis 2000 aus dem Blickwinkel der Anleger gerutscht – während Gold immer tiefer im Preis sank, haussierten die Aktien. Gingen die Kurse einmal nicht nach oben, so wurde das als günstiger Einstiegszeitpunkt gesehen. Doch das Blatt hatte sich im Jahr 2000 gewendet, wie man in der Abbildung 1 sehen kann[5].

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Abb. 1 Verhältnis DJI zu Gold 1880 bis 2008, Quelle: The Long Wave Analyst

Bekam man 1980 noch den Dow Jones für eine Unze Gold, so musste man im Juli 1999 schon fast 44 Unzen bezahlen. Seitdem wird das Gold im Vergleich zum Dow wieder teurer und man braucht heute (Stand Dezember 2008) nur mehr ca. 10 Unzen dafür bezahlen.

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, Gold als Anlagealternative zu durchleuchten und Strategien zu erläutern, wie man die vorgestellten Investitionsmöglichkeiten auch umsetzen kann. Entschließt man sich für eine Investition in Gold, dann stehen einem zahlreiche Anlagearten zur Verfügung – von der physischen Form mittels Barren, Anlage- und Sammlermünzen bis hin zur nicht-physischen Form über Aktien, Fonds, Zertifikate und Optionsscheine, aber auch weitere, weniger bekannte Anlageformen wie digitales Gold.

Die vorliegende Arbeit soll diese Möglichkeiten beschreiben und die einzelnen Vor- und Nachteile aufzeigen. Dabei kommt es – wie schon erwähnt - auch auf das Timing an: wer zur falschen Zeit in Gold investiert hat, hat möglicherweise immer noch Verluste, da beispielsweise die Goldhöchststände zu Beginn der 80er Jahre real nicht mehr erreicht wurden[6]. Gold eignet sich in erster Linie zur Risikostreuung - vor allem in einem inflationären Umfeld konnte sich Gold gut behaupten. Hohe Kursgewinne sind auch bei Gold möglich, doch darf man aber auch nicht die Risiken außer acht lassen. Während der aktuellen Wirtschaftskrise erwarteten viele Goldbullen stark steigende Kurse, doch diese sind bislang noch nicht eingetreten. Zumindest hat sich Gold besser als einige andere Anlageklassen geschlagen[7].

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Abb. 2 Vergleich Dez.2007 – 2008 Gold (blau) – MSCI World in USD (grau); Quelle: Börse Stuttgart

Die eigene Strategie muss jeder Investor für sich selbst finden, die Beispiele im Kapitel „Anlagestrategien“ sollen hierbei nur als Leitfaden dienen. Am Ende der Arbeit wird noch ein Ausblick gegeben, wie sich der Goldmarkt in der Zukunft entwickeln könnte.

2 Die Geschichte des Goldes

Um Gold zu verstehen, muss man auch seine Geschichte kennen. Die folgenden Kapitel beschreiben, wie Gold den Lauf der Geschichte geprägt hat und das jahrtausendealte Zahlungsmittel mit der Aufhebung des Bretton Woods Abkommens durch die USA 1971 letztendlich demonetisiert wurde.

2.1 Vom Altertum zur Neuzeit

Die Geschichte des Goldes beginnt in Bulgarien. Im Jahre 1972 wurde am Rande der bulgarischen Hafenstadt Varna ein kupferzeitlicher Friedhof entdeckt. In den Gräbern befanden sich 3010 Goldgegenstände mit einem Gesamtgewicht von 6 Kilogramm reines 24 Karat Gold. Mittels C-14-Analyse wurde die Zeit der Entstehung auf 4600 – 4200 v.Chr. datiert. Fast alle Gegenstände haben eine geometrische Form: Kreis, Halbkugel, Spirale und Zylinder. Sie sind gut poliert und in fast allen Fällen nicht verziert. Es handelte sich dabei um eine Meisterleistung, da sich reines Gold nur schwierig bearbeiten lässt. Die Herkunft des Varna-Goldes wird auf Goldvorkommen weiter im Westen, in Transsylvanien in Rumänien und auf Goldminen der Thraker in Nordgriechenland zurückgeführt[8].

Vor 6000 Jahren machten einige ägyptische Arbeiter eine Entdeckung. Unter einer Feuerstelle hatte sich durch Zufall ein Klumpen von reinem Gold gebildet. Kurz danach begannen die Ägypter mit dem Abbau des Goldes. Die ursprünglich flachen Gräben wichen immer komplexeren und tieferen Untertagbauschächten. Pro Jahr wurde bis zu einer Tonne Gold gefördert, das hauptsächlich aus den kargen und öden Landschaften Südägyptens und Nubiens kam. Nub ist das ägyptische Wort für Gold. Nubien sollte auch weiterhin sein Gold in die westliche Welt liefern, bis weit ins 16. Jahrhundert hinein. Die Fördermenge der Minen in Nubien war bedeutend größer als die Gesamtmenge, die aus allen Minen der damals bekannten Welt in den nachfolgenden Zeitaltern bis zur Entdeckung Amerikas gefördert wurde[9]. Aus dieser Zeit stammen die ersten bearbeiteten Goldobjekte. In einem Gräberfeld an der bulgarischen Schwarzmeerküste fand man aus Goldblech gehämmerte Stierfiguren und Ringe mit einem Gesamtgewicht von 6 Kilogramm.

3000 v.Chr. schmiedeten die Hethiter den Schatz von Troja, der aus goldenen Bechern, Kannen und Schmuck besteht. Gold wird zum Mittel der Selbstdarstellung der Mächtigen, es sichert ein glanzvolles Weiterleben im Jenseits. Die handwerklichen Möglichkeiten Gold zu bearbeiten steigen, als die ägyptischen Goldschmiede im 2. Jahrtausend v. Chr. eine Methode fanden, wie man Silber und Kupfer von Gold trennen und legieren konnte[10].

Die Inkas der vorkolumbianischen Zeit verwendeten Gold für Kunstwerke, Schmuck und viele weitere Zwecke. Jeder Inkaherrscher nahm seinen Goldschatz mit ins Grab und überließ es seinem Nachfolger, sich selbst solch einen Schatz zu erwerben. Als die spanischen Entdecker in ihre Heimat zurückkamen und von all dem Schmuckgold der Inkas berichteten, stachelte das gelbe Metall die Phantasie vieler Menschen im Spätmittelalter an. Am Beginn des 16. Jahrhunderts sandte das spanische Herrscherpaar Ferdinand und Isabella Schiffe in die neue Welt um dort Gold zu finden. Diese Schiffe kamen mit Goldladungen für die königlichen Schatzkammern zurück; das „Goldene Zeitalter“ Spaniens hatte begonnen[11]. Das Volumen das von den spanischen Schiffen nach Spanien gebracht wurde, war so groß, dass die Gesamtmenge des Goldes auf das Fünffache der Menge von 1492 stieg. Und dies trotz der erheblichen Verluste durch Unwetter und Piraten.

Trotz dieser enormen Goldmengen die nach Spanien flossen, war Spanien nicht die wohlhabendste Nation Europas. Der Grund lag darin, dass Spanien sich mehr auf das Geldausgeben verlegte, als es darauf bedacht war, die Staatseinnahmen durch Eigenproduktion zu steigern. Hinzu kam, dass die Spanier einen schwerwiegenden Fehler gemacht haben, als sie 1492 die Juden und Moslems aus dem Land vertrieben. Die meisten christlichen Spanier seinerzeit waren Analphabeten und die Aristokraten entsagten der Beschäftigung völlig. Im Gegensatz dazu waren die Juden und Moslems hervorragend ausgebildet und erfahren im Handel. Aus diesen Gründen wurde Spanien zur größten Schuldnernation Europas des ausgehenden 16. Jahrhunderts. Karl V. der 1516 den Thron bestieg machte in seiner 40 jährigen Herrschaft mehr Schulden als in dieser Periode an Edelmetall nach Spanien kam[12].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3 Der reale Goldpreis von 1344 bis 2008 in USD von 1998[13] , Quelle: Sharelynx

Wohin floss aber all dieses Gold? Einerseits in die anderen europäischen Länder, die das Gold durch ihre billigeren Waren anzogen, andererseits in den Fernen Osten im Austausch für Seide, Gewürze und Tee. Der asiatische Appetit auf Gold ist bis in die heutige Zeit geblieben. Die Inder – die größten Goldkäufer weltweit – geben mehr Geld aus für Gold als für Autos, zweirädrige Transportmittel, Kühlschränke und Fernseher zusammen[14].

2.2 Der Goldstandard

Der Goldstandard verdankt sein Entstehen angeblich dem Zufall. Im Jahr 1717 legte Isaac Newton als Münzmeister einen zu niedrigen Goldpreis für Silber fest[15]. Silber war demnach verhältnismäßig teurer und wertvoller als Gold. Dies hatte zur Folge, dass Silber aus dem Markt verschwand und Gold den Geldumlauf dominierte. Dieses Phänomen wird als Greshamsches Gesetz bezeichnet. 1819 wurde schließlich der Goldstandard durch den Peel’s Act eingeführt[16]. In den darauffolgenden Jahren traten immer mehr Länder dem Standard bei. Bis 1878 traten Deutschland, Belgien, Holland, Frankreich, Schweiz und die skandinavischen Länder bei. Bis 1914 kamen noch Österreich, USA, Russland, Japan, Mexiko, Argentinien und weitere Länder hinzu.

Ein Goldstandard zeichnet sich durch folgende drei Charakteristika aus:

1. Der Wert des Geldes ist an den Wert des Goldes gebunden: das heißt, dass eine Währung in festen Paritäten zum Goldgewicht definiert wird;
2. Konvertibilität im klassischen Sinn: das Papiergeld kann vollständig bei der Notenbank in Gold getauscht werden;
3. Freier Kapitalverkehr: internationale Gold- und Kapitaltransaktionen werden nicht vom Staat beschränkt.

Diese Periode des Goldstandards war durch großen Wohlstand, sehr starken Wirtschaftswachstum und gleichbleibende Preise gekennzeichnet. Der Index der Großhandelspreise lag 1913 – ungeachtet der temporären Schwankungen – wieder genau auf dem Niveau von Mitte der 1850er Jahre[17]. Sogar Alan Greenspan beschrieb 1966, lange bevor er das Amt des Vorsitzenden der FED übernahm, sehr präzise den Unterschied zwischen Golddeckung und Papiergeld und kam zu dem Schluss, dass es ohne den Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, die Ersparnisse vor der Konfiskation durch Inflation zu schützen.[18]

Das Ende des Goldstandards kam mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs als die Nationen die Geldmengen stark erhöhten um die Kriegskosten zu finanzieren. Im Laufe des Krieges verfünffachte sich die im Umlauf befindliche Papiergeldmenge und die Staatsverschuldung stieg stark an. Gold und Silbermünzen verschwanden aus dem Umlauf und patriotische Bürger gaben ihr Gold beim Staat ab, nach dem Motto „Gold gab ich für Eisen“. Da Gold das einzig international anerkannte Zahlungsmittel war, brauchte es der Staat für wichtige Einfuhren. Nach dem verlorenen Krieg explodierten die Staatsverschuldung, die Preise und die Bargeldmenge bis schließlich ein Brot 300 Millionen Mark kostete. Die Bevölkerung verlor ihr gesamtes Geldvermögen und das mehrerer Generationen. Die gesamten Kriegsschulden von 154 Milliarden Mark hatten schließlich nur mehr einen Wert von 15,4 Pfennigen der Zeit vor 1914[19].

2.3 Der Gold-Devisenstandard und das Abkommen von Bretton Woods

Am 2. Juli des Jahres 1944 trafen sich 44 Nationen im Luftkurort Bretton Woods (New Hampshire, USA), um das im September 1931 zusammengebrochene internationale Währungssystem neu zu ordnen. Es wurden Verträge über die Errichtung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (Weltbank) geschlossen. Mit diesen Verträgen wurde ein Wechselkurssystem mit stabilen Wechselkursen auf freien Devisenmärkten etabliert. Zugleich wurde damit die Vormachtstellung der Vereinigten Staaten gefestigt (Rückkehr zur Golddevisenwährung)[20]. Im Artikel IV des Abkommen heißt es „Der Wechselkurs der Währung jedes Mitglieds soll ausgedrückt werden in US-Dollar oder in Gold als gemeinsamen Nenner des Reinheitsgrades und des Gewichtes wie sie am 1.Juni 1944 galten.“ Gemeint war damit, dass eine Unze Gold offiziell 35 USD kostete und gleichzeitig auch der Wert jeder beliebigen Währung in Gold angegeben werden konnte. Das galt freilich nicht für ihre eigenen Bürger, diese mussten wie im stalinistischen Russland oder im Nazideutschland ihre Goldmünzen und Barren abgeben. Die Goldeinlösungspflicht bezog sich lediglich auf die Zentralbanken der beteiligten Mitglieder des Bretton Woods Abkommens: Sie konnten jederzeit ihre Dollar Guthaben in Washington vorlegen und dafür Gold kassieren, denn der Dollar war goldgedeckt.[21]

Dieses Abkommen erlaubte den Amerikanern ihren Konsum auszuweiten, Kriege zu führen und wirtschaftliche Eroberungen zu machen, da sie zur Finanzierung nur Dollars zu drucken brauchten und brachte somit einen großen Vorteil. Sie konnten sich ein permanentes Leistungsdefizit erlauben, da sie an der großen Quelle saßen. Und so entwickelte sich die USA vom weltgrößten Gläubiger zum weltgrößten Schuldner. War die offizielle Golddeckung vor 1945 noch bei 42%, so wurde sie danach auf 25% herabgesetzt und schließlich 1968 ganz abgeschafft, da das Gold als Währungsdeckung nicht mehr ausreichte und nach den Worten von Präsident Johnsons Schatzminister H. Fowler „die Stärke des Dollars auf der amerikanischen Wirtschaft und nicht auf einer 25% Golddeckung beruht“.

Da immer mehr Investoren und Bankiers Gold am freien Markt kauften, stieg der Goldpreis über 40 USD. Um dem gegenzusteuern wurde 1961 der Gold-Pool gegründet bei dem anfänglich auch Frankreich dabei war. Frankreich trat dann 1967 wieder aus, nachdem es schon ab 1966 Gold am freien Markt gekauft hatte. Schließlich musste der Gold-Pool 1968 aufgelöst werden, da immer mehr Gold herausfloss und die USA aufgrund ihrer schlechten Außenhandelsbilanz dem nicht entgegenwirken konnte.

Das Ende kam am 15. August 1971. Nixon schloss das Goldfenster oder anders ausgedrückt: Nixon verkündete die Bankrotterklärung der USA, da die Schulden nicht mehr in der international akzeptierten Währung Gold, sondern in der ungedeckten Währung Dollar zurückgezahlt würden[22]. Außerdem fror er die Löhne und Gehälter für 90 Tage ein und verhängte einen 10%igen Importzoll um die Inflation zu bremsen[23].

Von diesem Zeitpunkt an war der Markt nicht mehr wie früher. Er entwickelte seine eigene Dynamik und seine eigenen Strukturen. Ein internationaler globaler Markt war entstanden und man konnte Gold 6 Tage die Woche 24 Stunden handeln. Der neue Goldpreis war durch eine gestiegene Volatilität bestimmt und kletterte auf bis zu 850 USD im Jahre 1980. Danach begann eine fast 20 jährige Baisse die bei ca. 250 USD und mit dem Beginn des neuen Jahrtausends endete[24].

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Abb. 4 Goldbarren (Foto: WIWO[25])

2.4 Die Goldbaisse von 1980 - 2000

2.4.1 Goldleihe der Zentralbanken

Zentralbanken, die immer noch die Hälfte der gesamten existierenden Goldmenge von knapp 30.000 Tonnen besitzen[26], sorgten hauptsächlich in der Zeit zwischen 1980 und 2000 durch die Methode der Goldleihe für fallende Kurse. Die Zentralbanken verliehen Gold an Investmentbanken, die ihrerseits das Gold verkauften und den Erlös in höher rentierende Anlagen investierten. Am Ende der Laufzeit kauften sie das Gold am Markt zurück und gaben es den Zentralbanken zurück, die dafür die Leihgebühr kassierten. Das funktionierte aber nur solange der Goldpreis sank, weil dadurch nicht nur Profit durch die Gewinnspanne des Verkaufs und Kauf des Goldes, sondern auch durch die kurzfristige Anlage in Wertpapiere entstand. Der massive Verkauf von Gold drückte natürlich die Preise.

2.4.2 Hedging und De-Hedging

Ähnliche Auswirkungen, aber andere Motive, hatte die Tätigkeit der Goldminen. Diese haben einen beträchtlichen Teil der Produktion im Voraus verkauft („ gehedged “) um gegen sinkende Preise gewappnet zu sein. Als aber nach dem Börsencrash 2000 die Anleger in Gold Zuflucht suchten und der Goldpreis in die Höhe schoss, kamen einige Goldminen in Bedrängnis. Teilweise mussten diese sogar Konkurs anmelden, da sie das Gold zu den aktuellen Marktpreisen nicht mehr zurückkaufen konnten. Ein Beispiel dafür war das renommierte australische Minenunternehmen Sons of Gwalia, das seine im Voraus verkauften Positionen nicht mehr zurückkaufen konnte und Gläubigerschutz anmelden musste[27]. Die Jahre bis 2007 waren gekennzeichnet durch das sogenannte „De-Hedging“ der Goldminenbetriebe. Von 2001 bis 2006 wurden insgesamt 1.900 Tonnen Gold im Rahmen von De-Hedging-Aktivitäten der Goldminenbetreiber aufgekauft. Dies entspricht einem durchschnittlichen Anteil an der Gesamtnachfrage von knapp 8 %. Insbesondere 2006 waren die De-Hedging-Käufe überdurchschnittlich. Den größten Anteil hieran hatte das kanadische Unternehmen Barrick Gold, das nach der erfolgreichen Übernahme von Placer Dome dessen gesamtes Hedge-Buch auflöste. 2007 dürfte die Summe noch höher ausgefallen sein, da das De- Hedging bereits im ersten Halbjahr einen Umfang von 295 t hatte. Mittlerweile ist die Praxis des Hedgings und der Goldleihe nicht mehr so in Mode[28].

3 Aktuelle Situation - Anlagen im Vergleich

Seit der Jahrtausendwende hat sich die Lage von Gold verbessert und es notiert derzeit bei ca. 800 USD nachdem es kurzzeitig sogar die 1.000 USD im März 2008 überschritten hatte.

Die Zentralbanken haben in den Washingtoner Abkommen den jährlichen Verkauf auf maximal 400 Tonnen Gold pro Jahr beschränkt[29]. Diese Menge wird bei Weitem nicht erreicht. Es gibt sogar einige Zentralbanken – vor allem aus den Erdöl produzierenden Ländern – die wieder Gold zukaufen. Beispielsweise hat Russland 2007 über 50 Tonnen Gold zugekauft[30]. Dies auch verständlich, wenn man bedenkt, dass die Haupteinnahmen durch das Erdöl in Dollar vorliegen und dieser im Vergleich zu anderen Währung beträchtlich an Wert verloren hat. 1999 notierte der USD/EUR im Höchststand bei 0,83 – aktuell (Stand Mitte Dezember 2008) gibt es nur mehr 1,44 USD für einen Euro. Zwischenzeitlich fiel der Dollar im Vergleich zum Euro sogar auf 1,60.

Für den privaten Anleger wird es immer schwieriger, sein Vermögen gewinnbringend anzulegen, da sich scheinbar sichere Investitionen als doch nicht krisenfest herausgestellt haben und wesentlich an Wert verloren haben.

Erinnert sei nur an die Anleihenkrise 1994 oder 2002, die aktuelle Immobilien- und Finanzkrise, die Aktiencrashs von 1997 (Asienkrise), 1998 (Russlandkrise) oder 2000 (Internetblase) um Beispiele zu nennen. Schon mehrmals ist das internationale Finanzsystem kurz vor dem Kollaps gestanden und konnte nur durch massive Interventionen der Zentralbanken (Z.B bei Konkursen von LTCM 1998, Bear Stearns, AIG u.v.a. 2008) vor dem Zusammenbruch gerettet werden.

3.1 Aktien

Das Problem wurde durch ein zu hohes Geldmengenwachstum aus Angst vor der Deflation und um die Wirtschaft anzukurbeln geschaffen und war so einer der Hauptgründe für den Börsenboom der 80er und 90er. Da dieses exponentielle Geldmengenwachstum – aktuell ca. 10% durch EZB[31] - keinen Bezug mehr zum realen Wirtschaftswachstum hat, wird eine massive Inflation verursacht. Allein seit Einführung des Euro hat sich seine Menge bereits nahezu verdoppelt[32]. Die Situation beim Dollar ist ähnlich. Man braucht nur den Wertverlust des US Dollars der letzten Jahre betrachten, um zu sehen welche Auswirkungen diese Entwicklung hat.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Allein mit dem Kauf von US Aktien um die Jahrtausendwende hätte man als Euroland-Europäer nur aufgrund von Währungsverlusten bis zum Sommer 2008 Abb. 5 M3 – Wachstum; Quelle EZB die Hälfte seines Vermögens verloren.

3.2 Anleihen

Auch Anleihen waren nicht die sicherste Investition, da sie durch die massiven Zinserhöhungen seitens der Zentralbanken, insbesondere der FED, im Jahr 2003 innerhalb von 50 Tagen 11% an Wert einbüßten[33]. Waren Anleihenbesitzer anfänglich noch die Gewinner des 2000er Crashs, so verloren letztendlich auch sie. Dass Staatsanleihen nicht immer sicher sein müssen weiß man nicht erst seit der Argentinienkrise 1996, wo diese Papiere faktisch wertlos wurden. Historisch gesehen ist das Zinsniveau derzeit immer noch sehr niedrig. Bei Zinserhöhungen würden die Anleihenkurse nach unten gehen. Wer seine Anleihen bis zum Tilgungsende hält, bekommt zwar den Nominalbetrag ausgezahlt, aber dieser wäre dann aufgrund der Inflation weit unter dem erwarteten Restwert. Ein weiterer Grund für sinkende Anleihenkurse ist der, dass die meisten Staaten zusätzliche Schulden aufnehmen und deshalb Staatsanleihen begehen. Um Abnehmer zu finden, kommen diese Anleihen dann mit einer höheren Rendite auf den Markt als die sich im Umlauf befindlichen Papiere und drücken somit den Kurs der bestehenden Wertpapiere.

3.3 Immobilien

Eine weitere klassische Investitionsalternative sind Immobilien. Dieses Thema ist seit der Subprime Krise ohnehin in aller Munde. Immobilien zeigten jahrelang konstante Erträge und galten als so sicher wie das Sparbuch. Doch das Gegenteil war der Fall. Auch hier mussten die Anleger massive Wertverluste einstecken. Beispielsweise verlor die Aktie der Immofinanz seit einem Jahr fast 92%[34] und es ist immer noch kein Ende der Immobilienkrise in Sicht. Ein Häusermarkt nach dem anderen wird von der Krise getroffen. So ging der Absatz an neuen Häusern in den USA im Jahr 2007 um 26,4% zurück[35]. Die Hauspreise fielen mit 14,1% im ersten Quartal 2008 sogar tiefer als 1932 im schlimmsten Jahr der Depression, wo die Preise „nur“ 10,5% nach unten gingen[36].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der National Association Home Builders (NAHB) Index für Einfamilienhäuser Abb.6 US-Hauspreise % jährl.Änderungen;Quelle: S&P[37] fiel im November 2008 auf den tiefsten Stand seit dem Beginn der Datenreihe im Januar 1985[38]. In Spanien stehen viele Häuser leer[39] und nun sinken auch in Großbritannien die Hauspreise seit dem letzten Jahr. Die Bank of England erwartet hier Rückgänge bis zu 30% in den nächsten zwei bis drei Jahren[40]. Obwohl in keinem ausgewogenen Portfolio ein gewisser Anteil an Immobilien fehlen sollte, gibt es derzeit bessere Wertanlagen.

3.4 Gold

Gold kann man zweifellos als solch eine Wertanlage bezeichnen, da es sich in einem inflationären Umfeld, kombiniert mit einem schwachen Dollar, immer sehr gut behaupten konnte. Außerdem stehen wir gerade in der ersten Hälfte einer Rohstoffhausse, die mindestens noch bis 2014 laufen sollte, geht es nach der Meinung von Rohstoffexperten, wie beispielsweise Jim Rogers, eines der bekanntesten Rohstoffinvestoren weltweit[41].

In den letzten Jahrzehnten wurde immer weniger Gold abgebaut und aufgrund der niedrigen Preise wurde auch nicht viel in Exploration von Goldvorkommen investiert. Viele Minen wurden stillgelegt, da die geringen Marktpreise für Gold die wirtschaftliche Nutzung nicht mehr möglich machte. Allein in Südafrika – bis vor kurzem noch der größte Goldlieferant der Welt – verzeichnete eine um 10% geringere Förderung im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr. Gemessen an den 70er Jahren wird aktuell sogar nur mehr die Hälfte produziert. Insgesamt sinkt die die jährliche Fördermenge in 8 der 12 wichtigsten Länder, die zusammen fast 50% des Primärangebots ausmachen[42]. Auch wenn alte Minen wieder in Betrieb gehen, so dauert es doch einige Jahre, bis die Produktion wieder aufgenommen werden kann.

Ein weiterer Punkt der auch für zukünftig steigende Goldpreise sorgen sollte, ist die Tätigkeit von Goldfonds und ETFs, die ihren Anlegern die physische Hinterlegung jedes Anteils mit Gold garantieren. Diese Fonds haben seit ihrer Auflegung schon über 1100 Tonnen physischen Goldes kumuliert und sind mittlerweile neben der Schmuckindustrie der zweitgrößte Abnehmer von Gold überhaupt. Bei einer Jahresproduktion von ca. 2500 Tonnen sind das immerhin 40% davon[43].

[...]


[1] Vgl. FAZ, Korrelationskoeffizienten von Rohstoffen zum Euro-Dollar Kurs, 24.10.2007

http://www.faz.net/s/Rub58BA8E456DE64F1890E34F4803239F4D/Doc~E532308BAC87147D39EBADA6FD16258A6~ATpl~Ecommon~SMed.html

[2] Vgl. Markowitz, Portfolio Selection, The Journal of Finance, vol. 7, no. 1, 1952, 77ff; siehe auch Kapitel 5 - Anlagestrategien

[3] Vgl. Eibl, Alles was Sie über Rohstoffe wissen müssen, München 2007, 188

[4] Vgl. Steiner/Bruns, Professionelle Wertpapieranalyse und Portfoliostrukt., 9.Aufl., Stuttgart 2007, 92

[5] Vgl. Gordon, The Long Wave Analyst, http://www.thelongwaveanalyst.ca/downloads/Dow_Gold.doc

[6] Siehe auch Kapitel 2, Die Goldbaisse von 1980 – 2000, 12

[7] Gold hat den MSCI World Index im Zeitraum von Dezember 2007 – Dezember 2008 um ca. 40% outperformed.

[8] Vgl. Utter, Gold – Edelmetall und Phänomen, Kulmbach 2008, 72

[9] Vgl. Bernstein, Die Macht des Goldes, 1. Aufl., München 2005, 26

[10] Vgl. Blawat, Süddeutsche Zeitung Wissen, Faszination Gold, H. 7/8, 2008

[11] Vgl. Rogers, Rohstoffe – Der attraktivste Markt der Welt, München 2005, 192

[12] Vgl. Bernstein, Die Macht des Goldes, 1. Aufl., München 2005, 168

[13] Vgl. Sharelynx, http://www.sharelynx.com/chartsfixed/600yeargold.gif

[14] Vgl. The Economist, 15. Jänner 1998, 67

[15] Einige Autoren unterstellen hier den Engländern einen langfristigen Plan um Silber als Währung bewusst zu verdrängen. Sinngemäß: „Einem Genie wie Newton unterläuft kein solcher Fehler.“ Vgl. Deutsch, Das Silberkomplott, 2005

[16] Vgl. Mildner, Der Goldstandard vor dem Ersten Weltkrieg, http://www.weltpolitik.net/print/2205.html

[17] Vgl. Bandulet, Das geheime Wissen der Goldanleger, Rottenburg 2007, 135

[18] http://www.321gold.com/fed/greenspan/1966.html

[19] Vgl. Deutsch, Das Silberkomplott, Rottenburg 2006, 72

[20] Vgl. Historisches Lexikon Schweiz, Abkommen von Bretton Woods, http://hls-dhs-dss.ch/textes/d/D13744.php

[21] Vgl. Bandulet, Das geheime Wissen der Goldanleger, Rottenburg 2007, 32

[22] Vgl. Nixon beendet Bretton Woods Abkommen, http://www.youtube.com/watch?v=qTLX1ow-aCw

[23] Vgl. Otto, Der Crash kommt, Berlin 2007, 62

[24] Vgl. Eibl, Alles was Sie über Gold wissen müssen, München 2008, 20

[25] www.wiwo.de/mediadatabase/9437865_large_1.jpg

[26] Vgl. World Council, Quarterly Gold and FX Reserves, June 2008

[27] Vgl. Eibl, Alles was Sie über Rohstoffe wissen müssen, München 2007,188

[28] Vgl. LBBW, Commodity Yearbook 2008, 51

[29] Vgl. Heinzelmann, Spiegel Online, http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,184234,00.html

[30] Vgl. World Council, Quarterly Gold and FX Reserves, June 2008

[31] Vgl. EZB, Statistical Data Warehouse 2008, http://sdw.ecb.europa.eu/quickview.do?SERIES_KEY=117.BSI.M.U2.Y.V.M30.X.1.U2.2300.Z01.E

[32] Vgl. Müller, Gewinnen mit Gold und Silber, Rottenburg 2007, 25

[33] Vgl. Roos, Gold-Boom, Kulmbach 2003, Verlust 10-jähriger Anleihen, 32

[34] Stand 21.11.2008 (Kurs 0,53)

[35] Vgl. Wirtschaftsblatt, USA Verkäufe im Sinkflug, 1.2.2008, https://www.wirtschaftsblatt.at/home/schwerpunkt/immobilien/277144/index.do

[36] Vgl. The Economist, http://www.economist.com/displayStory.cfm?story_id=11465476

[37] Vgl. http://immobilienblasen.blogspot.com/2008/05/us-house-prices-falling-faster-than.html

[38] Vgl. FAZ.de, http://www.faz.net/d/invest/meldung.aspx?id=89548115

[39] Vgl. Tagesschau.de, Immobilienkrise erreicht Spanien,www.tagesschau.de/ausland/sesena104.html

[40] Vgl. Spiegel.de Interview mit David Benchflower, Bank of England, http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,550699,00.html

[41] Vgl. FAZ.net, Interview mit Jim Rogers, “Rohstoffhausse geht bis mindestens 2014”, http://www.faz.net/s/Rub58BA8E456DE64F1890E34F4803239F4D/Doc~ED31126E83D3440E7B5C86EE572C3FD6F~ATpl~Ecommon~Scontent.html

[42] Vgl. LBBW, Commodity Yearbook 2008, 47

[43] Vgl. World Gold Council, Gold Demand Trend Q3, www.gold.org/assets/file/pub_archive/pdf/GDT_Q3_2008.pdf

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Details

Titel
Gold als Investitionsalternative für den Privatanleger
Hochschule
Johannes Kepler Universität Linz  (Forschungsinstitut für Bankwesen)
Veranstaltung
Master Lehrgang Finanzmanagement
Note
2
Autor
Jahr
2009
Seiten
68
Katalognummer
V128133
ISBN (eBook)
9783640357192
ISBN (Buch)
9783640357079
Dateigröße
3301 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
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DI Paul Lakmayer (Autor:in), 2009, Gold als Investitionsalternative für den Privatanleger, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/128133

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Titel: Gold als Investitionsalternative für den Privatanleger



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