Körpersensationen Riesen und Zwerge


Hausarbeit, 2002

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung:

1. Einleitung

2. Geselligkeits-, und Freizeitformen in der Frühen Neuzeit

3. Der Umgang mit Körperabnormitäten

4. Erscheinungsformen von Riesen und Zwergen in der Frühen Neuzeit

5. Resümee

6. Literaturverzeichnis

1.Einleitung:

Im Überblick ist die Epoche der Frühen Neuzeit eine facettenreiche Zeit, in der mittelalterliche Weltvorstellungen verabschiedet und das aufsteigende Zeitalter der Moderne begrüßt wurde[1]. Reich an unterschiedlichsten Persönlichkeiten, wie Luther, Wallenstein oder Goethe, die ebenso am geistigen Auge vorbeiziehen, wie die Gesellschaften der Renaissance, des Barock und der Aufklärung. Andererseits natürlich auch weniger glanzvolle Schicksale vieler Menschen, die der Hexenverfolgung zum Opfer fielen oder derjenigen, die die permanente Anwesenheit des Todes hinsichtlich Krieg, Seuchen und Ressourcenknappheit, bei dem Kampf um ihre Existenz, zu spüren bekamen. [2]

Die Veränderungen der geistigen Werte im Abendland, durch den Humanismus eingeleitet, im Reformationszeitalter vollendet und mit Hilfe des erweiterten geographischen Weltbildes beschleunigt, vollzieht sich in einem Tempo, “das nur vergleichbar erscheint mit der technischen Entwicklung unseres atomaren Zeitalters.”[3]

Angesichts der Flut von Ereignissen, in den dreihundert Jahren Geschichte, scheint es verständlich, dass “das Gesicht Europas um1790[...] aus dem Grunde verschieden ist von seinem Gesicht um 1510, so fehlt es der Summe der Kapitel doch nicht an innerer Einheit.”[4] Es stellt sich die Frage, wie die Wandlungen im staatlich- politischen Sektor, der Wirtschaft und Kultur und vor allem jene geistliche Wende auch das Weltbild und das Alltagsverhalten der gemeinen Bevölkerung veränderte.

Welche Auswirkungen haben die Veränderungen somit auf die Freizeitgestaltung[5] der Menschen ? Welchen Veränderungen war die “Volkskultur“[6], mit ihrem hohem Interesse an Spektakeln, unterworfen? Welche Bedeutung kam dem menschlichen Körper zu? In diesem Sinne ist nicht die physiologische Beschaffenheit, sondern die Interpretation von Farbe, Größe, Maße, Gestik oder Mimik, die innerhalb der kulturellen Verhältnisse geprägt werden, wichtig bei der Einordnung des Körpers als geschichtlichen und sozialen Zeichenträger. In der Folge stellt sich natürlich auch die Frage nach dem Umgang mit Körperabnormitäten.

Fremde[7] Körper sind in diesem Verständnis Zeugnisse aus der Geschichte der zwischenmenschlichen Beziehungen.[8]

2. Geselligkeits- und Freizeitformen in der Frühen Neuzeit:

Der Begriff “ Freizeit” im Sinne der “Nichtarbeitszeit” kristallisierte sich im verbreiteten Maße erst zur Zeit der Industrialisierung. Der in der Aufklärung entstehende Freizeitbegriff umfasste vielmehr die Zeit “in der sich die von der Aufklärung gemeinte Freiheit am reinsten erfüllen kann.”[9]

Somit bewegte jener Freizeitbegriff jedoch nur einige, gebildete Bürgerliche im Zuge der Aufklärung und traf erst später, zur Zeit der Industriearbeit, in einem größerem Umfang zu. Treffender scheint somit für die Definition “ Freizeit” zu Beginn der Frühen Neuzeit das althochdeutsche Wort “fryzeyt”, bezogen auf fehdefreie Tage, hauptsächlich für Markttage gebraucht. So war es durchaus eine gesellschaftliche Komponente, als Rahmenbedingung für die besondere Situation an Markttagen, die Feier, Spaß und buntes Treiben ermöglichte.[10]

In der Zeit zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert entstand zunehmend eine Spannung zwischen Privatheit und Öffentlichkeit, begleitet von dem Drang nach Individualität. Somit wandelten sich auch die herkömmlichen Geselligkeitsbilder, indem das Ich während des Aufklärungszeitalter begann, im Rampenlicht zu stehen.

Die Frühe Neuzeit ist durch vielerlei Veränderungen im materiellen und geistigen Gefüge, im Verhältnis des Individuums zum Staat und zur Familie gekennzeichnet. Die Mentalitäten entwickelten sich dennoch nicht parallel. Die Epocheneinteilung der politischen, Sozial; Wirtschaft

und gar Kulturgeschichte deckt sich nicht mit der Entwicklung der Mentalitäten. Diesem Modell zur Folge gab es keinen fundamentalen Wandel der Mentalitäten vom Spätmittelalter bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. [11] Eine wichtige Rolle beim Mentalitätenwandel spielt der erstarkte Staat seit dem 15. Jahrhundert, der aber im 18. Jahrhundert zunehmend seine Macht in Form von Justizeingriffen in den Sozialzusammenhang vermittelte.[12] So entstand eine zunehmende Bedeutung der Privatsphäre, die eine Sicherheitszone darstellte.

Die höfische Gesellschaft des Mittelalters mit ihren Traditionen blieb bestehen, die städtischen Unterschichten und Bauern hielten noch lange an der Kombination von Arbeit und Feier fest, sowie dem Geselligkeitsbild der Strassen, Buden, Promenaden und Plätze.

Eine neue Privatheit entstand bei den gebildeten Bürgerschichten, die zunehmend unter sich, einem kleinen, ausgewählten Freundeskreis, verkehrten.

In diesem Zuge verfeinerte sich auch der Geschmack. Das Theater als Bildungsstätte, Konzentration auf die Darstellung und Disziplin der Zuschauer und Schauspieler, entsprachen dem veränderten Publikumsverhalten.” Das scheidet sie zunehmend von der geselligen Atmosphäre eines Wirtshauses” [13].Es begann eine Abgrenzung zu unteren Schichten, die das Freizeitvergnügen der kulturellen Elite nicht teilten und teilen konnten, indem die alten Geselligkeitsbilder der Jahrmärkte, Spektakel und Wirtshäuser als “ pöbelhaft” degradiert wurden. “Vergnügungen und Feste standen [...] als Elemente der Volkskultur stets in dieser eigentümlichen Spannung zwischen Eliten- und1992.( Kulturstudien. Bibliothek der Kulturgeschichte. 21) S. 67. Im Folgenden: Vgl.: G. Tänzer: „ Spectacele müssen seyn“.

[...]


[1] Vgl.: F. Merzbacher: Europa im 15. Jahrhundert. In: G. Mann / A. Nietschke (Hg.): Propyläen Weltgeschichte (Bd. 6). Berlin/ Frankfurt a. Main 1986. S.373-428.

[2] Vgl.: P. Burgard: Vorwort. in: P. Burgard (Hg.):Die Frühe Neuzeit. München 1997. S. 9-14.

[3] Vgl.: H. Pleticha: Entdeckungen- Sklaven- Neuer Fernhandel. In: H. Pleticha (Hg.): Entdecker und Reformatoren. Die Welt im 16. Jahrhundert. Gütersloh 1989,.S.47.

[4] Vgl.: G. Mann: Einleitung. In: G. Mann / A. Nietschke: Propyläen Weltgeschichte (Bd.7). Berlin / Frankfurt a. Main 1986. S.13.

[5] In der folgenden Betrachtung soll vor allem das Freizeitverhalten in Sachsen in der Frühen Neuzeit Beachtung finden, was jedoch nicht ohne Einbettung in allgemeine Entwicklungen5 In von Geselligkeitsformen geschieht.

[6] Vgl.: W. K. Blessing: Fest und Vergnügen der „kleinen Leute“. Wandlungen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. In: R. van Dülmen / N. Schindler ( Hg.): Volkskultur. Zur Wiederentdeckung des Alltags (16. - 20. Jahrhundert). Frankfurt a. Main 1987. S. 352-379. Im Folgenden: Vgl.: W. K. Blessing: Fest und Vergnügen der „ kleinen Leute“.

[7] Fremd im Sinne von Anders.

[8] Vgl.: G. Mattenklott: Zur Konstruktion des Anderen in europäischen Diskursen. In: K. Gernig (Hg.): Fremde Körper. Berlin 2001. S.7-12.

[9]Vgl.: W. Nahrstedt: Freizeit und Aufklärung. Zum Funktionswechsel der Feiertage seit dem 18. Jahrhundert in Hamburg (1743-1860). In : Vierteljahrschrift für Sozial und Wirtschaftgeschichte , 57Jg. (1970). S.47.

[10] Vgl.:. G. Huck: Freizeit- Gedanken zum Freizeitbegriff. In: G. Huck: Sozialgeschichte der Freizeit. Wuppertal 1980. S.82.

[11] Vgl.: P. Aries: Einleitung: Zu einer Geschichte des Privaten Lebens. In: P. Aries/ R. Chartier (Hg.): Geschichte des Privaten Lebens. Frankfurt a. Main 1991. S.7-21. Im Folgenden: P. Aries: Einleitung.

[12] Vgl.: P. Aries: Einleitung.

[13]Vgl.: G. Tänzer: „Spectacle müssen seyn“. Die Freizeit der Wiener im 18. Jahrhundert. Wien/ Köln/ Weimar

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Körpersensationen Riesen und Zwerge
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Geschichte)
Veranstaltung
Seminar
Note
1,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
19
Katalognummer
V12799
ISBN (eBook)
9783638186025
Dateigröße
372 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Körpersensationen, Riesen, Zwerge, Seminar
Arbeit zitieren
Eva Schneider (Autor:in), 2002, Körpersensationen Riesen und Zwerge, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12799

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