Der Ölpreis. Eine empirische Analyse


Diplomarbeit, 2008

74 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

Abbildungsr und Tabellenverzeichnis

Symbolverzeichnis

1 Einleitung

2 Einflussfaktoren des Ölpreises und darauf basierende Modelle
2.1 Die Ölnachfrage
2.1.1 Nachfrageelastizitäten
2.1.2 Entwicklung der Ölnachfrage
2.2 Das Ölangebot
2.2.1 Ölressourcen und nachgewiesene Reserven
2.2.2 Die Entwicklung und Struktur des Ölangebots
2.3 Weitere Einflussfaktoren
2.3.1 Freie Kapazitäten und Engpässe
2.3.2 Geopolitische Risiken
2.3.3 Lagerbestände und strategische Reserven
2.3.4 Spekulationen
2.3.5 Der Einfluss der Dollarwährung

3 Zeitreihenanalyse
3.1 Grundlagen Definition der univariaten Zeitreihenanalyse
3.1.1 Datenbasis
3.1.2 Trends und deren Bereinigung
3.1.3 Autoregressive Integrated Moving Average Modelle
3.2 Modellkonstruktion
3.2.1 Identifizierung
3.2.2 Schätzung
3.2.3 Diagnose
3.2.4 Prognose

4 Der Ölpreis im makroökonomischen Zusammenhang
4.1 Wirtschaftliche Auswirkungen steigender Ölpreise
4.1.1 Zahlungsbilanzeffekte
4.1.2 Recycling der Petrodollars
4.1.3 Auswirkungen auf die Inflation
4.1.4 Inländische Outputeffekte und deren Folgen für den Arbeitsmarkt
4.2 Wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen
4.2.1 Netto Öl importierende Länder
4.2.2 Netto Öl exportierende Länder

5 Schlussbetrachtung

Quellenverzeichnis

ABBILDUNGSr UND TABELLENVERZEICHNIS

Abbildung 1: Gesamte Ölnachfrage und Anteil der OECDrLänder 1970r2007

Abbildung 2: Jährliche Ölpreissteigerung und BIPrWachstum in Prozent

Abbildung 3: Gesamtes Ölangebot und Marktanteil der OPEC 1970r2007.

Abbildung 4: Nominale und reale Ölpreisentwicklung zwischen 1970 und 2008

Abbildung 5: Lieferkette des Öltransports...

Abbildung 6: Freie Kapazitäten der OPEC, 1997r2009

Abbildung 7: Terminstruktur des Ölmarktes für die Sorte WTI und US Lagerbestände an Öl

Abbildung 8: DollarrEuro Wechselkurs und WTI Spot Preis

Abbildung 9: Entwicklung des Ölpreises zwischen März 1991 und September 2008

Abbildung 10: ACF des WTI Preises zwischen März 1991 und September 2008

Abbildung 11: PACF des WTI Preises zwischen März 1991 und September 2008

Abbildung 12: Trendbereinigter WTIrKurs zwischen März 1991 und September 2008

Abbildung 13: Trendr u. varianzbereinigter WTIrKurs zwischen März 1991 und September 2008

Abbildung 14: ACF des bereinigten WTIrKurses zwischen März 1991 und September 2008

Abbildung 15: PACF des bereinigten WTIrKurses zwischen März 1991 und September 2008.

Abbildung 16: ACF der Residuen des ARIMA(0,1,1)rModells.

Abbildung 17: PACF der Residuen des ARIMA(0,1,1)rModells...

Abbildung 18: Standardabweichungen der Residuen des ARIMA(0,1,1)rModells..

Abbildung 19: Prognose des WTIrKurses bis Ende 2012 auf Basis des ARIMA(0,1,1)rModells

Abbildung 20: Prognose des WTIrKurses bis Ende 2012 auf Basis des ARIMA(0,1,1)arModells

Abbildung 21: Entwicklung der Leitzinsen in den USA und im EurorRaum.

Tabelle 1: Preiselastizitäten der Ölnachfrage.

Tabelle 2: Einkommenselastizität der Ölnachfrage

Tabelle 3: Geschätzte weltweite Ölnachfrage bis 2030.

Tabelle 4: Ölfördermöglichkeiten in Abhängigkeit des Preises

Tabelle 5: Statistische Kennwerte ausgewählter Zeitintervalle des WTIrKurses

Tabelle 6: Weitere statistische Kennwerte ausgewählter Zeitintervalle des WTIrKurses...

Tabelle 7: Parameterschätzung des ARIMA(0,1,1)rModells (1).

Tabelle 8: Parameterschätzung des ARIMA(1,1,1)rModells (2).

Tabelle 9: Autokorrelationen und BoxrLjungrStatistik...

Tabelle 10: Gegenüberstellung des ARIMA(0,1,1)r und des ARIMA(0,1,1)arModells.

SYMBOLVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 EINLEITUNG

In den letzten Jahren und vor allem bis Mitte des Jahres 2008 legte der Preis für ein Barrel Rohöl1 immer stärker zu. So verdoppelte sich der nominelle Preis für ein Barrel Öl der Sorte Western Texas Intermediate (WTI) zwischen Anfang 2004 und Anfang 2007. Im Jahr 2007 legte er um weitere 57,68 % zu, nur um im Folgejahr am 14.07.2008 den bisherigen nominellen Höchststand von 145,16 USrDollar zu erreichen, welcher auch real den bisherigen Rekord der Ölkrise der Jahre 1980/81 übertraf und alte Ängste weckte. Doch kaum war dieser Höchststand erreicht, folgte bis zum 16.09.2008 ein massiver Einbruch des Ölpreises um 63,03 % auf nominell 91,49 USrDollar. Zuletzt notierte der Ölpreis vor mehr als 7 Monaten auf diesem Niveau. Nur sechs Tage später vollführte der Ölpreis jedoch den größten Preissprung innerhalb eines Tages in der Geschichte des Ölhandels um 17,84 % auf 122,61 USrDollar, nur um einen Tag darauf wieder sehr deutlich auf 107,85 USrDollar zu fallen.

Angesichts dieser Entwicklung und eines von der Internationalen Energie Agentur (IEA) geschätzten Anteils des Öls am Primärenergieverbrauch2 von 35 % (IEA 2006, S. 66), soll es nun Aufgabe der vorliegenden Diplomarbeit sein, den Ölpreis empirisch zu analysieren, um darauf aufbauend eine Prognose bezüglich des weiteren Ölpreisverlaufs zu ermöglichen. Dazu sollen in Kapitel 2 zunächst die Treiber des Ölpreises analysiert werden, um das Problem stark steigender und volatiler Ölpreise, vor allem in den letzten Jahren, in seinem Ursprung zu begreifen. Denn nur wenn die bisherige Entwicklung des Ölpreises auf die dahinterstehenden Einflussfaktoren zurückgeführt werden kann, ist eine sinnvolle Prognose bezüglich des zukünftigen Verlaufs des Ölpreises möglich. Anschließend werden auf Basis einer univariaten Zeitreihenanalyse in Kapitel 3 verschiedene Szenarien bezüglich des zukünftigen Ölpreisverlaufs entwickelt. Um die Ergebnisse der Zeitreihenanalyse richtig einordnen zu können, werden in dem darauffolgenden Kapitel 4 die weltwirtschaftlichen Auswirkungen steigender Ölpreise analysiert und wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen erörtert.

Die Untersuchung des Ölpreises, seiner Einflussfaktoren und Auswirkungen soll dabei, auch angesichts der enormen Preissprünge im September 2008, vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise erfolgen, welche in jüngster Vergangenheit wieder an Fahrt gewonnen hat.

2 EINFLUSSFAKTOREN DES ÖLPREISES UND DARAUF BASIERENDE MODELLE

Der Ölpreis ist das Ergebnis vielfältiger Einflussfaktoren. Neben fundamentalen Faktoren wie der Ölnachfrage und dem Ölangebot, welche den Ölpreis grundsätzlich und langfristig beeinflussen, lassen sich jedoch zahlreiche weitere Unsicherheitsr und damit Risikofaktoren identifizieren, die sowohl in der kurzen wie in der langen Frist wirken und eine Abweichung des Ölpreises von seinem fundamentalen Pfad zur Folge haben können.

Gerade der jüngste Verfall des Ölpreises scheint zu groß, um ihn lediglich auf ein steigendes Angebot bei gleichbleibender Nachfrage zurückführen zu können. Vielmehr scheinen weitere Faktoren wie geopolitische Unsicherheiten, freie Kapazitäten und Wechselkurseinflüsse ihre Wirkung auf den Ölpreis zu entfalten.

So sollen zunächst in Kapitel 2.1 die Ölnachfrage und deren Einflussfaktoren analysiert werden. Kapitel 2.2 beleuchtet das Ölangebot und dessen Abhängigkeit von dahinterstehenden anderen Größen wie z.B. den globalen Ölressourcen. In Kapitel 2.3 werden schließlich weitere Einflussfaktoren des Ölpreises aufgezeigt und deren Bedeutung für die Ölpreisentwicklung herausgestellt. Bei diesen weiteren Faktoren handelt es sich um solche, die zwar auch die Nachfrage und das Angebot beeinflussen, jedoch keiner Kategorie eindeutig zurechenbar sind. Da insbesondere der, innerhalb eines Tages, größte Ölpreisanstieg in der Geschichte des Ölhandels am 22.09.2008 darauf hinweist, dass vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise und den daraus resultierenden Neuigkeiten, gegenwärtig Erwartungsänderungen eine bedeutende Rolle spielen, soll im Zuge dieses Kapitels auch auf die Rolle dieser Erwartungsänderungen eingegangen werden.

2.1 DIE ÖLNACHFRAGE

Viele Einflussfaktoren bestimmen die Ölnachfrage und damit den Ölpreis. Der wohl bedeutendste und grundlegendste Einfluss auf die Ölnachfrage resultiert aus dem wirtschaftlichen Wachstum (IEA 2003, S. 87). Gleichzeitig spielen jedoch Faktoren eine Rolle, welche den Einfluss des Wirtschaftswachstums auf die relative Ölnachfrage abschwächen oder verstärken können. Einer dieser Einflüsse sind die Substitutionsmöglichkeiten, welche den Konsumenten von Öl zur Verfügung stehen. Die Reichhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit an Substitutionsmöglichkeiten gibt dabei den Rahmen der Reaktionsmöglichkeiten bei Ölpreissteigerungen vor. Ein Ausdruck dieser Reaktionsmöglichkeiten ist die Preiselastizität der Ölnachfrage, welche zunächst in Kapitel 2.1.1 analysiert wird. Auf der anderen Seite spielt die Einkommenselastizität der Ölnachfrage eine Rolle, welche ebenfalls in Kapitel 2.1.1 erläutert werden soll. Anschließend soll in Kapitel 2.1.2 die Entwicklung und Struktur der Ölnachfrage untersucht werden.

2.1.1 NACHFRAGEELASTIZITÄTEN

DIE PREISELASTIZITÄT DER ÖLNACHFRAGE

Die Preiselastizität der Ölnachfrage misst die Reaktion der Nachfrage auf eine Erhöhung des Ölpreises um eine Einheit. Von preiselastisch spricht man in diesem Zusammenhang, wenn die Nachfrage nach Öl bei steigenden Preisen zurückgeht. Bei der Bestimmung der Preiselastizität der Nachfrage muss man nicht nur zwischen kurzr und langfristigen Preiselastizitäten unterscheiden, vielmehr muss man auch zwischen einzelnen Ländern differenzieren.

Tabelle 1 gibt einen Überblick über verschiedene Studien bezüglich der Preiselastizität der Ölnachfrage. Es lässt sich ein Muster erkennen, welches in der kurzen Frist eine geringere Preiselastizität, als in der langen Frist erkennen lässt. Außerdem weisen Länder mit starkem Wirtschaftswachstum geringere kurzr und langfristige Preiselastizitäten auf.

Tabelle 1: Preiselastizitäten der Ölnachfrage

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: In Anlehnung an Fattouh (2007, S. 10)

Unter 23 untersuchten Ländern lagen die Preiselastizitäten in der Vergangenheit in der kurzen Frist zwischen 0,001 und r0,11 und in der langen Frist zwischen 0,038 und r0,56 (Cooper 2003, S. 1 ff.). In einer anderen Studie, bei der zwischen den Ländern der Organisation wirtschaftlicher Entwicklung und Zusammenarbeit (OECDrLändern) und schnell bzw. moderat wachsenden Nichtr OECDrLändern unterschieden wurde, ergaben sich in der kurzen Frist, wie oben beschrieben, durchweg geringere Preiselastizitäten, als in der langen Frist (Gately und Huntington 2002, S. 19 ff.). Zudem lagen die langfristigen Preiselastizitäten normal wachsender OECDrLänder mit r0,18 betragsmäßig höher als die entsprechenden Preiselastizitäten der schnell wachsenden OECDrLänder mit r0,12.

Dieses Muster bestätigt die größere Nachfrage nach Öl in Phasen wirtschaftlichen Wachstums. Mit einer Nachfrageelastizität von r0,64 fiel die Nachfragereaktion bei Preiserhöhungen der OECDrLänder in dieser Studie deutlich größer aus als bei den NichtrOECDrLändern. In dieser Studie wurde auch die Asymmetrie der Nachfrageelastizität festgestellt. So lassen sich besonders bei Preispeaks Nachfragerückgänge feststellen, Preisrückgänge jedoch erhöhen die Nachfrage nach Öl nicht in gleichem Maße. Diese Asymmetrie ist Folge des technischen Fortschritts aufgrund von Preiserhöhungen, welcher größere Substitutionsmöglichkeiten in der Zukunft induziert (Griffin/Schulman 2005, S. 1 ff.). Dieser technische Fortschritt ist auch für die Unterschiede in den Preiselastizitäten in Abhängigkeit der Fristigkeiten der Preiselastizitäten verantwortlich.

Allerdings ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass all diese Preiselastizitäten auf Basis älterer Daten berechnet wurden und gerade die drastischen Preisentwicklungen der letzten 3 Jahre nicht in diese Berechnungen mit eingeflossen sind. So dürften vor allem die kurzfristigen Preiselastizitäten stark zugenommen haben, dafür spricht der starke Nachfragerückgang nach Öl in den USA im 1., aber vor allem im 2. Quartal des Jahres 2008. Die Analyse der Nachfragestruktur in Kapitel 2.1.2 spricht zudem dafür, dass sich der Unterschied in den Preiselastizitäten zwischen den OECDrLändern und den NichtrOECDrLändern weiter vergrößert hat.

Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern bezüglich der Preiselastizität ergeben sich durch unterschiedliche Wirtschaftswachstumsraten, Unterschiede im Selbstversorgungsgrad des jeweiligen Landes, also dem Quotienten von (Ölkonsum - Ölproduktion)/ Ölkonsum3, den Substitutionsmöglichkeiten, dem Anteil der Ölimporte am BIP4, der Energieeffizienz, dem Zugang zu internationalen Kapitalmärkten, den vorhandenen Währungsreserven, der Staatsverschuldung, der Höhe der Subventionen für Öl und der Ölproduktion, den Steuern auf Öl sowie der politischen Stabilität. So federn hohe Subventionen für Ölprodukte, Ölpreisschocks ab. Diese Entwicklung ist in China zu beobachten. Hier wurden die geringsten Preiselastizitäten gefunden. Kurzfristig liegen diese bei +0,001 und bei +0,005 in der langen Frist (Cooper 2003, S. 1 ff.). Ein Anstieg des Preises für Öl geht also mit einem zusätzlichen Konsum von Öl einher. Dieser Zusammenhang wird klar, führt man sich vor Augen, dass oft das starke chinesische Wirtschaftswachstum mitverantwortlich für die jüngsten Ölpreissteigerungen gemacht wird.

Eine Steuer auf Ölprodukte hingegen führt dazu, dass Ölpreissteigerungen nicht so sehr auf das Endprodukt durchschlagen wie ohne Steuer, da die Steuer den Anteil der Bedeutung des Ölpreises am Endprodukt sinken lässt. Dies ist z.B. in Deutschland bei Kraftstoffen der Fall. Hier wird durch Steuern ein Keil zwischen die Preiselastizität der Ölnachfrage und die Preiselastizität der Nachfrage nach Kraftstoffen getrieben.

DIE EINKOMMENSELASTIZITÄT DER ÖLNACHFRAGE

Die Einkommenselastizität der Ölnachfrage misst die Veränderung der Ölnachfrage, wenn sich das Einkommen um eine Einheit erhöht. Von preiselastisch spricht man in diesem Zusammenhang, wenn der Anteil des Einkommens für Ölausgaben mit steigendem Einkommen zunimmt. Die Werte aus Tabelle 2 zeigen, dass sich in Abhängigkeit der Methode und des Zeitrahmens große Unterschiede in der Einkommenselastizität der Ölnachfrage ergeben können.

Tabelle 2: Einkommenselastizität der Ölnachfrage

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: In Anlehnung an Fattouh (2007, S. 12)

Zudem ist die Einkommenselastizität der Ölnachfrage im Gegensatz zur Preiselastizität der Ölnachfrage größer und in allen Studien positiv korreliert. Gleichzeitig sieht man große Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern und Regionen.

Insbesondere NichtrOECDrLänder mit hohen Zuwachsraten im wirtschaftlichen Output weisen eine starke Reaktion des Anteils der Ausgaben für Öl auf eine Einkommensänderung auf. Im Gegensatz zu den OECDrLändern handelt es sich vor allem bei den neu industrialisierten Schwellenländern unter den NichtrOECDrLändern um Länder mit einem höheren Anteil des ölintensiven industriellen Sektors. In den OECDrLändern hingegen hat der Dienstleistungssektor, welcher weniger ölintensiv ist, eine größere Bedeutung. So haben die OECDrLänder USA und Deutschland einen Anteil des industriellen Sektors an der Wirtschaft von 29 % bzw. 22 %. In China und Russland als NichtrOECDrLänder hingegen liegt dieser Anteil bei 48 % bzw. 38 %. Zudem verfügen Entwicklungsländer häufig über ältere, letztlich ölintensivere Technologien (Paesler 2008, S. 204 ff.).

Für die USA kann außerdem gezeigt werden, dass zwischen 1949 und 2006 die Einkommensr elastizität langfristig stetig abgenommen hat und nach den Ölpreisschocks im Jahr 1973/74 und 1980/81 eine kurzfristig starke Anpassung erfolgte. Diese Entwicklung spiegelt u.a. die über diesen Zeitraum gesunkene Energieintensität der USrWirtschaft als Folge der Ölsubstitution, die zunehmenden Bedeutung des Dienstleistungssektors in den USA und den Einfluss der Preiselastizität auf die Einkommenselastizität wider (Hamilton 2008, S. 18 ff.).

Allerdings ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass auch die in Tabelle 2 dargestellten Elastizitäten nicht die Entwicklungen des Ölpreises der letzten Jahre beinhalten und so, insbesondere durch die größeren Preiselastizitäten der Ölnachfrage, überlagert sein und damit abgenommen haben dürften.

2.1.2 ENTWICKLUNG DER ÖLNACHFRAGE

Die Entwicklung der Nachfragestruktur in Abbildung 1 zeigt den deutlichen Anstieg der Weltr nachfrage nach Öl von 46,1 mb/d im Jahr 1970 auf 86,1 mb/d im Jahr 2007. Gleichzeitig ist zu erkennen, dass der Anteil der Nachfrage der OECDrLänder an der Gesamtnachfrage fast kontinuierlich von 75,0 % im Jahr 1970 auf 57,1 % im Jahr 2007 abgenommen hat. Diese Entwicklung hat laut IEA weiterhin an Fahrt aufgenommen. So ist im Jahr 2007 die weltweite Nachfrage nach Öl um 1,3 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, bei einem gleichzeitigen Rückgang der Ölnachfrage von 0,8 % in den OECDrLändern (IEA 2008a, S. 47). Bereits im Jahr 2006 war die Nachfrage in den OECDrLändern um 0,4 % zurückgegangen. Dies ist u.a. auf die sinkende Ölintensität des Energieverbrauchs in diesen Ländern und deren größere Preiselastizität der Ölnachfrage zurück[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]zuführen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Gesamte Ölnachfrage und Anteil der OECDrLänder 1970r2007

Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der Daten der IEA und EIA (online)

Eine höhere Energieintensität, höhere Wirtschaftswachstumsraten und geringere Preiselastizitäten der Ölnachfrage weisen hingegen die NichtrOECDrLänder auf. Hier hat sich die Nachfrage nach Öl um 3,9 % im Jahr 2007 bzw. um 3,8 % im Jahr 2006 erhöht (IEA 2008a, S. 47). Es scheint, dass der Ölverbrauch in jenen Regionen am schnellsten wächst, in denen die Substitutionsmöglichkeiten zum Individualverkehr am geringsten ausgeprägt sind. Während z.B. Chinas Wachstum sehr industrieller und energieintensiver Natur ist und daher seinen Ölverbrauch ständig steigen lässt und die schlechte öffentliche Infrastruktur in weiten Teilen Asiens zu einem rasanten Anstieg in der individuellen Mobilisierung führt, hat in den USA der weniger ölintensive Dienstleistungssektor eine weitaus größere Bedeutung (Paesler 2008, S. 104 ff.). Zudem lässt ein stark wachsendes Einkommen in den NichtrOECDrLändern, in Verbindung mit deren größeren Einkommenselastizitäten, die Ölnachfrage weiter steigen.

Für nur 3 von 23 untersuchten Ländern konnte eine höhere Wachstumsrate des Ölverbrauchs im Vergleich zum BIP Wachstum für den Zeitraum zwischen 1979 und 2000 festgestellt werden (Cooper 2003, S.1 ff.). Diese Ergebnisse verdeutlichen das Gewicht, welches das Wirtschaftswachstum, auch in Abhängigkeit des Bevölkerungswachstums auf das Wachstum der Ölnachfrage ausübt.

Zwischen 2006 und 2030 wird mit einer Zunahme der Bevölkerung in den OECDrLändern um 117 Mill. Menschen gerechnet. In den NichtrOECDrLändern wird die Bevölkerung im gleichen Zeitraum um 1577 Mill. Menschen zunehmen. Gemäß der Organization of the Petroleum Exporting Countries (OPEC) sind fast 70 % des Bevölkerungszuwachses in den NichtrOECDrLändern zu finden und alleine 45 % in Asien (OPEC 2008, S. 19). Während von kaufkraftbereinigten Wirtschaftswachstumsraten von 2,1 % zwischen 2008 und 2030 in den OECDrLändern ausgegangen wird, liegt dieser Wert mit 4,8 % in den Entwicklungsländern mehr als doppelt so hoch (OPEC 2008, S. 23). So verwundert die in Tabelle 3 geschätzte zukünftige Entwicklung auf Basis der Daten der IEA und der Energy Information Administration (EIA) nicht.

Tabelle 3: Geschätzte weltweite Ölnachfrage bis 2030

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quellen: IEA, 2006, S. 86. EIA, 2008, S. 100

Während die weltweite Ölnachfrage zwischen 2005 und 2030 laut IEA (IEA 2006, S. 86) um ca. 1,3 % jährlich zunimmt, wird die Nachfrage nach Öl aus den NichtrOECDrLändern im gleichen Zeitraum um 2,2 % pro Jahr zunehmen, die Nachfrage in den OECDrLändern hingegen nur um 0,6 % jährlich.

Nachfragetreiber sind laut diesen Zahlen nach den USA vor allem China und Indien vor dem Mittleren Osten, Afrika und Europa, wobei sich der Einfluss der USA jedoch verringern dürfte.

Asien ist für 46 % der Ölnachfragesteigerung bis 2030 verantwortlich (IEA 2006, S. 86). Andere neuere Zahlen hingegen gehen davon aus, dass Asien für 60 % des zusätzlichen Ölbedarfs bis 2030 verantwortlich sein wird (OPEC 2008, S. 34). Dabei spielt insbesondere der zunehmende Verbrauch des Transportsektors eine bedeutende Rolle (OPEC 2008, S. 35).

Zu beachten ist jedoch, dass weder die Schätzungen der IEA, noch die Schätzungen der EIA aus Tabelle 3, die jüngsten wirtschaftlichen Entwicklungen berücksichtigen konnten. Nachdem sich die Finanzmarktkrise in ihrem globalen Umfang im September 2008 stark ausgeweitet hat, ist in Zusammenhang mit sich veränderten Erwartungen damit zu rechnen, dass die zukünftige Entwicklung der Ölnachfrage zwar weiterhin von einer strukturellen Verschiebung der Ölnachfrage weg von den westlichen Industrienationen, hin zu den östlichen Entwicklungsr und Schwellenländern gekennzeichnet sein wird, der allgemeine Anstieg des Niveaus der Ölnachfrage aber in etwas abgebremster Form stattfindet. Dafür sprechen auch die neuesten Analysen der IEA. So sank die weltweite Nachfrage vom 1. Quartal 2008 auf das 2. Quartal 2008 von 86,8 mb/d auf 85,7 mb/d. Während die Nachfrage in den OECD Ländern von 48,9 mb/d auf 47,2 mb/d sank, stieg die Nachfrage in den NichtrOECDrLändern von 37,9 mb/d auf 38,4 mb/d (IEA 2008b, S. 51). Im Jahr 2006 ging man noch von einer weltweiten Nachfrage von 91,3 mb/d im Jahr 2010 aus (IEA 2006, S. 93). Heute rechnet man mit einem Wert von 87,6 mb/d für das Jahr 2009, dies entspricht einer Nachfrage von 88,5 mb/d im Jahr 2010 bei einer geschätzten Nachfrager steigerung von 1,0 % in Jahr 20105.

Wie in diesem Kapitel beschrieben, besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Ölnachfrage, dass sich dieser Zusammenhang nicht im Ölpreis widerspiegeln muss, zeigt sich in Abbildung 2.

Abbildung 2: Jährliche Ölpreissteigerung und BIPrWachstum in Prozent

Quelle: Eigene Darstellung anhand der Daten der EIA (2008) und des IMF (2008, S. 241)

Hier sieht man den Zusammenhang der jährlichen Steigerung des Ölpreises in Prozent und des Bruttoinlandsprodukts (BIP) 1987, ebenfalls in Prozent. Zu erkennen ist der zeitliche Vorlauf des BIP vor der Ölpreissteigerung. Während jedoch ein einprozentiger Anstieg des Weltwirtschaftswachstums zwischen 1990 und 2005 noch mit einer Ölpreissteigerung von 24 % einhergegangen war (Erdmann/Zweifel 2008, S. 203), scheint sich der Ölpreis seit 2005 unabhängig vom Wirtschaftswachstum zu bewegen oder von anderen Faktoren stärker beeinflusst zu werden. Dieser Trend hat sich seit 2007 noch verstärkt. Welche anderen Faktoren in den vergangenen Jahren den Einfluss des Wirtschaftswachstums auf den Ölpreis überdeckt haben, soll Aufgabe der folgenden Kapitel sein.

2.2 DAS ÖLANGEBOT

Damit Öl überhaupt gefördert werden kann, müssen entsprechende Ressourcen und nachgewiesene Reserven vorhanden sein. Der Unterschied zwischen diesen Begriffen wird in Kapitel 2.2.1 erläutert. Gleichzeitig werden verschiedene Angebotsr und Preismodelle und Modifikationen dieser Modelle vorgestellt. Die wichtigsten Modelle sind hierbei das Modell endlicher Ressourcen in Anlehnung an die Arbeit von Hotelling (1931, S. 1 ff.) und die Peak Oil Theorie von Hubbert (1956, S. 1 ff.), auf deren Basis versucht wird, zukünftige Ölpreise vorherzusagen. In dem sich anschließenden Kapitel 2.2.2 wird die Struktur und Entwicklung des weltweiten Ölangebots auf Basis der Ressourcen und nachgewiesenen Reserven analysiert.

2.2.1 ÖLRESSOURCEN UND NACHGEWIESENE RESERVEN

DAS MODELL ENDLICHER RESSOURCEN

Als endliche Ressource wird eine solche bezeichnet, welche entweder nicht oder nur sehr langsam ersetzt werden kann und dadurch, ist die Ressource erst einmal verbraucht, nicht mehr zur weiteren Verfügung steht. Zudem ist das Angebot dieser Ressource bezogen auf deren Nachfrage relativ begrenzt.

Öl wird in diesem Zusammenhang als klassisches Beispiel einer endlichen Ressource genannt (Fattouh 2007, S. 3 f.). Die Annahmen über eine endliche Ressource implizieren, dass das zukünftige Angebot und die zukünftige Nachfrage zu einem Zeitpunkt, von dem Angebot und der Nachfrage der vorangegangenen Zeitpunkte abhängig ist und eine dynamische Analyse des Ölmarkts nötig wird. Im Gegensatz zu einer Situation vollkommenen Wettbewerbs, in der der Preis im Gleichgewicht den marginalen Kosten entspricht, verfügt Öl als knappe Ressource über eine sog. Knappheitsrente, welche den Besitzern der Ressource zufließt, wenn sie ihr Öl nicht fördern, denn je mehr Öl im Zeitablauf verbraucht wird, desto höher steigt der Preis einer endlichen Ressource.

Das Modell von Hotelling (1931, S. 1 ff.) beschreibt die charakteristischen Eigenschaften einer endlichen Ressource und deren Preisverhalten in Bezug zu einem Marktzins i. Im Falle vollkommenen Wettbewerbs hätten die Marktakteure keinen Anreiz, nicht zu produzieren, vielmehr würden sie die Gewinne aus der Produktion anderen Investitionsmöglichkeiten zuführen. Denn würde ein, sich in vollkommenem Wettbewerb befindliches Unternehmen nicht produzieren, so würde an dessen Stelle ein anderes Unternehmen in den Markt eintreten oder die verbleibenden Unternehmen würden die Mindermenge durch eine höhere Produktionsrate kompensieren. Aufgrund der Knappheitsrente jedoch können es sich Besitzer endlicher Ressourcen leisten, nicht zu produzieren. Sie stehen nun eben vor genau dieser, vom Marktzins abhängigen Produktionsentscheidung. Denn ist der Marktzins i innerhalb einer Periode niedriger als die Preissteigerung [(PP/P) *100] der Ressource im gleichen Zeitraum, so wird die Ressource nicht gefördert. Diese Angebotsverknappung führt dazu, dass [(PP/P)*100] größer wird als i. Nun lohnt sich eine Förderung, wodurch der Marktpreis aufgrund des gestiegenen Angebots wieder sinkt. Verhalten sich alle Marktakteure in gleicher Weise, so muss im langfristigen Gleichgewicht gelten: [(PP/P)*100] = i. Der Preis steigt also mit dem Marktzins. Je größer der Ressourcenverzehr und damit je knapper die Ressource, desto höher das Preisniveau und desto geringer die Nachfrage. Dieser Prozess setzt sich solange fort, bis ein Preisniveau erreicht ist, welches zu einem Abwürgen der Nachfrage führt.

Die Annahmen auf Basis des Modells, dass der Preis einer endlichen Ressource, also auch der des Öls, langfristig steigen muss, waren Grundlage für eine Vielzahl von Untersuchungen und Modellen. So z.B. die Entwicklung eines Modells, das in Abhängigkeit der marginalen Förderkosten, des Marktzinses, der Nachfrage und der vorhandenen Reserven einen Preistrend beschreibt, welcher jedoch wie die zugrundeliegenden Variablen, Schwankungen unterworfen ist (Pindyck 1999, S. 1 ff.). Dieses Modell konnte, insbesondere für die Zeit zwischen 1974 und 1985, nur eine sehr schlechte Vorhersageleistung des Ölpreises erbringen.

Bei Einbeziehung des technischen Fortschritts hingegen, folgt der Preis einem Urförmigen Verlauf, denn aufgrund des technischen Fortschritts sinken anfänglich die Förderkosten und damit der Preis. Mit zunehmender Ausbeutung der Reserven steigt der Preis jedoch wieder und erzeugt diesen Urförmigen Verlauf des Ölpreises (Slade 1982, S. 122 ff.). Das Minimum dieser Kurve war Ende der 70er Jahre erreicht. Demgemäß hätte seitdem der Ölpreis kontinuierlich steigen müssen. Wie der Verlauf des Ölpreises in der in Kapitel 3 durchgeführten Analyse zeigt, war dies nicht der Fall. Auch weitere Spezifikationen bezüglich Nachfrage, Marktstruktur und Nachfrageelastizitäten führen nicht dazu, dass die historische Entwicklung des Ölpreises durch das HotellingrModell adäquat beschrieben werden kann (Lin 2005, S. 14).

Die schlechten Vorhersageleistungen dieser Modelle sind auf die, diesen Modellen zugrunde liegenden Annahmen zurückzuführen. Insbesondere die Annahme der Förderentscheidung lediglich in Abhängigkeit weniger Variablen wie der Kosten und dem Marktzins scheint zu kurz gegriffen. In der heutigen Zeit fortschreitender Verflechtung der Güterr und Finanzmärkte, ergibt sich eine weitaus größere Komplexität von Angebotsentscheidungen. So werden die Gewinne aus dem Ölgeschäft, die sog. Petrodollars vielfach in netto Öl importierenden Ländern reinvestiert. Daraus entsteht ein Interessenkonflikt der Ölanbieter, hängt deren Gewinn doch dadurch zunehmend von der wirtschaftlichen Entwicklung gerade dieser Länder ab. Im Falle zu stark steigender Ölpreise gefährdet dies die wirtschaftliche Entwicklung derjenigen Länder, in die die Petrodollar geflossen sind. Woraufhin das Angebot vergrößert wird und der Preis wieder fällt. Wie in Kapitel 2.2.2 zudem gezeigt wird, handelt es sich bei dem Ölmarkt keineswegs um einen Markt, auf dem vollkommener Wettbewerb herrscht, vielmehr scheinen politische und strategische Überlegungen zu dominieren. Außerdem werden weitere, in dieser Arbeit genannte Einflussfaktoren wie der Einfluss der Dollarwährung oder die im nächsten Abschnitt beschriebene Abhängigkeit der Ressourcen und Reserven vom technologischen Fortschritt und dem Ölpreis selber nicht beachtet.

DIE PEAK OIL THEORIE UND DIE WELTWEITEN ÖLRESERVEN

Unter der Annahme, dass die geologische Struktur unseres Planeten umfassend erforscht und dadurch bekannt ist, so dass die Entdeckung bisher unbekannter Ölvorkommen höchst unwahrscheinlich erscheint, hat der USrGeologe M.K. Hubbert in den 1950er Jahren eine modellhafte Kurve entwickelt, die die verschiedenen Phasen der Ölförderung für ein bestimmtes Ölfeld abbilden sollte (Hubbert 1956, S. 1 ff.).

Nach Hubbert besteht idealtypischerweise ein glockenförmiger Kurvenverlauf. Anfänglich existiert nur eine kleine Ölfördermenge, die Erdölfelder müssen erst geortet und erschlossen werden. Ist die geographische Lage der Erdölvorkommen bekannt, steigt die Kurve zunächst steil, um im weiteren Verlauf ab einem bestimmten Punkt wieder steil abzufallen. An diesem Wendepunkt, dem sog. Peak sind im Idealfall 50 % des im Feld vorhandenen Öls gefördert, der so genannte depletion midrpoint (dmp) ist erreicht. Nach diesem Wendepunkt gehen Angebot und Nachfrage auseinander, der Ölpreis steigt. In logarithmischer Schreibweise lässt sich die Kurve durch folgende Funktion abbilden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hubbert (1956, S. 1 ff.) konnte mit einer korrekten Vorhersage im Jahr 1956 für das Ölfördermaximum in den USA überzeugen. An einer Übertragung auf den weltweiten Kontext und darauf basierenden korrekten Vorhersagen scheiterten in der Vergangenheit jedoch schon mehrere Autoren (Maugeri 2004, S. 2). Einer der letzten gescheiterten Versuche der Voraussage des Ölfördermaximums fand für das Jahr 2006 statt (Salameh 2008, S. 7 ff.). Worin aber sind die Ursachen für falsche Voraussagen auf Basis der Peak Oil Theorie zu suchen? Zum einen bestehen Unschärfen in der Datenbasis über die weltweiten Erdölressourcen, zum anderen wenig überzeugende Kenntnis über die nachgewiesenen Reserven in den GolfrOPECr Staaten.

Als Ressourcen bezeichnet man dabei auf Basis einer Übereinkunft auf dem World Petroleum Kongress im Jahr 1997 vorhandene Mengen an Öl, welche heutzutage jedoch technisch und/oder wirtschaftlich nicht extrahierbar sind. Als nachgewiesene Reserven hingegen werden nur solche ausgewiesen, welche durch Bohrungen als verifiziert gelten oder deren Existenz wahrscheinlich ist und die unter ökonomischen Gesichtspunkten mit heutiger Technologie gefördert werden können. Eine weitere Erklärung für die Abweichung der Ergebnisse auf Basis der Peak Oil Theorie ist also in den, der Peak Oil Theorie zugrunde liegenden statischen Annahmen zu finden. So mag eine Prognose auf Basis der Peak Oil Theorie für eine Region, die die restriktiven Annahmen dieser Theorie erfüllt, zutreffend sein, eine Übertragung auf den weltweiten Kontext jedoch sinnlos erscheinen, da nachgewiesene Reserven sich durch Neuentdeckungen, Preisänderungen und technologischen Fortschritt vergrößern können.

Verbesserungen im Bereich der Fördertechnik machen so die Ölförderung an bislang unzugänglichen Stellen möglich und führen zu einer besseren Ausbeute bereits bestehender Felder. Auf diese Weise kann die Gesamtausbeute6 eines Ölfeldes durch den Einsatz verschiedener chemischer und thermischer Verfahren erhöht werden. Daneben gibt es Verfahren, bei denen verschiedene Flüssigkeiten, wie Öl und CO2 miteinander gemischt werden (Lake/Schmidt/Venuto 1992, S. 55 ff.). Besonders kostengünstig sind thermische Methoden. Hier lohnt sich eine Ausbeute der Ölfelder bis zu einem Ölpreis von ca. 25 USrDollar, bei einer Gesamtausbeute des Ölfeldes von ca. 60 %. Die Gesamtausbeute kann durch den Einsatz chemischer Stoffe, insbesondere Tenside auf bis zu 75 % weiter erhöht werden, dazu ist allerdings unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ein Ölpreis von 50 USrDollar nötig. Tabelle 4 zeigt den Gesamteffekt steigender Ölpreise und technologischen Fortschritts (IEA 2005, S. 110ff.).

Tabelle 4: Ölfördermöglichkeiten in Abhängigkeit des Preises

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Quelle: In Anlehnung an IEA (2006, S. 110 ff)

Bei einem langfristigen Marktpreis von 70 USrDollar in Preisen von 2004 könnten so bis zu 4400 Mrd. Barrel mehr Öl gefördert werden. Alleine ein langfristiger Preis von 40 USrDollar reicht aus, um ca. 3750 Mrd. Barrel Öl zu fördern.

Geht man auf Basis der Schätzungen der IEA in Kapitel 2.1.2 von einer jährlichen Steigerung der Nachfrage nach Öl von ca. 1,3 %7 aus, so würde bis zum Jahr 2030 eine zusätzliche Nachfrage von ca. 950 Mrd. Barrel entstehen. Zu deren Förderung würde ein Preis von 15 USrDollar pro Barrel mehr als ausreichen und es wären immer noch 3450 Mrd. Barrel vorhanden. Allerdings würde bei solch einem Preis die Abhängigkeit von den Ländern der OPEC wieder zunehmen. Zudem ist anzumerken, dass die Darstellung in Tabelle 4 andere Faktoren außer dem Preis und den entsprechenden technologischen Fortschritt ausblendet. Zu diesen Faktoren zählen u.a. die Nachfrage, andere Investitionsmöglichkeiten in konkurrierende Energieträger8, Steuern, Förderabgaben und geopolitische Faktoren wie wirtschaftliche Unabhängigkeit.

Zudem erfordert die in Tabelle 4 aufgezeigte Rechnung stabile langfristige Preise und entsprechende Investitionen. Aufgrund der Tatsache niedriger Ölpreise in den 1990er Jahren und der herrschenden Unsicherheit wurde in der Vergangenheit bis 2030 mit einem Investitionsbedarf von ca. 3,1 Billionen USrDollar gerechnet (IEA 2003, S. 29 ff.). Neuere Berechnungen gehen aber mittlerweile aufgrund gestiegener Materialr, Personalr und Ausrüstungskosten von einem Bedarf von mehr als 4,3 Billionen USrDollar zwischen 2005 und 2030 aus (IEA 2006, S. 102). Ca. drei Viertel dieses Betrages wird für die Ölproduktion und Exploration neuer Ölfelder, also im Rahmen von Upstream Investments, fällig. Downstream Investments, also Investitionen in Raffinerien, Transport und Marketing machen ca. ein Viertel dieser Investitionen aus. Ein Großteil dieser Investitionen wird dafür verwendet um bestehende Kapazitäten zu erhalten, nur ein geringer Teil wird benötigt um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Ohne diese Investitionen würden bestehende Engpässe größer werden und der Ölpreis weiter steigen, obwohl er dies, lediglich aufgrund der Kosten wie in Tabelle 4 dargestellt, gar nicht müsste.

Die Analyse der nachgewiesenen Reserven und deren Definition verdeutlicht, dass die Frage, wann denn die weltweiten Ölreserven aufgebraucht sind, durch die Frage ersetzt werden sollte, welcher Preis und welcher technologische Fortschritt vor dem Hintergrund strategischer Interessen nötig sind, um neue, auch nichtkonventionelle Ölquellen zu erschließen und deren Ausbeute zu verbessern.

Eine Modifikation des abfallenden Astes einer weltweiten "HubbertrKurve" erscheint aber auch auf der Nachfrageseite plausibel, da zukünftige Effizienzverbesserungen, die zu einer Reduzierung des Energiebedarfs beitragen, beachtet werden müssen. Zudem führen neue Entwicklungen im Bereich der erneuerbaren Energien dazu, dass die Ölnachfrage zumindest weniger stark steigt und die Ölressourcen entsprechend länger halten.

Ein Ende der Reserven und ein darauf basierender exponentieller Anstieg des Ölpreises auf Basis der Annahmen der Peak Oil Theorie und des Modells endlicher Ressourcen erscheint vor dem Hintergrund der potentiellen nachgewiesenen Reserven unwahrscheinlich. Sollten jedoch unabhängig von den wahren Reserven Erwartungen geschürt werden, die Reserven gingen bald zu Ende, kann dies trotzdem einen preissteigernden Effekt haben.

2.2.2 DIE ENTWICKLUNG UND STRUKTUR DES ÖLANGEBOTS

Die Entwicklung der Angebotsstruktur in Abbildung 3 zeigt die deutliche Steigerung der weltweiten Ölproduktion seit 1970. Während im Jahr 1970 lediglich ca. 49,49 mb/d gefördert wurden, stieg benannter Wert bis auf ca. 85,6 mb/d im Jahr 2007 (IEA online, 2008), dies entspricht einer jährlichen Steigerung von ca. 1,45 %. Der Marktanteil der OPEC sank dabei von 47,8 % im Jahr 1970 auf 42,1 % im Jahr 2007.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Gesamtes Ölangebot und Marktanteil der OPEC 1970r20079

Quelle: Eigene Berechnung auf Basis der Daten der IEA (2008)

Der Yom Kippur Krieg im Jahre 1973 zwischen Israel auf der einen Seite und Ägypten und Syrien auf der anderen Seite führte dazu, dass die OPECrLänder den Posted Price, auf dessen Basis die Gewinnsteuern der Fördergesellschaften berechnet werden, auf 11,65 USrDollar verfünffachten (Erdmann/Zweifel 2008, S. 191 ff.).

Dies war u.a. eine Reaktion auf die Marktmacht der großen Ölkonzerne wie Exxon, Shell, BP oder Chevron, welche schon früh den Markt dominierten. Tatsächlich führte dieser immense Preissprung kaum zu Marktanteilsverlusten der OPEC. Während der Marktanteil der OPEC im Jahr 1974 bei 51,2 % lag, sank er bis zum Jahr 1977 nur auf 48,8 %. Die Nachfrage stieg in diesem Zeitraum sogar um 9,2 %. Allerdings war es durch diesen bisher nie in der Geschichte des Öls da gewesenen Ölpreis anderen Wettbewerbern langfristig möglich, in den Markt einzutreten.

[...]


1 Im weiteren Verlauf ist nur noch von Öl die Rede. Ohne explizite Anmerkung ist damit konventionelles Öl der Sorte Western Texas Intermediate gemeint.

2 Als Primärenergie bezeichnet man Energie in seiner ursprünglichen Form nach der Produktion, wie z.B. der Umwandlung von Öl zu Benzin in Raffinerien.

3 Werte unter Null kennzeichnen einen hohen Grad an Selbstversorgung. Der Wert 1 deutet auf eine vollkommene Abhängigkeit von Rohölimporten zur Deckung des Energiebedarfs hin. Dies ist bei vielen Entwicklungsländern der Fall.

4 Der Ratio of Net Oil Imports to GDP gilt als Gradmesser der "Vulnerability" bei Rohölpreisschocks. 9

5 Eigene Schätzung auf Basis der vergangenen und gegenwärtigen Entwicklungen. 14

6 Die Gesamtausbeute setzt sich zusammen aus der konventionellen Ausbeute, in der z.B. mit Wasserdruck gearbeitet wird und den beschriebenen verschiedenen bspw. chemischen und technischen Verfahren, die zur erweiterten Ausbeute zählen.

7 Hier wurde mit den in der Vergangenheit geschätzten größeren Zuwachsraten gerechnet um zu zeigen, dass selbst unter diesen Umständen genug Öl vorhanden ist.

8 Vor allem Gas und Kohle.

9 Achtung: Rechte Skala beginnt bei 20 %.

Ende der Leseprobe aus 74 Seiten

Details

Titel
Der Ölpreis. Eine empirische Analyse
Hochschule
Universität Hohenheim
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
74
Katalognummer
V127872
ISBN (eBook)
9783640341122
ISBN (Buch)
9783640337118
Dateigröße
1924 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Einflussfaktoren des Ölpreises. Auf Basis dieser Einflussfaktoren wird auch vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise eine Prognose des Ölpreises bis zum Jahr 2012 vorgenommen.
Schlagworte
Eine, Analyse
Arbeit zitieren
Akay Oezsen (Autor:in), 2008, Der Ölpreis. Eine empirische Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127872

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