Derivate. Erläuterung von Funktion und Wirkungsweise grundlegender Finanzderivate


Studienarbeit, 2008

28 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einführung in den Bereich der Derivate
1.1 Zielsetzung und Aufbau der Ausarbeitung
1.2 Historische Entwicklung von Derivaten

2 Begriffsklärung
2.1 Termingeschäfte
2.2 Derivate und ihre Märkte
2.3 Definition: Kontrakt
2.4 Der LIBOR-Zinssatz
2.5 Der Leverage-Effekt

3 Optionen

4 Futures und Forwards
4.1 Preisbildung von Zinsfutures
4.2 Strategien mit Futures
4.3 Forward Rate Agreements
4.4 Risiken beim Handel mit Futures
4.4.1 Marktpreisrisiko
4.4.2 Korrelationsrisiko
4.4.3 Lieferrisiko

5 Swaps

6 Kritische Abschlussbetrachtung von Derivaten

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 2.1: Beispielhafte Erfüllungsfrist bei Kassa- und Termingeschäften

Abbildung 2.2: Gewinn-Verlust-Grafik bei Spekulation auf Aktie X

Abbildung 4.1: Die gängigsten Arten von Futures

Abbildung 4.2: Die Basis und ihre Konvergenzeigenschaften

Abbildung 4.3: typische Zinsstrukturkurven und ihre Auswirkungen auf den Zinsfuture-Preis

Abbildung 4.4: Gewinn-/Verlustprofil zum Zeitpunkt der Fälligkeit bei Future-Long-Position

Abbildung 4.5: Gewinn-/Verlustprofil zum Zeitpunkt der Fälligkeit bei Future-Short-Position

Tabellenverzeichnis

Tabelle 3.1: Rechte und Pflichten bei Optionen

Tabelle 4.1: Öffnen und Schließen von Positionen in Futures

Tabelle 5.1: Cashflows an Partei Y im angeführten Beispiel Derivate – Abkürzungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einführung in den Bereich der Derivate

Derivate haben die jüngere Entwicklung der Finanzwelt so stark geprägt, wie kaum ein ande-res Finanzinstrument. Ursprünglich entstanden Derivate aus dem Wunsch Geschäfte, deren Verwirklichung erst in der Zukunft geschieht, abzusichern. Das Grundmotiv für den Kauf eines Derivats war also die Risikominimierung, sowohl für Einzelpersonen, als auch für ganze Unternehmen. Ganz im Gegensatz dazu verbreitet sich in der letzten Zeit die Meinung, dass eben diese Derivate elementarer Ausgangspunkt der sich derzeit ausweitenden Finanzkrise in den USA (und in der Folge auch in Deutschland) sind. Derivate werden von Experten sehr kontrovers diskutiert. Siehe dazu folgende Zitate von zwei herausragenden Persönlichkeiten der modernen Finanzwelt:

„Im Laufe der Jahre auf dem Markt fanden wir heraus, dass Derivate ein außerge-wöhnlich nützliches Instrument sind um Risiko umzuschichten von jenen, welche es nicht auf sich nehmen sollten, zu denen, welche gewillt und in der Lage sind dies zu tun.“1 (Übersetzung durch den Verfasser)

- Alan Greenspan, Vorsitzender der US-Zentralbank von 1987 bis 20062

Derivate sind „finanzielle Massenvernichtungswaffen, welche Gefahren bergen, die momentan noch latent, aber potentiell tödlich sind“3. (Übersetzung durch den Verfas-ser)

- Warren E. Buffet, legendärer Investor (und reichster Mensch der Welt)

Beide Zitate sind etwa 5 Jahre alt, als noch niemand an die derzeitige Finanzkrise dachte.

1.1 Zielsetzung und Aufbau der Ausarbeitung

Es ist leicht zu erkennen, dass Derivate kein einfaches Feld der Finanzwirtschaft sind, aber dennoch kann dieInvestition in ein Derivat sehr sinnvoll sein. Diese Ausarbeitung soll dem Leser daher die Funktion und Wirkungsweise einiger grundlegender Derivate erläutern.

Nach der kurzen Einführung in das Themengebiet, werden im 2. Abschnitt einige Grundbeg-riffe und -zusammenhänge erklärt um im Hauptteil ein flüssiges Lesen zu ermöglichen.

Die Abschnitte 3 bis 5 erklären dem Leser die grundlegendsten Derivate, wobei der Schwer-punkt auf Beispielen aus dem Zins-Derivatbereich liegt. Um Redundanz zu vermeiden wird lediglich auf Futures und Forwards näher eingegangen. Dabei werden die Mechanismen der Preisbildung, Strategien und Risiken näher erläutert.

Im Abschnitt 6 werden die Zitate aus der Einführung noch einmal aufgegriffen und abschlie-ßend diskutiert.

1.2 Historische Entwicklung von Derivaten

Bereits vor tausenden Jahren wurden die ersten Termingeschäfte getätigt. Beim Handel mit Rohstoffen wurden meist große Entfernungen zurückgelegt, was zu sehr langen Lieferzeiten führte. Gehandelt wurde in der Regel auf Märkten, auf denen Angebot und Nachfrage den Preis bestimmten. Dadurch waren die Preise einer ständigen Änderung unterworfen. In Kom-bination mit den langen Lieferzeiten führte dies zu dem Verlangen nach gesicherten Preisen, da die Ware oft erst Monate später geliefert wurde. Als Lösung führte man Verträge ein, wel-che die Lieferung bzw. Abnahme der Ware zum zuvor vereinbarten Preis und Zeitpunkt, so-wie zur vereinbarten Menge und Qualität, garantierten.4

Im Laufe der Zeit (insbesondere in den letzten 30 Jahren) entwickelten sich die Märkte weiter. Termingeschäfte sind längst nicht mehr nur ein Mittel zur Absicherung, sondern werden ei-genständig gehandelt. Teilweise ist es heute sogar üblich, dass die Ware bzw. der Basiswert gar nicht gehandelt wird, sondern vor Fälligkeit durch ein Gegengeschäft (plus eventuelle Dif- ferenzzahlungen) bereinigt wird.5 Aus dieser Entwicklung heraus entstand der Begriff des Derivats.

2 Begriffsklärung

Um den Einstieg in die Ausarbeitung zu erleichtern werden nachfolgend einige Grundbegriffe erläutert, welche zum Verständnis des Hauptteils nötig sein werden.

2.1 Termingeschäfte

In der Finanzwelt unterscheidet man zwischen Kassageschäften und Termingeschäften. Der Unterschied ist dabei die zugrunde liegende Erfüllungsfrist. Bei Kassageschäften ist diese Frist „zeitnah“ nach Abschluss des Vertrages. Bei Termingeschäften hingegen klaffen Ab-schluss und Erfüllung zeitlich auseinander (siehe Abbildung 2.1).6

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2.1: Beispielhafte Erfüllungsfrist bei Kassa- und Termingeschäften

Eine Eigenart von Termingeschäften ist außerdem, dass sie teilweise nicht auf Erfüllung des Handels ausgerichtet sind. An organisierten Terminbörsen gehandelte Termingeschäfte wer-den häufig vor ihrer Fälligkeit glattgestellt, d.h. sie werden durch ein Gegengeschäft und eine entsprechende Barzahlung (Cash Settlement) mit beidseitigem Einverständnis beendet. Ohne das dabei der Basiswert den Besitzer gewechselt hat. Diese Eigenart ermöglicht auch die in letzter Zeit häufig angesprochenen Leerverkäufe. So kann mit Derivaten gehandelt werden deren Basiswert (Underlying) man nicht besitzt. Es gibt auch Termingeschäfte bei denen man das Underlying nicht besitzen kann (z.B. Indexoptionen). Dabei steht von Anfang an fest, dass ein Barausgleich stattfinden wird, da das Underlying nicht handelbar ist.

Weiter differenziert man zwischen bedingten und unbedingten Termingeschäften. Bei unbe-dingten Termingeschäften sind alle Vertragspartner verpflichtet den Vertrag zu erfüllen. Le- diglich bei bedingten Termingeschäften kann der Käufer (Long-Position) sein Recht (auf Kauf oder Verkauf) verfallen lassen. Der Verkäufer (Short-Position, Stillhalter) hingegen muss liefern.7

An Terminbörsen (z.B. EUREX8) wird vollkommen anonym gehandelt. Käufer und Verkäu-fer kennen sich nicht und werden per Zufall einander zugeteilt. Es ist Aufgabe der Terminbör-se für Erfüllung des Geschäfts zu sorgen und eine reibungslose Abwicklung zu gewährleisten.9

2.2 Derivate und ihre Märkte

Derivate sind Wertpapiere, deren Preis vom Preis anderer Finanzinstrumente (z.B. Aktien) abhängt.10 Das zugrunde liegende Finanzinstrument wird Underlying oder Basiswert genannt. Zu den am meisten verbreiteten Derivatarten gehören Futures, Swaps und Optionen.

Weltweit werden Derivate in der Regel in gesonderten Märkten, den bereits beschriebenen Terminbörsen, gehandelt und bilden heute ein weit größeres Volumen als die Börse.11 Ferner gibt es noch die Möglichkeit an so genannten Over-the-Counter-Märkten (OTC-Märkte) zu handeln. Diese Märkte sind nicht standardisiert und bieten somit Raum für besondere Abspra-chen zwischen den Vertragsparteien.

2.3 Definition: Kontrakt

Ein Kontrakt ist ein Mindestabschluss bei einem Termingeschäft und umfasst zum Beispiel bei klassischen Aktienoptionen 100 Aktien. Will man 1000 Aktien kaufen so muss man 10 Akti-enoptionen erwerben. Der Kontrakt ist somit die kleinste handelbare Einheit eines Terminge-schäftes.

Bei Indexoptionen werden die Optionspreise in Punkten angegeben und müssen mit dem so genannten Indexmultiplikator multipliziert werden um den Betrag zu erhalten. Der DAXâ12, zum Beispiel, hat einen Indexmultiplikator von 5€ pro Punkt.13

2.4 Der LIBOR-Zinssatz

LIBOR steht für London Inter bank Offered Rate. Dies „bezeichnet den Zinssatz, zu welchem die Bank bereit ist, eine Einlage bei einer anderen Bank zu tätigen“14. Im Prinzip ist diese Einlage ein Darlehen, welches eine Bank einer Anderen gibt. Um Einlagen erhalten zu dürfen muss eine Bank bestimmte Vorraussetzungen erfüllen, welche anhand von Ratings verschie-dener Agenturen standardisiert sind.15 Dadurch sind LIBOR-Zinssätze nahezu risikolos. Für die Geld aufnehmende Bank ist dies daher eine gute Möglichkeit kurzfristige Mittel von ande-ren Banken zu leihen. Die verleihende Bank kann überschüssige Mittel relativ risikolos anle-gen und erhält dafür einen Gewinn in Höhe der vereinbarten LIBOR-Quotes.16

Gegenstück zur LIBOR ist der LIBID-Satz (London Interbank Bid17). Der LIBID-Satz ist der Zinssatz zu welchem eine Bank eine Einlage akzeptiert bzw. der Preis den sie gewillt ist für das Ausleihen von Finanzmitteln zu bezahlen. Da stets Differenzen zwischen LIBOR und LIBID bestehen werden beide Zinssätze am so genannten Eurocurrency-Markt gehandelt. Angeboten werden 1-Monats-, 3-Monats-, 6-Monats- und 12-Monats-LIBOR-Sätze in allen wichtigen Währungen.18

Derivatehändler verwenden den LIBOR-Zinssatz, aufgrund seiner relativ hohen Sicherheit, als Referenzzinssatz um die Opportunitätskosten einer Anlage zu kalkulieren, aber auch beim Handel von Zinssätzen (z.B. FRA oder Swap).

[...]


1 Originaltext: „What we have found over the years in the marketplace is that derivatives have been an extraordinarily useful vehicle to trans­fer risk from those who shouldn’t be taking it to those who are willing to and are capable of doing so“, Quelle: Goodman, P.S.: Taking Hard New Look at a Greenspan Legacy in: The New York Times, http://www.nytimes.com/2008/10/09/business/economy/09greenspan.html? r=2&pagewanted=1&oref=slogin, veröffentlicht am 8. Okt. 2008, aufgerufen am 25. Okt. 2008.

2 Vgl. Ebd.

3 Originaltext: Derivatives are „financial weapons of mass destruction, carrying dangers that, while now latent, are potentially lethal.“, Quelle: Ebd.

4 Vgl. Bloss, M. / Ernst, D.: Derivate – Handbuch für Finanzintermediäre und Investoren. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, 2008, S. 1ff.

5 Vgl. Grill / Perczynski: Wirtschaftslehre des Kreditwesens. 39. Aufl. Troisdorf: Bildungsverlag EINS, 2005, S. 295

6 Vgl. Bloss, M. et al., Derivate, a.a.O., S. 2f

7 Vgl. Grill et. al., Derivate, a.a.O., S. 294f

8 European Exchanges. Seit 1999 die weltweit führende Terminbörse (www.eurexchange.com)

9 Vgl. Bloss, M. et al., Derivate, a.a.O., S. 88

10 Vgl. Hull, J.: Optionen, Futures und andere Derivate. 6. Aufl. München: Pearson Studium, 2006, S. 893

11 vgl. Ebd., S.25f

12 Deutscher Aktienindex: Leitindex für den deutschen Aktienmarkt. Bildet den Aktienkurs der 30 größten und umsatzstärksten deutschen Unternehmen an der Frankfurter Wertpapierbörse ab.

13 Vgl. Bloss, M. et al., Derivate, a.a.O., S. 31

14 Hull, J.: Optionen, Futures und andere Derivate, a.a.O., S. 109

15 Die Rating Agentur S&P zum Beispiel vergibt maximal das Rating „AAA“. Um LIBOR akzeptieren zu dürfen benötigt es mindestens „AA“.

16 Vgl. Ebd.

17 Englisch: Bid = Gebot

18 Vgl. Ebd.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Derivate. Erläuterung von Funktion und Wirkungsweise grundlegender Finanzderivate
Hochschule
Hochschule Heilbronn; Künzelsau
Veranstaltung
Investmentmanagement
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
28
Katalognummer
V127848
ISBN (eBook)
9783640414024
ISBN (Buch)
9783640411856
Dateigröße
1636 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Derivate, Erläuterung, Funktion, Wirkungsweise, Finanzderivate
Arbeit zitieren
Manuel Fleck (Autor:in), 2008, Derivate. Erläuterung von Funktion und Wirkungsweise grundlegender Finanzderivate, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127848

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