Ciceros Caesarbild

Mit besonderer Berücksichtigung von „Pro Marcello“


Hausarbeit, 2008

15 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Verhältnis von Cicero und Caesar von 63 bis zu Caesars Alleinherrschaft
2.1 Die Catilinarische Verschwörung
2.2 Caesars Konsulat; Triumvirat
2.3 Verbannung und Rückkehr; Unterordnung unter die Triumvirn
2.4 Bürgerkrieg
2.5 Unter Caesars Diktatur

3. Kontext von „Pro Marcello“

4. Ciceros Caesarbild zum Zeitpunkt seiner Rede „Pro Marcello“
4.1 Brechen des Schweigens
4.2 Begnadigung als größte Tat Caesars
4.3 Kritik an Caesar: Cicero äußert seine Erwartungen

5. Ciceros Caesarbild nach der Rede bis nach Caesars Tod

6. Fazit

7. Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Cicero ist einer der bedeutendsten Zeitzeugen des Altertums – unzählige seiner Briefe, Gerichtsreden und philosophischen Werke sind uns erhalten geblieben. Dabei setzt er sich immer wieder mit einer weiteren bedeutenden Persönlichkeit seiner Zeit auseinander: Gaius Julius Caesar.

Was dachte nun Cicero, der Optimat, der den Staat und die Macht der Senatoren mit allen Mitteln erhalten wollte, von Caesar, dem erfolgreichen Feldherrn und späteren Diktator auf Lebenszeit? Inwiefern änderte sich seine Meinung zu Caesar, als dieser als Sieger aus dem Bürgerkrieg hervorging und eine Alleinherrschaft errichtete? Was löste es in ihm aus, als der Diktator zunächst ihn und später Marcus Marcellus begnadigte? Wie dachte er über Caesar, als dieser ermordet worden war und ihm nicht mehr gefährlich werden konnte? Um diese Fragen zu beantworten, werde ich zunächst das Verhältnis von Cicero und Caesar bis zum Jahr 46 darstellen und anschließend das stets schwankende Caesarbild Ciceros anhand der Rede „Pro Marcello“, d.h. zu einem bestimmten Zeitpunkt, analysieren. Anschließend werde ich noch einen kurzen Überblick über Ciceros Reaktionen auf die Ereignisse nach der Rede geben.

Versucht man, das Caesarbild Ciceros zu erfassen, stößt man schnell auf einige Schwierigkeiten. Zunächst sieht man sich einer gewaltigen Fülle an Quellen gegenüber gestellt, weswegen sich diese Arbeit auf die Marcelliana und die Atticus-Briefe beschränkt. Dabei stößt man schnell auf widersprüchliche Aussagen Ciceros. Dies liegt zunächst einmal daran, dass wir es mit verschiedenen Quellengattungen zu tun haben, die jeweils zu einem unterschiedlichen Zweck verfasst wurden. So sind Ciceros Reden, also auch die Marcelliana, „in echt advokatischer und rhetorischer Manier zugespitzte, effektvolle und extrem akzentuierte Stellungnahmen“[1], während seine Briefe an Atticus vertraulicher und persönlicher sind. Jedoch weist Frau Riemer darauf hin, dass bei Ciceros Briefen die Gefahr bestand, dass Caesar sie zu lesen bekam[2], was Cicero auch bewusst war:

„Du hast mich darauf hingewiesen, ich sehe es selbst, und die Verhältnisse lassen es ratsam erscheinen, dass wir fortan in unseren Briefen nicht mehr solche Dinge berühren, die uns gefährlich werden könnten, falls ein solcher Brief abgefangen wird.“[3]

Weiterhin muss man Ciceros Aussagen immer im politischen Kontext betrachten und hinterfragen, ob sie auf einen Zwang zur Rechtfertigung (zum Beispiel nach Ciceros Einsatz für die Triumvirn) zurückzuführen sind.[4]

Auch die Forschermeinung zum Verhältnis der beiden Männer ist keine einhellige. Die Palette der Aussagen reicht von einer Freundschaft der beiden (Lossmann) - wenn sie auch „keine Freunde in unserem Sinne“[5] waren - bis hin zu einer eindeutigen Gegnerschaft (Klass).[6]

2. Das Verhältnis von Cicero und Caesar von 63 bis zu Caesars Alleinherrschaft

Um Ciceros späteres Caesarbild zu verstehen, macht es Sinn, sich zunächst einen Überblick über den gesamten Verlauf der Beziehung von Cicero zu Caesar zu verschaffen, da Ciceros Ansichten im Jahr 46 auf seinen gesammelten Erfahrungen mit Caesar fußen.

2.1 Die Catilinarische Verschwörung

Das erste der Nachwelt bekannte politische Aufeinandertreffen fand im Zuge der Konsulwahlen für das Jahr 63 statt, als Cicero die Bestechungspläne von Crassus und Caesar aufdeckte, die durch Catilina und Antonius den Staat zu beherrschen versuchten.[7]

Im Zuge der Verurteilung der an der Catilinarischen Verschwörung Beteiligten standen sie sich sogar als politische Gegner gegenüber, die gegensätzliche Meinungen vertraten: Cicero plädierte für eine Hinrichtung der Catilianer, während Caesar für eine Haftstrafe eintrat. Klass führt an, dass Cicero überzeugt davon gewesen sei, dass Caesar und Crassus in die Verschwörung verwickelt waren, aber dies nicht hatte öffentlich äußern können, da er sonst zwei mächtige Gegner gehabt hätte, denen er nicht gewachsen gewesen wäre.[8] Allerdings steht die Aussage von Frau Riemer, dass es sich um eine rein politische Auseinandersetzung gehandelt habe, im Widerspruch dazu.[9] Wenn Cicero der Meinung gewesen wäre, dass sich Caesar an einer Verschwörung, deren Ziel unter anderem seine Ermordung war, beteiligt hätte, dann wäre es mit Sicherheit auch auf persönlicher Ebene zu einem Bruch gekommen.

2.2 Caesars Konsulat; Triumvirat

Cicero hatte mit Hilfe von Cato die Hinrichtung der Catilianer durchsetzen können und besaß vom Ende seines Konsulats bis ins Jahr 60 hinein sehr viel auctoritas, weswegen er eine bedeutende politische Stellung (basierend auf seiner moralischen Wirkung) innehatte.[10] Dies war auch Caesar bewusst und er versuchte Cicero für sich zu gewinnen, indem er ihn z.B. um Unterstützung für sein Ackergesetz bat[11] und ihm eine Legatenstelle anbot, welche Cicero vor der Bedrohung durch Clodius, seinen Erzfeind, gerettet hätte[12]. Cicero lehnte aber sowohl Caesars Politik als auch die Legatenstelle ab, da er Caesar laut Klass als Feind des Vaterlandes ansah.[13] Riemer sieht den Grund eher darin, dass er Caesar in den Staat eingliedern wollte, statt ihm beim Erreichen einer Sonderstellung zu helfen[14]. Er kämpfte nicht offen gegen ihn und die anderen Triumvirn, aber in einem Brief an Atticus im April 59 wird seine Ablehnung deutlich:

„jetzt aber, wo man es [das Steuer] mir aus der Hand gerissen hat – freiwillig habe ich es nicht fahren lassen – und mich zwingt auszusteigen, möchte ich ihrem [der Triumvirn] Schiffbruch vom Lande aus zusehen“.[15]

Er glaubte auch nicht, dass dies nur eine vorübergehende Phase sei:

„[…] aufs Ganze gesehen ist die Lage so verfahren, dass gar keine Aussicht besteht, der Privatmann, geschweige denn die Beamten bekämen jemals ihre Handlungsfreiheit wieder.“[16]

2.3 Verbannung und Rückkehr; Unterordnung unter die Triumvirn

Da es Caesar nicht gelungen war, Cicero auf seine Seite zu ziehen, er aber fürchtete, dass er versuchen würde, seine Gesetze während seiner Abwesenheit aus Rom zu stürzen, griff er zu anderen Mitteln. Durch Clodius setzte er Ciceros Verbannung durch. Dass nicht Clodius’ Privatrache, sondern Caesar der Urheber der Verbannung war, erfuhr Cicero erst zu einem späteren Zeitpunkt. Nachdem Caesar die Hinrichtung der Catilianer während Ciceros Konsulat in der Volksversammlung für ungesetzlich erklärt hatte, verließ Cicero Rom noch vor der Annahme des Gesetzes.[17]

[...]


[1] Karl Christ: Caesar. Annäherungen an einen Diktator, München 1994, S. 78. [Im Folgenden zitiert als „Christ: Caesar“.]

[2] Vgl. Ulrike Riemer: Das Caesarbild Ciceros, Hamburg 2001, S. 15. [Im Folgenden zitiert als: „Riemer: Caesarbild Ciceros“.]

[3] Cic. Att. 2,8.

[4] Vgl. Christ: Caesar, S. 78.

[5] Friedrich Lossmann: Cicero und Caesar im Jahre 54. Studien zur Theorie und Praxis der römischen Freundschaft, Wiesbaden 1962, S. 1.

[6] Vgl. Riemer: Caesarbild Ciceros, S.11.

[7] Vgl. Justinus Klass : Cicero und Caesar. Ein Beitrag zur Aufhellung ihrer gegenseitigen Beziehungen, Berlin 1939, S. 23. [Im Folgenden zitiert als: „Klass: Cicero und Caesar“.]

[8] Vgl. Ebd., S. 37-40.

[9] Vgl. Riemer: Caesarbild Ciceros, S. 41.

[10] Vgl. Klass: Cicero und Caesar“, S. 68.

[11] Vgl. Riemer: Caesarbild Ciceros, S. 42.

[12] Vgl. Gerhard Dobesch: Politische Bemerkungen zu Ciceros Rede Pro Marcello; in: Ekkehard Weber (Hrsg.): Römische Geschichte, Altertumskunde und Epigraphik. Festschrift für Artur Betz zur Vollendung seines 80. Lebensjahres, Wien 1985, S. 153-231, S. 156. [Im Folgenden zitiert als: „Dobesch: Pro Marcello“.]

[13] Vgl. KLASS: Cicero und Caesar, S. 69.

[14] Vgl. Riemer: Caesarbild Ciceros, S. 42.

[15] Cic. Att. 2,7.

[16] Cic. Att. 2,18.

[17] Vgl. Klass: Cicero und Caesar, S. 82-83.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Ciceros Caesarbild
Untertitel
Mit besonderer Berücksichtigung von „Pro Marcello“
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg  (Seminar für Alte Geschichte)
Veranstaltung
Caesar
Note
2,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
15
Katalognummer
V127747
ISBN (eBook)
9783640340798
ISBN (Buch)
9783640337729
Dateigröße
465 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ciceros, Caesarbild, Berücksichtigung, Marcello“
Arbeit zitieren
Sonja Kaupp (Autor:in), 2008, Ciceros Caesarbild, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127747

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