Die Sentimental Comedy am Beispiel von Richard Steeles 'The Conscious Lovers'


Hausarbeit, 2006

13 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Die sentimental comedy
2.1 Der Versuch einer Definition
2.2 Gattungsspezifische Merkmale

3. The Conscious Lovers
3.1 Sir Richard Steele (1672-1729)
3.2 Handlungsablauf und zentrale Themen in der sentimentalen Komödie The Conscious Lovers

4. Schlussbetrachtung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Hört ein Laie der Literatur den Begriff der sentimental comedy wird ihm dieser mit großer Sicherheit fremd und unbekannt sein. Beginnt manch einer eventuell darüber nachzudenken, was darunter zu verstehen ist, wird er vielleicht bemerken, dass er eigentlich einen Widerspruch in sich selbst trägt. Derjenige wird sich fragen, wie denn Komödien, die in der Regel lustig und unterhaltsam sein sollen, überhaupt gefühlvoll und rührselig (was das Wort sentimental beinhaltet) sein können? Der Begriff spricht für sich und man erkennt schnell, dass man es hier mit einer ganz und gar „unkomischen Komödienkonzeption“ (Nünning, Vera und Ansgar 1998: 96) zu tun hat, die viel mehr darauf abzielt „die Zuschauer durch […] beispielhafte Tugend […] zu belehren“ (Ebd.) als sie zu unterhalten und zum Lachen zu bewegen.

Ein Literaturkenner jedoch verbindet mit diesem Schlagwort sicherlich eine breite Fülle von Aspekten. Er wird diese spezielle Erscheinungsform der Komödie dem im 18. Jahrhundert zu findenden Dramentyp, dem drama of sensibility, unterordnen und auf dieser Basis den prägnanten kulturgeschichtlichen Hintergrund benennen können. Das 18. Jahrhundert brachte zwar keine Stücke mit hohem literarischen Rang zu Tage (vgl. Nünning, Vera und Ansgar 1998: 85), trotzdem sind diese Stücke sehr wertvoll und „aufschlussreich, als sie Einblick in die damalige ‚Mentalität’ geben“ (Ebd.).

Die benannte Zeit war besonders geprägt von einem sich rasch vollziehenden ökonomischen Wandel und dem damit einhergehenden Beginn der industriellen Revolution, welche nicht nur eine „Ausprägung kapitalistischer Strukturen“ (Nünning 2005: 82) mit sich brachte, sondern auch Veränderungen im sozialen Gefüge. Besonders die Mittelschicht profitierte von diesem enormen wirtschaftlichen Wachstum. So ergaben sich viele Verdienstmöglichkeiten und eine consumer culture mit neuen Chancen der Freizeitgestaltung (vgl. Ebd.) konnte sich herausbilden. Die Nachfrage an literarischen Ratgebern mit Regeln für die angemessenen Umgangsformen dieser neu entwickelten Bevölkerung wuchs. Man kannte kultivierte Umgangsformen als den ‚wahren’ Ausdruck empfindsamer Gefühle an (vgl. Ebd.: 83) und schätzte „Emotion, Sensitivität, Wohlwollen sowie Mitgefühl“ (Ebd.) als die „natürlichen Eigenschaften“ (Ebd.) des Menschen. In den Vordergrund rückte jetzt also die menschliche Gefühlswelt, was ein charakteristisches Merkmal dieser so genannten Kultur der Empfindsamkeit (culture of sensibility) darstellt.

Genau an diesem Verständnis setzt die sentimental comedy an, indem sie die Ideale dieser neuen culture of sensibilty in Form von Texten verarbeitet und unter dem Volk verbreitet. Demnach kann die Gattungsentwicklung der sentimentalen Komödie auch als Reaktion auf die besondern kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen des 18. Jahrhunderts verstanden werden.

Eng in Zusammenhang mit dieser neuen Gattungskonvention steht der Name des Sir Richard Steele (1672-1729), welcher unter Fachleuten als ihr Begründer betitelt wird. Zurückzuführen ist dies insbesondere auf das 1722 von ihm geschriebene Stück The Conscious Lovers, „das als Paradigma der sentimental comedy gilt.“ (Nünning, Vera und Ansgar 1998: 96) und anhand dessen zahlreiche stilistische und inhaltliche Merkmale des Dramentyps, dem drama of sensibility, exemplarisch verdeutlicht werden können.

Trotz dieser Kenntnis um den Namen Steeles und der kurzen Einführung in die Entstehung der sentimental comedy bleiben demjenigen, der mit dieser Erscheinungsform unvertraut ist, nach wie vor offene Fragen. Wodurch zeichnet sich diese sentimental comedy aus und wodurch grenzt sie sich von anderen Gattungen (insbesondere von der für die Restaurationsepoche typischen comedy of manners) der damaligen Zeit ab? Was also sind ihre spezifischen Merkmale?

In den folgenden Abschnitten meiner Arbeit möchte ich mich näher mit diesen Fragestellungen auseinander setzen, wobei ich zunächst theoretische Grundlagen bezüglich der verwendeten Stilmittel und inhaltlichen Besonderheiten legen werde, um anschließend dieses Wissen mit Hilfe des Primärtextes zu verdeutlichen und darzulegen.

2. Die sentimental comedy

2.1 Der Versuch einer Definition

Übersetzt man das Wort sentimental ins Deutsche, findet man folgende Ergebnisse: sentimental, empfindsam, gefühlsduselig, gefühlvoll und rührselig. Eine reine Übersetzung hilft aber keinesfalls, wenn man klären will, welche Dramen überhaupt dieser Gattungsausprägung zugeordnet werden können. Denn mit Sicherheit ist nicht jedes Stück, das rührselige und gefühlvolle Elemente beinhaltet, zwangsläufig auch eine sentimental comedy (vgl. Cox 1969: 2). Wie so oft ist es aber auch bei diesem Begriff nahezu unmöglich eine zufrieden stellende Definition zu finden. Um überhaupt erst einmal eine grobe Idee und Vorstellung über das Thema gewinnen zu können, ist sie dennoch unabdingbar. Auch hier verhält es sich nach bekannter Regel die besagt, dass, je nach Inhalt der Definition, die Abgrenzung der zugehörigen Publikationen unterschiedlich ausfällt. Folglich mag sie für den ein oder anderen einen weitaus breiteren Bereich umfassen, wo ein anderer möglicherweise die Grenze enger steckt. Ein von James E. Cox übernommener Versuch einer Definition, welche ursprünglich von Bernbaum in The Drama of Sensibility, New York, 1914 erschienen ist, lautet folgendermaßen:

Sentimental comedy is that species of comedy in which man is made to act as the author thinks he should act, to the end that virtue may be commended; as opposed to the orthodox notion of comedy in which man acts foolishly, even viciously (as in real life), to the end that folly and vice may be discredited through ridicule. (Cox 1969: 2f.)

Besonders deutlich wird bei dieser Begriffsbestimmung die Gegenüberstellung der sentimental comedy zur Restaurationskomödie (vgl. Ebd.), wobei der ersteren Tugend als Charakteristikum zugeordnet wird; der letzteren Torheit und Laster.

Diese minimale Aussage ist allerdings noch längst nicht ausreichend, um eine Zuordnung zu einer der beiden Gattungsausprägungen zu gewährleisten - vielmehr müssen neben strukturspezifischen Merkmalen auch inhaltlichen Merkmale und Besonderheiten in Betracht gezogen werden.

2.2 Gattungsspezifische Merkmale

Die Sentimentalisten hatten ein sehr positives Menschenbild. „Zu den grundlegenden Werten der Kultur der Empfindsamkeit zählen Mitgefühl, Mitmenschlichkeit, Empathie, Sympathie und Wohltätigkeit.“ (Nünning, Vera und Ansgar 1998: 106). Dagegen wimmelt es in der comedy of manners nur so an egoistischen, erfolgsorientierten, heuchlerischen und unehrlichen Figuren, die einzig auf ihr persönliches Wohl bedacht sind und daher darum bemüht, ihre Rivalen auszustechen. Im Vergleich dazu stehen die tugendhaften Figuren des drama of sensibilty, die durch ihr perfektes und vorbildliches Handeln den grundsätzlich erziehungsfähigen Menschen beeinflussen sollen.

Das Herausstellen des angemessenen Umgangs untereinander und des angemessenen eigenen Verhaltens machen die Bühne zu einem Ort der moralischen Belehrung:

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Sentimental Comedy am Beispiel von Richard Steeles 'The Conscious Lovers'
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
13
Katalognummer
V127421
ISBN (eBook)
9783640346752
ISBN (Buch)
9783640346523
Dateigröße
399 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sentimental, Comedy, Beispiel, Richard, Steeles, Conscious, Lovers
Arbeit zitieren
Anja Kopf (Autor:in), 2006, Die Sentimental Comedy am Beispiel von Richard Steeles 'The Conscious Lovers', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127421

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